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Das Verbrechen

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Reverend Arthur Morton Robinson schaute auf seine Taschenuhr. Schon zwei. Er mußte sich beeilen, um noch rechtzeitig zur Versammlung zu kommen. Mary-Rose, seine Tochter wartete schon. Sie war so aufgeregt, wie es eine 12-Jährige nun einmal ist, wenn ihr Vater sie mit in die Stadt nimmt.

Robinson nahm seine Tochter an die Hand, und gemeinsam verließen Sie das Pfarrhaus.

Die Hauptstraße war staubig wie immer. Nur wenn es regnete, wurde sie schlammig. Der Pastor entschied, daß ihm Staub lieber war als Schlamm. Sie grüßten Myrna Jenkins auf dem Weg zum Einkauf. Gerade war die Fünfzehnjährige um die nächste Ecke gebogen, als Robinsons Blick sich verfinsterte und Mary-Rose näher an ihn heranrückte. Vor dem Saloon lungerten mehr Leute als sonst herum. Sicher, die Stadt war zur Zeit der Ernte und des Viehtriebs immer voller fremder Leute, und die meisten davon waren zwar rauh aber ehrlich. Immer wieder mischte sich allerdings auch Gesindel unter die Menge. Robinson behauptete zwar nicht, Menschen auf einen Blick beurteilen zu können, wenn aber soviele Männer das Innere des Saloons für zu langweilig hielten, gab das meist Ärger. Und das, obwohl Barney, der Wirt, genug einnahm, um ein ordentliches Programm bezahlen und hübsche Mädchen anwerben zu können. Seltsamer Gedanke für einen Pastor, fand Robinson, obwohl er aus Erfahrung wußte, daß die Situation ohne etwas „Zerstreuung“ nicht einmal mit Waffengewalt in den Griff zu kriegen war. Eher Pragmatiker als Frömmler zog Robinson das kleinere Übel vor, faßte aber seinen eigenen Colt fester.

Die Versammlung fand im anderen Saloon von Clearwater statt, was natürlich auch die Überfüllung bei Barney erklärte. Als alle anwesend waren, hieb Bürgermeister Clayton mit einem Hammer, den er sich wohl vom Richter ausgeliehen hatte, auf den Tisch und alle setzten sich. Robinson und seine Tochter fanden zwei Plätze am Fenster. Mary-Rose saß außen, ihr Vater links neben ihr. Die Luft war schon nach den paar Minuten zum Schneiden, und Mary-Rose öffnete das Fenster weit. Das ließ zwar etwas Lärm aber eben auch viel frische Luft herein.

„Ruhe, bitte!“schnitt Claytons Stimme durch den Saal. Für 73 Jahre war die noch recht kräftig, zumindest konnte sie jeder hören, und es kehrte tatsächlich etwas Ruhe ein.

„Unsere Tagesordnung umfaßt heute nur einen Punkt,“redete der Bürgermeister weiter,„nämlich die Wahl eines Sheriffs für unsere Stadt.“

Beifälliges Gemurmel erhob sich überall, aber Robinson kannte die verschiedenen Gruppen zu gut, um dem irgendeine Bedeutung beizumessen. Mary-Rose hatte ihre Aufmerksamkeit schon nach den ersten Worten dem Fenster zugewandt.

Die Diskussion nahm den vorhersehbaren Verlauf. Robinson, der die meisten hier mehr oder weniger gut kannte, hätte die einzelnen Wortmeldungen auch so vorhersagen können. Die Viehbesitzer wollten keine Beschränkungen für ihre Wanderarbeiter und die eigentlichen Stadtbewohner wollten das ganze „Gesindel“ am liebsten aus der Stadt verbannen. Die Mais- und Weizenfarmer haßten das Vieh der Rancher, weil es ab und zu ein Feld verwüstete, und den wenigen anwesenden Indianern war eigentlich jeder Kandidat gleichermaßen recht oder unrecht. Der Richter warf ein, daß bisher alle Streitfälle gelöst worden seien. Es bestünde also kein Grund, auf diesen alten Geschichten herumzureiten. Welcher Kandidat ihm behagte, ließ der ehemalige Häuptling der Cheyenne nicht erkennen, und das war für den Frieden im Raum auch nur gut so.

