Читать книгу Die besten 11 Western des Sommers 2021 - Pete Hackett - Страница 25

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Crazy Bear Shane kam fluchend auf die Knie. Das verdammte Schwindelgefühl zog seinen Kopf immer wieder nach unten. Er stemmte die Hände fest auf den Boden und wartete, bis es ein wenig nachließ.

Dieser lausige Hundesohn hatte ihm höllisch eins versetzt. Aber er sollte sich nur nicht einbilden, dass er Crazy Bear Shane damit eingeschüchtert hatte.

Sein Gewehr war noch da. Dieser Blackfoot hatte es einfach weggeworfen, als er es nicht mehr brauchte. Nicht einmal das Pferd hatten sie mitgenommen. Das zeigte ihm doch, wieviel Achtung dieser Bursche vor ihm hatte. Es war eine ganz eindeutige Friedensgeste. Aber zur Hölle damit. Er hätte ihm zehn Pferde stehlen können, und Crazy Bear Shane hätte es sich vielleicht zweimal überlegt, sie zurückzuholen. Aber er hatte Betsy Blue mitgenommen!

Sie würde nun doch noch in einem Indianertipi landen. Aber, verdammt noch mal, nicht für lange. Er würde sie zurückholen, sobald er wieder sicher auf seinen Hinterfüßen stehen konnte. Das schwor er sich, so wahr man ihn Crazy Bear, den verrückten Bären nannte.

Es dauerte zwei volle Tage, bis er die Auswirkungen des Schlages mit dem Gewehrschaft überwunden hatte und nur noch eine verkrustete Beule seitlich an seinem Kopf zurückgeblieben war.

Am Morgen des dritten Tages sattelte er den Braunen und ritt los. Gewehr und Pistole waren sorgfältig geladen. Den Revolver hatte er in seinem Versteck in der Hütte gelassen. Er wollte verhindern, dass die Waffe im Falle seiner Gefangennahme in die Hände der Indianer fiel. Er konnte ohnehin nicht gegen den ganzen Stamm kämpfen, und für Angry Wolf allein genügten die Waffen, die er bei sich hatte.

Die Spuren, die Angry Wolf und seine Krieger hinterließen, waren zu alt, um ihnen noch folgen zu können. So musste Crazy Bear sich bei der Suche nach ihrem Lager auf seinen Instinkt verlassen.

Es dauerte zwei weitere Tage, bis er ihr Dorf gefunden hatte. Es befand sich auf einer mageren Wiese zwischen einem Waldsaum und dem Fluss.

Zunächst dauerte es Stunden, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um die Gesuchten handelte. Betsy Blue bekam er dabei nicht zu Gesicht. Aber er entdeckte Angry Wolf unter ihnen, und das genügte ihm.

Seine Chancen, die Frau unbemerkt da herauszuholen, waren so aussichtslos, dass er keinen weiteren Gedanken daran verschwendete. Und wenn sie ihn hier in der Nähe ihres Lagers erwischten, machten sie ihm sehr wahrscheinlich den Garaus. Also blieb ihm nur eins: Einfach hinreiten, ehe sie ihn abfangen konnten, und ihr Gastrecht in Anspruch zu nehmen.

Dann würde er sehen, wie sich die Sache weiterentwickelte.

Also ritt er kurzerhand aus dem Wald heraus und geradewegs ohne besondere Eile auf die in kreisförmiger Anordnung erstellten Tipis zu.

Ein paar Hunde kamen ihm böse kläffend entgegen und umsprangen die Beine des nervös schnaubenden Pferdes. Ihnen folgte eine Schar neugieriger Kinder, die sich jedoch in respektvoller Entfernung hielt. Dann erst wurden Krieger auf ihn aufmerksam. Sie griffen zu ihren Waffen, verhielten sich aber abwartend, um herauszufinden, was der fremde Reiter wohl im Schilde führte. Einige Squaws warfen ihm verstohlen neugierige Blicke zu.

Crazy Bear Shane kümmerte sich weder um die einen, noch um die anderen. Er ritt, die Augen starr geradeaus gerichtet, ohne anzuhalten bis in die Mitte des Lagers und zügelte erst dort den Braunen vor einem Tipi, das sich in Größe und Bemalung von den anderen abhob. Unter einem weißen Büffelschädel, der auf einem halbhohen Pfahl steckte, pendelte der Schweif eines Pferdes im sachten Wind hin und her.

