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6. Dominium Maris Baltici Dänemark

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Die skandinavische Beteiligung am Dreißigjährigen Krieg verband mitteleuropäische Probleme mit dem Machtkampf im Ostseeraum. Wie die Interventionen der Spanier und Franzosen führte auch der Kriegseintritt Dänemarks und Schwedens eher zu einer Verlängerung und Ausweitung des Konflikts, als dass diese Länder unmittelbar zu seinen Ursachen beigeträgen hätten. Auch blieben die Anliegen der Skandinavier immer klar erkennbar und von den Angelegenheiten der mitteleuropäischen Mächte deutlich getrennt. Der Kampf um die Ostsee, um das Dominium Maris Baltici, hatte geraume Zeit vor dem Ausbruch des Krieges in Mitteleuropa begonnen, und er sollte nach dem Westfälischen Frieden noch weiterschwelen. Im Vergleich zu den westeuropäischen Kriegsparteien jedoch waren Dänemark und Schweden verhältnismäßig tief in die Verfassungsprobleme verstrickt, die das Reich eigentlich, in seinem tiefsten Inneren, quälten. Im Fall Dänemarks lag das daran, dass der dänische König die Reichsstandschaft besaß und intensiven Anteil an der norddeutschen Religionspolitik nahm. Schweden war zunächst noch eine relativ entfernte Macht und dürfte von vielen Deutschen noch kaum zur zivilisierten Welt gezählt worden sein. Allerdings machte die schwedische Intervention von 1630 die Reichspolitik noch wesentlich komplexer, als sie ohnehin schon war, und führte schließlich dazu, dass Schweden auf verschiedene Weise in die Reichsverfassung eingebunden wurde: sowohl als Garantiemacht des Westfälischen Friedens wie auch durch den Erwerb von Territorien, die auch unter schwedischer Herrschaft Teil des Heiligen Römischen Reiches blieben.

Nach 1599 gesellte Polen-Litauen sich Schweden und Dänemark zu im Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Die polnische Beteiligung verband das dortige Geschehen mit noch weiter östlich angesiedelten Entwicklungen, insbesondere der bürgerkriegsartigen „Zeit der Wirren“ im russischen Zarenreich sowie den Krisenherden entlang der polnischen Südgrenzen zu Siebenbürgen, der Walachei und Moldau. Alle drei Ostseerivalen waren durch Heirat und politische Allianzen mit Fürstenhäusern des römisch-deutschen Reiches verbunden, in den Fällen Dänemarks und Polens sogar mit den Habsburgern. Durch wirtschaftliche Interessen bestand zudem eine gewisse Verbundenheit mit westlichen Mächten wie etwa der Republik der Vereinigten Niederlande oder der englisch-schottischen Stuartmonarchie auf den Britischen Inseln. Letztere Verbindung war 1590 durch die Heirat Jakobs VI. von Schottland mit der Prinzessin Anna von Dänemark gefestigt worden.

Von den drei rivalisierenden Mächten war ursprünglich Dänemark die bedeutendste gewesen, hatte es doch seit deren Gründung im Jahr 1397 an der Spitze der Kalmarer Union gestanden, die den gesamten skandinavischen Raum beherrschte. Die Kalmarer Union war eine reine Personalunion gewesen, da Dänemark, Schweden und Norwegen ihre eigenen Reichsräte behalten hatten, in denen die führenden Adligen jedes Landes zusammentraten, um ihre Interessen und die überkommenen Gesetze zu verteidigen.132 Dänemark war außerdem besonders eng mit der römisch-deutschen Reichspolitik verbunden, weil seit 1448 ein Zweig des Hauses Oldenburg den dänischen Thron innehatte, weshalb am Kopenhagener Hof in der Folge Deutsch gesprochen wurde. Die jüngere Linie des Hauses Oldenburg herrschte weiterhin über die kleine norddeutsche Grafschaft Oldenburg (mit dem Fürstbistum Lübeck), während ein weiterer Familienzweig mit Stammsitz auf Schloss Gottorf in Schleswig sich die Herrschaft über die Herzogtümer Schleswig und Holstein mit dem dänischen König teilte. Dabei gehörte Schleswig zum Königreich Dänemark, während Holstein ein Territorium des Niedersächsischen Reichskreises war, was sowohl den dänischen König als auch seinen Gottorfer Vetter zu römisch-deutschen Reichsständen mit Sitz und Stimme im Reichstag machte.

