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Während der ganzen Zeit von Jeremy Shanes Abwesenheit hatte Betsy Blue an nichts anderes denken können als an die Gefahr, die irgendwo da draußen lauern musste. Crazy Bear war seltsam verschlossen gewesen und hatte ihr bestimmt nicht alles gesagt, was er wusste. Er wollte sie sicher nicht unnötig beunruhigen, hatte aber mit diesem Verhalten eher das Gegenteil erreicht.

Sie war damit beschäftigt, eine Rohhaut weichzukneten, so wie Shane es ihr gezeigt hatte, indem sie das Hirn des erlegten Tieres hineinrieb und immer wieder mit einem Sandsäckchen klopfte.

Sie hätte diese übelriechende Arbeit lieber draußen im Freien verrichtet, aber Jeremy Shane hatte ihr aufgetragen, drinnen zu bleiben, und er hatte sicherlich gewusst, was er sagte.

Mit der draußen herrschenden Stille war ihre Unruhe mehr und mehr gewachsen, und als sie dann plötzlich jenen Schuss hörte, der ganz in der Nähe abgefeuert worden war, fuhr sie in jähem Schreck zusammen.

Das war unzweifelhaft Crazy Bears Waffe!

Sie ließ die Rohhaut fallen und stürzte keines klaren Gedankens fähig zur Tür, stieß sie auf und stürmte ins Freie. Sie wusste einfach selbst nicht, was sie befürchtet hatte. Aber der Anblick von Shane inmitten dieser wilden und furchterregenden Gestalten riss ihr einen lauten Schrei von den Lippen. Sie hatte das instinktive Verlangen, ihm zu helfen. Aber wie?

Ihr Fuß stockte. Shane rief ihr zu, sie solle wieder hineingehen. Da schlug ihn einer der Indianer vom Pferd. Shane stürzte! Blieb liegen! Und sie schrie erneut, als sie gleichzeitig den Krieger erkannte, der ihn niedergeschlagen hatte. Das war jener Bursche, der sie zur Frau haben wollte.

Ein noch furchtbareres Entsetzen als zuvor packte sie. Sie wirbelte herum. Die Blockhütte gab ihr die Illusion einer augenblicklichen Sicherheit. Und dort gab es eine Waffe. Weiter kamen ihre wirren Gedanken nicht.

Sie stockte erneut, als sie sich urplötzlich einer wilden Gestalt gegenübersah. Alles in ihr verkrampfte sich in blankem Entsetzen. Der Schreck weitete ihre Augen, und ihr Herz schien stillzustehen.

Die wilde Gestalt sprang sie an und riss sie mit einer unwiderstehlichen Gewalt zu Boden. Knurrend wie ein Tier war der Indianer über ihr. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie einen aus solcher Nähe sah. Er roch nach ranzigem Fett und dem Rauch unzähliger Feuer. Sie versuchte, mit Armen und Beinen um sich zu schlagen, aber der Indianer warf ihren Körper herum auf den Bauch und drückte sie mit den Knien nieder, griff in ihr langes, blondes Haar und zog ihren Kopf in den Nacken.

Er will mich skalpieren, dachte sie in panischer Angst. Sie hatte davon gehört, dass die Wilden so etwas taten. Mit aller ihr zu Gebote stehender Kraft versuchte sie freizukommen, aber das Gewicht in ihrem Rücken nagelte sie fest auf den Boden.

Allmählich setzte sich bei ihr die Erkenntnis durch, dass der Indianer sie nur festhalten wollte, und sie gab ihren Widerstand auf. Keuchend verharrte sie wie ein gefangenes Tier.

Inzwischen waren die anderen herangekommen, und Angry Wolf sprang von seinem scheckigen Pferd. Er rief dem Krieger, der Betsy festhielt, etwas zu, worauf dieser sie losließ.

Betsy stand auf. Dann unternahm sie plötzlich den Versuch, ins Haus zu laufen. Aber Angry Wolf war schneller. Er packte sie bei den Haaren und zog sie mit hartem Griff zu sich heran.