In dieser ganzen Zeit hatte Robinson nicht auf Mary-Rose geachtet, die ihn zuletzt zweimal angestoßen und auf das Fenster gedeutet hatte. Ihr Vater hatte genervt abgewunken, weil er der Diskussion folgen wollte. Vielleicht konnte er ja noch einen Beitrag leisten, der der Sache eine andere Wendung gab. Er hatte nicht gemerkt, daß Mary-Rose neben ihm immer unruhiger geworden war und die Füße auf die Sitzfläche ihres Stuhles gezogen hatte. Robinson war so auf die Versammlung konzentriert, daß er den Ruck an seinem Gürtel fast nicht bemerkt hätte, ebensowenig, daß seine Tochter aus dem Fenster sprang. Er tastete unwillkürlich nach seinem Gürtel und stutzte: Wo war sein Revolver? Und wo war seine Tochter? Ein schneller Blick in die Runde sagte ihm, daß die anderen Teilnehmer auch nichts bemerkt hatten. Draußen war Mary-Rose nicht zu sehen. Blitzartig schoß es Robinson durch den Kopf:‚Meine Tochter ist mit meinem Colt da draußen!‘ Robinson konnte, eingekeilt zwischen den anderen, nicht so einfach zur Tür hinaus, nach langen Erklärungen stand ihm sowieso nicht der Sinn. Blieb nur das Fenster. Robinson stieg vorsichtig auf den Stuhl, als ein Schuß ertönte. Reverend Arthur Morton Robinson, 41 Jahre und leicht übergewichtig, war mit einem Mal auf der Straße und rannte in Richtung des Schusses. Daß auch der Richter durch die Tür und ihm dicht auf den Fersen war, bemerkte er nicht. Nachdem er etwa 20 Yards zurückgelegt hatte, hörte er Schreie, denen er sofort folgte. Um mehrere Häuserecken war er vielleicht 200 Yards gerannt, als er seine Tochter sah, aber nicht nur sie. Robinson blieb stehen. Vor ihm stand Mary-Rose, in der rechten Hand den Revolver, der jetzt nach unten zeigte, starr vor Angst. Etwa 10 Yards vor ihr lag Myrna Jenkins auf dem Boden, die Kleidung zerrissen, voller blauer Flecken und Kratzer, neben ihr ein fremder Mann mit einem Loch im Kopf. Myrna schrie immernoch, und Robinson wollte gerade zu ihr hin, als um eine andere Ecke Ethel Merman gerannt kam und sofort auf Myrna zustürzte. Ihren Colt hatte sie auf dem Weg fallen lassen. Robinson sagte sich, daß Ethel besser für Myrna war als er selbst, und ging langsam, wie im Traum auf seine Tochter zu.

„Ganz ruhig, mein Schatz. Er tut Dir nichts mehr,“versuchte Ethel Myrna zu beruhigen,„Mary-Rose hat ihn erschossen. Oh, meine schlechten alten Ohren.“

‚Kein schlechter Sprint für eine Fünfundachtzigjährige,‘schoß es dem Reverend dabei durch den Kopf. Er versuchte, sich zur Ordnung zu rufen. Seine Tochter drehte sich um und sah ihm in die Augen. Robinson konnte nichts sagen. Er wollte Mary-Rose gleichzeitig anbrüllen und loben, sie verdreschen und in den Arm nehmen. Er war wie gelähmt.

Jetzt kamen der Richter und kurz hinter ihm der Bürgermeister an. Großes Feuer ging auf Mary-Rose zu und sagte:„Meine junge Schwester hat recht gehandelt, mutig und besonnen wie ein Krieger.“ Dabei hatte der Richter sich nicht zu Mary-Rose hinuntergebeugt. Robinson wollte darauf etwas sagen, aber Clayton verbot ihm mit einem Blick den Mund, strich Mary-Rose mit der Hand über den Kopf und sagte:„Du hast alles richtig gemacht, Mary-Rose.“Daraufhin sah Mary-Rose ihn fragend an.„Natürlich ist es verboten, einen Menschen zu töten, aber der hier hat Myrna nicht nur sehr weh getan sondern wollte Sie auch töten.“Erst jetzt bemerkte Robinson das Messer in der Hand des Toten. Die Klinge wies nach unten, er hatte zustechen wollen. Kurz zuckte es Robinson durch den Kopf, ob das nicht die gnädigere Variante für Myrna gewesen wäre. Dann schämte er sich dafür. Er tippte kurz seiner Tochter auf die Schulter, und als sie ihn ansah, schob er nur den Gehrock rechts zur Seite. Mary-Rose hob langsam die Waffe und steckte sie vorsichtig zurück. Ihre Augen waren immernoch voller Angst.

Währenddessen war auch der Arzt eingetroffen. Viele Leute kümmerten sich jetzt um Myrna, und der Totengräber verlud den Leichnam, nachdem der Stadtschreiber auf Anweisung Claytons eine Skizze des Geschehens gefertigt hatte. Der Bürgermeister würde später für die Anklage sorgen. Sie hatten zwar einen Richter aber keinen Staatsanwalt hier in Clearwater. Inzwischen hatte Clayton die Leute weggeschickt und wandte sich jetzt wieder Mary-Rose zu. Der versonnene Ausdruck auf seinem Gesicht machte Robinson Sorge, aber andererseits war Clayton Bürgermeister, weil er am besten mit den Menschen zurechtkam. Der Reverend mußte sich immer wieder zwingen, mit seinen Gedanken bei der Sache zu bleiben. Fetzen schwirrten ihm durch den Kopf, machten es schwer, die nächste Entscheidung zu treffen. Das Klügste wäre wahrscheinlich gewesen, Mary-Rose mit nach Hause zu nehmen, aber diese Idee kam ihm nicht. Er stand starr, als würde er auf etwas warten. Schließlich faßte der Bürgermeister Mary-Rose unter die Arme und hob sie mit letzter Kraft auf seine Schultern. Es sah beinahe so aus, als würde der alte Mann unter dieser Last zusammenbrechen, aber er fing sich und lief los, Robinson und den Richter als mögliche Stützen an seiner Seite. Mary-Rose, die seit ihrem fünften Lebensjahr nicht mehr auf den Schultern getragen worden war, sah immer wieder zu ihrem Vater hinunter, unsicher, was das zu bedeuten hatte.

Auf der Hauptstraße stand eine Menge Leute. Als Mary-Rose auf den Schultern des Bürgermeisters erschien, fingen erst Einzelne dann immer mehr an, Applaus zu klatschen. Entlang der Hauptstraße bildeten sie eine Gasse, die ihrer jungen Heldin immer stärkeren Applaus spendete, bis die kleine Prozession vor einem Laden stoppte, und die Begleiter dem Bürgermeister halfen, seine kleine Passagierin sicher abzusetzen. Erst nachdem sie eingetreten waren, merkte Robinson, wohin der alte Mann sie geführt hatte. Sie standen im Waffenladen! Wieder wollte Robinson protestieren, wieder verging ihm nach einem Blick des Bürgermeisters die Lust dazu.