Die Dominanz Dänemarks innerhalb der Kalmarer Union wurde ab 1387 durch die faktische Eingliederung Norwegens in den dänischen Herrschaftsbereich festgeschrieben. Um 1620 herrschten die Oldenburger auf dem dänischen Königsthron über 1,18 Millionen Untertanen, von denen zwei Drittel in Dänemark lebten, der Rest in Norwegen. In Holstein lebten noch einmal 185 000 Menschen unter dänischer Herrschaft, während die Gottorfer in ihrem Anteil des Herzogtums 50 000 Einwohner zählten, in Schleswig noch einmal doppelt so viele. Durch den Besitz der Färöer und Islands kamen noch einige Tausend Seelen dazu, aber im europäischen Vergleich war die Gesamtbevölkerung des dänischen Hoheitsgebiets vergleichsweise klein, entsprach sie doch gerade einmal der Bevölkerung des Königreichs Böhmen. Schweden und Finnland hatten 1620 zusammen 1,2 Millionen Einwohner, dazu noch 250 000 weitere in einigen verstreuten Besitzungen entlang der südlichen Ostsee (von denen gleich noch die Rede sein wird). Wie Dänen und Norweger lebten auch Schweden und Finnen ganz überwiegend in den südlichen Gebieten ihrer Länder; das riesige Landesinnere blieb jeweils so gut wie unbewohnt.

Der Machtkampf im Ostseeraum war nach dem Zerfall der Kalmarer Union in den Jahren 1520–23 ausgebrochen. Damals hatte der schwedische Adel den Herrschaftsanspruch des dänischen Königs zurückgewiesen und seinen eigenen Monarchen proklamiert. Die beiden „Bruchstücke“ der vormaligen Union, Dänemark-Norwegen und Schweden-Finnland, stritten nun untereinander über ihre bilateralen Beziehungen, während im Inneren jeweils Kämpfe um die künftige Regierungsform tobten.

Beide Könige, der dänische wie der schwedische, beanspruchten das Vermächtnis aller drei Kronen (Schweden, Dänemark, Norwegen). Dänemark weigerte sich überdies, den schwedischen Austritt aus der Kalmarer Union zu akzeptieren; noch hatte man in Kopenhagen die Hoffnung nicht aufgegeben, Norwegen wieder unter die dänische Knute zwingen zu können – oder doch zumindest die eigene Stellung als dominierende Macht im Ostseeraum zu behaupten. Der Machtkampf konzentrierte sich auf die westliche Ostsee, insbesondere auf den Öresund – zeitgenössisch schlicht als „der Sund“ bezeichnet –, der den einzigen Ausgang zur Nordsee bot. Auf symbolischer Ebene verlieh man solchen durchaus handfesten Interessen dadurch Ausdruck, dass man um das Recht stritt, das alte Wappen mit den drei Kronen führen zu dürfen. Die anhaltende Rivalität schloss zwar Phasen relativer Ruhe, ja sogar Kooperation nicht aus, führte über die Jahre aber dennoch zu den sechs sogenannten Nordischen Kriegen (1563–70, 1611–13, 1643–45, 1657/58, 1658–60 und 1675–79), bevor sie schließlich in dem letzten, dem Großen Nordischen Krieg der Jahre 1700–21 vollends eskalierte und beide Rivalen so sehr schwächte, dass Russland den östlichen Teil des umstrittenen Gebiets unter seine Kontrolle bringen konnte.133

In der Frühphase des Konflikts hielt Dänemark die südschwedische Provinz Schonen fest in seiner Hand, was den Zugang der Schweden zum Sund auf einen schmalen Streifen Land entlang des Flusses Göta Älv beschränkte, der vom Vänersee in die Nordsee fließt. Diesen Korridor von höchster strategischer Bedeutung sicherte die Festung Älvsborg nahe der heutigen Stadt Göteborg; er sollte ein Zankapfel bleiben, bis die Schweden 1658 die gesamte westliche und südliche Küste des Sundes erobert hatten. Schweden wollte zunächst seine Unabhängigkeit sichern und dann Dänemark von der Spitze vertreiben. Um beide Ziele zu erreichen, mussten die Dänen auch noch von der Nordküste des Sundes vertrieben und das schwedische Königshaus zu europäischer Prominenz gebracht werden.

Reichtum und Macht Dänemarks Weder der schwedische noch der dänische König konnte in den Kriegen, die ihre beiden Länder gegeneinander führten, auf die uneingeschränkte Unterstützung seiner Bevölkerung hoffen. Eine solche Rivalität auf internationalem Niveau erforderte Ressourcen, die der dünn besiedelte Ostseeraum nur mit Mühe aufbringen konnte. Das erzeugte Spannungen zwischen den Monarchen und ihren Untertanen, die sich im Mittelalter, zu Zeiten der eher dezentral organisierten Kalmarer Union, einer weitgehenden Autonomie erfreut hatten. In Dänemark ging Christian III. siegreich aus der „Grafenfehde“ hervor, einem Bürgerkrieg, der von 1534 bis 1536 andauerte und dem König in der Folge eine beträchtliche Autoritätssteigerung gestattete.134 Norwegen und Island verloren ihre Autonomie und wurden unmittelbar dem König unterstellt. Zur Stärkung des Luthertums wurde eine Staatskirche nach dem Vorbild der deutschen lutherischen Landeskirchen eingerichtet. Die katholischen Bischöfe Dänemarks setzte man gefangen, wodurch der einst so mächtige Reichsrat unversehens zu einem Rumpfgremium von etwa 20 weltlichen Ratgebern schrumpfte. Diese wurden gezwungen, den Treueeid auf ein abstraktes Konzept von „Krone“ zu schwören, deren Bedeutung das Leben des einzelnen Königs weit überstieg. Den kirchlichen Grundbesitz, der sich auf etwa ein Drittel des bebauten Landes belief, zog Christian ein. Damit regierte der König nun über gut die Hälfte seines Reiches unmittelbar. Die etwa 2000 Adligen besaßen zusammen rund 44 Prozent des bebauten Landes und blieben somit durchaus einflussreich. Die neue Regierungsform machte Christian ihnen schmackhaft, indem er sie mit größerer Autorität über ihre Pachtbauern ausstattete, die dadurch faktisch zu Leibeigenen wurden. Der Wahlcharakter der dänischen Monarchie blieb – zumindest der Form nach – erhalten, und um Steuern zu erheben oder Kriege zu erklären, musste noch immer die Zustimmung des Reichsrates eingeholt werden.

