Читать книгу Tochter der Inquisition - Peter Orontes - Страница 11
Kapitel 6
Оглавление»Und du bist ganz sicher, dass sie es war?«, fragte Falk. Er stand zusammen mit Christine auf dem Hof neben der breiten Einfahrt, die sich zum Stadtplatz hin öffnete.
»Es war Sofia! Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche«, bekräftigte Christine. »Komm, sehen wir uns die Stelle an, wo sie verschwand.«
Gemächlich, um bei niemandem Argwohn zu wecken, schritten sie über den Hof. Ihr Ziel bildeten die Büsche, die wild an der zur Enns hin gelegenen Schutzmauer entlang wuchsen. Gemessen an dem emsigen Treiben, das an diesem Nachmittag den Platz erfüllte, konnte es um die Geschäfte des Ternbergers nicht schlecht bestellt sein. Wie immer tagsüber stapelten sich auch heute wieder Kisten, Säcke und Ballen auf dem Gelände, eilten Bedienstete, Händler und Fuhrleute umher, rollten Fuhrwerke durch die breite, von einem Torbogen überwölbte Durchfahrt, um entladen und beladen zu werden und den Platz unter großem Getöse wieder zu verlassen.
»Hm, wie soll jemand von hier plötzlich verschwinden können, ohne zumindest ein Seil zu Hilfe zu nehmen?«, fragte Falk, als sie bei der Mauer angekommen waren.
»Hier, sieh doch! Vielleicht ist sie da durchgeschlüpft!«, rief Christine auf einmal und wies auf eine Stelle der Mauer, vor der dichtes Strauchwerk wucherte. Durch das Gewirr von Zweigen und Blättern hindurch war unmittelbar über dem Boden ein quadratisches Loch in der Mauer zu erkennen, das eine Kantenlänge von etwa anderthalb Ellen haben mochte und mit einer eisenbeschlagenen Holztüre versehen war.
»Sieh mal einer an«, murmelte Falk und ging in die Hocke.
»Ich nehme an, dass sich die Türe öffnen lässt«, stellte er schließlich fest und erhob sich. »Man müsste es sich genauer ansehen. Aber nicht jetzt. Es sind zu viele Leute da. Man könnte uns bemerken und Verdacht schöpfen.« Er sah sich um. Nach wie vor war der Hof von geschäftigem Treiben erfüllt, allerdings konzentrierte es sich mehr auf die Mitte des riesigen Areals und auf den Bereich um die Einfahrt herum.
Gleich darauf bemerkte Christine jenen nachdenklich entrückten Blick an Falk, den sie bereits zur Genüge kannte.
Sie erriet seine Gedanken.
»Heute Nacht, nicht wahr?«, fragte sie, während ein unternehmungshungriges Funkeln in ihre Augen trat.
Falk nickte.
»Ja, hoffen wir, dass sie wieder auftaucht.«
»Was tun wir dann?«, fragte Christine.
»Ganz einfach. Wir werden versuchen, sie zu stellen.«