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2.2.2. Kompetenzen zum Handeln im sozialen Kontext

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Dieses Kompetenzfeld wird unterschieden in soziale Kompetenzen, Werte und Orientierungskompetenz, Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme und die Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe.

Soziale Kompetenzen

Zur Entwicklung sozialer Kompetenzen ist eine gute Beziehung zu Erwachsenen und Kindern notwendig. Dieser Beziehungsaufbau in der Kindertageseinrichtung ist geprägt von Sympathie und gegenseitigem Respekt. Die sozialpädagogischen Fachkräfte verhalten sich darin modellhaft und helfen neuen Kindern bei der Kontaktaufnahme und sprechen mit den Kindern über soziales Verhalten.

Als zweiten Aspekt werden Empathie und Perspektivenübernahme als Lernfelder thematisiert. Darin lernen Kinder die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzuversetzen und ihr Handeln zu verstehen. Durch das angeleitete Gespräch können die Kinder ihre Eindrücke im Gespräch mit dem Gegenüber überprüfen. Insbesondere Konflikte bieten hier ein besonderes Lernfeld, da die beteiligten und die unbeteiligten Kinder sich einüben, ihre Perspektive wahrzunehmen und in Auseinandersetzung mit anderen diese zu relativieren.

Dadurch wird ein dritter Aspekt hervorgehoben: Kommunikationsfähigkeit. Da diese eine der wichtigsten Kompetenzen darstellt, gilt es Kinder darin zu unterstützen, sich angemessen auszudrücken und eine entsprechende Mimik und Gestik zu verwenden. Für die Entwicklung dieser Kompetenz werden den Kindern viele Gelegenheiten geboten.

Neben diesem Kompetenzbereich wird zu den sozialen Kompetenzen die Kooperationsfähigkeit und das Konfliktmanagement gezählt. Neben den alltäglichen Aufgaben in einer Kindertageseinrichtung, die Kooperationsfähigkeit den Kindern entwickeln helfen (Spiele, Tischdecken, ect.), gilt ein besonderes Augenmerk der gezielten Kooperationsmöglichkeit der Kinder mit den Fachkräften. Bei der Gestaltung der Räume, bei der Vorbereitung von Festen und der Planung der alltäglichen Arbeiten ergeben sich eine Fülle von Kooperationsmöglichkeiten. So lernen die Kinder sich abzusprechen, dies durchzuführen und das Ergebnis miteinander zu besprechen.

Der letzte Aspekt, das Konfliktmanagement, verweist darauf, dass im Kleinkindalter zwischenmenschliche Konflikte gehäuft auftreten. So erscheint dieses Alter für das Erlernen von Konfliktlösemöglichkeiten besonders geeignet. Sie üben sich ein in die Fähigkeit, Konflikte nicht zu verschärfen, Kompromisse zu finden, Gefühle, die in Konflikten entstehen, wahrzunehmen und entsprechend einzuordnen. Und sie üben sich darin, anderen Kindern bei ihren Konflikten zu helfen. Soziale Kompetenzen kommen in allen Bildungs- und Erziehungsbereichen zum Tragen. In besonderer Weise:

– Übergänge der Kinder und Konsistenz im Bildungsverlauf

– Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte

– Sprache und Literacy

– Musik

– Mitwirkung der Kinder am Bildungs- und Einrichtungsgeschehen54

Werte und Orientierungskompetenz

Diese Thematik wird in den Bereichen Werthaltungen, moralische Urteilsbildung, Unvoreingenommenheit, Sensibilität für und Achtung von Anderssein und Solidarität entwickelt. Unter Werthaltung wird zum einen das Bedürfnis des Kindes nach sozialer Zugehörigkeit verstanden und der sich daraus ergebenden Bereitschaft, die Werte der Bezugsgruppe zu übernehmen. Die Fachkräfte „leben den Kindern christliche und andere verfassungskonforme Werte vor und setzen sich mit ihnen darüber auseinander, welche Bedeutung diese Werte für das eigene Verhalten haben.“55 Diese Auseinandersetzung führt zur moralischen Urteilsbildung. Diese wird unterstützt durch das Vorlesen oder Erzählen von passenden Geschichten und der Ermunterung, eigene Gedanken zu äußern. Interessengegensätze müssen hierbei aufgegriffen und grundlegende ethische Fragen mit den Kindern besprochen werden. Unvoreingenommenheit ist die zu vermittelnde Grundlage, mit der Kinder Personen mit anderen Werten, Einstellungen und Sitten gegenübertreten sollen. Die Kinder sollen die Gelegenheit erhalten, sich für Menschen aus anderen Kulturkreisen zu interessieren und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Zugleich ist es wichtig, dass sie sich der eigenen Kultur zugehörig fühlen. Um dies zu erreichen, ermöglicht es die Kindertageseinrichtung, sich „Kenntnisse über die Symbole ihrer eigenen Kultur und anderer Kulturen anzueignen.“56 Mit dieser und ähnlichen Auseinandersetzungen (z. B. auch über Behinderung, Geschlechterbenachteiligung, Rassismus) wird den Kindern Sensibilität für und Achtung von Andersartigkeit und Anderssein vermittelt. Der Grundwert der Solidarität wird über diese Felder vermittelt und: indem die Kinder in der Gruppe zusammenhalten und sich füreinander einsetzen. Die pädagogischen Fachkräfte achten dabei auch die Äußerung der kindlichen Wünsche und Bedürfnisse.

Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme

Dieses Kompetenzfeld wird differenziert in die Verantwortung für das eigene Handeln, gegenüber anderen Menschen und der Verantwortung für Umwelt und Natur. Kinder sollen lernen, dass sie selbst für ihr Verhalten und Erleben verantwortlich sind und sie ihr Verhalten anderen gegenüber kontrollieren können. Darüber hinaus sollen Kinder lernen, sich für Schwächere, Benachteiligte, Unterdrückte einzusetzen – egal ob es bekannte oder unbekannte Menschen sind. Die Verantwortung für Umwelt und Natur erlernen Kinder, indem sie Sensibilität für alle Lebewesen entwickeln und ihr eigenes Verhalten überprüfen, inwieweit sie selbst zum Schutz der Umwelt und zum schonenden Umgang mit Ressourcen beitragen können.57

Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe

Die Tageseinrichtungen stehen in der besonderen Verantwortung, Kinder auf das Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Zwei wesentliche Aufgaben werden in diesem Zusammenhang dargestellt. Das Akzeptieren und Einhalten von Gesprächs- und Abstimmungsregeln und das Einbringen und Überdenken des eigenen Standpunkts. Für den ersteren Bereich sind den Kindern regelmäßig Mitsprache und Mitgestaltung beim Einrichtungsgeschehen einzuräumen und Ergebnisse entsprechend ernst zu nehmen. Die verschiedenen Wege der Entscheidungsfindung werden den Kindern so bewusst. Kinder entwickeln die Kompetenz, sich selbst zu äußern und entsprechende Kompromisse in Beteiligungsgremien zu schließen (z. B. Kinderkonferenz).58

Die beiden nun folgenden Kompetenzbereiche, „lernmethodische Kompetenz“ und „Widerstandsfähigkeit (Resilienz), sind jeweils zusammengesetzte Kompetenzen aus den bisher dargestellten Basiskompetenzen.

Religiöse Bildung am Bayerischen Untermain

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