Clayton zeigte Mary-Rose die Auslagen:„Such Dir ein Paar aus.“

Mary-Rose, schon genug verwirrt, richtete ihren Blick auf ihren Vater. Hätte der auch nur einen Funken Verstand besessen, wäre ihm etwas wirklich Sinnvolles eingefallen. So nickte er nur, unfähig der Idee des Bürgermeisters zu widersprechen. Mr. Tamblyn, der Waffenhändler schaute Clayton ebenfalls ungläubig an, wurde aber mit dem gleichen Blick zur Raison gebracht. Er holte ein paar kleinere Revolver:„Wenn ich zu etwas raten sollte, würde ich Dir diese hier empfehlen. Sie wurden speziell für zarte Damenhände gefertigt.“

Mary-Rose nahm einen Revolver in jede Hand und sah Clayton ins Gesicht:„Soll ich mit denen hier auch schießen?“

Robinson atmete tief durch. Sie hatte ihre Sprache nicht verloren.

„Nur in Situationen wie heute, Mary-Rose,“antwortete Clayton.„Es gibt nichts Schlimmeres als Leute, die nicht wissen, wann man eine Waffe benutzen darf und wann nicht.“

„Hmm,“machte Mary-Rose,„aber dann muß ich sie doch ausprobieren.“

„Sehr richtig, junge Dame,“bestätigte Tamblyn, bei dem allmählich der Beruf wieder die Oberhand gewann,„bitte hier entlang zum Schießstand.“Er hielt die Tür auf, und die kleine Gesellschaft begab sich nach hinten. Dort zeigte Tamblyn Mary-Rose, wie man die Revolver lud, und das Mädchen gab ein paar Schuß auf die Zielscheibe ab. Keiner traf so richtig. Mary-Rose drehte sich um:„Die hier sind wirklich klein und leicht, aber sie fühlen sich nicht richtig an.“Robinson, der das Loch in der Stirn des Verbrechers gesehen hatte, verstand sie sofort, Tamblyn brauchte einen Moment, und Clayton sagte lächelnd:„Dann probierst Du einfach noch ein paar andere aus, bis Du Deine gefunden hast, würde ich sagen.“Sie begaben sich wieder in den Verkaufsraum, und Mary-Rose bekam das nächstgrößere Modell. Damit schoß sie schon besser, aber kaum gut. Sie legte ihre kindliche Stirn in Falten:„Ist das immer so schwierig?“

„Ich hatte hier schon Kunden, die haben zwölf Modelle ausprobiert, bis sie das richtige gefunden hatten,“belehrte sie Tamblyn,„und Du fängst gerade erst an.“

„Also gut,“meinte Mary-Rose,„die nächsten bitte.“

Sie probierte weiter. Mal ging es besser, mal schlechter.

„Dad,“fragte sie schließlich,„darf ich noch einmal mit Deiner Waffe schießen?“

Ihr Vater brachte kein Wort hervon, nickte nur und gab ihr seinen Colt. Sie schoß und traf. Dann hielt sie Tamblyn die Waffe hin:„Haben Sie dieses Modell?“

Tamblyn besah sich die Waffe und schüttelte den Kopf:„Leider nein. Das wird nicht mehr gebaut, aber ich habe etwas anderes.“Er ging ins Lager, holte einen polierten Holzkasten hervor, öffnete ihn und zeigte seiner kleinen Kundin zwei Revolver.

Colt 1860 Army, Kaliber 44,”erklärte er,„schwerer wäre wohl nur der Colt Whitneyville Walker 1847, aber der paßt in keinen Patronengurt und wäre für Dich wohl auch zu schwer.“

Mary-Rose nahm die Waffen aus dem Kasten, lud sie komplett, ging zum Schießstand, schoß sie beidhändig leer und meinte dann:„Die fühlen sich gut an.“ Keiner der anwesenden Männer sagte ein Wort. Alle gingen zur Zielscheibe. 12 Mal ins Schwarze!

„Uff!“Nur dieses eine Wort kennzeichnete die Verblüffung des Richters und keiner der anderen hätte es besser ausdrücken können.

„Haben sie passende Holster und einen Gurt?“fragte der Bürgermeister.

„Holster sind kein Problem, aber der Gurt,“antwortete Tamblyn mit einem bezeichnenden Blick auf die extrem schlanke Taille seiner Kundin.

„Irgendwas wird es wohl geben,“meinte der Richter, und Tamblyn machte sich auf die Suche.

Als er mit dem kürzesten Gurt zurückkam, ging der immernoch fast anderthalb Mal um Mary-Rose herum. Trotzdem, mit einem zusätzlichen Loch würde es gehen. Das Loch war auch schnell gemacht, und schon stand Mary-Rose mit ihrem neuen Gurt, zwei schweren Revolvern und einer Schachtel mit fünfzig Patronen im Laden.

Robinson wußte, daß weiteres Diskutieren sowieso nutzlos war. Er verstand Claytons Intention und hatte sie akzeptiert. Hoffentlich verlor Mary-Rose bald das Interesse an den Dingern.

„Mary-Rose!“

„Ja, Dad?“War der Ton anders als sonst? Robinson fragte sich, ob er langsam Gespenster sah.

