Читать книгу Western Exklusiv Spezial Großband 1/2021 - Pete Hackett - Страница 59

Оглавление

4



Im Saloon hatte Chad Focker, der Heißsporn, Ärger mit einem Gast, kaum dass sie eingetreten waren. Sie hatten den Tresen angesteuert, Pockerman hatte vom Barkeeper Whisky für sich und seine Freunde verlangt und Focker hatte zu dem Cowboy, der am Tresen lehnte, gesagt: "Verzieh dich, Mann!"

"Hast du etwa nicht genug Platz?", gab der Cowboy ärgerlich zurück.

Focker, der immer auf Streit aus war, starrte ihm so durchdringend in die Augen, als wollte er ihn hypnotisieren. "Hey, wenn ich was sage, hast du zu gehorchen, sonst bist du ein toter Mann, kapiert?"

Der Cowboy ließ sich nicht einschüchtern. "Ein Großmaul wie du hat uns in Statton gerade noch gefehlt", sagte er verdrossen.

Focker begann zu tänzeln. "Du willst es wissen, eh?" Er bewegte seine Finger, um sie geschmeidig zu machen. "Du willst es wirklich wissen." Er rückte seinen Revolvergürtel zurecht. "Okay, ich bin bereit." Er wandte sich dem Cowboy zu, brannte darauf, blitzschnell zu ziehen und wieder einmal zu zeigen, wie unheimlich schnell er war.

Doch der Cowboy hatte keine Lust, sich provozieren zu lassen. Er zuckte mit den Achseln und brummte: "Du bist doch bloß so stark, weil du nicht allein bist."

"Meine Freunde werden sich raushalten", versprach Focker. "Das ist nur eine Sache zwischen dir und mir. Also los, Großmaul, zieh!" Er wartete gespannt, den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt.

"Das werde ich nicht tun", knurrte der Cowboy.

"Wozu hast du eine Waffe, wenn du sie nicht benutzt?"

"Ich werde mich nicht mit dir schießen, Fremder."

"Ich bin Chad Focker."

"Ist mir scheißegal, wie du heißt."

"Du hast Angst, eh?" Focker lachte meckernd. "Du hast Angst, pinkelst dir in die Hosen."

Die Luft knisterte gefährlich. Die geringste Bewegung des Cowboys hätte genügt, um Focker zur Waffe greifen zu lassen, doch diesen Gefallen tat der Mann ihm nicht.

"Feigling!", zischte Focker mit vibrierenden Nerven.

Der Cowboy reagierte nicht.

"Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich sagte Feigling!"

Der Cowboy rührte sich nicht.

"Feiges Schwein!", wurde Focker beleidigender.

"Chad", dehnte Pockerman.

"Halt dich da raus, Ken!", gab Focker nervös zurück, ohne den Blick von seinem Gegenüber zu nehmen.

"Lass den Mann in Ruhe!", sagte Pockerman hart.

"Er hat mich herausgefordert."

"Er hat dir nichts getan."

"Er hat nicht gehorcht."

Pockerman trat zwischen Focker und den Cowboy. Er sah seinen Freund scharf an und knurrte: "Du lässt deine Kanone stecken, sonst kriegst du's mit mir zu tun, klar?"

Es zuckte gefährlich in Fockers Gesicht. Irgendwann würde er sich auch mit Pockerman messen, das war sicher. Aber nicht heute. Es würde ein günstigerer Zeitpunkt dafür kommen.

Langsam entspannte sich Focker. Pockerman wandte sich an den Cowboy und sagte: "Besser, Sie gehen jetzt, Mister, sonst lässt sich mein hitzköpfiger Freund noch zu etwas hinreißen, das ich nicht verhindern kann."

Jetzt, wo der Mann nicht mehr Gefahr lief, sein Gesicht zu verlieren, gab er nach und verließ den Saloon. Er schlich hinaus, die Türen pendelten noch kurz nach, dann standen sie still, und das gespannte Schweigen, das vorhin an den Tischen ausgebrochen war, wurde vom gewohnten SaloonLärm abgelöst.

Während Pockerman und seine Männer ihren Whisky tranken, erfuhr Bud Sanderson, der reiche SaloonBesitzer, dass die Bande eingetroffen war.

Nach Francine Moons Tod hatte Sanderson sich die Candy Ranch unter den Nagel reißen wollen. Es hatte nicht geklappt. In Francines Testament hatte zwar gestanden, dass im Falle ihres Ablebens Angus Walker ihr gewinnbringendes Freudenhaus erben solle, doch für Sanderson war deswegen noch nicht aller Tage Abend. Er war felsenfest davon überzeugt, dass ihm irgendwann einmal die Candy Ranch gehören würde.

Um dieses Ziel zu erreichen, ließ er nichts unversucht. Und aus diesem Grund hatte er auch Ken Pockerman und seine üblen Freunde nach Statton geholt.

Ihm gehörte nicht nur der Saloon, er machte nebenher auch eine Menge undurchsichtiger Geschäfte mit Banditen und anderem Pack, hatte seine Finger sowohl im Mädchen als auch im Waffenhandel an die Indianer und sahnte überall dort ab, wo satte Gewinne erzielt wurden.

Da der gerissene Geschäftsmann sich so gut wie immer hinter zwielichtigen Handlangern versteckte, waren ihm bislang keine Unregelmäßigkeiten nachzuweisen.

