Читать книгу Die besten 11 Western des Sommers 2021 - Pete Hackett - Страница 28

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Am anderen Tag, nachdem der fürchterliche Kater, mit dem er aufgewacht war, seine Krallen etwas aus seinem Kopf zurückgezogen hatte, ging er doch hinaus, um nach irgendwelchen Spuren zu suchen.

Er fand die schwachen Hufabdrücke von mehreren beschlagenen Pferden. Mindestens drei, wahrscheinlich vier.

Sie führten von der Hütte weg und waren mehrere Tage alt und deshalb kaum zu erkennen.

Er hatte keine Lust, ihnen zu folgen. Mochte sie der Teufel holen. In seinem Kopf schien ein Specht zu sitzen, der unbedingt herauswollte und es vor allem gar nicht mochte, dass er sich bückte.

Langsam kehrte er in die Hütte zurück, nahm einen Schluck Whisky und schüttelte sich wie ein nasser Hund.

Verdammt, er musste aufhören, dieses Zeug als Ersatz für Betsy Blue anzusehen. Er hatte früher schon allein gelebt. Und irgendwann würde er sich wieder eine mollige Squaw holen, die ihm sein Lager warmhielt.

Er bereitete sich etwas zu essen und verbrachte den Tag mit Selbstgesprächen und leichten Arbeiten vor dem Blockhaus. Er ging früh schlafen und wollte sich am nächsten Morgen in der Gegend umsehen. Die Hufspuren der Fremden waren wohl nicht mehr zu verfolgen, aber er war einige Zeit weg gewesen und wollte wissen, was um ihn herum vorging.

In der Nacht war es ihm einmal, als hätte er draußen irgendein Geräusch vernommen. Der Braune im Pferch nebenan schnaubte ein paarmal nervös. Shane lag eine Weile wach auf seinem Lager und lauschte. Die Nacht war still, und es ging kein Wind. Vielleicht war nur ein Kojote vorbeigekommen und hatte nach irgendetwas Essbarem gesucht.

Über seinen Gedanken, die sich bei irgendeinem fernen Wagentreck befanden, der irgendwo nach Westen zog, schlief er wieder ein.

Am Morgen erhob er sich noch bevor es richtig hell wurde. Wenn man etwas vorhatte, dann sollte man den Tag voll nutzen. Er öffnete die Tür und trat hinaus in den dämmernden Tag, um sein Pferd zu satteln. Dabei trat er auf irgendetwas, was metallisch hart über seinem Knöchel zusammenschlug und sein Bein zermalmte. Wahnsinnige Schmerzen pressten ihm einen lauten, heiseren Schrei aus der Kehle. Er knickte ein und fiel auf den Boden. Im ersten Moment war es ihm, als hätte er in den geöffneten Rachen eines Krokodils getreten. Er wälzte sich, zwischen die zusammengebissenen Zähne hindurchstöhnend, herum, und seine Hände tasteten an dem höllisch schmerzenden Bein herunter, wurden von dem flackernden Blick überholt. Unvorstellbare Qual trieb ihm die Augen aus den Höhlen, machte sie groß und wild.

Jenes Tellereisen, was ihm fehlte, war über seinem Fuß zusammengeschlagen und hatte ihn fast abgetrennt.

Hölle, wie war so etwas möglich?

Irgend so ein Hund musste das Ding in der Nacht da ausgelegt haben, und dieser Hund wollte ihn, Crazy Bear Shane. Diese Erkenntnis durchbrach den Schock in ihm mit kalter Deutlichkeit.

Er hob den Kopf, und sein wilder Blick sprang zu dem Hügel hin, über dem soeben vier Reiter aufgetaucht waren, die ihre Tiere mit heiseren Schreien auf ihn zu trieben.

Verdammt, und er hatte nicht einmal eine Waffe bei sich!

Er krümmte sich zu seinem verletzten Bein hinunter und versuchte, dieses verfluchte Eisen loszuwerden. Aber die gezackten Bügel saßen so tief in Fleisch und Knochen, und das flaue Gefühl, das in ihm hochstieg, wurde rasch größer. So gab er diesen Versuch gleich wieder auf und versuchte, zur Tür zu kriechen, indem er das kaputte Bein mitsamt dem Fangeisen hinter sich herzog.