Inzwischen war auch Angry Wolf erschienen, und seine Blicke musterten ihn keinesfalls einladend. Aber er verhielt sich genauso abwartend wie die anderen, obwohl er wahrscheinlich der einzige war, der über den Grund seines Erscheinens Bescheid wusste. Von Betsy Blue war noch immer nichts zu sehen.

Jeremy Shane wartete noch immer vor dem großen Tipi. Irgendjemand hatte die Hunde verjagt. Der Häuptling ließ sich Zeit, wie es seiner Würde entsprach, ehe er erschien und den Fremdling mit einer Geste einlud, vom Pferd zu steigen. Seine Miene verriet dabei nicht das Geringste.

Shane saß ab und nahm das Beil, das er von zu Hause mitgenommen hatte. Der Häuptling ließ sich vor seinem Zelt nieder, und Shane setzte sich ihm gegenüber auf den Boden, legte das Beil vor dem Indianer hin und bedeutete ihm, dass er es als Geschenk mitgebracht habe.

Der Häuptling nahm es auf, prüfte mit dem Daumen die Schneide und klopfte mit dem Fingerknöchel gegen das stählerne Blatt. Dann nickte er zufrieden, und Jeremy Shane entspannte sich.

Er wusste, dass es die Sitte der Indianer ihm verbot, sogleich mit seinem Anliegen herauszurücken. Deshalb redete er über den letzten Winter und über den Zug der Büffel in diesem Jahr und machte einige abfällige Bemerkungen über die Flatheads, die ihm seine Felle hatten abjagen wollen.

Erst nachdem sie die zweite Pfeife gemeinsam geraucht hatten, ließ er durchblicken, dass ihm auch Blackfootkrieger feindlich begegnet seien, obwohl er ihr Freund wäre.

Der Häuptling zeigte sich dieser Bemerkung gegenüber recht verschlossen. In der Zeichensprache, mit deren Hilfe sie sich verständigten, deutete er an, dass die weißen Männer sich immer nur als Freunde der roten bezeichneten, wenn sie von ihnen etwas haben wollten, was sie sich nicht mit Gewalt nehmen konnten.

Jetzt hielt Crazy Bear Shane die Zeit für angebracht, auf den Zweck seines Hierseins zu kommen.

Der Indianer ihm gegenüber erwiderte eine ganze Weile nichts. Dann deutete er an, dass ein Krieger das Recht haben müsse, Beute zu machen. Die Bleichgesichter würden auch nehmen, was sie haben wollten, ohne zu fragen.

»Aber ein Krieger muss auch das Recht haben, um seinen Besitz zu kämpfen«, sagte Shane, weil er diesen Satz im Blackfootdialekt zusammenbrachte.

Das Gesicht des alten Indianers verriet ein gewisses Wohlwollen darüber. Dennoch erwiderte er: »Ich nehme an, du hast es bereits getan und verloren. So sei dem Großen Geist dankbar, dass du noch am Leben bist.«

»Es waren acht«, hielt Shane ihm entgegen, »und ich war allein. Ein kluger Mann weiß, wann es aussichtslos ist zu kämpfen.«

»Nun, ich sehe, dass du auch jetzt noch allein bist«, meinte der alte Fuchs listig.

Crazy Bear Shane, der sich wieder auf die Zeichensprache verlegte, gab seinem Gegenüber zu verstehen, dass er als Gast hier in seinem Lager sei und deshalb von den Kriegern dieses Dorfes nichts zu befürchten habe. Und wenn er sein Eigentum von Angry Wolf zurückverlangte, müsse dieser allein dafür kämpfen, wie es sich für einen Krieger gehöre.

Der alte Häuptling hielt den Kopf mit den beiden grauen Zöpfen und den drei Adlerfedern einen Moment schweigend gesenkt, so als ob er nachdenken müsse. Dann blickte er schließlich wieder zu dem weißen Mann auf.

»Angry Wolf ist ein großer Krieger, der in diesem Sommer in den sechsten Rang eingetreten ist. Er wird einem Kampf nicht ausweichen. Aber wenn der weiße Mann unterliegt, wird er sterben.«

Jeremy Shane nickte zustimmend und erhob sich.

»Ich bin bereit.«

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