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Schuld und Sühne

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„Schließ‘ ab, Joe,“sagte Grand.„Schluß für heute.“

Joe Adams sah auf die Uhr. 6 Uhr, Samstag Abend. Wirklich Zeit für’s Wochenende. Seine Schwestern hatte er seit Tagen nur kurz vorm Zubettgehen gesehen. Auch Grands Gesicht sah nicht mehr frisch aus.

„Ich komme noch mit nach hinten,“sagte sein Chef, als die Türe zu war.

„Gut,“antwortete Joe, und fragte sich, warum sein Chef mit ins Gartenhaus wollte.

Hinter dem Haus standen ein paar Stühle. Grand setzte sich auf einen, wies seinen Angestellten auf den anderen.

„Wie lange bist Du jetzt bei mir, Joe?“

„Ungefähr 10 Monate.“

„Und ihr wohnt immernoch im Gartenhaus.“

„Leider haben wir noch nichts gefunden.“Was sollte das? Joe war verwirrt.„Möchten Sie, daß wir ausziehen?“

„Nein,“lächelte der Händler,„ich möchte eher, daß Ihr einzieht.“

„Wo?“Joe wurde sich über diese Sachen nicht klarer.

„Ins Haus,“grinste Grand, und wurde ernst.„Ich werde morgen sechzig Jahre alt, Joe, und das letzte Hemd hat keine Taschen.“

„Wes wird sein, was Du bereitet hast?“zitierte Joe.

Grand machte große Augen.

„Sie haben uns zwar ausgepeitscht, aber die Bibel war immer dabei.“

Grand sah die Tränen in den Augen. Anscheinend hatte jeder in Clearwater so seine eigene Geschichte.

„Du bist fleißig, intelligent, kannst wirtschaften, die beste Hilfe, die ich je hatte,“fuhr der Händler fort.„Kannst den Laden gerne übernehmen.“

„Oh!“Joe fiel nichts ein.

„Alles, was ich will, außer dem Kaufpreis, ist ein Wohnrecht auf Lebenszeit.“

„Und wie bezahle ich den Kaufpreis?“Man sah es Joe an, daß in seinem Kopf die Rechenmaschine ratterte. War das überhaupt zu schaffen?

„Noch bin ich da,“beruhigte Grand ihn.„Ich könnte Dich mit einem Anteil aufnehmen, den Du dann in den nächsten Jahren erhöhst.“

„Darüber muß ich nachdenken.“

„Morgen ist Sonntag, der Tag des Herrn,“meinte Grand.„Danach können wir weiter darüber reden.“Er wurde ernst.„Aber auf einem bestehe ich.“

„Ja?“Joe wurde noch skeptischer.

„Du holst Dir fremden Rat. Ich bin nicht unfehlbar, und wir müssen dann noch viele Jahre miteinander auskommen.“

„Gut.“Joe schwirrte der Kopf.

„Und jetzt holst Du jedem von uns ein Bier aus dem Keller. Mir tun die Beine weh.“

Joe holte das Bier, öffnete die Flaschen, und sie stießen an.

Jack Alder saß über seinen Notizen für die nächsten Stunden. Er streckte sich, widerstand der Versuchung, draußen nach den Pferden, den Peonen und Anderem zu sehen. Lehrer zu sein, war ein Knochenjob. Er hörte, wie über ihm jemand auf und ab ging. Mike! Er hatte sich ins Obergeschoß verzogen, um die Stimmung nicht auf die Spitze zu treiben. Sonst hätte es jederzeit zu einer neuen Prügelei kommen können. Sie hatten beide zuviel von ihrem Vater mitbekommen, und Jack fragte sich manchmal, wie seine Mutter es mit diesem Mann ausgehalten hatte. Er fragte sich auch manchmal, wie Augusta es mit ihm aushielt.

Plötzlich hörte er Hufgetrampel. Jemand stieg ab und klopfte an die Türe.

„Herein.“

Die Tür öffnete sich und ein trat … der Pastor.

„Arthur,“rief Jack freudig aus,„Du rettest mir den Nachmittag.“

Arthur sah die Papiere und glaubte ihm. Mike kam die Treppe herunter und begrüßte den Gast, offensichtlich genauso froh wie sein Bruder, eine Entschuldigung zu haben, die Arbeit liegenlassen zu können. Doug’s Single Malt machte die Runde, und die Männer kamen ans Erzählen. Als es Zeit zum Abendessen war, deckte Doug auch für den Pastor mit.

