Читать книгу Religiöse Bildung am Bayerischen Untermain - Peter Muller - Страница 17
2.2.3. Lernmethodische Kompetenz 2.2.3.1. Grundlagen
ОглавлениеLernmethodische Kompetenz ist in der Perspektive des BEP die „Grundlage für einen bewussten Wissens- und Kompetenzerwerb und der Grundstein für schulisches und lebenslanges, selbst gesteuertes Lernen.“59 Sie ermöglicht, Wissen und Kompetenzen kontinuierlich zu erweitern und zu aktualisieren. Die kompetente Nutzung von Wissen hängt nicht allein von dem erworbenen Wissen, sondern „vor allem von der Art und Weise ab, wie man Wissen erworben hat.“60 Wissen soll eine Grundlage für Problemlösung im Alltag bereitstellen. Von daher ist mitzulernen, in welchen Kontexten und Situationen Wissen anwendbar ist, weil es sonst „träge“ bleibt und für Transfer und Anwendung wenig brauchbar erscheint. Lernmethodische Kompetenz baut, wie oben erwähnt, auf vielen der bisher genannten Basiskompetenzen auf, bündelt und verknüpft sie zu folgenden Kompetenzbereichen:61
– Kompetenzen, neues Wissen bewusst, selbst gesteuert und reflektiert zu erwerben.
Hierzu zählt neue Informationen gezielt beschaffen und verarbeiten, neues Wissen verstehen und begreifen, sich dessen Bedeutung erschließen, es aufbereiten und organisieren. Letzteres verweist auf einen kompetenten und kritischen Umgang mit Medien.
– Kompetenzen, erworbenes Wissen anzuwenden und zu übertragen.
Wissen muss auf unterschiedliche Situationen übertragen und in verschiedenen Situationen flexibel genutzt werden können. Wissen soll zur Problemlösung sachgerecht, kreativ und sozial verantwortlich eingesetzt werden.
– Kompetenzen, die eigenen Lernprozesse wahrzunehmen, zu steuern und zu regulieren (Meta-kognitive Kompetenzen).
Kinder lernen, über das eigene Lernen nachzudenken und sich so das eigene Denken bewusst zu machen. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, verschiedene Lernwege kennen zu lernen und zu erproben. Dadurch wird das Bewusstsein geschult, wie man eine vorgegebene Lernaufgabe angeht. Die Kinder können sich so auch bewusst machen, wie man einen Text oder eine Geschichte verstehen kann. Im eigenen Tun soll das Kind eigene Fehler entdecken und eigenständig korrigieren. So erwirbt das Kind die Kompetenz, eigene Leistungen zutreffend einzuschätzen und das eigene Lernverhalten mit den je eigenen Planungsschritten bewusst zu machen.
Der Erwerb dieser Kompetenzbereiche ist so zu organisieren, „dass Kinder bewusst erlernen und mit anderen reflektieren, dass sie lernen, was sie lernen und wie sie es gelernt haben.“62 Wenn Kinder – so die These – ein tiefergehendes Verständnis für die jeweils behandelten Phänomene ihrer Umwelt entwickeln und zugleich bewusst lernen, dann erwerben sie zunehmend meta-kognitive Kompetenzen. Auf diesem Weg zeigt sich auch die Verknüpfung der lernmethodischen Kompetenz mit den anderen Basiskompetenzen. Die vorschulischen Lernprozesse sind so aufzubereiten, dass Kinder bis zur Einschulung folgende Lernziele erreichen können:
– Kinder können Bezüge zwischen den Lernsituationen in den Tageseinrichtungen und anderen Situationen, in denen sie das Gelernte abrufen, einsetzen und anwenden. Zur Unterstützung dieses gewünschten Wissens- und Kompetenztransfers sind Lernprozesse mit ihrer Lebenswelt außerhalb der Tageseinrichtung in Verbindung zu bringen. Es gilt, an ihrem Vorwissen und Erfahrungen anzuknüpfen.
– Kinder können die Struktur von Lerninhalten, die sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzen, erkennen. Dies ist notwendig, da sie sonst den inneren Zusammenhang – z. B. in einem Projekt – nicht erfassen und die einzelnen Teilaspekte unverbunden nebeneinander stehen.
– Kinder können erkennen, dass Lernen nicht nur Handeln, sondern auch der Erwerb von Wissen ist. Dies gelingt, indem die pädagogischen Fachkräfte die Aufmerksamkeit des Kindes bewusst auf Lernsituationen und deren Bedeutung lenken. Mit der Bedeutung der Lernsituation lernen Kinder, dass sie beim Lernen Wissen erwerben. Dies stellt die Grundlage dar, mit der Kinder verstehen können, dass es möglich ist, auf das eigene Lernen Einfluss zu nehmen. Ansonsten meinen Kinder häufig – so die zugrunde liegende These – dass Lernen gleichbedeutend sei mit „etwas tun“, sich nebenbei einstellen, als Nebenprodukt bestimmter Erfahrungen oder automatisch mit dem Älterwerden verbunden sei. Die Kernthese lautet: „Den Sinn und Zweck von Lernübungen können sie erst dann nachvollziehen, wenn sie um ihre eigenen Leistungen bzw. Lernfortschritte wissen.63