Die Umgestaltung der dänischen Monarchie infolge der Grafenfehde brachte ein System hervor, in dem ein deutlich gestärkter Herrscher und ein noch immer einflussreicher Adel sich die Waage hielten. In seiner Eigenschaft als Herzog von Holstein besaß der König eine gewisse Autonomie auch jenseits der dänischen Verfassung, was ihm erlaubte, den Reichsrat zu umgehen. Beispielsweise zwang Christian IV. die Reichsräte 1611 dazu, einer Wiederaufnahme seines Krieges mit Schweden zuzustimmen, indem er drohte, er werde ihn andernfalls eben als Herzog von Holstein weiterführen. Die Krone mischte sich außerdem in das Verhältnis zwischen Grundherren und Pachtbauern ein und verfügte Obergrenzen für den Pachtzins, was verhindern sollte, dass die Monarchie auch noch den letzten Rückhalt in der Landbevölkerung verlor. Unter den Adligen sorgte ein Wirtschaftsaufschwung für verbreitete Zufriedenheit; insbesondere profitierten sie vom florierenden Getreidehandel. Auf subtilere Weise beeinflussten die dänischen Könige die Zusammensetzung des Adels, indem sie das Lehnsrecht so manipulierten, dass frei gewordene Lehen an königstreue Familien vergeben wurden. Bis 1625 hatte ein Drittel des Adels drei Viertel aller Kronlehen auf sich vereint; die so entstehende Aristokratie war dem König eng verbündet. Da ihr Reichtum es ihnen erlaubte, ihre Söhne auf ausländische Universitäten und Kavalierstouren durch Europa zu schicken, teilte diese neue Oberschicht bald den weiteren Horizont ihres Königs und war wie dieser fest entschlossen, das Luthertum und den dänischen Machtanspruch im Ostseeraum zu verteidigen.

Vor allen anderen jedoch war es der dänische König, der immense Reichtümer anhäufte, was ihn von den haushaltspolitischen Zwängen, die seine europäischen Standesgenossen immer wieder zu Kompromissen zwangen, weitgehend befreite.135 Hauptsächliche – und strategisch sensibelste – Quelle für die königlichen Einkünfte war der Sundzoll, eine Abgabe, die ausländische Schiffe bei der Durchfahrt durch den Öresund zu entrichten hatten. Dänemark kontrollierte alle drei Passagen zwischen Nord- und Ostsee: Zwei weniger befahrene Routen verliefen zwischen den Inseln Seeland und Fünen vor der jütländischen Küste hindurch; der breite Öresund zwischen Seeland und der Küste Schonens war die einzig praktikable Route für größere Schiffe. Der Ostseehandel blühte, angetrieben durch die symbiotische Entwicklung von westeuropäischer Bevölkerung auf der einen und osteuropäischer Gutswirtschaft auf der anderen Seite. Neben Getreide (vor allem Gerste) produzierte die Region auch Bau- und Nutzholz, Pech und Teer, Hanf (für Seile), Kupfer und andere wichtige Produkte für den Bedarf der Seefahrt, die folglich alle Seefahrernationen einkaufen mussten. Allein im Jahr 1583 passierten annähernd 5400 Schiffe den Sund, dreimal so viele wie noch 50 Jahre zuvor. In Helsingør, wo an der engsten Stelle des Sundes der Sundzoll erhoben wurde, bildete sich mit der Zeit ein immer ausgefeilteres Abgabensystem heraus, das auf Wert und Gewicht der gehandelten Ware beruhte. Weitere Zollstellen wurden in Nordnorwegen eingerichtet, um auch von der Alternativroute nach Russland über Murmansk profitieren zu können. Zwischen 1560 und 1608 verzehnfachten sich die jährlichen Zolleinnahmen und beliefen sich schließlich auf 241 000 Reichstaler. Der wahre Wert dieses Zollsystems für den König lag jedoch darin, dass es ihm eine unabhängige Einkommensquelle eröffnete, weil die Erträge nicht etwa in die Staatskasse flossen, sondern direkt in die Schatzkammern der Krone.136 Die Zölle am Sund und im Nordmeer stärkten zudem den internationalen Einfluss des dänischen Königs, konnte er doch Verbündete mit günstigeren Zöllen belohnen, was im hart umkämpften Seehandel mitunter entscheidend war.