»Lass mich los, du verdammter Kerl!«, schrie Betsy ihn an. »Was fällt dir ein!«

»Du Angry Wolf gehorchen oder sterben«, knurrte er mit kehliger Stimme.

Ihr Instinkt signalisierte ihr, dass es besser für sie war, zu gehorchen. Sie wusste nicht, ob der Blackfoot seine Drohung wahrmachen würde, aber sie traute es ihm zu. Und erst einmal wollte sie sehen, was sie außer dem Tod noch zu erwarten hatte.

Sie schielte zu Crazy Bear Shane hin, der noch immer am Boden lag.

War er tot?

Dieser Gedanke fuhr ihr wie ein Lanzenstich durch den Körper und ließ sie für einen winzigen Augenblick ihr eigenes Schicksal vergessen. Kalte Wut bemächtigte sich ihrer. Er hatte sie retten wollen, obwohl sie nicht bei ihm geblieben wäre. Wenn er jetzt tot war, würde sie diesen Wilden mit seinem zottigen Wolfsfell dafür umbringen. Irgendwann würde sich für sie die Gelegenheit ergeben, ihm ein Messer in den Rücken zu stoßen ... irgendwann!

Angry Wolf schwang sich auf den Rücken seines Pintos und zog Betsy Blue zu sich herauf. In diesem Moment sah sie, wie Crazy Bear Shane sich bewegte, und eine unsägliche Erleichterung erfüllte sie.

Angry Wolf hielt neben dem weißen Jäger sein Pferd an und schaute zu dem Mann hinunter, der vergeblich versuchte, auf die Füße zu kommen. Blut lief ihm über das Ohr und den Hals herunter.

»Du lebst noch«, sagte der Blackfoot knapp, »gut. Angry Wolf schuldet dem weißen Mann ein Leben. Jetzt gibt er es ihm zurück. Angry Wolf ist froh, wieder frei zu sein. Aber wenn er dem weißen Mann nochmals begegnet, wird er ihn töten.«

Crazy Bear Shane versuchte, auf die Beine zu kommen. Aber einer der Krieger richtete seine Lanze auf ihn, sodass die Spitze fast seinen Bauch berührte. Da gab er sein Vorhaben auf.

»Angry Wolf hofft, dem weißen Krieger nicht wieder zu begegnen«, fuhr der Blackfoot fort und füllte dabei die Lücken der ihm fehlenden Worte mit Zeichen seiner Hände aus. »Er ist der erste Weiße, der freundlich zu einem Blackfoot war.«

»Leider war ich freundlich zu einem Dieb«, fauchte Shane wütend. Zu seinem Erstaunen wurde der Indianer auf dem scheckigen Pferd nicht einmal wütend. Er gab ihm nur ruhig zu verstehen, dass die weißen Männer Diebe seien. Sie kämen in das Land der Blackfoot und jagten das Wild, von dem diese lebten, nur wegen der Felle. Er habe nur einen Handel gemacht.

Diese Squaw gegen die vielen Felle, die er schon erbeutet habe.

»Ich werde sie mir zurückholen«, sagte Shane entschlossen.

»Dann wirst du sterben«, sagte Angry Wolf nur und trieb sein Pferd an.

»Hab keine Angst, Betsy Blue«, rief er ihnen nach. »Ich werde dich ganz bestimmt zurückholen.«

Er wird sich töten lassen, dieser verrückte Kerl, dachte Betsy Blue verzweifelt und schrie zurück: »Ich habe es nicht verdient. Ich habe es wirklich nicht verdient, denn ich wollte nicht bei dir bleiben, Crazy Bear!«

Tränen stiegen ihr in die Augen und verschleierten ihren Blick. Aber sie konnte ohnehin nichts mehr von ihm sehen. Angry Wolf trieb das Tier unaufhaltsam weiter.

Die besten 11 Western des Sommers 2021

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