Dicht neben der Tür lehnte sein Gewehr. Es konnte ihn zwar nicht retten, aber einen von diesen Halunken wollte er mitnehmen, so wahr er noch atmete.

Keuchend vor Schmerzen kroch er über den steinigen Boden. Sein geöffneter Mund sah aus wie ein großes, schwarzes Loch im Wirrwarr seines Bartgeflechtes. Das Poltern der Hufe kam rasend schnell näher, wurde lauter, als müsse eine ganze Bisonherde im nächsten Augenblick über ihn hinwegtrampeln. Jeremy Shane schwitzte. Er erreichte die Tür. Mein Gott, das Gewehr! Wo war das Gewehr! Seine Hände kratzten wie Klauen über das rissige Holz. Noch ein Stück! Jetzt hatte er es.

Er hörte ihre Stimmen, wie sie sich etwas zuriefen, ohne etwas zu verstehen. Jemand sprang in vollem Lauf vom Pferd. Knirschende, harte Schritte waren ganz in der Nähe, Schnauben, Klirren von Gebissstücken, Stampfen, Schreien ... und diese Schmerzen ... o Gott, diese wahnsinnigen Schmerzen!

Er riss das Gewehr hinter dem Türpfosten hervor und wälzte sich auf den Rücken. Sein Daumen suchte zitternd nach dem Hahn.

Ein Stiefel traf die Waffe und schleuderte sie zur Seite.

Verdammt, sie hatten ihn!

Ein kaum hörbarer Fluch sprang über Jeremy Shanes Lippen. Derselbe Stiefel trat gegen seine Brust und stieß ihn zurück. Hechelnd vor Schmerzen lag er da und starrte in die Mündungen ihrer Waffen.

»Wie fühlt man sich mit so ’nem Ding am Bein?«, schnarrte ein Kerl, den er noch nie zuvor gesehen hatte, und fletschte dabei die Zähne unter seinem Schnurrbart wie ein gereizter Wolf.

Jetzt kamen auch die anderen von ihren Pferden herunter. Einer von ihnen, mit einem langen, zipfeligen Mantel und einem zerbeulten Hut mit Eulenfeder, hatte das gleiche Hundegesicht wie der Kerl, der Crazy Bear diese verrückte Frage gestellt hatte. Die anderen beiden waren alte Bekannte: Ingram und Howie.

»Wo ist das Weibsstück?«, grollte der mit dem langen Mantel ungeduldig und stampfte an Shane vorbei, verschwand in der Hütte und kam gleich wieder heraus.

Er stieß den am Boden Liegenden mit dem Fuß an. »Spuck schon aus! Wo hast du sie gelassen?«

Der andere schlich um ihn herum wie ein Kojote um ein halbtotes Wild, und die Lippen gaben wieder seine Zähne frei.

»Was hältst du davon, Orel, wenn wir ihm sein anderes Bein auch noch in so ein Ding stecken? Dann kann er sein ganzes Leben lang auf Knien rutschen.«

»Er lebt nicht mehr so lange, dass wir darüber lachen können«, knurrte Orel zurück und hielt die Mündung seines Gewehres dicht vor Shanes Gesicht. »Aber ich ramme dir das Ding hier in die Zähne, wenn du sie nicht aufmachst. Du bist der Kerl, der mit Betsy Blue aus Fort Benton abgehauen ist, nachdem das Miststück unseren Bruder umgelegt hatte. Wo hast du sie versteckt?«

»Ich habe sie nirgends versteckt«, keuchte Shane und rechnete sich in Gedanken aus, ob es diesen Halunken gelingen könnte, diesen Wagenzug einzuholen. Wohl kaum.