Der schwarzhaarige, schnauzbärtige, stets grimmige Sanderson war gefährlich jähzornig und hatte vor Frauen nicht den geringsten Respekt.

Er behandelte sie schlecht und von oben herab und liebte es, sie zu demütigen. Die breite Messernarbe, die sein Gesicht verunzierte, bewies, dass er zwar sehr oft, jedoch keinesfalls immer nur auf der Seite der Gewinner stand.

Mit einem eingefrorenen Lächeln auf den Lippen hieß er Ken Pockerman in Statton und in seinem Saloon willkommen. Im Grunde seines Herzens verachtete er Menschen wie Pockerman. Und er fand auch nicht, dass er mit diesen gefährlichen Halunken auf derselben Stufe stand.

Er hielt sich für etwas Besseres, und Typen wie Pockerman waren für ihn nur ein notwendiges Übel, ein Mittel zum Zweck, ein Instrument, dessen er sich bediente, um zu erreichen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte.

Er begrüßte nur Ken Pockerman. Dessen Freunde beachtete er nicht. Die waren für ihn bloß Abschaum. Gönnerhaft zeigte er auf die Whiskyflasche, die auf dem Tresen stand, und sagte: "Die geht selbstverständlich aufs Haus."

Grinsend füllten Higgins, Russell, Madsen und Focker sogleich wieder ihre Gläser, während Bud Sanderson ihren Boss zu einem VierAugenGespräch in sein Büro bat.

Pockerman wandte sich an seine Kumpane: "Ihr benehmt euch anständig, während ich weg bin, kapiert?"

"Worauf du einen lassen kannst", gab Madsen feixend zurück und kratzte sich mal wieder im Schritt.

Higgins griente. "Hör mal, hast du Sackratten?"

"Eh?"

"Ob du Filzläuse hast", wurde Higgins deutlicher.

"Was geht dich das an?", knurrte Bruce Madsen.

"Sehr viel", gab Hal Higgins zurück. "Weil ich in diesem Fall nämlich im Puff nicht nach dir drankommen möchte."

Pockerman folgte Sanderson in dessen Büro. Hier drinnen sah man, dass Bud Sanderson nicht arm war. Die Einrichtung war teuer und gediegen.

Der SaloonBesitzer forderte Pockerman auf, sich zu setzen. Sie rauchten jeder eine Zigarre und der Whisky, den sie tranken, war um Klassen besser als jener, der draußen ausgeschenkt wurde.

"Freut mich, dass Sie meiner Einladung, nach Statton zu kommen, gefolgt sind, Ken", sagte Sanderson mit einer Freundlichkeit, die ihm nicht vom Herzen kam.

"Ein so großzügiges Angebot wie das Ihre kann man einfach nicht ablehnen", gab Pockerman grinsend zurück.

Sanderson strich sich mit dem Finger über den Schnauzbart. "Ich habe ein Problem, und ich hoffe, Sie können es für mich lösen."

"Wir werden uns die größte Mühe geben", versprach Pockerman.

"Ich werde Sie und Ihre Freunde im Erfolgsfall fürstlich belohnen." Sanderson griff in sein Jackett. "Fürs erste nehmen Sie das." Er legte ein Bündel Banknoten auf den Tisch. "Betrachten Sie es als Vorauszahlung und als Zeichen meiner großen Wertschätzung." Er lächelte knapp. "Sie haben einen guten Ruf."

Ken Pockerman verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. "Ich habe hart daran gearbeitet."

"Ich bin zuversichtlich, dass Sie hervorragende Arbeit leisten werden."

Pockerman griff sich das Geld und steckte es ein. "Ihr Problem heißt Angus Walker, richtig?"

Hass loderte in Sandersons Augen. "Ich kann ihn nicht ausstehen. Der Mann ist mir ein Dorn im Auge."

"Nicht mehr lange."

"Das hoffe ich. Die Bürger von Statton meinen, im Himmel zu leben, seit sie Walker zum Town Marshal gewählt haben. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie und Ihre Männer diesen Himmel nach und nach in eine Hölle verwandeln – und dass Angus Walker zum Schluss der Teufel holt."

Ken Pockerman nickte todernst. "Können Sie haben. Nichts leichter als das."

"Machen Sie nicht den Fehler, Walker zu unterschätzen", warnte Sanderson. "Der Mann ist verdammt gefährlich."

Pockerman lachte unbekümmert. "Das sind wir auch. Wir haben schon vielen Totengräbern eine Menge Arbeit verschafft."

Sanderson erhob sich. Die Besprechung war für ihn zu Ende. "Nur noch eines, Ken", sagte er.

Pockerman stand ebenfalls auf. "Und das wäre?"

"Dieses Gespräch hat nie stattgefunden. Wir kennen einander nicht. Ich habe Sie niemals nach Statton geholt. Und Sie haben von mir keinerlei Unterstützung zu erwarten. Was immer Sie tun – Sie sind auf sich allein gestellt. Ich habe damit nichts zu schaffen."

Pockerman griente. "Sie waschen Ihre Hände in Unschuld."

Sanderson nickte mit finsterer Miene. "So ist es."

Pockerman nickte ebenfalls. "Geht klar."


Western Exklusiv Spezial Großband 1/2021

Подняться наверх