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„Hey Jack, ich bin’s, wie verabredet!“

Frederik, der ins Haus gestürzt war und durch die Vorhalle über die ausladenden, aber ziemlich verwinkelten Holztreppen in den ersten Stock hinaufhetzte, pochte das Herz bis zum Hals, so arhythmisch wie ein irres Paukensolo von Xenakis. Endlich stand er im Flur vor Hunters Arbeitszimmer.

„Jack ...?“

Frederik klopfte ungeduldig an die getäfelte Holztür und wartete. Wenn Jack sein Hörgerät nicht trug, bekam er manchmal nur die Hälfte mit. Er drückte die Messingklinke, trat ein und hielt inne.

Das geräumige Zimmer war leer, niemand war da und kein Licht brannte. Er blinzelte in die Düsternis, reckte den Hals und hielt seine Nase in die stickige Luft, als wolle er Witterung aufnehmen. Im gelben Schein der Lampen, der von der Straße hereindrang und kubistisch verzerrte Licht- und Schattenflächen auf Boden und Wänden zauberte, wirkte alles tot – wie die Welt auf einer Daguerreotypie, die nur mehr ihr verblichenes Abbild zeigt, von graugelben Schlieren und schwärzlichen Wolken überzogen. Da stand der riesige Schreibtisch aus amerikanischem Eichholz, von vollgeschriebenen Zetteln und Manuskriptstapeln übersät, mit aufgetürmten Folianten in Goldprägung und zerlesenen chinesischen Fachbüchern überladen und Computern, deren alte konkave Monitore die Umgebung verzerrend und zerdehnend spiegelten. Und Jacks Stuhl war leer, da saß niemand.

Ohne das Licht anzuschalten, betrat er den Raum, schloss sachte die Tür und ging leise zum Schreibtisch. Vorsichtig setzte er sich auf den javanischen Holzstuhl mit den geschwungenen Armlehnen, auf dem Jack – schon seines Hüft- und Rückenleidens wegen – am allerliebsten gearbeitet hatte, und blickte durch die hohen Fenster auf den Park. Es schneite – der Konfettischnee, ach ja, die Schattenriss-Arie der Bäume und Jacks Sarg, der durch die Luft schwebte wie von Geisterhand getragen: Frederik schüttelte den Kopf über sich und seine Erlebnisse, die sich manchmal in seinem Kopf verselbstständigten, als wären sie inszeniert.

Jetzt also war er allein in Jacks Reich. Mindestens die Hälfte seines Lebens hatte er hier zugebracht, zurückgezogen von der Welt und voller Gedanken über sie, wie Alice sagte, wenn sie nicht stören durfte. Wie oft hatte er hier mit Jack gesessen, schon als Kind, er auf der Couch vor dem Kamin in die dicken Kissen gefläzt und Jack hier an seinem Schreibtisch. Jack konnte Geschichten erzählen, keine Kindermärchen, nein, beileibe nicht, Jack erzählte ihm von den wunderlichsten Dingen der Wissenschaft, von den Funktionsweisen des Gehirns zum Beispiel, von explodierenden Supernovae im Weltall oder von schwarzen Löchern, den alle Materie auffressenden Supermonstern im Universum, und das so anschaulich und faszinierend einfach, dass er jedes Mal traurig und enttäuscht aufmuckte, wenn Jack müde geworden war. Und immer wieder kam er auf Henry David Thoreau zu sprechen, in den buntesten Farben pinselte er Episoden aus dessen Leben in die Luft und las ihm sogar einmal aus seinem Buch Die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat vor. Alexander von Humboldt aber war sein Lieblingsthema gewesen, der erste globale Wissenschaftler, wie Jack betonte, Frederik konnte sich nicht satthören an den Erlebnissen auf der Expedition durch Südamerika im 18. Jahrhundert – auf dem Chimborazo zum Beispiel, Humboldt, dem in eisiger Höhe und dünner Luft das Blut aus der Nase rann, im Gehrock. Frederik bekam jedes Mal Nasenbluten vor Aufregung, wenn Jack ihn mit Humboldt da hochschickte. Und wenn er ihm von dessen Reise zu den Galapagos-Inseln erzählte, konnte Frederik all die eigenartigen Tiere, die es dort gab, nachgerade mit Händen greifen: riesige Leguane zum Beispiel, die er als feuerspeiende Drachen über die zerklüftete Felsenlandschaft kriechen sah. Und Blaufußtölpel, deren Name schon angenehmer wirkte und deren Junge auf den Bildern wie weiße Plüschtiere aussahen, mit viel zu großen Watschelfüßen und viel zu großem Schnabel, wie geniale Clowns. Und aus Humboldts dickem Buch Kosmos, einer physikalischen Weltbeschreibung, musste Jack ihm jedes Mal vorlesen, wenn sie hier oben zusammensaßen. Mit Jacks anschaulichen und behutsamen Erklärungen verstand er jedes Wort, obwohl er da erst sechs oder sieben gewesen war. Und Jack betonte immer wieder, wie wichtig beides sei, Kopf und Herz, Verstand und Gefühl. Ohne Hingabe keine Wissenschaft, ohne Empathie keine Erkenntnis, der Satz klang Frederik im Ohr, als säße er neben ihm.