Wieder Hufgetrampel. Das mußte Ron sein, der aus der Mine kam. Die Tür öffnete sich und ein trat … der Sheriff.

„Familientreffen,“grinste Doug.

Mary-Rose nahm ihren Hut ab und schaute etwas verlegen drein. Ihr fülliges Haar ließ sie wieder wie ein kleines Mädchen aussehen. Offensichtlich hatte sie ihren Vater nicht hier erwartet.

„Bist Du ein ehrliches Gespenst, so sprich,“lachte Doug.

„Ich komme eigentlich zu Onkel Jack und Onkel Mike,“fand sie jetzt Worte.

„Ja?“fragte Jack.

„Und?“fragte Mike.

„Es geht um die Sache im Saloon,“begann sie.

Jack und Mike sagten nichts, ließen ihr Zeit.

„Es war unangemessen, Euch in den Trog zu treten,“versteckte Mary-Rose sich jetzt hinter Formalismus,„und ich bitte Euch beide um Verzeihung.“

Jack und Mike sahen sich an, und jeder legte Mary-Rose eine Hand auf die Schulter. Mary-Rose stählte sich für die Attacke. Sie wäre schon für einen eine leichte Beute gewesen.

„Nein,“antwortete Jack,„wir haben um Verzeihung zu bitten.“

„Du bist der Sheriff,“stimmte Mike zu,„und hast in der Stadt für Ordnung zu sorgen. Auch wenn die Störenfriede Alder heißen und im Stadtrat sitzen.“

„Und dazu noch Lehrer sein sollen,“setzte Jack hinzu.„Wieso warst Du überhaupt so schnell im Saloon?“

„Tante Feodora und Du hattet das Fenster offen,“erklärte Mary-Rose,„und da ich Euch beide kenne, habe ich Ärger vermutet, sobald Onkel Mike davon erfährt.“

Mike kratzte sich am Kopf.

„Vielleicht haben wir einfach zuviel von unserem Vater.“

Es war gut, daß nur Mary-Rose in diesem Moment den vielsagenden Gesichtsausdruck ihres Vaters sah. Sie verabschiedete sich. Wieder der Griff, mit dem sie die Haare unter den Hut bekam, und der Mike jedesmal Bewunderung abnötigte, wenn er ihn sah. Dann bestieg sie ihr Pferd.

„Bleib‘ ruhig noch hier, Dad,“sagte sie dabei.„Ich hab‘ Mum versprochen, heute Abend die Wäsche wegzubügeln.“

Sie ritt davon.

„Glückliche Stadt, deren Sheriff einen Fehler zugeben kann,“meinte Doug.

Als Mary-Rose nach Hause kam, spürte sie sofort, daß irgendetwas anders war. Schon auf dem Weg hatte sie so ein unruhiges Gefühl beschlichen. Und unruhige Gefühle eines Sheriffs bedeuteten meist nichts Gutes. Sie brachte ihr Pferd in den Stall und bereitete alles für die Nacht vor. Ihr Vater brauchte dann nur noch sein Pferd in die Box zu stellen. Dann ging sie zum Haus.

„Mum, ich bin zu Hause,“rief sie.

„Wir sind im Wohnzimmer,“kam die Antwort, und Mary-Rose ging dorthin, ohne erst Hut und Mantel abzulegen. Als sie die Tür öffnete, hätte sie beinahe einen Colt gezogen. Im Wohnzimmer bei ihrer Mutter saßen … Tante Dorothy und Tante Wilma!

„Was wollt Ihr denn hier?“fauchte Mary-Rose.„Wenn Ihr meine Mutter quält, dann …“

„ … sind wir tot,“vollendete Tante Wilma den Satz.

„Die beiden sind nicht hier um mich zu quälen, Schatz,“lächelte ihre Mutter.„Sie haben mir den ganzen Tag geholfen.“

„So?“fragte Mary-Rose skeptisch.„Und warum?“

Tante Dorothy kramte in ihrer Handtasche, holte ein Metallröhrchen hervor, daß sie aufschraubte. Dann hielt sie es Mary-Rose hin.

