Читать книгу Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane - Pete Hackett - Страница 60
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Die Nacht war kalt gewesen. Am Morgen wehen Nebelfetzen über dem Land. Als Jim die Stadt erreicht, sieht er die Köpfe von ein paar Männern, die auf Wolken zu schweben scheinen. Der Marshal steht vor seinem Haus. Jim hält vor ihm an. Er kommt sich wie ein Verräter vor, dass er hierher geritten ist. Aber er musste es tun. Schon wegen Sharleen, die immer noch glaubt, alles könnte irgendwie ein gutes Ende nehmen.
„Nun, Durbin, was wollen Sie noch? Der Richter ist wieder fort.“
Jim denkt flüchtig daran, dass der Marshal du und Sie zu ihm sagt, wie es gerade zu der Lage passt, in der er sich ihm gegenüber befindet.
„Clint war gestern bei Miss Stewart, Marshal. Das wollte ich Ihnen sagen. Er wollte mich zwingen, mit ihm in die Berge zu reiten.“
„Was du nicht sagst? - Und? Hast du ihn überwältigen können?“
Jim sieht, dass der Marshal die Augen fast ganz geschlossen hat und ihn scharf beobachtet. Vielleicht will er ihn dafür, dass er hierhergekommen ist, um einen Mann, den er hasst, warnen zu lassen, stolpern lassen.
„Nein“, sagt er. „Ich habe ihn nicht überwältigt. Ich habe ihm erklärt, dass wir nichts mehr miteinander zu tun haben. Er hat eine Bande. Er will McBee töten. Das hatte ich Ihnen sagen wollen.“ Jim zieht sein Pferd herum.
„Moment, Durbin! Immer schön langsam.“
„Ich hatte angenommen, Sie würden sich freuen, Marshal.“
„Das mache ich auch. Aber das allein bringt uns nicht weiter.“
„Ich kann Ihnen nicht helfen, das wissen Sie!“
„Ich will dir etwas ganz anderes sagen. Die Leute sind mit mir der gleichen Meinung in der Frage, dass Wichita einen Deputy Marshal gebrauchen könnte. Und sie meinten, dass ich dich dazu ernennen sollte.“
Jim weiß sofort, auf was das hinauslaufen soll. Wenn sie ihm den Stern angeheftet haben, muss er sich an dem grausamen Spiel auch gegen seinen Willen beteiligen.
„Sagen Sie den Leuten, dass ich keine Zeit und keine Lust dazu habe!“ Er schnalzt mit der Zunge und sprengt davon. Der Marshal ruft ihm einen Fluch nach.
„Kannst du ihn nicht dazu zwingen?“, fragte ein Mann über die Straße hinweg.
„Kannst du mir vielleicht sagen, wie das aussehen soll?“, bellt der Marshal.
George McBees grollendes Lachen schallt über den Hof hinweg.
„Ich hatte Ihnen das nur sagen wollen“, knurrt der Marshal. „Lächerlich finde ich es nicht. Und denken Sie daran, dass Sie es Durbin verdanken. Jim Durbin.“
McBees Gesicht wird langsam ernst.
„Sie konnten sich den Weg sparen“, meint er abwinkend. „Es stimmt, Clint Durbin hat sich an meine Rinder herangewagt. Einmal! Alles andere ist Geschwätz von ihm. Er ist froh, wenn er mich nicht sieht. Oder bilden Sie sich ein, ich hätte vor einem lausigen Banditen Angst?“
„Nein, das bilde ich mir nicht ein. Ich habe nur gedacht, es würde Sie interessieren. Entschuldigen Sie, wenn ich gestört habe.“ Der Marshal will sein Pferd schon wenden, als der Rancher nach den Zügeln greift.
„Sagen Sie, Raine, Sie haben von Jim Durbin wie von einem Ihrer Freunde gesprochen. Dabei glaubte ich Ihnen gut erklärt zu haben, was für eine Sorte er ist.“
„Erklärt haben Sie es gut, McBee. Ich will Ihnen die Wahrheit sagen: Ich bin Marshal von Wichita. Ihre Ranch und die Stadt sind zwei Dinge geworden, die zusammengehören. Die Leute leben zu einem beachtlichen Teil von Ihren Aufträgen. Gegen Jim Durbin habe ich nichts. Aber ich will von ihm wissen, wo ich seinen Bruder greifen kann. Dabei darf ich nicht daran denken, wie Clint zu einem Banditen geworden ist.“ Der Mund des Ranchers schiebt sich in die Breite. Er lässt die Zügel los. Der Marshal treibt sein Pferd an und jagt von der Ranch.
