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Der Komet

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Der Himmel will sich ihm um jeden Preis entziehen: Je schneller er rennt, je virtuoser er das Tempo wechselt und unvorhersehbare Haken schlägt, je überraschender er attackiert und wie aus dem Nichts nach oben hechtet, höllisch davon überzeugt, den Kometen endlich zu fangen, um ihn dann, glühend in seinen Händen, sofort wieder in den Himmel zurück zu schleudern wie bei einem irren Ballspiel mit der Ewigkeit, desto ruhiger und vollkommen unbeeindruckt dreht die Himmelsglocke wie von Geisterhand bewegt, immer in geschickter Distanz zu jeder seiner Bewegungen, die Achsen des Gewölbes von ihm weg und rückt den Kometen in unerreichbare Ferne, so dass er – letztlich nur noch ins Leere springend – zwangsläufig zu Boden stürzt.

Reglos liegt er im Wasser einer Sommerregenwiese, das noch aufgeregt kleine Wellen schlägt und spürt die Kälte schon zwischen der Haut. Mit dem treuesten Blick schaut er spielerisch um sich ins Dunkle wie ein Hund, hat ein nasses Fell, dumme Schuldgefühle im Bauch und zittert tierisch am ganzen Leib, als würde der Himmelskörper jeden Augenblick herabstürzen und Chaos anrichten. Der aber ist lange weg und nicht mehr zu sehen. Er richtet sich auf. Die Strahlen der zwischen den Bäumen aufgehenden Sonne fangen seinen Blick und Körper. Das Flimmern im Auge, das sie in ihm provozieren, das Glitzern um ihn herum, verwirrt ihn. Hat er sich zu allem Überfluss am Kopf verletzt. Sieht er Sterne?

Eine Weile hockt er mit angezogenen Beinen, welche seine Arme fest umschlungen halten, im Ungefähren und blinzelt erwartungsvoll ins Weite. Es ist still. Still! Er hat sein Gehör verloren. Die Resonanz seines Herzschlags schwingt in jeder seiner Adern, während die auf seiner bloßen Haut prickelnde Wärme der vor ihm aufgehenden Sonne eine unvermutete, nie gehörte Musik in jeder seiner Zellen provoziert – innen und außen im Einklang.

Der raumlose Raum

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