In Gedanken verloren, ließ Frederik den Blick durch das Arbeitszimmer schweifen, das er so groß gar nicht in Erinnerung hatte. Fröstelnd fuhr er sich durch die feuchten Haare und suchte nach einem Taschentuch in seiner Anoraktasche, als er auch schon niesen musste.

Irgendwie war Jack noch da. Frederik kräuselte unsicher die Nase ... aber ja doch, der Geruch von Monsieur Balmain, Jacks Eau de Toilette , lag noch in der Luft, als wäre er kurz mal rausgegangen. Frederik sah zum Kamin hinüber, dessen Sims mit silbergerahmten Fotos überladen war, mit Bildern von Menschen und Landschaften, die Jack wichtig gewesen waren und die er nicht vergessen wollte. Stand da nicht ein Bild von ihm, zusammen mit Ava, aufgenommen auf der Party nach seinem Konzert im November? Ungläubig stand Frederik auf und ging im Dämmerlicht zum Kamin hinüber.

Tatsächlich. Frederik lächelte, als er sich zum Foto beugte und sich mit Ava im Arm in der Wohnhalle sitzen sah. Und da waren ja auch seine Eltern, gemeinsam mit Jack auf einer Skitour in den Bergen von Zermatt, im Hintergrund das Matterhorn im Sonnenschein. Das musste lange her sein, ganz sicher vor seiner Zeit. Alle drei waren da noch ziemlich jung und richtig guter Laune, lange hatte er seine Mutter nicht mehr so lachen gesehen. Nathalie, Jack und Marc kannten sich schon eine Ewigkeit, na klar, Jack war Hirnforscher wie Marc, sein Vater. Beide hatten sich mal auf einem Kongress kennengelernt, und Jack war bald in die Familie aufgenommen worden, wenigstens sagte es Nathalie so, die an ihm einen Narren gefressen hatte; sein Charme und seine luzide Intelligenz hatten es ihr angetan. Und Marc war ein Opernliebhaber ersten Ranges und hatte Nathalie schon gehört, bevor er sie kennengelernt hatte. Als Madame Butterfly … die älteren Leute von der MET sprachen heute noch von Nathalie und ihrer Weltklassestimme. Plötzlich stand Alice in der Tür.

„Ach, Alice, kommen Sie ruhig rein!“

Alice Bookspan war einundsiebzig und sah tatsächlich aus wie eine schwarze Supernanny die einem Südstaatenwestern entsprungen war – er musste immer schmunzeln, wenn er sie sah. Er ließ sich auf die Couch fallen, die mit dem Rücken zur Tür stand, verschränkte die Arme und starrte in die kalte, wie eine Urnengruft wirkende Kaminöffnung. Alice blieb in der Tür stehen, als wolle sie das Allerheiligste nicht betreten. Etwas hilflos schaute sie zu ihm, mit ihren übergroßen Augen, die im Licht der Straßenlampen glasig weiß erschienen wie die einer Toten.

