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Es stellte sich heraus, dass der Anführer dieser Gruppe von Indianern ein zwar Akzent beladenes, aber gut verständliches Englisch sprach.

Er trug ein schlichtes rotes Stirnband, ohne irgendeine Art von Federschmuck. In der Mitte seines Gesichts blitzten zwei intelligente Augen.

Kein Zweifel, dieser Mann war noch sehr jung. Nicht älter als zwanzig Jahre, so schätzte Hayes.

"Was tut ihr in unserem Land?", fragte er.

Hayes antwortete nicht, sondern stellte seinerseits eine Gegenfrage.

"Gehört ihr zu den Kriegern von Häuptling Ka-Wa-Teh?"

"Ka-Wa-Teh ist vor einem Winter und einem Sommer in die ewigen Jagdgründe gegangen. Ich bin sein Sohn Tawa-nah."

"Dann bist du jetzt Häuptling eures Stammes?"

"Ja. Und wir dulden keine Weißen in unserem Gebiet. Sie bringen nur Unfrieden und Feuerwasser."

"Mein Name ist Hayes. Ich war ein Freund deines Vaters!"

Der junge Indianer blieb allerdings misstrauisch.

Er schien Hayes keinen rechten Glauben zu schenken und Bitterkeit sprach aus der Stimme des jungen Häuptlings, als er schließlich antwortete.

"Viele Weiße sprechen von Freundschaft. Aber in Wahrheit denken sie nur an ihren Vorteil oder wollen nach Gold suchen. Und am Ende versuchen sie dann, den roten Mann zu vertreiben!"

"Vor vielen Jahren habe ich deinem Vater das Leben gerettet, als weiße Siedler ihn des Pferdediebstahls beschuldigten und aufhängen wollten!"

Tawa-nah schien das nicht sehr zu beeindrucken.

"Mein Vater ist tot. Niemand kann ihn mehr fragen, weißer Mann..."

Hayes griff in seine Hosentasche und holte ein kleines Amulett heraus. Er warf es Tawa-nah hin und dieser fing es geschickt auf.

"Das hat mir Ka-Wa-Teh damals zum Zeichen seiner Freundschaft geschenkt... Vielleicht sagt dir das etwas!"

Und tatsächlich.

Tawa-nahs Körperhaltung entspannte sich.

Dann erklärte mit fast feierlichem Ton: "Du musst die Wahrheit sprechen, weißer Mann! Dieses Amulett gehörte tatsächlich meinem Vater! Es hatte eine große Bedeutung für ihn und wenn du es ihm im Kampf abgenommen hättest, so hätte er nicht eher geruht, bis es wieder in seinem Besitz gewesen wäre!"

Hayes konnte aufatmen.

"Ich sehe, dass Ta-Wa-Tehs Sohn dieselbe Klugheit besitzt, wie sein Vater!"

Tawa-nahs Brust schien vor Stolz etwas anzuschwellen, sein ganzer Oberkörper straffte sich.

"Wenn du willst, dann sei unser Gast, Hayes! Du und die Frau, die an deiner Seite reitet! Ich weiß, dass dieses Amulett ein Versprechen bedeutet! Ein Versprechen, dass mein Vater Ka-Wa-Teh gegeben hat und das ich, sein Sohn Tawa-nah, halten werde!"

Hayes nickte zufrieden.

"Ich danke dir, Tawa-nah!"

Der junge Häuptling wandte den Kopf und gab seinen Kriegern ein Zeichen. Die Schar der Reiter setzte sich augenblicklich in Bewegung und auch oben in den Felsen bewegte sich etwas...

Hayes und Rebecca reihten ihre Pferde in den Zug ein.

"Ich war mir erst nicht sicher", begann Hayes dann an seine Gefährtin gewandt. "Wenn es sich um eine versprengte Gruppe von Apachen oder Comanchen gehandelt hätte, dann sähe es jetzt schlimm für uns aus! Aber dies sind friedliche Pueblo-Indianer, die hauptsächlich vom Ackerbau leben..."

Rebecca hob die Augenbrauen und strich sich eine Strähne ihrer wunderschönen blonden Haare aus dem Gesicht.

"Ackerbau? In diesem unfruchtbaren Land?"

Hayes nickte.

"Ich verstehe, was du meinst. Aber man hat diesen Menschen keine andere Wahl gelassen. Sie wurden immer wieder vertrieben und jetzt sind sie hier, in einem Gebiet, auf das im Augenblick noch niemand Wert legt. Es ist hart für sie, aber sie schaffen es!"

"Du hast gewusst, dass du hier auf Tawa-nah und seine Leute treffen würdest, nicht wahr, Hayes?"

Hayes grinste.

"Ich habe nicht gewusst, sondern nur gehofft! Tawa-nahs Pueblo ist einer der wenigen Orte, an deren du im Umkreis von fünfhundert Meilen einigermaßen sicher vor Jake McCann und seinen Leuten bist!"

"Du Schuft!", rief Rebecca O’Connor dann plötzlich in gespieltem Zorn. "Du hättest mir sagen können, wohin die Reise wirklich geht!"

Hayes lachte.

"Wärst du denn mitgekommen, wenn ich dir in Columbus den Vorschlag gemacht hätte, in ein Indianer-Pueblo umzuziehen?"

Sie musste nun ebenfalls lachen.

"Vermutlich nicht..."

"Na also!"


Im Schatten der Colthelden: Western Roman Sammelband 10 Romane

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