„Zigarre, Sheriff?“fragte sie.

Nach einem Seitenblick auf ihre Mutter nahm Mary-Rose die Zigarre.

„Danke,“sagte sie nur, während Tante Wilma ihr mit einem Streichholz die Zigarre anzündete.

„Du hattest Recht, damals vor dem Laden,“fing Tante Dorothy an.

„Wir haben nur auf die anderen herabgesehen, während wir uns selbst nicht an Gottes Wort gehalten haben,“gab Tante Wilma zu.

„Wissen jetzt auch, welche beiden Männer den Tripper haben,“erklärte Tante Dorothy düster,„und es geschieht uns Recht.“

Marge hätte sich beinahe an ihrem Tee verschluckt.

„Wir wollten Dich mit unserer Hilfe etwas entlasten.“Tante Wilma.

„Das hält ja das stärkste Pferd nicht aus, was Du so schaffst.“Tante Dorothy.„Während wir nicht einmal unser eigenes Leben geregelt bekommen.“

Mary-Rose war noch immer reserviert, und Marge verhielt sich ganz neutral.

„Ich und mein loses Mundwerk,“stöhnte Mary-Rose, mußte sich sichtlich überwinden.„Ich vergebe Euch.“

„Danke,“sagten beide.

„Was sagt der Arzt?“

„Es ist möglicherweise heilbar.“

„Gut.“Mary-Rose meinte das ehrlich.„Aber solltet Ihr nicht noch mehr Leute um Vergebung bitten?“

„Wir gehen noch heute Abend bei Myrna Jenkins vorbei,“antwortete Tante Dorothy.

„Und?“

Beide wurden wieder blaß, wollten sich wohl noch nicht überwinden. Der Blick des Sheriffs verfinsterte sich und ihre Stimme wurde stahlhart.

„Morgen Früh werdet Ihr beide Euch ein Gewehr nehmen, damit ihr nicht ungeschützt seid. Sprecht Euch ab. Dann macht Ihr Euch auf den Weg zur Alder-Ranch, zu Fuß.“

Beide Frauen – jede etwa viermal so alt wie Mary-Rose – blickten zu Boden.

„Jawohl, Sheriff.“

„Gehet hin und sündiget hinfort nicht mehr.“

Die beiden Frauen entfernten sich.

„Du warst zu hart mit Ihnen,“tadelte Marge ihre Tochter, als der Besuch wieder draußen war.

Mary-Rose lehnte sich in ihrem Sessel zurück, schloß die Augen und zog ein paar Mal an ihrer Zigarre.

„Ich wollte nur sichergehen, daß ihre Freundlichkeiten nicht bloß … Opfer waren,“sagte sie, ohne die Augen zu öffnen.„Ohne wirkliche Herzensänderung, verstehst Du?“

Marge verstand. Sie nickte.

„Und wenn sie morgen losgehen …“

„Eben.“Mary-Rose tat einen weiteren tiefen Zug.„Myrna und ich haben nichts Unrechtes getan. Das wissen sie. Aber Augusta, Valerie und Jacqueline? Das verlangt wahre Demut.“

Marge öffnete das Fenster, und Mary-Rose rauchte in Ruhe ihre Zigarre zu Ende, stieß Rauchwölkchen und -kringel gegen die Decke.

„Und ich bin nicht bestechlich.“

Marge lächelte und flüchtete in die Küche. In umschlossenen Räumen fand sie den Geruch von Tabakrauch unerträglich.

Augusta und Valerie hatten schulfrei, wie sie es nannten. Einen Tag in der Woche brauchten sie einfach, um das Haus in Ordnung zu halten. Keiner der vier – auch Doug nicht – war dafür zu brauchen. Außerdem war es schön, einmal ohne die anderen zu sein, die keine der beiden Frauen wirklich verstehen konnten. Augusta war die Einzige, mit der Valerie auch über das reden konnte, was sie Mike nicht erzählt hatte, weil es noch zu sehr wehtat. Doug, der das schnell gespürt hatte, war ganz gegen seine sonstige Art dann draußen bei den Herden.

