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Zum Frühstück: Nazi-Oberst
ОглавлениеEines Morgens, es war noch sehr zeitig, und wir waren alle früher aufgestanden, weil der Wegmacher-Karl wieder einmal frühzeitig zur Arbeit gegangen war und ich ja wenig später meinen Zweieinhalb-Kilometer-Schulweg anzutreten hatte.
Als ich zum Fenster raussah, bemerkte ich, dass ein offener Güterzug auf dem gegenüberliegenden Bahnhof angehalten hatte. Auf den offenen Güterwaggons Menschen in grün-braun-gelber Uniform. Bevor ich Mama darauf aufmerksam machen konnte, knallte auf einmal die Küchentüre auf – herein kam ein Trupp deutscher Soldaten, offenbar lauter Offiziere, denn am Uniformkragen hatten sie große silberne Zeichen.
Ein kleiner stämmiger Mann mit einer Schiffchenmütze, offenbar der Anführer der Offiziere, stürmte herein, legte eine Pistole auf den Tisch und sagte nur kurz: »Kaffee …«
Omi in ihrer Ecke auf dem Sofa beim Tisch begann zu zittern, Mama konnte kaum reden: »Herr Offizier …, Herr Offizier«, sagte sie mit flatternder Stimme, wir haben keinen richtigen Kaffee, wir haben auch keinen Kakao, ich kann Ihnen nur einen Malzkaffee anbieten, der steht auf dem Herd.«
Der Mann mit dem Schifferkäppchen winkte nur mit der Pistole ein Ja und bekam einen Malzkaffee ohne Milch und Zucker. Gebannt beobachteten alle, wie der kleine Offizier seinen Kaffee trank.
Die anderen Offiziere hatten es sich inzwischen auf den Küchensesseln bequem gemacht, erhielten auch einen Malzkaffee, konnten ihn aber nicht austrinken, weil die Schiffchenkappe ruckartig umdrehte und aus der Küche stürmte, alle anderen hinter ihm her, zu dem Menschentransport auf dem kleinen Verschubbahnhof vis à vis.
Mama erklärte mir dann die Rangabzeichen und dass der kleine feiste Offizier offenbar einer Spezialeinheit der SS angehörte. Nur ein Wort hatte er während seines improvisierten Frühstücks gesagt: »Kaffee!« Sonst nichts. Aber die Ausstrahlung, die von ihm ausgegangen war, war unheimlich gewesen.
Furchtbar, was wir dann vom Bahnhofsvorstand hörten: Die kleine SS-Staffel war mit dem Zug voll ungarischer Soldaten, Kiegsgefangenen, in den Gobernaußer Wald gefahren und hatte alle gefangenen Soldaten erschossen – knapp 200 wurden hingerichtet, ermordet!
Man kann sich vorstellen, was die mit uns gemacht hätten, hätten sie das von Karl ausgeweidete halbe Schwein in der Scheune entdeckt!
Oder wenn Muttis Malzkaffee dem kleinen dicklichen SS-ler nicht geschmeckt hätte …