„Geh jetzt bitte nach Hause und sag Deiner Mutter, daß ich noch bei Jenkins vorbeisehe.“

„Darf ich bitte mitkommen?“bat Mary-Rose.„Ich möchte sehen, wie es Myrna geht.“

Ihr Vater wollte schon „Nein!“ sagen, nickte aber doch. Sie hatte ein Recht darauf.

„Danke, Mr. Clayton. Auf Wiedersehen, Mr. Tamblyn. Auf Wiedersehen, Euer Ehren.“Mary-Rose verabschiedete sich artig.

„Wir haben zu danken, Mary-Rose,“antwortete Clayton und setzte hinzu:„Mary-Rose bekommt jeden Monat 50 Schuß zum Üben. Die Rechnung geht an mich.“

Arthur Morton Robinson schob seine Tochter unter Abschiedsgemurmel zur Tür hinaus, bevor der Bürgermeister noch nachlegen konnte.

Draußen suchte Robinson seinen Wagen. Irgendwie war alles wie vernebelt.

„Da steht doch unser Wagen.“Mary-Rose hatte den Wagen sofort gesehen. Die beiden setzten sich auf den Bock, und Robinson fuhr los.

Bei Jenkins angekommen, brauchten Sie garnicht erst zu klopfen. Isaiah Jenkins, Myrnas Vater, öffnete ihnen die Tür, stutzte kurz beim Anblick der Revolver und ließ sie dann ein.

„Wie geht es ihr?“fragte Robinson.

„Sie liegt im Bett, redet nicht,“antwortete Elvira Jenkins.

„Schüttelt nur den Kopf oder nickt,“ergänzte ihr Mann.

„Hat Sie Angst zu reden?“fragte Mary-Rose.

„Wahrscheinlich hat sie das.“Isaiah Jenkins, ein großer starkknochiger Mann, sah aus wie ein Häufchen Elend, dann beugte er sich zu Mary-Rose herunter:„Danke!“

„Pa,“ertönte jetzt Myrnas Stimme aus ihrem Zimmer,„ist Mary-Rose da?“

Ihr Vater brauchte eine Sekunde, bis er antworten konnte:„Ja, sie ist hier. Mit ihrem Vater.“

„Schick sie bitte herein.“Myrnas Stimme klang flehend.

„Sofort, mein Schatz.“Er wies Mary-Rose die Richtung, und die ging zu Myrna. Ein paar Minuten lang war nichts zu hören, dann ging Elvira Jenkins nachsehen, kam mit einem Lächeln zurück und führte die Männer ins Zimmer. Dort lagen sich Mary-Rose und Myrna in den Armen.

Nach einer Weile ließ Myrna Mary-Rose los, deutete auf die Colts und fragte:„Sind die da geladen?“

Mary-Rose nahm einen Colt aus dem Holster, schaute nach und stutzte:„Hab‘ sie eben auf dem Schießstand leergeschossen und dann das Laden vergessen.“Sie holte sich aus der Patronenschachtel, die sie auf dem Nachttisch abgestellt hatte, sechs Patronen und begann, den Colt langsam und methodisch zu laden. Dann machte sie das Gleiche mit dem zweiten Colt.

„So, jetzt sind sie geladen,“sagte Mary-Rose und steckte ihre zweite Waffe weg.

„Bleibst Du heute Nacht hier und paßt auf?“

Keiner der Erwachsenen wagte es, ein Wort zu sagen. Mary-Rose zog sich einen Stuhl heran und wandte sich zu Elvira Jenkins:„Kann ich bitte eine Kanne Kaffee haben?“

„Sicher,“antwortete Myrnas Mutter verblüfft,„aber … warum?“

„Ich glaube nicht, daß ich heute Nacht schlafen will,“antwortete die Zwölfjährige schlicht.„Ich bleibe lieber hier.“

„Gut,“antwortete Elvira, schob die verblüfften Männer zur Tür hinaus, die sie hinter sich zuzog.

„Und was sage ich jetzt meiner Frau?“fragte Robinson draußen.

„Die Wahrheit, Arthur,“knurrte Myrnas Vater.

„Sie wird es verstehen,“beruhigte ihn Elvira.

„Das ist nicht das Problem,“meinte Robinson und fühlte sich fehl am Platz. Eigentlich hatte er Trost spenden wollen, und jetzt wurde er getröstet. Er verabschiedete sich schnell und fuhr nach Hause.

Das Ehepaar Jenkins blickte ihm nach und Isaiah sagte nur zu seiner Frau:„Denk‘ dran, anzuklopfen. Die Colts sind geladen.“

Elvira lächelte gequält:„Ich hoffe, sie schießt nicht auf Gespenster.“

„Eben,“brummte ihr Mann,„ich möchte nicht, daß Du hier vielleicht noch 'rumspukst.“

Elvira verstand ihren Mann und heftete einen Zettel an Myrnas Tür, auf dem groß ‚Anklopfen!‘ stand.

