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Eine sehr denkwürdige Fahrt

11. September 2001

Gerade fahre ich auf der Autobahn Richtung Île d’Oléron, als ich das Radio etwas lauter stelle - plötzlich zieht es meine ganze Aufmerksamkeit auf sich - ein Flugzeug hat das World Trade Center gestreift. Heißt es. Wie, was, wie geht denn das? Unmöglich, denke ich. Das kommt schon sehr komisch daher. Es ist schon viel passiert, aber das kommt mir doch etwas komisch vor. Nochmal, ein Flugzeug streift das World Trade Center. Ich begreife es nicht. Wie ist das möglich? Das gibt’s doch nur im Film, das ist doch nicht die Realität. Eine gute Idee für einen Film, aber mehr auch nicht. Es ist kurz nach 14.00 Uhr. Ein denkwürdiger Tag, denke ich. Ich bin auf dem Weg nach Frankreich und ein Flugzeug streift das World Trade Center. Na ja, gut, in ein paar Tagen ist das wieder vergessen. Die Gazetten haben einen dollen Aufmacher und am nächsten Tag wird wieder über die Haushaltsdebatte diskutiert und geschrieben und gewörtert.

Da wird jetzt ein paar Tage los gewörtert und es endet in der Alltäglichkeit des Alltags. Die Musik dudelt ihr Gedudeltes, längst Gedachtes, so vor sich hin. Gedanken schießen mir durch den Kopf - ich denke an eine kleine Cessna oder so etwas, die vielleicht einen Schaden hatte, und dass es so zu diesem Unglück kam. Es interessiert mich aber doch etwas mehr. Normalerweise stelle ich auf solchen Fahrten all diese äußeren Kommunikationsfaktoren ab, um endlich zur Ruhe zu kommen, damit der ewig andauernde Stress, diese von außen auf mich einprasselnden, ständig bedudelnden Wörter und Töne, Töne und Wörter, dieses geplapperte, inhaltslose Plappern, gedachtes Plappern, endlich ein Ende hat. Damit das Getönte etwas aufhört. Endlich etwas ausruhen, stop it all, and all and all, stop it, nur Ruhe.

In etwa überschlage ich die Stunden, die mir bleiben, damit ich neue Informationen bekomme. Was ist das, was trifft mich da? Mein Wagen fährt mit ruhigen 140 km/h über die Autobahn. In circa zwei Stunden werden die Informationen dann doch etwas, Gott sei Dank, etwas rarer sein - ich bin in einer fröhlichen und ausgelassenen Stimmung, die mir Spaß macht, denke ich - verflucht! In zwei Stunden lassen die deutschsprachigen Informationen nach, schießt es durch meinen Kopf.

Freiburg, Mülhausen, Belfort, Besançon, dann wird es wirklich schwierig, einen Sender zu finden. Ich denke noch mal über meine Route nach. Zwanzig-Uhr-Nachrichten sehen können. Das wäre schon schön. Das klappt aber nicht - ich habe noch 500 km vor mir. Über die Rue Nationale, das ist unmöglich, das schaffe ich nie. Kurze Zeit später, ich drehe den Knopf etwas lauter. Ein zweites Flugzeug streift das World Trade Center, heißt es.

Das gibt’s doch nicht. Jetzt begreife ich gar nichts mehr. Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: Das ist kein Zufall! Nein, ach was, jetzt haben sich die schnellen Nachrichten vertan. Über DPA ist wahrscheinlich die eine Meldung reingekommen und die andere über AFP. Das hat sich jetzt überschnitten und da ist eine Dublette reingerutscht. Eine klassische Feriendublette der Anfänger. In der Ferienzeit ist so was schon mal möglich, denn dann sitzen die Hospitanten an den Tickern und nehmen die Meldungen entgegen. Der unwissende Hospitant kennt doch den Unterschied von DPA und AFP nicht so genau. Der überbordende Eifer und die tolle Schlagzeile der neuesten Nachricht, die Begeisterung des Neuen können schon mal aus eins zwei machen. Es sei ihnen vergeben.

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