Ähnlich dem spanischen Silber überdeckten die dänischen Zölle tiefer liegende Probleme wirtschaftlicher und fiskalischer Natur. Die daraus resultierenden Schwächen traten jedoch erst nach dem Eintritt des Landes in den Dreißigjährigen Krieg zutage. Denn Dänemark mochte die Zollstationen besitzen, den Handel kontrollierte es nicht. Mehr als die Hälfte der Schiffe, die den Sund passierten, segelte unter niederländischer Flagge; die übrigen kamen meist aus englischen oder deutschen Häfen. Der dänische Beitrag zum Ostseehandel beschränkte sich auf die Erzeugung gewisser Mengen an Holz und Getreide für den Export, dazu kamen die Erträge der norwegischen Hochseefischerei. Dänemark blieb somit ein „Domänenstaat“, das heißt, die dänische Krone blieb zutiefst abhängig von den Erträgen der Krondomänen, die 1608 ganze 67 Prozent der königlichen Einnahmen ausmachten. Die Domänenwirtschaft beruhte auf Tauschhandel, denn anstelle von Geldzahlungen entrichteten die Kronpächter ihren Zins in Form von Naturalien. Zu einem großen Teil wurden diese Erzeugnisse dann entweder vom Königshof verbraucht oder als Vergütung an die Amtleute der königlichen Verwaltung weitergereicht, deren Bezahlung in Geld noch nicht allgemein üblich war. Was übrig blieb, wurde auf dem freien Markt verkauft; der Erlös floss in die königliche Schatulle.

Der Wunsch der dänischen Krone, sich von der Kontrolle durch den Adel frei zu machen, führte mittelfristig dazu, dass die Könige den Reichsrat und dessen Steuerbewilligungsrecht möglichst umgingen. Tatsächlich wurden Steuern nur als Notlösung erhoben, so während des Nordischen Krieges der Jahre 1563–70 und im Anschluss bis 1590, um die Kriegsschulden zu begleichen. Dieselbe Strategie kam beim Krieg der Jahre 1611–13 zum Einsatz – offenbar mit Erfolg, denn sie erzeugte eine optimistische Stimmung im ganzen Land, die aufgrund des fortgesetzten Wirtschaftsbooms in Dänemark bis 1640 anhielt, länger als irgendwo sonst in Europa. Die Einkünfte aus der Krondomäne stiegen weiter an und erzeugten ab 1615 regelmäßig einen Überschuss von mehr als 200 000 Reichstalern im Jahr. Obgleich er enorme Summen in die Kriegsrüstung investierte, konnte Christian IV. Barreserven in Höhe von mindestens einer Million Reichstalern horten, was ihn zur drittreichsten Einzelperson in Europa machte, nach Herzog Maximilian von Bayern, dessen Vermögen dem Vernehmen nach zehn Millionen Gulden betrug, und Christians eigener Mutter, Sophie von Mecklenburg, die bei ihrem Tod 1631 den Erben 2,8 Millionen Reichstaler hinterließ. Die dänische Krone war somit in der – für eine frühneuzeitliche Monarchie – ungewöhnlichen Position, als Gläubiger auftreten zu können und nicht als Schuldner. Der König investierte 432 000 Reichstaler in seine eigene Ostindienkompanie, die in Tranquebar an der Koromandelküste, im Südosten des Indischen Subkontinents, eine kleine Kolonie errichtete. Außerdem subventionierte Christian die dänische Walfangflotte, damit diese ihre niederländischen und britischen Konkurrenten aus dem Wettbewerb drängen konnte, förderte den Islandhandel und ließ in Kopenhagen eine Seidenmanufaktur einrichten. Dazu kamen noch etliche weitere Unternehmungen, die sowohl das Ansehen Dänemarks in der Welt mehren als auch den realwirtschaftlichen Aufschwung stärken sollten. Um 1605 war Christian zum Bankier und Geldgeber des dänischen Adels geworden und gewährte diesem weitere Kredite, als die Gutswirtschaft 1618–23 zeitweilig in die Krise geriet. Auf politischer Ebene zahlte sich dieses Vorgehen aus, weil es die Adligen davon abhielt, allzu laute Kritik an den Entscheidungen ihres Königs zu äußern. Internationale Kredite ergänzten derweil die bereits erwähnten Zollermäßigungen und gewannen Christian zahlreiche Verbündete im Ausland. Allerdings war dieser Reichtum trügerisch. Er verschaffte der dänischen Krone zwar die Mittel (und auch das Selbstvertrauen), sich in internationale Abenteuer zu stürzen. Zugleich verschleierte er aber, wie instabil das fiskalische Fundament der dänischen Großmachtpolitik tatsächlich war. Die Einnahmen aus Zöllen und Getreideexporten brachen ein, wenn ein begonnener Krieg nicht sofort zum Erfolg führte – insbesondere da Schweden, der häufigste Kriegsgegner, bestens positioniert war, um beide Geldquellen zum Versiegen zu bringen. Und wenn dann die Reserven erst einmal aufgebraucht waren, stand dem dänischen König nur noch seine relativ unflexible Binnenwirtschaft zur Verfügung, der es noch dazu an dem Steuersystem mangelte, das sie überhaupt erst profitabel gemacht hätte.