„Da kommt jemand,“stellte Augusta nach einem Blick aus dem Fenster fest.„Zu Fuß.“

Valerie trocknete ihre Tränen und stellte ihr Gesicht wieder her.

„Wer kann das sein?“

„Sie tragen eine weiße Fahne.“

„Rothäute?“

„Nein,“antwortete Augusta verblüfft,„zwei weiße Frauen.“

Valerie holte das Gewehr ihres Schwagers aus der Ecke und lud es.

„‘mal sehen, was die wollen,“sagte sie und ging mit Augusta vor die Tür.

Dort sahen sie, wer da auf sie zukam. Sie nickten einander zu. Das konnte ein interessanter Vormittag werden.

Etwa fünfzig Yards vor dem Farmhaus lehnte Wilma das Gewehr an eine Fence. Dann kamen die beiden Frauen mit gesenkten Köpfen näher. Dorothy stellte etwa zwanzig Yards vor dem Haus die Fahne ab und fragte:„Dürfen wir näherkommen?“

Auf einen Wink Augustas senkte Valerie das Gewehr.

„Bitte kommen Sie ins Haus,“bat sie.

„Ich mache Kaffee,“bot Valerie an und verschwand in der Küche. Augusta setzte sich mit dem Besuch in die Stube. Anerkennung leuchtete in den Augen der Besucherinnen auf.

„Vieles davon ist noch von meiner Schwiegermutter,“gab Augusta auf die fragenden Blicke zu,„die ich leider nie kennengelernt habe.“

„Sie war eine große Frau hier in Clearwater,“stimmte Dorothy zu. Wilma nickte nur.„Und sie hat es besser als wir verstanden, Ehefrau und Mutter zu sein.“

Augusta machte große Augen. Valerie, die bei diesen Worten hereingekommen war, versteckte sich hinter ihrem „Pufflächeln“, wie sie es nannte.

„Wir hoffen beide, wir werden ihr irgendwann gerecht,“antwortete Valerie bescheiden.

„Sie werden es schon,“nickte Dorothy.

„Alle vier Alders, aber ganz besonders Jack und Mike, haben sehr viel von ihrem Vater,“erklärte Wilma.„Ich denke ‚normale‘ Frauen kämen mit ihnen nicht zurecht.“

Valeries Züge verfinsterten sich.

„Was meinen Sie damit?“fing Augusta eventuelle Verbalinjurien ab.

„Wir haben nie verstanden, wie Cassandra Alder es mit ihrem Mann aushalten konnte,“erzählte Dorothy.„Niemand hat das.“

„Sie muß ihn sehr geliebt haben.“Wilma.„Auch mit ihren Söhnen hatte sie ihre liebe Not.“

„Um denen gerecht zu werden,“erklärte Dorothy jetzt vorsichtig,„verlangt es eine gewisse Robustheit.“

Augusta hörte einfach nur zu und hielt Valeries Hand.

„Der Sheriff hatte Recht,“bekannte Wilma.

„Und wir sind hier, um Sie beide für unsere Hartherzigkeit und Lieblosigkeit um Verzeihung zu bitten,“setzte Dorothy hinzu.

„Es ist genauso gekommen, wie sie es vorhergesagt hat.“Wilma standen die Tränen in den Augen, als sie auf das Bild von Cassandra Alder über dem Kamin zeigte.„Wir haben keine Kinder, unsere Männer sind uns untreu und krank, und Freunde haben wir auch keine mehr.“

Valerie stand auf und brachte kurz darauf den Kaffee und Dougs Whisky. Beide Frauen nahmen – ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit – ein großes Glas.

„Wie könnten wir über irgendjemand urteilen?“fragte Valerie.„Wir haben mindestens ebenso schwer gesündigt.“Eine Pause.„Wenn überhaupt, dann gilt Hesekiel 18, 27 für uns alle.“

Augusta mußte sich eine Bibel nehmen und nachschlagen:„Wenn aber der Gottlose abläßt von seiner Gottlosigkeit und hinfort Gutes tut und rechtschaffen handelt, dann wird er seine Seele lebendig erhalten.“Sie warf ihrer Schwägerin einen fragenden Blick zu.