Marge Robinson sah ihren Mann vorfahren und langsam vom Bock steigen. Mary-Rose war nicht zu sehen, aber vielleicht war sie bei einer Freundin geblieben und kam später nach. Sie war kein Baby mehr, und es war noch mindestens bis 6.00 Uhr also noch zwei Stunden hell. Die Kirche, und damit auch das Pfarrhaus, lag am Rande der Stadt, aber nicht so weit entfernt, daß eine Mutter sich Sorgen machen mußte, fand die Pfarrersfrau und ging wieder an ihre Arbeit. Als sie kurze Zeit später noch einmal auf die Uhr schaute, war fast eine halbe Stunde vergangen, und ihr Mann hielt sich anscheinend immernoch im Stall auf. Vielleicht machte er gleich alles für die Nacht fertig. Das konnte gerade bei Arthur Morton Robinson eine Weile dauern. Nachdem noch eine halbe Stunde vergangen war, beschloß Marge, im Stall nachzusehen. Dort fand sie zweierlei: Das Pferd war versorgt, und ihr Mann schaute – auf die Heugalbel gestützt – durch die hintere Stalltür in die Ferne. Sie umarmte ihren Mann von hinten. Er drehte sich um und drückte sie so fest an sich, daß ihr fast die Luft wegblieb.

„Was ist passiert?“fragte sie, als er sie endlich losließ.

„So Einiges,“antwortete er,„Mary-Rose …“

„Ist ihr was passiert?“unterbrach sie ihn.

„Ihr nicht,“beruhigte er sie,„sie übernachtet nur bei Myrna Jenkins.“

„Aber morgen ist Schule, und ihre Sachen …“

„ … sind noch hier. Ich weiß. Trotzdem ist es besser so.“

„Warum, Arthur?“fragte sie verblüfft.

„Weil Myrna das Gefühl der Sicherheit braucht.“

„Sicherheit? Durch unsere Tochter? Arthur! Rede endlich! Was ist passiert?“beschwor Marge ihren Mann.

Der atmete tief durch und fing an, zu erzählen:„Myrna wurde in der Stadt überfallen. Ein Outlaw mißbrauchte sie in einer Seitengasse und wollte sie erstechen …danach.“

Marge hielt sich vor Schreck die Hand vors Gesicht.

„Mary-Rose war die einzige, die Myrnas Schreie gehört hatte,“erzählte ihr Mann weiter,„während wir Männer dasaßen und lauthals zum hundertsten Mal über die Wahl eines Sheriffs diskutierten. Ich war dabei so abgelenkt, daß ich garnicht gemerkt habe, wie Mary-Rose meinen Revolver nahm und aus dem Fenster stieg. Sie kam gerade noch rechtzeitig, um wenigstens Myrnas Leben zu retten. Sie hat den Kerl mitten in die Stirn getroffen.“

„Mit Deiner Waffe, Arthur?“Die Frage machte keinen Sinn, aber das war egal.

Ihr Mann nickte nur und fuhr fort:„Kurz nach mir kamen Ethel Merman, der Richter und der Bürgermeister dazu. Ethel hat sich richtig für ihre Schwerhörigkeit geschämt. Ich konnte garnichts sagen, aber der Richter und Clayton fanden die richtigen Worte für Mary-Rose. Clayton nahm sie auf seine Schultern und …“

„Clayton?!“

„… trug sie zur Hauptstraße bis zu Tamblyns Laden. Hat ihn auch mächtig Schweiß gekostet.“

„Aber …“Marge war fassungslos,„was wollte er in Tamblyns Laden?“

„Er hat für Mary-Rose zwei Colts, Holster und einen Gurt gekauft. Außerdem bekommt sie jeden Monat 50 Schuß Übungsmunition auf seine Rechnung.“Jetzt war es heraus, und Robinson fühlte sich wohler.

„Aber…“

Robinson hielt seine Frau fest und erzählte weiter:„Als wir danach bei Myrna vorbeischauten, wollte sie zuerst nur Mary-Rose sehen. Später fragte sie, ob die Colts geladen seien. Mary-Rose lud nach, und Myrna bat sie, zu bleiben und aufzupassen.“

„Verstehe ich das richtig?“fragte Marge Robinson.„Unsere Tochter sitzt mit zwei geladenen Sechsschüssern in Myrna Jenkins Schlafzimmer?“

Ihr Mann nickte nur.

„Mein Gott, Arthur! Die schießt doch auf Gespenster!“schrie Marge ihren Mann an.

„Oder sie macht aus Isaiah und Elvira welche,“brummte ihr Mann.

Marge wandte sich um:„Ich werde sofort …“

Robinson hielt seine Frau fest.„Das wirst Du nicht,“antwortete er mit fester Stimme.

„Aber?“

„Wenn Du wirklich etwas Sinnvolles tun willst, bringst Du Mary-Rose die Schulsachen und frische Kleider für morgen. Sie hat gesagt, sie wolle heute Nacht nicht schlafen.“

Seine Frau verstand und entspannte sich.

„Einfach nur Mutter sein?“fragte sie.

„Das ist das Beste, was Du jetzt tun kannst.“

Sie gingen ins Haus, und als Marge es mit den Sachen für Mary-Rose wieder verlassen wollte, gab ihr Mann ihr noch die Nudelrolle mit.

„Nur, falls Du noch bei Clayton vorbeigehst,“grinste er schief,„mit einem schönen Gruß von mir.“

Marge lachte kurz und hart, legte das Holz zurück und machte sich auf den Weg.

Clayton schloß die Tür des Rathauses ab, und machte sich auf den Heimweg. Er hatte den Rest des Nachmittages damit zugebracht, den Namen des Attentäters fest- und seine Sachen sicherzustellen. Solange die Stadt keinen Sheriff hatte, mußte es ja einer machen. Nun waren die Waffen und sonstigen Dinge im Tresor und das Pferd in einem Mietstall untergebracht. Clayton hatte eigentlich noch bei Jenkins vorbeischauen wollen, entschied sich aber dagegen. Morgen war früh genug. Aber bei Ethel mußte er vorbei. Der Reverend würde das heute nicht mehr schaffen, da war sich Clayton ganz sicher.