Den Löwenanteil der dänischen Kroneinkünfte verschlang das Militär. Seine großen Geldreserven verliehen dem König von Dänemark ein formidables Erstschlagpotenzial, mit dem er binnen vergleichsweise kurzer Zeit einen großen Krieg beginnen konnte. Als Dänemark 1563 in seinen ersten Krieg gegen Schweden zog, befanden sich in dem dänischen Heer von 28 000 Mann nicht weniger als 24 000 deutsche Söldner.137 Christian IV. verschob nach 1596 den Schwerpunkt in der dänischen Rüstungspolitik, indem er sich auf den Ausbau der permanenten Verteidigungsfähigkeit seines Landes konzentrierte. Die Barreserven der dänischen Krone blieben dennoch von entscheidender Bedeutung, wenn es darum ging, bei Bedarf schnell Kampftruppen zu mobilisieren. Zwischen 1596 und 1621 floss mindestens eine Million Reichstaler in die Modernisierung und den Ausbau der dänischen Festungen. Allein zur Sicherung Schonens sowie der anderen dänischen Provinzen in Süd- und Westschweden wurden acht neue Verteidigungsanlagen errichtet, während zum Schutz Norwegens die Befestigungen bei der Stadt Christiania, dem heutigen Oslo, erweitert wurden. Auf Seeland, der größten dänischen Insel, entstanden zwei weitere Festungen, welche die Hauptstadt Kopenhagen schützen sollten. Noch drei weitere wurden gebaut, um den Zugang zum westlichen Holstein zu bewachen: die Festung Stade auf dem Gebiet des Erzstifts Bremen, Glückstadt am rechten Ufer der Elbe sowie das in geringer Entfernung nordöstlich von Glückstadt gelegene Krempe. Auch in Ostholstein, Schleswig und Jütland wurden Befestigungsanlagen errichtet.

Zwischen 1599 und 1602 wurde das dänische Militärwesen neu organisiert: einerseits, weil für die gerade errichteten Festungen noch Besatzungen benötigt wurden; andererseits als günstige Alternative in der Landesverteidigung im Vergleich zu einem kostspieligen stehenden Heer. Aus dem Wehrdienst der dänischen Ritterschaft (rostjeneste, „Rüst-“ oder „Rossdienst“) entstanden Kavallerieeinheiten, zu deren Aufstellung und Unterhalt alle Inhaber von Kronlehen verpflichtet waren. Unter den Freibauern und Kronpächtern wurden Infanterieregimenter ausgehoben. Die Miliz wurde 1609 in ein landesweit einheitliches System gebracht und nach dem zweiten Krieg mit Schweden in zwei Stufen, 1614 und 1620/21, nochmals umstrukturiert. Am Ende umfasste sie 5400 wehrpflichtige Bauern, deren Dienstzeit drei Jahre betrug. Ihre Einheiten wurden aufgestellt, indem einzelne Musterungsbezirke jeweils ein zugewiesenes Kontingent an Rekruten aufbieten mussten; die Kosten beglich der dänische König aus den Erträgen seiner Krondomäne. Der Adel unterhielt eine ständige Kavallerietruppe aus zwölf Schwadronen. Die Krone akzeptierte gewisse Einschränkungen als Preis für die Kooperation des Adels und sagte deshalb zu, die Miliz ausschließlich zur Landesverteidigung einzusetzen. Die Wehrpflichtigen, die man 1617 zur Errichtung der Festung Glücksstadt abkommandiert hatte, legten diese Bestimmung allerdings wesentlich enger aus als ihr König und desertierten in Scharen. Die Militärreformen Christians IV. hatten unverkennbar dänische Wurzeln, aber bestimmt hatte der König sich von dem nassauischen Milizsystem Graf Johanns VII. inspirieren lassen – jedenfalls überrascht es nicht, dass er Johanns Exerzierbuch in dänischer Übersetzung drucken ließ. Wie Johann von Nassau, so war auch Christian von Dänemark überzeugt, dass zur Stärkung der Truppenmoral neben den neuen Rekruten ein gewisser Kader von Berufssoldaten benötigt wurde. Er begann deshalb, ein Kontingent von etwa 4000 erfahrenen Kräften zu unterhalten, die zu einem großen Teil in Norddeutschland angeworben wurden. Diese bildeten die Kerntruppe des dänischen Heeres in den Jahren 1611 und 1625, in beiden Fällen verstärkt durch weitere Söldner, die man aus der königlichen Barreserve entlohnte, während die Miliz mobilisiert wurde, um die Festungen zu bemannen.