»Wo ist sie dann?«

»Sie wollte nicht hierbleiben.«

»Mach keine Spielchen mit uns«, warnte Ingram Fallon böse und deutete mit dem Kopf auf Howie und Ingram, die sich etwas abseits hielten. »Als unsere Freunde sie hier besuchten, sah es verdammt nicht so aus, als ob sie wieder wegwollte.«

Diese Burschen würden ihn umbringen, und angesichts der Schmerzen in seinem Bein war es Crazy Bear Shane egal, wenn sie es gleich taten. Deshalb sagte er: »Dann geh noch mal rein und sie nach. Vielleicht schläft sie noch, und du hast sie nur nicht gesehen.«

»Wir lassen ihm einfach dieses schöne Eisen da am Bein, so lange, bis er’s Maul auf macht«, schlug Ingrams Bruder Cole vor. »Mal sehen, wie lange er das aushält.«

Crazy Bear Shane stützte sich auf einen seiner Ellenbogen.

»Sie hat’s hier nicht mehr ausgehalten, verdammt noch mal«, zischte er ungehalten. »Ich habe sie zu einem Wagentreck gebracht, der nach Oregon unterwegs war.«

»Einfach so«, grinste Cole Fallon böse. Dann trat er plötzlich mit dem Fuß gegen das Eisen an Jeremy Shanes Bein. »Du hältst uns wohl für blöd, wie?«

Shanes Aufschrei ging in ein wildes Knurren über, und seine Finger krümmten sich instinktiv zu Krallen. Die plötzlich auflodernden Schmerzen brachten ein unbeherrschtes Flackern in seine Augen. Ohne dieses verdammte Eisen an seinem Bein hätte er diesen Schurken angesprungen und ihm sein hämisches Gesicht auf den Rücken gedreht, ungeachtet der Waffen, die auf ihn gerichtet waren.

»Vorsicht«, meinte Orel spöttisch, »der Kerl ist glatt imstande und beißt dir die Kehle durch.«

»Wann soll das gewesen sein, mit diesem Wagenzug?«, wollte Howie wissen.

Shane ließ zitternd die Luft aus der Lunge entweichen. Sein Körper entspannte sich allmählich, soweit die furchtbaren Qualen es zuließen. Er hätte tatsächlich um sich beißen können wie ein tollwütiges Tier. Jetzt konnte er verstehen, wie einem Wolf in solch einer Falle zumute war.

»Hast du nicht gehört? Er hat dich was gefragt.« Cole Fallon stieß erneut gegen Shanes Bein. Dieser ballte die Fäuste und presste ächzend die Lippen zusammen. Dich bringe ich um, sobald ich dieses elende Ding da los bin, dachte er. Aber er flüsterte gepresst: »Vor vier oder fünf Tagen nördlich von Fort Hall.«

»Dann holt sie keiner mehr ein«, meinte Howie enttäuscht.

Orel Fallon setzte den Schaft seines Gewehres auf den Boden und betrachtete den Mann zu seinen Füßen ohne jegliches Mitleid.

»Nehmen wir mal an, es ist so. Dann halten wir uns eben an dich. Auge um Auge, Leben um Leben. Dieses Weib hat unseren Bruder getötet, und du bist schuld, dass wir sie nicht kriegen. Jetzt wirst du seinen Tod sühnen. Und Mitch war verdammt mehr wert als du. Für ihn musst du wenigstens dreimal sterben.«

Jeremy Shane sagte nichts. Er war einer Ohnmacht nahe und ließ sich zurücksinken. Diese Burschen würden ihn noch lange quälen, und es war gut, wenn er für eine Weile das Bewusstsein verlor.

»Bringen wir ihn rein«, schlug Cole Fallon vor. »Ich habe Hunger, als wäre ich soeben aus dem Winterschlaf erwacht.« Er packte den Verletzten unter der Achsel und sah seinen Bruder an. »Los, hilf mir!«

»Sollten wir ihm nicht dieses verflixte Ding da abnehmen?« Ingram wies auf Shanes blutdurchtränktes Hosenbein.

Orel hielt inne und schaute ihn gereizt an. »Es bleibt dran«, knurrte er.

