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Frank Burger Berlin, März 2018

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Frank spürte, wie ihm der Schweiß seinen Körper hinunterlief. Sein Gesicht brannte von der griechischen Sonne, die er in den vergangenen Tagen zur Genüge abbekommen hatte. Die Ekstase der auch in dieser Nacht ausufernden Strandparty trieb ihm zusätzlich die Röte ins Gesicht. Er stöhnte, wollte etwas sagen, aber aus seinem Mund drang nur ein unverständliches Krächzen. Kurz kam er zu sich, schlug seine Augen auf, bemerkte das Poltern seines Herzens und fiel zurück in den Traum, der ihn schon die dritte Nacht in Folge nicht zur Ruhe kommen ließ. Er fühlte die Kühle des feuchten Sandes unter seinen nackten Füßen, mit denen er seit Stunden im Takt der dröhnenden Musik umherstampfte. Die Pet Shop Boys hämmerten You are always on my mind durch die knarrende Lautsprecherbox, untermalt durch die brodelnde Brandung der auslaufenden Dünung. Immer wieder suchten seine Augen Lisa, die engumschlungen mit ihm getanzt, sich aber plötzlich losgerissen hatte und zu Alex gelaufen war.

Aufgewühlt warf er sich auf die andere Seite seines Bettes. Ihm war furchtbar heiß, obwohl es kühl war in seiner beengten Wohnung im Herzen von Berlin.

In der nächsten Sekunde sah er sie im Schein des niederbrennenden Strandfeuers, ihre Köpfe eng aneinandergeschmiegt, sie küssten sich. Verdammt! Diese Nacht würde er wieder das Nachsehen haben. Ein wütendes Wimmern entfuhr ihm. »Fuck you, Alex«, schrie er in Richtung der nachtschwarzen See gewandt, seine aufsteigenden Tränen unterdrückend.

In seinem Unterbewusstsein erschien ihm Sylvia, die halb im Wasser stand und ihm aufmunternd zuzwinkerte. Ihm kam es vor, als wäre es erst gestern gewesen.

Sie wirkte beruhigend auf ihn. Für einen Moment hielt er inne, sein Herzschlag beruhigte sich. Sylvia, die Psychologiestudentin aus Wien, die ganz anders war als Lisa. Die Bilder verschwammen, weitere Personen aus jenem Sommer 1988 tauchten auf. Er schrie im Schlaf, wollte, dass es vorbei ist, doch da standen sie, seine ehemaligen Freunde, unverkennbar in ihrer jugendlichen Leichtigkeit. Sven, der athletische Sunnyboy, braungebrannt, wie er ihm zulächelte, neben ihm Jannis, den sie alle in ihr Herz geschlossen hatten.

Die Clique starrte ihn an. Er wollte weglaufen, ganz weit weg. Doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er wimmerte im Schlaf, japste nach Luft, aber es gab kein Entrinnen. Mit seinen Armen wirbelte er durch das zerwühlte Bettzeug.

»Lisa«, stammelte er unverständlich. Mit einem Ruck war er hellwach. Keuchend öffnete er seine Augen, lag schweißnass auf der Matratze und versuchte sich zu sammeln. Wie aus dem Nichts war alles wieder da, fast dreißig Jahre hatte er es verdrängt. Diese schreckliche Geschichte mit Lisa damals. In dieser Nacht hatte sich die ausgelassene Urlaubsstimmung in einen Albtraum verwandelt. Traumatisiert waren sie wenige Tage danach nach Hause zurückgekehrt. Die Lust auf unbeschwerte Ferien war ihnen vergangen. Der Kontakt zueinander war nach und nach abgeebbt. Bei den wenigen Telefonaten, die noch folgten, hatten sie vermieden, über Lisa zu sprechen, als wollten sie die verhängnisvolle Nacht in der Bucht auf Paros aus ihrem Leben streichen.

Frank quälte sich aus seinem Bett, seine Kehle war wie ausgedörrt. Er lief in die Küche, um sich eine Flasche Wasser zu holen. Unverzüglich streiften seine Augen den Brief, der schon seit ein paar Tagen auf seinem Küchentisch lag. Er war der Auslöser seiner Träume. Er musste sich dringend zurückmelden, so wie es in der Einladung beschrieben war.

Brennender Sommer

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