Christian IV. hatte außerdem erkannt, welch entscheidende Rolle die dänische Marine im Kampf um die Ostsee spielen würde, weshalb er bei ihrem Ausbau keine Kosten und Mühen scheute. Die dänische Flotte war 1588 bereits so groß wie die englische, die im selben Jahr die Spanische Armada besiegte. 1618 waren die Marineausgaben sechsmal so hoch wie die Kosten für das Festungsbauprogramm. Mithilfe derartiger Summen konnte die Gesamttonnage der dänischen Kriegsflotte von 11 000 Tonnen im Jahr 1600 auf 16 000 Tonnen im Jahr 1625 gesteigert werden.

Noch wichtiger war jedoch, dass der König ganz gezielt in neue Schiffstypen investierte und dass nun größere, stärker bewaffnete Kriegsschiffe die dänischen Werften verließen, darunter etwa das 44-Kanonen-Schiff „Victor“, das 1599 vom Stapel lief, oder die „Store Sophia“ mit ihren 54 Kanonen, die 1627 als Flaggschiff der königlich-dänischen Marine nachfolgte.138

Dänemark und das Reich Zeitgenossen wie Nachgeborene haben versucht, sich ihren Reim auf diese enormen Rüstungsanstrengungen zu machen, was nicht immer einfach war; schließlich ist Dänemark in den Jahrhunderten seither eher als eine friedliebende, kleinere Macht in Erscheinung getreten. Manche haben dieses spätere Image Dänemarks in die Geschichte zurückprojiziert und argumentiert, der Reichsrat mit seinem Streben nach Frieden und Neutralität habe schon damals die wahren dänischen Interessen vertreten – und zwar gegen das rücksichtslose Machtstreben Christians IV. Die neuere Forschung legt hingegen nahe, dass es auch dem König nicht ausschließlich um den eigenen Ruhm, sondern zugleich immer um die Sicherheit Dänemarks ging, und dass ihn diese Sorge um sein Königreich schließlich in die europäische Politik hineinzog. Der wahre Grund für den Widerstand des Reichsrats lag außerdem darin, dass den Adligen eine Sache klar geworden war: Wenn der König sich auf außenpolitische Abenteuer einließ, gefährdete das ihre eigenen Einkommen und ihren innenpolitischen Einfluss. In dänischen Darstellungen der nun folgenden Ereignisse dominiert in der Regel das Interesse am Ostseeraum. Dabei behielt das Haus Oldenburg doch seine deutschen Wurzeln und damit auch ein gewisses Interesse an den Entwicklungen im Reich. Die ältere Schwester des späteren dänischen Königs Friedrich II. hatte 1548 den sächsischen Kurfürsten geheiratet, was eine enge Verbindung zwischen Dänemark und der lutherischen Führungsmacht Kursachsen etablierte. Zugleich brachte es das nordische Königreich in unmittelbaren Zusammenhang mit dem kursächsischen Eintreten für die 1555 getroffenen Regelungen in Religion und Politik.139

Die dänische Politik nahm aggressivere Züge an, als 1596 Christian IV., Friedrichs Sohn, volljährig wurde. Nachdem er seinem Vater im Alter von nur elf Jahren auf den Thron gefolgt war, hatte Christian zunächst acht Jahre unter der Anleitung eines Regentschaftsrates aus vier adligen Mentoren regiert. Diese Erfahrung verschaffte ihm wertvolle Einblicke in die Mentalität seines Adels, und er lernte schnell, die Empfindlichkeiten dieses speziellen Menschenschlages für seine Zwecke zu manipulieren. Dänemark war das mächtigste protestantische Königreich neben England, und sowohl Friedrich II. als auch sein Sohn verstanden sich als Hüter und Verteidiger lutherischer Interessen in ganz Europa. Allerdings blieb Christian, der nach außen ein orthodoxes Ideal zur Schau trug, tatsächlich wohl eher gemäßigt, was seinen religiösen Eifer betraf; es war wohl eher das Pflichtgefühl gegenüber seinem Königreich als irgendein konfessionelles Motiv, das ihn zu seinem Handeln bewegte. Er war ein Mann von schier unerschöpflicher Energie und neigte dazu, sich voller Enthusiasmus in ein neues Vorhaben zu stürzen – nur um dann beim ersten Rückschlag in umso tiefere Verzweiflung zu geraten, bevor er sich irgendwann mit frischer Zuversicht wieder ans Werk machte. Zwar war er ein guter Organisator, machte die eigenen Pläne jedoch nicht selten durch Ungeduld oder seine Abneigung gegen das Delegieren von Verantwortlichkeiten selbst zunichte. Trotz bedeutender Niederlagen ist er in das kollektive Gedächtnis der Dänen als der beliebteste König eingegangen, den ihr Land jemals hatte – wohl auch wegen seiner lebhaften Art, seines gesunden Appetits und stürmischen Liebeslebens. Auf eine reine Zweckehe mit der Prinzessin Anna Katharina von Brandenburg folgte eine ganze Reihe von Mätressen, gipfelnd in einer zweiten, morganatischen Heirat mit Kirsten Munk, einer bestens vernetzten, wesentlich jüngeren Tochter aus immerhin adligem Hause, die die Zuneigung ihres Gatten jedoch nicht erwiderte und später sogar ein Mordkomplott gegen ihn anzettelte. Schon Christians erste Ehe hatte, trotz fehlender Leidenschaft, drei Söhne hervorgebracht. Der älteste Prinz hieß Christian wie sein Vater und hatte anscheinend auch dessen Vorliebe für ausgiebige Trinkgelage in die Wiege gelegt bekommen, nicht jedoch den Intellekt und den Elan des Königs. Er starb bereits 1647, einige Monate vor seinem Vater. Ulrich, der jüngste, war schon 1633 im Alter von 22 Jahren verstorben, wodurch beim Tod Christians IV. im Jahr 1648 nur Friedrich, der mittlere der drei Brüder, als Thronfolger übrig geblieben war. Dass gleich zwei seiner Söhne früh sterben würden, hätte natürlich niemand voraussehen können, weshalb sich Christian IV. auch – über einen großen Teil seiner Regierungszeit hinweg und aus einem typisch lutherischen Gefühl familiärer Verantwortlichkeit heraus – für die beiden Prinzen eingesetzt hatte, die, wie er glaubte, sein Königreich nicht würden erben können.