»Hört mal zu, ihr beiden ...«

Orel Fallon unterbrach ihn mitten in der Rede und fauchte ihn aggressiv an: »Ihr wolltet doch auch dieses Weib haben, und der da hat euch genauso die Tour vermasselt.«

»Das ist wahr«, nickte Howie. »Wir haben, verdammt noch mal, keinen Grund, ihn zu mögen.«

»Das Bein ist sowieso hin«, warf Cole Fallon dazwischen. »Doch ich schätze, er braucht es ohnehin nicht mehr.«

Ingram veränderte seine Körperhaltung geringfügig, sodass der Lauf seines Gewehres, der in der linken Armbeuge ruhte, wie zufällig auf Orel Fallon wies.

»Du sollst mir zuhören, habe ich gesagt, und du auch, Cole!« Seine Stimme war voll kalter Ruhe. »Ich lege einen Mann um, wenn ich einen Grund dazu habe. Aber ich quäle ihn nicht zu Tode. Ich bin keine verdammte Rothaut. Also geben wir ihm ’ne Kugel und verschwinden von hier.«

Orel Fallon starrte Ingram einen Moment ah, und seinem Gesicht war allzu deutlich zu entnehmen, was er dabei dachte. Ohne die unmissverständliche Drohung seiner Waffe hätte sich Ingram solche Worte nicht erlauben können, und diese Vorsichtsmaßnahme bewies, wie richtig er den anderen einschätzte.

»Also gut«, gab Orel Fallon schließlich nach. Es klang wie ein langsames, lauerndes Zurückziehen. »Dann nimm es ihm meinetwegen ab.«

Ingram senkte die Mündung seiner Waffe, bis sie auf Jeremy Shanes Gesicht zeigte. »Eine Kugel macht weniger Mühe, denke ich.«

Aber Cole Fallon hielt ihm abwehrend die Hand entgegen. »Noch nicht! Er soll nicht so schnell sterben.« Er grinste verschlagen und zeigte dabei seine spitzen, lückenhaften Zähne. »Wir wollen ihn noch ’ne Weile unter Dampf halten, denn vielleicht hat er doch nicht die Wahrheit gesagt.«

»Zeitverschwendung«, knurrte Ingram mit einem Blick auf Crazy Bear Shane.

»Aber wir haben es doch gar nicht eilig«, meldete sich Howie, dem dieser gefährlich schwelende Streit nicht zu gefallen schien. »Wir haben so viel Zeit, wie wir wollen, Ingram.«

Ingram begegnete Orel Fallons feindseligem Blick, und ohne den eigenen abzuwenden, sagte er: »Also dann mach du’s, Howie. Ich traue dem da glatt zu, dass er mir eins über’n Schädel gibt.«

»Geschenkt«, sagte Orel verächtlich. »Wir wollen uns doch wegen dem da nicht in die Haare kriegen.«

Howie bückte sich und zog mit den Händen die beiden gezackten Bügel des Fangeisens so weit auseinander, bis Crazy Bear Shane seinen Fuß herausziehen konnte und sich tief atemholend zurücklegte. Aber die Schmerzen wurden dadurch kaum gelindert. Der Knochen war unter dem harten Schlag zersplittert.

Howie ließ die Falle wieder zurückschnappen, und sie fiel klirrend auf den Boden, wo sich niemand weiter um sie kümmerte. Sie schleiften den Verletzten hinein und warfen ihn unsanft auf sein Lager.

»Sieh nach, ob was zu essen da ist«, schnaufte Cole Fallon, seinem Bruder zugewandt. »Ich bringe inzwischen die Gäule unter.« In der Tür blieb er kurz stehen und schaute prüfend zum Himmel auf. »Wird Regen geben, so wie es aussieht. Besser, wir bleiben ein oder zwei Tage hier, denke ich.« Er schaute Ingram fragend an. »Oder reitest du gern im Regen herum?«

Ingram zuckte mit den Schultern. »Ist mir egal. Solange es hier was zwischen die Zähne und ’n Schluck zu trinken gibt, halte ich’s aus. Im Übrigen liegt kein Grund mehr vor, dass wir zusammenbleiben. Unsere gemeinsamen Interessen enden hier.«

»Immer noch beleidigt«, sagte Cole verdrossen und ging nach draußen.

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