Читать книгу Der mündige Trinker - Peter Sadowski - Страница 14
1.3.1 Beziehungen Patient-Therapeut
ОглавлениеDie besondere Rolle des Therapeuten in der Selbstmanagement-Therapie beschreiben Kanfer, Reinecker und Schmelzer (2000) sehr ausführlich.
Sie sehen den Therapeuten als „Anreger/Katalysator für Veränderungen beim Klienten“ oder (an anderer Stelle) als „Impulsgeber bzw. Problemlöse-Assistent“.
In der 3. Aufl. von „Selbstmanagement-Therapie“ gehen Kanfer, Reinecker und Schmelzer auch auf die Wirkfaktoren ein, die Grawe (z.B. Grawe, Bernauer & Donati, 1994) in unterschiedlichen Arbeitsgruppen identifiziert hat:
aktive Hilfe zur Problembewältigung
Klärungsarbeit (z.B. hinsichtlich eigener Motivation)
Prinzip der realen Erfahrung (erfahrungsorientiertes Lernen) sowie
Ressourcenaktivierung (vor allem mittels unterstützender Therapeut-Klient-Beziehung).
Hierbei sind die beiden erstgenannten Prinzipien (in dieser Reihenfolge!) an bedeutsamsten (Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2000). Sie grenzen die Rolle des Therapeuten auch in deutlichen Worten ab gegenüber unrealistischen Erwartungen:
…, sind wir strikt gegen eine falsch verstandene Expertenhaltung oder ein autoritäres Überstülpen von Maßnahmen (Therapie wider Willen). Wir akzeptieren daher die Autonomie unserer Klienten, gewähren Ihnen ein Recht auf Widerstand und wenden uns gegen alle Versuche, Personen mit besonders hinterhältigen Tricks dazu zu bringen, das zu tun, was Therapeuten von ihnen wollen (ebd. S.7).
Mindestanforderungen an das Rollenverständnis der Therapeuten werden in Therapieausbildungen vermittelt (oder in einem On-Job-Training erworben).
Die besonderen Anforderungen der Selbstmanagement-Therapie an den Therapeuten wurden zusammengefasst in „Kanfers 11 Gesetze der Therapie“ (Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2000, S. 553–555;); die erklärenden Ergänzungen sind ebenfalls unbedingt lesenswert:
1. Verlange niemals von Klienten, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln!
2. Arbeite zukunftsorientiert, suche nach konkreten Lösungen und richte die Aufmerksamkeit auf die Stärken von Klienten!
3. Spiele nicht den „lieben Gott“, indem du Verantwortung für das Leben von Klienten übernimmst!
4. Säge nicht den Ast ab, auf dem die Klienten sitzen, bevor du ihnen geholfen hast, eine Leiter zu bauen!
5. Klienten haben immer Recht!
6. Bevor du ein problematisches Verhalten nicht plastisch vor Augen hast, weißt du nicht, warum es eigentlich geht!
7. Du kannst nur mit Klienten arbeiten, die anwesend sind!
8. Peile kleine, machbare Fortschritte von Woche zu Woche an und hüte dich vor utopischen Fernzielen!
9. Bedenke, dass die Informationsverarbeitungskapazität von Menschen begrenzt ist!
10. Wenn du in der Therapiestunde härter arbeitest als deine Klienten, machst du etwas falsch!
11. Spare nicht mit Anerkennung für die Fortschritte von Klienten!