Marge Robinson legte den Weg zum Haus der Jenkins in Rekordzeit zurück. Schon vom reinen Gehen war sie dabei außer Atem.

„Aber Marge,“begrüßte sie Elvira,„bist Du die ganze Strecke gerannt?“

„Eigentlich nicht,“meinte ihre Freundin,„nur schnell gegangen, aber …“

„Verstehe. Was hast Du da?“

„Frische Sachen für Mary-Rose und ihre Schulbücher für morgen.“

„Setz Dich erstmal.“Elvira drückte ihre Freundin auf einen Stuhl.„Mary-Rose und Myrna essen gerade. Da stören wir besser nicht. Die Colts liegen rechts und links vom Teller.“

„Ich versuche gerade, mir Mary-Rose mit zwei Revolvern vorzustellen,“sagte Marge tonlos.

„Sie wird hineinwachsen,“kommentierte Elvira trocken.

„Hoffentlich verliert sie bald das Interesse an den Dingern.“

„Im Moment fühlt sie sich sicher mit ihnen,“erklärte Elvira,„und das kann ich sehr gut verstehen.“

„Nachdem, was sie gesehen hat,“stimmte Marge so halb und halb zu.„Was hat sie eigentlich gesehen?“

„Genau weiß ich das nicht. Ich habe mich auch nicht getraut, zu fragen,“antwortete Elvira,„aber ich glaube, sie klammert sich einfach an die Normalität, um nicht laut loszuschreien.“

„Mir graut schon vor der ersten Nacht zuhause.“

„Mir graut vor heute Nacht!“

„Sicher.“

„Ma,“tönte Myrnas Stimme aus ihrem Zimmer,„wir sind fertig!“

„Ich komme, Liebling,“rief Elvira und zog Marge mit sich zu Myrnas Zimmer.

„Deine Mutter ist da, Mary-Rose,“sagte sie beim Eintreten, und Marge betrat das Zimmer. Dort sah sie, wie ihre Tochter gerade zwei Colts wegsteckte und dann auf sie zugeflogen kam, um sie zu umarmen. Marge hielt ihre Tochter ganz fest, bis Mary-Rose selbst losließ und einen Schritt zurücktrat.

„Ich habe hier frische Sachen für Morgen und Deine Schulbücher,“sagte ihre Mutter, und Mary-Rose nahm das Paket und legte es auf den Tisch.

„Danke.“Nur dieses eine Wort. Mary-Rose blickte direkt in die Augen ihrer Mutter, und Marge hielt diesem Blick stand.

„Und Du bleibst wirklich heute Nacht hier?“Marge versuchte, möglichst normal zu klingen.

„Ich habe schon eine halbe Kanne Kaffee getrunken,“antwortete Mary-Rose,„ich schlafe heute Nacht eh nicht mehr.“Sie nahm die Kanne:„Kannst Du die nochmal heiß machen, Tante Elvira?“

„Aber sicher,“lächelte Elvira und ergriff die Gelegenheit, Marge und Mary-Rose allein zu lassen.

Marge blickte Mary-Rose lange an. Die beiden Colts standen in einem seltsamen Kontrast zu ihrem hübschen Sonntagskleid. Mary-Rose bemerkte ihren Blick und zog eine der Waffen, um sie zu betrachten.

„Ist leider nur die Army-Version,“meinte sie,„paßt nicht zum Kleid.“Sie trug ein Kleid in Marine-Blau und einen Matrosenhut.

Marge rang um Worte, ließ ihre Augen durchs Zimmer schweifen, sah Myrnas flehenden Blick. Sie legte ihre Hand auf die ihrer Tochter und die Waffe:„Wenn sie nur zu Dir paßt, mein Schatz.“Alles andere verschloß sie in ihrem Herzen.

Mary-Rose steckte den Revolver wieder weg. Marge verstand nur wenig von Waffen, sah aber, daß ihre Tochter keine Dummheiten machen würde. Für eingehende Diskussionen war auch später noch Zeit. Sie umarmte ihre Tochter noch einmal und flüsterte dabei:„Nimm sie bitte nicht mit in die Schule.“

„Muß ich leider,“flüsterte Mary-Rose genauso leise zurück,„Myrna würde auf Gespenster schießen.“

Marge ließ ihre Tochter los und verabschiedete sich von Myrna. Sie war jetzt völlig davon überzeugt, daß Mary-Rose keinen Unfug machen würde. Der Abschied von Elvira fiel ebenfalls kurz aus, und dann beeilte sie sich, noch im Hellen nach Hause zu kommen.

Am nächsten Morgen stand Marge wie gewöhnlich auf, ging in Mary-Roses Zimmer und wollte sie wecken, als das unberührte Bett sie daran erinnerte, daß Mary-Rose nicht da war. Marge schleppte sich zurück ins Bett. Ihr Mann stand erst später auf. Sie konnte also noch mindestens eine Stunde schlafen.

Als sie beide dann später beim Frühstück saßen, kam Elvira vorbei. Als sie ihren Kaffe und einen Pfannkuchen hatte, begann sie zu erzählen:„Macht Euch keine Sorgen. Die Nacht ist gut verlaufen. Myrna hat sogar ein wenig geschlafen.“

„Und Mary-Rose,“fragte der Reverend.

„Hat sich heute Morgen gewaschen, zwei große Tassen Kaffee getrunken und ist zur Schule gegangen. Isaiah hat sie begleitet und mit der Lehrerin geredet.“

„Die Colts.“Es war keine Frage. Marge wußte, was los war.

