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Filippos Panos Parikia, Paros, Juni 2018

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Die familiengeführte Pension liegt mitten im Zentrum von Naoussa. Man erreicht sie, wenn man von der Platia aus in Richtung der Dorfkirche läuft, vorbei am Spielplatz und dann am Takimi halblinks in die Gasse abbiegt. Von dort führt eine weitere Gasse rechts hoch zur Pension, die letzten Meter sind mühsam, da es steil nach oben geht. Wer viel Gepäck hat, sollte es von der anderen Seite versuchen, obwohl die Straße schmal und oft mit Anwohnerfahrzeugen versperrt ist. Die beiden Polizisten hatten Glück und parkten ihren Dienstwagen direkt vor der Herberge.

Über ein zweiflügeliges, dunkelbraunes Holztor betraten sie den begrünten Innenhof des Gästehauses, die einzelnen Zimmer waren im Halbkreis vom Garten aus zu erreichen.

»Sie haben fast nur Stammgäste, die jedes Jahr kommen«, wusste Katharina noch aus der Zeit, zu der sie als Urlauberin auf Paros war. Mit einigen dieser Touristen verband sie eine langjährige Freundschaft.

»Kennst du den Besitzer persönlich?«, wollte ihr Chef wissen.

»Nur vom Sehen, wenn er die Anlage nicht verkauft hat.« Sie deutete auf ein neues Boutique-Hotel gegenüber, wo im vorigen Jahr noch ein normales Wohnhaus gestanden hatte. »Hier wird alles aufgekauft, was zu kriegen ist, danach teuer renoviert und wenn du anschließend die Preise aufrufst, wird dir schwindelig.« Die Kommissarin war über die jüngste Entwicklung alles andere als erfreut. »Da freut man sich über jede bezahlbare Pension.« Das Christianos gehörte ihrer Meinung nach zu dieser Kategorie an Unterkünften.

Sie waren durch den Garten zu der Rezeption vorgegangen. Die Tür stand offen und man hörte, wie jemand lautstark telefonierte. Zwischen den Arrangements unterschiedlichster Bepflanzung standen kleine Tischchen, an denen die Gäste frühstücken oder ein Glas Wein genießen konnten. Alles war aufgeräumt.

»Frau Kommissarin, was verschafft mir die Ehre? Meine Kollegin hat mich nach Ihrem Anruf direkt unterrichtet. Ich bin schon gespannt, was ich verbrochen habe.« Der Mann, der sich als Manolis Theodorakis vorstellte, hatte sein Gespräch beendet und reichte Katharina die Hand.

»Keine Sorge, wir brauchen nur ein paar Informationen von Ihnen«, erwiderte sie seinen Händedruck und lächelte. »Kennen Sie diesen Mann?« Sie zeigte ihm die Visitenkarte von Jannis Petridis.

»Klar kenne ich Jannis, unseren Souma Mann. Der hat uns schon beliefert, als mein Vater noch die Pension geführt hat.«

Filippos hatte sich bisher nicht geäußert, mit Katharinas Insiderwissen konnte er nicht mithalten.

»Hat er hier übernachtet?«, schaltete er sich jetzt ein.

Der Pensionswirt schaute ihn verunsichert an.

»Entschuldigung, der Leiter der Dienststelle«, stellte die Kommissarin schnell ihren Chef vor.

»Nein, aber er war gestern Abend da. Jannis hat sich mit anderen Gästen getroffen.«

»Mit wem?«, wollten die beiden Polizisten gleichzeitig wissen.

»Mit ein paar Leuten, die sich vor dreißig Jahren kennengelernt haben. So eine Art Wiedersehensfeier.«

»Und Jannis war dabei?«

»Sagte ich doch. Der war mit eingeladen, muss mit der Truppe damals viel unterwegs gewesen sein. Er wohnt aber in einem anderen Hotel, wenn er Auslieferungen auf Paros macht.« Er blickte unsicher in die Runde.

»Warum wollen Sie das alles wissen?«

»Er wurde heute Morgen tot in der Nähe von Drios gefunden.« Filippos vermied es, von einem Unfall zu sprechen. »Seine Frau hat ihn eindeutig identifiziert. Von ihr haben wir von dieser Zusammenkunft erfahren.«

Der Pensionswirt wurde leichenblass. Stotternd suchte er nach den richtigen Worten. »Jannis tot?«, stammelte er.

»Wissen Sie, ob diese Leute nach Drios gefahren sind?«, hakte der Polizist nach, ohne auf die Frage einzugehen.

»Ich habe nur mitbekommen, dass er sich mit der Gruppe getroffen hat und danach sind sie zu einem gemeinsamen Abendessen losgezogen.« Er starrte ins Leere, die Nachricht hatte ihn zutiefst getroffen.

»Wo finden wir die Leute, mit denen er sich getroffen hat?«

»Die sind alle ausgeflogen, unterwegs. Ich nehme an am Strand.«

»Dann schreiben Sie mir alle Namen auf. Wir werden mit jedem ein Gespräch führen. Und rufen Sie uns umgehend an, wenn sie zurück in der Pension sind.« Filippos reichte dem Besitzer des Christianos seine Visitenkarte. »Und noch was. Kein Wort über Jannis’ Tod. Das übernehmen wir. Verstanden?«

Der Wirt nickte, suchte in seinem Computer nach den vier Namen und überreichte dem Kommissar einen Ausdruck.

Auf dem Weg zurück nach Parikia unterrichteten sie Sophia Petridis von ihrem Besuch und fragten nach der Adresse des Hotels, in dem ihr Mann bei seinen Besuchen auf Paros übernachtet hatte. Auch dort wollten die Kriminalbeamten später vorsprechen. Mit der Bitte, sich weiter zur Verfügung zu halten, entließen sie die gebrochene Frau. Im Moment könne sie nichts weiter tun.

»Warum hat er seiner Frau nichts erzählt? Ein Wiedersehen mit alten Freunden, was ist daran verwerflich?« Katharina kam die ganze Angelegenheit sehr seltsam vor.

»Vielleicht ist eine alte Liebschaft dabei, von der seine Frau nichts erfahren sollte?« Filippos spekulierte wild drauf los.

»Ich bitte dich, das ist dreißig Jahre her.« Katharina hielt diese These für äußerst unwahrscheinlich.

»Würde ich auch so sehen, aber bei euch Frauen weiß man ja nie.« Filippos blieb bei seiner Annahme.

»Na, du verstehst ja was von Frauen.« Katharina glaubte es nicht. »Mich würde vielmehr interessieren, von wem dieses Treffen initiiert wurde. Wir müssen uns unbedingt diese Einladung anschauen. Im Moment können wir nur warten, bis die Jubiläumstruppe zurück in ihr Nest kommt.«

Da waren sich die beiden einig.

Xenia konnte berichten, dass die Leiche nebst Beweisstücken in Athen gut gelandet und auf dem Weg in die Gerichtsmedizin war. Kinka hatte für den nächsten Tag ein erstes Ergebnis zugesagt. Mit einem frischen Frappé zeichnete sich endlich etwas Entspannung ab, nach den aufreibenden Stunden seit dem Fund des Unfallopfers. Eine gelungene Abkühlung für Kopf und Geist. Am späten Nachmittag meldete sich schließlich das Christianos, alle vier Gäste waren zurück in der Pension.

Brennender Sommer

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