„Verdammter Kerl!“, knurrt der Rancher ihm nach. Dann winkt er einen seiner Leute heran. „Mein Pferd und drei Männer. Wir wollen mal sehen, ob Durbin sich wirklich zeigt, wenn wir in die Nähe der Berge reiten.“
Der Cowboy geht. McBee verschwindet im Haus und kommt mit seinem Patronengurt und dem Gewehr zurück.
Joe Noel schüttelt den Kopf, als Abe Johnson gesagt hat, dass die vier Reiter jetzt noch fünfhundert Meter entfernt sind.
„Kauert euch, sonst sehen sie noch einen!“, meint Clint Durbin.
Die ducken sich hinter den Grat, der ihnen Schutz bietet. Unten in der Ebene kommen die vier Reiter langsam näher.
„Ich habe McBee immer für einen gebildeten Mann gehalten“, meint Noel. „Wirklich, ich hätte nie geglaubt, dass er sich so weit nähern würde.“
„Jim hat es gesagt“, sagt Clint. „Das hat ihn wild gemacht. Joe, du kehrst jetzt um! Sage den anderen, dass wir in einer Stunde ins Tal reiten. Diese Nacht holen wir die Rinder.“
„Gut, Clint.“
Durbin schiebt die siebenschüssige Spencer über den Grat.
„Jetzt sind es noch vierhundert“, meint Abe Johnson.
Da halten die Reiter an.
„Die Spencer trägt siebenhundert Meter. Jetzt ist er fällig.“ Clint schiebt das Gewehr noch ein Stück weiter vor, presst den Lauf fest auf den Stein und zielt sorgfältig.
„Ausatmen“, meint Abe. „Tief Luft holen und dann ausatmen.“
Clints Brust wölbt sich und sinkt zusammen. Und dann rollt das Krachen des Schusses in die Prärie hinaus. Es klingt, als würde sich ein Schrei damit mischen. Sie sehen den Rancher aus dem Sattel schlagen. Clint schießt wieder. Aber die drei anderen Reiter sind abgestiegen und laufen hin und her, so dass sie kein ruhiges Ziel mehr bieten. Das Pferd des Ranchers ist ein Stück weggelaufen und wird von dem einen der Männer wieder eingefangen. Nach einer Weile wird der Rancher über seinen Sattel gelegt.
„Das gibt sicher eine schöne Beerdigung“, meint Clint.
„Wie fühlst du dich jetzt?“, fragt Abe.
„Wie meinst du das?“
„Nun, es ist immerhin etwas völlig Neues, nicht wahr?“
„Ich habe es immer machen wollen, Abe. Und ich weiß, dass es an unserer Lage nichts ändert. An meiner nicht und an deiner auch nicht.“
Als die Reiter im Tal ein Stück zurückgeritten sind, schwenken sie nach Westen ab.
Clint steht auf.
„Was soll das?“, brummt er.
„Sie wollen offenbar nach Wichita. Dort gibt es einen Doc. Anders kann ich das nicht verstehen, Clint.“
„Ja“, sagt Durbin gedehnt. „Verdammt, dann ...“
„Dann lebt er noch. Vielleicht solltest du dich jetzt besser fühlen. Aber es macht wohl wirklich keinen Unterschied mehr.“
Clint presst die Lippen zusammen.
„Ich muss sein Herz verfehlt haben“, sagt er nach einer Weile. „Oder er hat es nicht dort, wo es ein Mann haben sollte. Das soll es geben. Das ändert nichts daran, dass wir die Herde heute Nacht holen.“
Als die Reiter eine Meile entfernt sind, wendet einer sein Pferd nach Süden.
„Der sagt auf der Ranch Bescheid“, meint Abe. „Vielleicht reiten dann alle in die Stadt, und wir haben leichtes Spiel.“
„Ja. Wir werden nur auf ein paar Wächter stoßen. Gehen wir den anderen entgegen.“