„Natürlich,“antwortete Elvira,„und sie war auch nicht bereit, sie abzulegen. Sogar in der Badewanne lagen beide Colts in Griffweite.“

„Und sie hat nach der Kanne nochmal zwei große Tassen Kaffee getrunken?“Da sprach auch der besorgte Vater.

„Absolut,“lachte Elvira kurz,„und das wird auch höchstens bis zum Ende der Schule vorhalten. Heute Nacht schläft sie zumindest.“

„Ob gut, wird sich zeigen,“kommentierte Marge skeptisch.

„Wie geht es Myrna?“fragte ihr Mann.

Elvira blickte auf die Tischplatte:„Sie hat geschlafen und gefrühstückt, redet aber nur das Nötigste. Ich denke, sie verschließt einfach die Augen vor gestern.“

„Vielleicht kann sie bald nicht mehr die Augen verschließen.“

Zuerst wußte Elvira mit diesen Worten nichts anzufangen, bis sie begriff:„Oh, Gott! Nicht auch noch das!“

Marge warf ihrem Mann einen verweisenden Blick zu, aber Elvira hatte sich schon wieder gefangen:„Laß ihn, Marge. Er hat ja Recht. Ich habe nur Angst um Myrna.“

Marge nahm ihre Hand:„Wenn es Myrna hilft, kann Mary-Rose für die nächsten paar Tage bei Euch bleiben.“

Elvira schüttelte den Kopf:„Isaiah und ich werden abwechselnd wachen.“Sie lächelte gequält.„Ich weiß ja, wie man mit einem Gewehr umgeht.“

Mary-Rose saß in der Schule neben ihrer Freundin Marjorie, eifrig darum bemüht, sich nicht allzuviel zu bewegen. Miss Blake achtete sehr auf Disziplin und im Moment konnte jeder hören, wenn Mary-Rose sich bewegte, denn … ihre Colts klapperten auf der Sitzbank.

Die erste Stunde war kein Problem gewesen, aber junge Mädchen können eben nicht den ganzen Vormittag absolut still sitzen. Und so war Miss Blakes Blick immer strenger geworden, ohne daß Mary-Rose etwas dagegen tun konnte, und an einem ganz bestimmten Punkt wußte sie, daß die Explosion jetzt kommen mußte.

„Mary-Rose!“Nur dieser Name, aber der Ärger war unüberhorbar, und die Angeklagte duckte sich schon in Erwartung des Urteils. War es das oder etwas in Mary-Roses Gesicht, auf jeden Fall beherrschte Miss Blake sich, und der Ton wurde milder:„Lege bitte die Colts auf den Tisch, damit sie nicht so klappern.“Mary-Rose beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen, und so lagen die beiden Revolver jetzt vor ihr auf dem Tisch.

Das ging ungefähr eine Viertelstunde gut, bis Marjorie schließlich völlig verängstigt den Arm hob.

„Ja, Marjorie?“fragte Miss Blake.

„Kann Mary-Rose die Colts bitte wieder vom Tisch nehmen?“fragte Marjorie ganz leise.„Sie machen mir Angst.“

Miss Blake überlegte offensichtlich einen Augenblick lang, ob sie sich ärgern oder lächeln sollte. Schließlich gewann das Lächeln die Oberhand und sie nickte Mary-Rose zu, die ihre Waffen sofort wieder in die Holster steckte. Danach ignorierte Miss Blake das Geklapper für den Rest des Tages.

Bevor sie die Schule verließ, ging Mary-Rose noch zu Miss Blake.„Danke!“sagte sie.„Und ich finde für morgen eine bessere Lösung.“

Miss Blake strich ihr über den Kopf:„Das wirst Du bestimmt, Mary-Rose.“

Als sie dem Mädchen hinterhersah, war sie froh, daß der Tag vorüber war. Es war nicht leicht, Unterricht mit einer gewissen Autorität zu erteilen, wenn eine der Schülerinnen zwei geladene Sechsschüsser bei sich hatte. Allerdings mußte es wohl für Mary-Rose noch schwieriger sein, zur Normalität zurückzufinden, an Myrna wollte sie dabei garnicht denken.

Mary-Rose war schon fast an der Haustür, als sie die reifen Äpfel am Baum neben der Kirche bemerkte. Einer hatte es ihr besonders angetan, hing aber mindestens 10 Fuß zu hoch. Man müßte …

Marge Robinson schreckte hoch, als sie den Schuß aus Richtung der Kirche hörte. Sie rannte aus dem Haus, prallte dabei mit ihrem Mann zusammen und wollte gerade um die Ecke sprinten, als Mary-Rose mit einem Apfel im Mund daherkam, offensichtlich überrascht über die Aufregung ihrer Eltern.

„Ist Dir was passiert, Kind,“fragte Marge.

„Nein. Wieso?“fragte Mary-Rose.

„Der Schuß,“erklärte ihr Vater.

„Ach, so,“begriff Mary-Rose und zeigte den Apfel.„Der Apfel hing mir zu hoch, und Mr. Clayton hat doch gesagt, daß ich üben muß.“

Ihr Vater nahm den Apfel und besah ihn. Er war exakt am Stiel abgeschnitten, wie geplückt. Er zeigte es seiner Frau, die jetzt endlich begriff.

