Читать книгу Die besten 11 Western des Sommers 2021 - Pete Hackett - Страница 29
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ОглавлениеCrazy Bear Shane versuchte, die höllischen Schmerzen irgendwie auszuhalten, die ständig sein Bein heraufzogen und ihm bisweilen den Schweiß aus den Poren trieben. Es hatte aufgehört zu bluten, aber die ganze Wade war stark angeschwollen. Teufel, er lag hier und konnte nichts tun, während die anderen aßen und rauchten, von seinem Whisky tranken und sich nicht um ihn kümmerten. Verdammt, er konnte nicht an seine Pistole herankommen, und so konnte er diese Kerle nicht angreifen. Jede Bewegung bereitete ihm die Hölle. Er wusste, dass er keine Chance gegen sie hatte, auch mit der Waffe nicht. Er konnte nicht weg, konnte weder laufen noch reiten ... Reiten? Vielleicht. Zumindest ein Stück, bis die Schmerzen ihn umbrachten. Man müsste es probieren.
Aber wozu solche Gedanken? Er kam nicht einmal an seine Pistole heran, um wenigstens einem dieser Hunde das Licht auszublasen.
Er verspürte nagenden Hunger und Durst, aber es hatte keinen Sinn, etwas zu sagen. Wie er die Halunken einschätzte, würden sie sich nur über ihn lustig machen.
Einmal hatte er zwischendurch das Bewusstsein verloren, aber viel zu kurz.
Er richtete mit zusammengebissenen Zähnen seinen Oberkörper auf, um nach seinem Bein sehen zu können. Irgendetwas musste geschehen, man musste etwas tun ...
Er zog das Hirschleder seiner Beinbekleidung hoch. Es war an der Blutkruste angetrocknet und riss mit einem scharfen Schmerz ab. Neues Blut sickerte heraus. Das untere Stück seines Beines sah furchtbar aus, alles geschwollen und dunkel verfärbt. Man müsste die Wunden reinigen und das Bein schienen. Wenn der Brand hineinkam, war es um ihn geschehen.
»Mach dir keine unnütze Mühe«, sagte Orel Fallon in diesem Moment. »Du brauchst es doch nicht mehr, und das andere auch nicht. Oder hast du schon mal ’nen Toten herumlaufen sehen?«
Die anderen lachten, und Cole sagte gehässig: »Wenn wir hier abhauen, zünden wir deine Bude an. Dann bleibt von dir nicht mehr als ein Häufchen Asche übrig. Wen kümmert da noch, wie dein Bein ausgesehen hat.«
Jeremy Shane ließ sich wieder zurücksinken. Die Worte der beiden zeigten ihm erneut die Hoffnungslosigkeit seiner Lage. Es hatte wirklich keinen Sinn, sich über seine Verletzung Gedanken zu machen. Wenn nur diese verteufelten Schmerzen nicht wären. Mein Gott, dachte er, die bringen mich noch um den Verstand. Er stöhnte leise.
Ingram stand auf. »Willst du was essen?«, fragte er knapp.
»Er bekommt nichts!«, schnarrte Ingram Fallon, noch ehe Shane nicken konnte. Ingram sah auf ihn herunter.
»Willst du über mich bestimmen?«
Aufsässigkeit war in seiner Stimme.
»Nur über den da.« Orel Fallon machte eine schwache Kopfbewegung zu dem Mann auf seinem Lager.
»Schließlich war die Sache mit dem Fangeisen meine Idee.«
»Darauf kannst du auch stolz sein«, sagte Ingram verächtlich.
Orel Fallon fuhr hoch. Ein Messer blinkte in seiner Hand, das er blitzschnell unter seinem Mantel hervorgeholt hatte. »Ich lasse mich nicht dumm anquatschen, von niemand, verstehst du!«
Plötzlich stutzte er, und seine Augen wanderten zur Seite. Draußen war in einiger Entfernung das scharfe Schnauben eines Pferdes zu hören gewesen.
»Das war keins von unseren«, zischte Howie angespannt lauschend. Es war draußen fast dunkel geworden, und sie hatten die Öllampe angezündet. Ingrams und Orels Schatten fielen übergroß, schwarz und gespenstisch an die Wände.
»Licht aus!«, befahl Orel Fallon.
Cole, sein Bruder, brachte rasch das kleine Flämmchen zum Verlöschen. Dunkelheit füllte den engen Raum. Man hörte nur das Atmen der Männer, leises Knarren von Holz, wenn sich einer bewegte ...
Draußen war kein Geräusch mehr zu hören, so sehr die Männer auch ihre Sinne anspannten.
»Ich werde mal draußen nachsehen«, meldete sich Howie in die Stille hinein.
»Es ist dunkel«, wandte Ingram ein.
»Umso besser. Da kann ich leichter unentdeckt bleiben als ein Reiter.«
Howie öffnete die Tür ein Stück. »Es regnet, verdammt.«
»Sie vorsichtig«, mahnte Ingram, als Howie hinausschlüpfte, und zog hinter ihm die Tür zu. Der Wind hatte den Geruch von Regenwasser hereingeweht.
»Möchte wissen, wer uns da besuchen kommt«, murmelte Orel Fallon vor sich hin.
»Howie wird ihn schon ausfindig machen«, meinte Ingram. »Er versteht sich auf derlei Sachen und hat Augen wie eine Katze.«
Die Minuten tropften dahin, wurden zu einer Viertelstunde. Es war wie eine Erlösung, als von irgendwo der Schrei eines Maultieres herüberklang.
»Das war so ’n verdammtes Langohr«, flüsterte Ingram und wandte sich zu Crazy Bear Shane um. »He, du! Du hast mal so eins gehabt, wenn ich mich richtig erinnere. Wo ist es denn geblieben, he?«
»Vor ein paar Tagen weggelaufen.« Jeremy Shane wusste selbst nicht, weshalb er nicht die Wahrheit sagte. »Vielleicht kommt es zurück.«
Wer immer da auch kommen mochte, seine Situation konnte dadurch bestimmt nicht verschlimmert werden.
Wieder verstrich einige Zeit ungewissen Wartens. Dann schlug Howie plötzlich von außen mit dem Fuß an die Tür.
»Heh, macht auf!«
Irgendetwas bewegte sich draußen, Füße scharrten auf dem Boden. Jemand keuchte und versuchte, etwas zu rufen, was zu undefinierbaren Lauten verstümmelt wurde. Ingram stieß die Tür auf. Howie bugsierte etwas herein und rief triumphierend: »Macht Licht und seht euch an, was ich hier habe!«