„Mein Vater,“erklärte Valerie,„hatte immer die Bibel dabei, als Schwert des Glaubens.“

„Vermutlich nur, um andere damit zu schlagen,“kommentierte Dorothy,„genauso wie wir.“Auch ihr standen die Tränen in den Augen.„Es haben damals noch mehr Leute ihre Geschichte gehört, Mrs. Alder.“

„Und wir verbohrten alten Hexen brauchten erst die Aufforderung des Sheriffs, um hierher zu kommen.“Wilma schien mehr als bestürzt über sich zu sein, während Valerie, die Augen voller Tränen, sich sehr bemühen mußte, den Kaffee nicht daneben zu schütten.

„Doug hat doch vorgestern Kekse gebacken,“murmelte sie und verschwand noch einmal in der Küche. Augusta verteilte Taschentücher.

Als Valerie zurückkam, hatte sie nicht nur einen Teller Kekse dabei, sondern auch ihr Gesicht wieder hergerichtet. Augusta verdrehte leicht die Augen, was aber von den anderen nicht bemerkt wurde.

Am Ende machten sich die beiden Frauen zurück auf den Weg in die Stadt – zu Fuß! – und hinterließen zwei ziemlich ratlose ehemalige Prostituierte, die sich wieder einmal über ihr neues Leben wunderten.

Beddowes blickte nur kurz auf, als der Japaner die Bank betrat. Jeder Kunde war willkommen.

„Guten Tag, Sir,“begrüßte er den Fremden.

„Guten Tag,“antwortete der in gutem Englisch.

„Was kann ich für Sie tun?“

Der andere sah zuerst zu Boden, sammelte wohl seinen Mut, und fragte:„Finanzieren Sie auch Schneider?“

„Sind Sie denn einer?“

„Meine Gemahlin wird die Arbeit machen,“gab der Japaner ehrlich zu.

Beddowes lächelte:„Kein Geschäft ohne Risiko.“

Sein Gegenüber verneigte sich.

„Kommen Sie bitte mit nach hinten,“lud Beddowes seinen Kunden ein und rief seinen Sohn. Der hatte alles mitbekommen und verdrehte kurz die Augen. Dann schloß sich die Tür zum Besprechungszimmer.

Mary-Rose wollte gerade ihr Office aufschließen, als sich die Tür auch ohne Schlüssel öffnen ließ. Sie zog eine Waffe und stieß die Tür mit einem Schwung auf.

„Huch!“machte Tante Dorothy, als sie in die Mündung des Colts blickte.

„Was machst Du denn hier?“Mary-Rose war gleichzeitig erleichtert und verärgert.

„Sauber,“antwortete Tante Dorothy.„Hier vorne bin ich durch. Der Zellentrakt muß noch.“Sie zeigte ihren Schlüssel.„Der Bürgermeister war sehr erfreut über mein Angebot.“

„Hätte mir auch was sagen können,“brummte Mary-Rose und setzte sich an ihren sauberen Schreibtisch.„Hab‘ ihn gerade noch gesehen.“

„Wilma bringt gleich das Essen.“

„Gut.“Mary-Rose hatte den Plan sowieso nicht im Kopf.„Wie geht’s Onkel Wilbur?“

„Er wird wieder gesund, sagt der Arzt.“

„Ich wünsche ihm alles Gute.“Mary-Rose fing an, ihre Hausaufgaben zu machen.

„Wir waren gestern bei den Alders.“

„Und?“fragte der Sheriff gespannt.

„Du hattest Recht. Wir mußten diesen Gang machen.“Tante Dorothy verzog das Gesicht.„Auch wenn mir heute die Füße wehtun.“

Mary-Rose gab sich Mühe, nicht zu grinsen.

„Und sie sind viel großherziger, als ich jemals war.“

„Mein Reden.“

„Schließt Du mir den Zellentrakt auf?“

Mary-Rose tat es. Der Zellentrakt hatte es wirklich nötig. Im Moment gab es nur einen Insassen. Der Sheriff schloß die Zelle auf und wachte mit der Hand am Colt.

„Aufstehen,“schnauzte Tante Dorothy. Der Kerl sprang erschrocken auf. Sie wechselte das Bettzeug und jagte ihn mit dem Schrubber durch die Zelle. Danach kamen die anderen Zellen dran.

Mary-Rose machte sich derweil Kaffee.

Clearwater

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