Читать книгу entre dos tierras - Peter Geipel - Страница 8

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Plötzlich liege ich völlig versunken auf einem Berg im Baskenland, Berg der Mariposas, ganz in der Nähe von Hondarribia

Fuenterrabia, Hondarribia, Spanien, Calle San Pedro

Plötzlich liege ich völlig versunken auf einem hohen Berg im Baskenland, die Fuenterrabia Sonne verwöhnt mich in gleicher Weise mit ihrem warmen, weichen Schein. Ich liege so weit oben, wo es schon nimmer und nimmer weitergeht, ich erwache langsam aus einem schönen und warmen Sinkschlaf. Ich reibe mir die Augen, strecke und recke meine Glieder. Ich will weiter und weiter hochsteigen, doch mit dem Hochsteigen klappt es nicht, ich bin ja schon ganz oben, liege und gucke auf das Meer und auf die kleinen Städte und Dörfer, auf die kleinen, überschaubaren Wälder, auf die grünen Wiesen, auf denen die Schafe friedlich grasen, grün und grün, mit ihrem niederen Gesträuch und Büschen, dornig. Ich kucke von oben auf die Ufer des Bidasoa, dem Fluss, der die Grenze zwischen Frankreich und Spanien markiert.

Lange Stille, langes Schweigen - endloses Schweigen, endlose, tiefe Stille, die tiefste Stille der Stille, endlose Zeit, die zärtlich in eine tiefe Sinkstille nahtlos übergeht. In die sinkstillste Sinkzeit, der Sinkzeit - endlos und wunderbar, wunderstill, wundersinkstill. Da pikst kein Stückchen Stroh in meinem Schuh, auch keine Dornen piksen die sanfte Haut, es liegt auch kein Schafsmist herum, der die Hose hätte dreckig machen können, die blaue Jeans, Grasflecken gibt es hier oben auch nicht. Da reibt kein Fels die Haut mehr wund, das Knie reibt sich auch nicht mehr wund – so still ist es hier, ganz still - eine endlose, unendliche große und mächtige, helle Stille breitet sich da aus, hellgelb und hellblau, hellrot und rosarot, lilarot und purpurrot.

So viel Stille auf einmal, dass stille Töne auftauchen, seltsam stille Töne, sonderbare, nie gehörte Stillentöne - sie tauchen einfach auf und so einfach, wie sie seltsamerweise aufgetaucht sind, verschwinden sie wieder. Töne schwellen langsam an, langsam - bunte Töne - bunte, bunte Töne, die manchmal in schneller Folge erklingen, manchmal in ganz langsamer Folge, erklingen sie, und die schnellen, bunten Töne mischen sich mit den langsameren Tönen zu einer richtigen Komposition. Sie breiten sich aus und legen sich einfach in die Landschaft, einfach so. Es breitet sich ein richtiges Oratorium, ein Gloria Oratorium in der Landschaft aus. Es füllt jeden Raum, es schwillt aus dem Nichts herauf zu einem großen Orchester, fast barock, manchmal gotisch, blüht auf und dann verhallen sie wieder im Nichts, verklingen langsam wieder in der lauten Stille des Nichts, bis die Schafe mit ihren hellen, klaren Glöckchen die Führung wieder übernehmen.

Große Stille, langes, langes Schweigen, endloses, zeitloses Schweigen, zeitloses Sinkstillschweigen und dann plötzlich geht es da doch noch weiter den Berg hinauf, einen Weg, den ich zuvor noch nie gesehen hatte, ich steige doch noch etwas höher den Berg hinauf, es geht tatsächlich doch noch etwas weiter und weiter, es geht sogar so weit hinauf, bis ich unten fast nichts mehr erkennen kann, fast nichts. Das irdische Geschehen da unten ist so klein geworden, dass es sich fast zur Bedeutungslosigkeit verloren hat. So weit oben bin ich jetzt angekommen.

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