Die Suche nach einer angemessenen Versorgung seiner nachgeborenen Söhne war denn auch ein Faktor gewesen, der Christian zu seiner Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Reichskirche im Norden Deutschlands bewogen hatte. Es wäre allerdings verfehlt, die strategischen Entscheidungen der dänischen Krone auf eine allzu einfache Gegenüberstellung von „baltischen“ (auf die Ostsee bezogenen) und „deutschen“ (auf das Heilige Römische Reich bezogenen) Optionen zu reduzieren; schließlich verfolgte Christians Politik in der Regel verschiedene, sich gegenseitig ergänzende Ziele zur selben Zeit. Der Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum war nicht etwa eine innerskandinavische Angelegenheit, sondern betraf auch Dänemarks Stellung in Europa, und diese hing wiederum mit den Verflechtungen (und Verpflichtungen) des Hauses Oldenburg im römisch-deutschen Reich als dem „Herzen der Christenheit“ zusammen. Die Oldenburger waren mit so gut wie allen protestantischen Fürstenfamilien des Reiches verschwägert. Und obwohl dem Herzogtum Holstein die Kurfürstenwürde abging, ließ ihre königlich-dänische Abstammung die Herzöge doch auftreten, als stünde über ihnen, was Rang und Einfluss betraf, nur noch der Kaiser. Der Einfluss im Reich wiederum wirkte sich positiv auf das dänische Ansehen in der Welt aus und hielt die schwedischen „Emporkömmlinge“ – so die dänische Perspektive – zunächst davon ab, sich auf der Ostsee, gewissermaßen im „Hinterhof“ Christians IV., allzu sehr einzumischen. Indem er seinen nachgeborenen Söhnen Ulrich und Friedrich Versorgungsposten als Koadjutor oder Administrator in protestantischen Bistümern Norddeutschlands verschaffte, sicherte Christian nicht nur jenen ehrenvolle Ämter und ein sicheres Auskommen, sondern unterstrich zugleich die Rolle Dänemarks als Schutzmacht des lutherischen Glaubens, die sich auch in Zukunft für die protestantische Bevölkerung der betroffenen Territorien einsetzen würde. Das Erzbistum Bremen und die anderen Hauptziele der dänischen Bestrebungen im norddeutschen Raum lagen in einem ringförmigen Korridor, der sich von der Nordsee bis zur Südspitze des Herzogtums Holstein und dann in einem nordöstlichen Bogen bis zur Ostsee erstreckte. Es konnte für die äußere Sicherheit des Königreichs Dänemark nur förderlich sein, wenn sich diese Gebiete in den Händen verbündeter Fürsten befanden. Außerdem würde die dänische Krone auf diese Weise entscheidenden Einfluss im Niedersächsischen Reichskreis gewinnen. Und zu guter Letzt lagen die betreffenden geistlichen Territorien entlang der Weser, der Elbe sowie anderer Flüsse, die Norddeutschland in Richtung Nord- oder Ostsee durchzogen. Sobald sie diese Wasserstraßen unter ihre Kontrolle gebracht haben würden, konnten die Dänen ihr Zollsystem nach Deutschland hinein ausdehnen und so auch dort ihre Vormachtstellung gegenüber der mächtigen Hanse beanspruchen.