„Für mich ist er immer noch da, das ging alles so schnell!“

„Sag doch, was ist passiert?“

„Als ich am späten Abend vom Einkaufen nach Hause kam, standen Mr Fleischman und Dr. Forster völlig aufgeregt in der Wohnhalle …“

Alice stockte. Sie bekreuzigte sich und griff in die Tasche ihrer langen weißen Schürze nach einem großen Taschentuch, mit dem sie sich die Tränen aus ihrem runden Gesicht wischte.

„Bitte, Alice“, sagte Frederik, „kommen Sie doch rein und setzen Sie sich!“

„Nein, mein Junge, vielen Dank, ich muss ins Bett, ich kann nicht mehr! Lass uns morgen reden. Mr Hunter hat sich zu Tode gestürzt, er ist die Treppe hinuntergefallen. In letzter Zeit hab ich kaum mehr hinsehen können, wenn er die Treppe rauf- oder runtergehumpelt ist. Oft hab ich ihn begleitet, obwohl ihm das zuwider war. Aber selbst wenn ich zu Hause gewesen wäre, was hätte ich tun sollen, es wäre passiert, so oder so, ich muss mir doch keine Vorwürfe machen, oder …?“

Erneut griff Alice Bookspan zum Taschentuch und schnäuzte sich so laut, dass er unwillkürlich zusammenzuckte.

„Nein, um Gottes Willen, nein, Sie müssen sich keine Vorwürfe machen.“

„Dr. Forster und Mr Fleischman sagten, Mr Hunter sei übel zugerichtet, ich sollte froh sein, dass mir der Anblick erspart geblieben ist.“

„Nun ruhen Sie sich erst mal aus. Wir reden morgen weiter.“

„Allzu lang solltest du nicht hier bleiben!“

„Warum denn?“

„So im Dunkeln kommen böse Erinnerungen.“

Plötzlich wurde das Deckenlicht angeschaltet. Frederik

riss es herum. Schützend hielt er die Hand über die Augen.

„Ach, Rudolph, gerade haben wir von Ihnen gesprochen.“

„Entschuldigen Sie, wenn ich Sie erschreckt habe, aber ich hörte von unten Stimmen.“ Fleischman ging auf Frederik zu und umarmte ihn.

„Das ist aber eine Überraschung, ich dachte, Sie sind bei Ihren Eltern in der Schweiz, was machen Sie denn hier?“

„War alles superdramatisch heute, ich hatte einen Unfall auf einer Passstraße in der Nähe von Zermatt. Und dann haben Jack und meine Eltern entschieden, dass ich sofort zu Ryan nach New York fliegen soll, aber vor der Klinik wollte ich unbedingt noch Jack hallo sagen.“

„Sie sollten langsamer treten, Frederik, Sie übernehmen sich noch. Aber lassen Sie uns nach unten gehen, in seinem Arbeitszimmer ist mir Jack einfach noch zu nah.“

„Gute Idee, ich brauch jetzt erst mal einen Whisky, Sie doch sicher auch? Aber erzählen Sie mir schon mal beim Runtergehen, wie das alles passiert ist, am Abend habe ich noch mit Jack telefoniert.“

Fleischman war ganz der alte. Quicklebendig stand er vor der Hausbar, die – türhoch in die Wand eingelassen – mit ihren weit geöffneten und verspiegelten Flügeln aussah wie ein Altar für schwule Hochzeiten in Las Vegas. Auf Zehenspitzen schwankend suchte er nach einer Whiskyflasche, wobei sich sein gedrungener und ziemlich fetter Körper in den großen Glasflächen spiegelte wie eine Figur von Botero. Seine wie immer gewagte Kleidung erinnerte Frederik an einen aufgeblasenen Clown in einer Broadway-Christmas-Show. Heute trug er einen quietschroten Schlips um den Hals, der alles dominierte, ein knallbunt geschecktes Hemd und darüber ein viel zu enges schwarzes Satinjackett, das an den Revers mit echtem Luchs gesäumt war. Seine Beine steckten in Armani -Jeans, die dezent grün-grau gestreift waren. Er wirkte wie ein ältlicher Homosexueller der Upperclass, der sich das Bizarre leisten konnte. Und so war es auch: Rudolph Fleischman war emeritierter Historiker der Stanford University of California und ein ausgewiesener Kenner untergegangener Kulturen. Die Thinktanks so mancher Futurologen oder Geheimdienste rissen sich um ihn, wenn es darum ging, aus den Fehlern, die zum Untergang der Sumerer, Mayas oder Römer geführt hatten, zu lernen und der globalen Erosion der Zivilisation entgegenzuwirken.

