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1.2.2 Zur Rekonstruktion der individuellen Störungsentwicklung

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Diese funktionalen Zusammenhänge lassen sich grundsätzlich ordnen, wenn man statistisch relevante Mengen von Patienten untersucht. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen (ein gewisser Prozentsatz von Alkoholikern hat Defizite in der Selbstsicherheit, im Kommunikationsverhalten, beim Lösen komplexer Probleme oder beim Entwickeln von Lebensperspektiven usw.) können gut geeignet sein, Hypothesen über das individuelle Bedingungsgefüge desjenigen Patienten zu entwickeln, mit dem in einer aktuellen Situation eine therapeutische Intervention angestrebt wird.

Ein zwingender Interventionspunkt lässt sich für den Einzelfall aus diesen statistischen Zusammenhängen jedoch nicht erschließen.

Deshalb sind die besonderen Zusammenhänge eines jeden Einzelfalles in einem Prozess der funktionalen Diagnose zu erarbeiten.

Die (radikalen) Konstruktivisten, z.B. Watzlawick (1976) haben überzeugend dargelegt, dass in der Rückschau keine Wahrheit über solche Entwicklungen herzustellen ist. Für den Bereich der Psychotherapie haben sich z.B. Caspar, F. (1996) und andere mit der Rekonstruktion von Störungsverläufen beschäftigt und sind zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Für den engeren Bereich der Behandlung von Alkoholabhängigkeit haben vor Jahren schon Antons und Schulz (1981) darauf hingewiesen, dass die Retrospektive grundsätzlich nicht geeignet ist, das individuelle Bedingungsgefüge bei Beginn der Störungsentwicklung zu erhellen.

Wenn sich individuelle Therapieziele ergeben haben, werden alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt werden, eine Annäherung an die gemeinsam definierten Therapieziele zu erreichen. Bei der Wahl der einzusetzenden therapeutischen Mittel werden die Überlegungen von Kanfer, Reinecker und Schmelzer (2000) zu würdigen sein:

Selbstmanagement-Therapie propagiert eine große Nähe zu empirisch-wissenschaftlichen Standpunkten und versucht in dieser Hinsicht, vor allem Erkenntnisse der Psychologie und ihrer Nachbardisziplinen für den klinischen Bereich zu nutzen. Dies bedeutet auch das Einnehmen eines pragmatischen Standpunkts, in dem wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden anhand ihres Nutzens für das Erreichen bestimmter Ziele beurteilt und eingesetzt werden (ebd. S.16, Hervorhebung im Original).

Der mündige Trinker

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