Der Bund der Hanse war um 1160 entstanden und umfasste schließlich 70 deutsche Städte sowie rund 100 assoziierte Mitglieder von Flandern bis Finnland. Er war der langfristig erfolgreichste einer ganzen Reihe mittelalterlicher Städte- und Kaufmannsbünde, deren vorrangige Rolle es war, die Herrscher Europas zur Einräumung umfassender Handelskonzessionen zu zwingen. Die militärische Schlagkraft der europäischen Großmächte erlangte die Hanse jedoch nie, und nach dem Ende des Mittelalters geriet sie in einen langsamen, unaufhaltsamen Niedergang. Mit der Zeit sahen etliche ihrer Mitglieder in einer Aufnahme in das römisch-deutsche Reich die bessere Garantie für wirtschaftliche und politische Selbstständigkeit, weshalb viele Hansestädte den Status einer Reichsstadt anstrebten und auch erreichten. Lübeck, die erste Hansestadt, hatte diese Reichsfreiheit schon früh erlangt; andere, wie Magdeburg und Braunschweig, sahen in einer Hansemitgliedschaft die Möglichkeit, der Jurisdiktion ihrer eigentlichen Landesherren zu entkommen. Die tatsächliche Stellung der Hansestädte war deshalb einigermaßen unklar; große Hansestädte wie Bremen oder Hamburg betrachteten sich zwar selbst als autonom, waren jedoch (noch) nicht als Reichsstädte anerkannt.

Diese Situation ermöglichte es der dänischen Krone, enge Beziehungen zu anderen norddeutschen Fürsten zu knüpfen, die ebenfalls stadtbürgerliche Autonomiebestrebungen unterdrücken und Bistümer für ihre Söhne und sonstigen Verwandten erwerben wollten. Der wichtigste Verbündete Christians IV. in dieser Hinsicht war der Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, der die Hansestadt Braunschweig unterwerfen wollte und bereits 1566 Administrator des Bistums Halberstadt geworden war. Er heiratete Christians Schwester Elisabeth, wodurch Dänemark eine enge Bindung mit dem Geschlecht der Welfen einging, das in der Reichspolitik schon lange eine wichtige Rolle spielte und die einflussreichsten weltlichen Fürsten im nordwestdeutschen Raum hervorbrachte. Heinrich Julius bevorzugte es natürlich, wenn ihm andere Welfen auf seine Posten nachfolgten, und das galt insbesondere für seinen jüngsten Sohn, Christian, der 1616 Administrator von Halberstadt wurde. Die Witwe des verstorbenen Welfenherzogs allerdings setzte sich für Friedrich, den mittleren Sohn Christians IV. von Dänemark, ein, der im April 1623 in das Halberstädter Domkapitel aufgenommen wurde und zum Kandidaten für das Amt des Administrators aufgebaut werden sollte. Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Bruder Heinrich Julius’, war protestantischer Bischof von Verden und Osnabrück und beförderte Friedrichs Karriere ebenfalls, indem er dem Dänenprinzen 1623 die Nachfolge als Administrator des Bistums Verden verschaffte. Inzwischen war dessen Bruder Ulrich zum Administrator des Bistums Schwerin bestimmt worden, was den dänischen Einfluss nach Osten ausdehnte.

Das Erzstift Bremen war der große Fang, auf den alle spekulierten, denn es war nicht nur das größte geistliche Fürstentum der Region, sondern durch seinen kirchlichen Rang als Erzbistum auch das prestigeträchtigste. Durch den Erwerb Bremens würde Dänemark sowohl die Wesermündung unter seine Kontrolle bringen als auch das linke Ufer der Unterelbe. Durch den Besitz des Herzogtums Holstein kontrollierte Christian bereits einen Abschnitt des rechten Elbufers, und das setzte er nun ein, um auch Hamburg zu beanspruchen, die größte, dynamischste und erfolgreichste aller Hansestädte. Mit dem Argument, dass Hamburg ja wohl zu Holstein gehöre, entsandte er im Oktober 1603 ein Truppenkontingent, das die Hamburger zum Treueeid auf die dänische Krone zwingen sollte. Die Hamburger Bürgerschaft strengte jedoch einen Gerichtsprozess an und war damit auch erfolgreich: Im Juli 1618 entschied das Reichskammergericht, dass das Vorgehen des dänischen Königs unrechtmäßig gewesen sei. Dieser rächte sich, indem er am holsteinischen Ufer der Elbe, ein Stück flussabwärts von Hamburg, Glückstadt gründete. So konnte er von den Schiffen, die zwischen Hamburg und der Nordsee verkehrten, einen Zoll erheben. Christians Bemühungen um das Erzbistum Bremen wiederum stießen auf den erbitterten Widerstand seiner Verwandten aus der Gottorfer Linie, die in Bremen sowie in dem kleinen Bistum Lübeck seit 1585 den Administrator gestellt hatten. Allein auf das unnachgiebige Drängen Christians hin akzeptierten sie im November 1621 den Dänenprinzen Friedrich als Koadjutor, was dessen Wahl zum Erzbischof von Bremen 13 Jahre später ermöglichte. Dänemark umschloss nun sowohl Hamburg als auch die Stadt Bremen.140

Der Dreißigjährige Krieg

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