Fleischman war ein gefragter Mann. Nicht nur in Fachkreisen. Auch in Gesellschaften war er sehr beliebt. Er konnte die Runde unterhalten. Es wurde getrunken und geraucht und man lachte sich tot, wenn er Politiker und vor allem Politikerinnen imitierte. Fleischman war eine Wucht, über sein Outfit sah man hinweg. Er war ein enger Freund von Jack gewesen. Frederik hatte sich immer gewundert und dann mal nachgefragt: Jack faszinierte an Rudolph vor allem der sarkastische Humor und die Unerbittlichkeit seiner Intelligenz, die einem schnell die Grenzen zeigte, so wenigstens hatte er sich ausgedrückt.

„Verzeihen Sie, es hat etwas gedauert“, flötete Fleischman, der mit einer Whiskyflasche zum Tisch zurückkam. „Wo waren wir noch stehen geblieben … ach ja, der Schlüssel. Erst hab ich natürlich geklingelt wie immer, Ms. Bookspan war offensichtlich nicht zu Hause, die hätte sofort aufgemacht. Also hab ich auf Jack gewartet, bis der öffnete, verging ja immer eine halbe Ewigkeit, dann hab ich plötzlich diesen dumpfen Schlag gehört und bin natürlich sofort rein, aber, wie ich ja schon sagte, ich kam zu spät.“

„Ich will mir das alles gar nicht vorstellen, Rudolph, Jacks Kopf verdreht, das Gesicht nach hinten ... da drüben ist es also passiert.“

Frederik trank seinen Whisky leer, stand vom Sessel auf, von dem man einen wundervollen Blick in den verschneiten Park hatte, und ging langsam durch den großzügigen Wohnraum, in dem ein Konzertflügel stand, in die Vorhalle, wo er stehen blieb und mit seinen Lapislazuli-Augen ins verwinkelte Holztreppenhaus der Villa blickte.

„Die Treppen sind wirklich nicht von Pappe“, rief er

Fleischman zu, der in der Wohnhalle sitzen geblieben war. „Für Jack sicher eine Tortur, bei seinem chronischen Hüftleiden … oder hat sein Herz versagt?“

Fleischman antwortete nicht.

„Da ist ja Blut auf dem Holzboden, da, am Fuß der Treppe!“ Frederik drehte sich um und ging wortlos in die Wohnhalle zurück. Er konnte kein Blut sehen.

„Ich lass den Fleck morgen abfräsen, aus dem Holzboden kriegt man ihn sonst nicht mehr raus, hat sich vollgesogen, und man kann Alice doch nicht zumuten, jeden Tag über Hunters Blut zu steigen.“

„Was wohl aus Alice wird, ich meine, was soll sie jetzt machen?“

„Keine Ahnung, darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht. Sie glauben ja nicht, was ich hinter mir habe. Die letzten Stunden, alles musste so schnell gehen, das war Jacks unbedingter Wille, darauf hat er bestanden, und das habe ich ihm auch versprochen. Nur kein Aufsehen, darum hat er ausdrücklich gebeten, Aufsehen wollte Jack um keinen Preis … und trotzdem stand die Presse vor dem Haus! Langsam muss man ja das Gefühl kriegen, ausspioniert zu werden. Ich bin bei Gott nicht paranoid, obwohl es heute schon fast jeder ist, und trotzdem, schon nach einer Stunde waren die Medien da. Nun ja, Jack war ein weltberühmter Wissenschaftler, wo aber hatten die so schnell die Information her, gespenstisch …“

„Die kriegen doch alles raus – abhören und ähnliche Schweinereien gehören zum Business. Die Medien, dass ich nicht lache, die sind doch alle korrupt.“

„Nun übertreiben Sie mal nicht …!“

„Lynn ist es hoch anzurechnen, dass sie mit ihrem Medienkonzern einen völlig neuen Weg steuert“, überging Frederik Fleischman. „Sie hasst Korruption wie die Pest, ihr Unternehmen steht für einen aufgeklärten und unabhängigen Journalismus. Und nun hat The Truth die Oberhand gewonnen und die Quoten steigen weltweit. CNN geht der Arsch ganz schön auf Grundeis, die werden richtig nervös, dass ihr Trust sie rechts überholt, hat sie erzählt.“

„Frederik, ich bitte Sie, reden Sie nicht darüber, mit niemandem! Lynn wird Sie umbringen, wenn die Leute erfahren, wer hinter The Truth steckt. Die Verbindungen zu Al Jazeera sind schon als Gerücht in der Welt, Lynn ist äußerst angespannt, also passen Sie auf. Halten Sie den Mund, verraten Sie keine Geheimnisse, schließlich gehören Sie ja irgendwie zur Familie.“

„Okay, okay, Rudolph, Sie haben Recht. Wo ist Jack eigentlich?“

Fleischman schaute zur Seite und strich sich über seine kurzen dunkelblond gefärbten Haare. „Nun“, sagte er nach einer Weile mit gespitztem kleinen Mund, „hoffentlich im Himmel!“

„Nein, so hab ich das nicht gemeint! Wo haben Sie ihn hingebracht, wo ist er, ich will ihn sehen!“

„Mitten in der Nacht, ich bitte Sie!“

„War nur gerade so ein Wunsch, sorry, ich bin mit der Zeit total durcheinander ...“

Unvermittelt stand Frederik auf, schnappte sich seinen Anorak und ging zur Vorhalle.

„Wo gehen Sie denn hin?“

„Ich muss jetzt erst mal raus hier!“

„Bleiben Sie! Ich werde Sie jetzt in die Klinik fahren, Ryan wartet.“

„Ach so? Woher wissen Sie das, hat man sich etwa hinter meinem Rücken abgesprochen?“

„Nun ja, so oder so, in jedem Fall müssen Sie jetzt an sich denken, wann ist eigentlich Ihr nächster Auftritt?“

„Alles wird abgesagt bis zum Konzert am 10. Januar. Sie werden doch aufs Schiff kommen, würde mich freuen.“

„Sehen wir mal, ob ich das hinkriege. Im Augenblick hab ich erst mal bis über beide Ohren zu tun!“

„Na klar, wie auch immer, aber ich muss jetzt einfach mal raus, Sie können mich ja in der Früh in die Klinik fahren. Und am Nachmittag zu Jack. Wo ist er eigentlich aufgebahrt?“

„Sie müssen sich etwas gedulden, Jack zu sehen. Vorher ist noch einiges zu erledigen, Obduktion, Papiere, Sie verstehen.“

„Also gut, Sie halten mich auf dem Laufenden. Und lassen Sie die Lichter an. Wenn ich zurückkomme, will ich keinem Geist begegnen.“

„Haben Sie eigentlich einen Schlüssel?“

„Verdammt, können Sie mir Ihren leihen?“

„Kein Problem …“ Fleischman ließ seine kleine fleischige Hand in die Seitentasche seines Jacketts gleiten und zog einen Schlüssel heraus, den er einen Moment in die Luft hielt wie ein Corpus Delicti. „Hier, fangen Sie“, rief er und warf ihn in hohem Bogen Frederik zu. Mit einem gekonnten Ausfallschritt fing der ihn auf, steckte ihn in die Gesäßtasche seiner schwarzen Jeans und war blitzartig durch die Eingangstür verschwunden.

Der Schrei

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