„Komm‘ 'mal mit,“sagte er zu Mary-Rose, ging mit ihr zurück zum Baum und zeigte auf einen anderen Apfel, der noch höher hing.„Hol‘ mir den vom Baum!“

Mary-Rose schaute zweifeln vom Vater zur Mutter, und als beide nickten, die Mutter gequälter als der Vater, zog sie die Waffe und schoß, ohne groß zu zielen. Einen Augenblick später hielt ihr Vater den Apfel in der Hand und ihre Mutter sich noch immer die Ohren zu. Ihr Vater besah sich auch diesen Apfel, schüttelte den Kopf, biß hinein und ging wieder an seine Arbeit. Mary-Rose lud nach und ging zum Haus, während sie ihren Apfel mit den Zähnen festhielt. Marge blieb nichts Anderes übrig, als ihr zu folgen.

Im Haus nahm Mary-Rose ihren Hut ab, ging zum Küchentisch und fing ihre Hausaufgaben an, für die sie etwa zehn Minuten brauchte. Ihre Mutter kontrollierte kurz und war zufrieden. Mary-Rose hatte eine sehr schöne Handschrift, die nur manchmal etwas litt, wenn sie sich zu sehr beeilte. Heute war alles in Ordnung. Es war wirklich wenig gewesen.

Dann packte Mary-Rose ihre Schulsachen weg und setzte sich ans Klavier. Sie übte ein relativ schwieriges Stück, und an der Stelle, wo sie immer Schwierigkeiten mit Takt und Rhythmus bekam, nahm sie plötzlich einen ihrer Colts am Lauf und klopfte an den Hocker, während sie mit der anderen Hand übte. Nachdem die Melodiehand klappte, steckte sie die Waffe wieder weg und übte die Begleithand an der Melodiehand. Morgen würde dieser Taktmesser gekauft, koste er, was er wolle!

Schließlich war es Zeit, sich zu Tisch zu setzen. Mary-Rose wusch sich die Hände und deckte den Tisch, wie immer. Als das Tischgebet gesprochen und das Essen ausgeteilt war, aß sie mit großem Appetit.

„Wie war’s in der Schule?“fragte ihr Vater.

„Ziemlich komisch, Dad.“

„Warum?“

„Miss Blake war böse, weil meine Colts immer so klappern, wenn ich mich bewege,“erzählte Mary-Rose lebhaft,„und sagte, ich solle sie auf den Tisch legen.“

„Und dann?“fragte ihre Mutter.

„Dann hatte Marjorie Angst vor ihnen, und ich mußte sie wieder wegstecken.“Erzählte Mary-Rose da wirklich wie ein Mädchen von seinen Schulerlebnissen. Marge war sich da nicht so sicher.

„Nach der Schule,“fuhr Mary-Rose fort,„habe ich Miss Blake versprochen, eine andere Lösung zu finden.“

Marge bat ihren Mann mit einem flehenden Blick, sich der Sache anzunehmen.

„Und wie hast Du Dir das gedacht?“fragte der.

„Hast Du noch die Hosen, die Du für meine Cousins genäht hast, und die dann nicht paßten, Mum?“

„Ja, warum?“fragte Marge verständnislos.

„Weil ich dann die Holster um die Hosenbeine festbinden könnte,“erklärte Mary-Rose mit dem genervten Ton eines Kindes, dessen Eltern – wieder einmal – schwer von Begriff waren.„Die Holster haben dünne Lederriemen, und wenn ich sie festbinde, klappert da nichts mehr.“Auf die Idee, die Waffen zuhause zu lassen, kam sie offensichtlich erst garnicht.

„Eine praktische Idee, Mary-Rose,“antwortete ihr Vater,„was Du wohl von Deiner Mutter hast. Aber Hosen sind doch mehr für Jungs, oder?“

Marge hätte Zustände kriegen können, als sie ihren Mann reden hörte, obwohl sie sehr gut begriff, was er erreichen wollte.

„Ich könnte die hübschen Blusen und den Strohhut anziehen,“meinte Mary-Rose,„und meine Schuhe sehen auch nicht nach ‚Junge‘ aus.“

‚Treffer!‘dachte Marge.‚Jetzt hilft nur noch ein direktes Verbot.‘

„Wenn Miss Blake nichts gegen die Colts an sich hat, …“fing der Vater jetzt an.

„Sie hat zumindest nichts gesagt,“warf Mary-Rose ein.

„… dann versuchen wir das morgen früh,“entschied Arthur Morton Robinson, Pastor, und seine Frau gab sich geschlagen.

Später am Abend brachte Marge ihre Tochter ins Bett, zeigte auf die Kommode und sagte:„Da liegen Deine Sachen für morgen.“

„Danke, Mum,“antwortete Mary-Rose und schlüpfte unter die Bettdecke.

„Wenn Du heute Nacht Angst hast,“schnitt Marge das Thema vorsichtig an.

„Keine Sorge, Mum.“Mary-Rose griff unter ihr Kopfkissen und zog einen Colt hervor.„Der andere steckt auf der anderen Seite.“

Marge hatte alle Mühe, ihren Schreck zu verbergen.

„Und außerdem paßt Rufus auf mich auf.“Mary-Rose zeigte auf ihren roten Stoffbären, den Sie im Arm hielt.

„Wie Du meinst.“Ein schneller Blick in die Runde bei dem Marge dann auch die leeren Holster auffielen.

„Gute Nacht, mein Schatz.“

„Gute Nacht, Mum.“

Und Marge schloß die Tür hinter sich.

Als der Wecker rappelte stand Marge auf, ging in die Küche und machte Frühstück für Mary-Rose. Sogar Kaffeewasser setzte sie auf. Dann ging sie, ihre Tochter wecken. Als sie die Tür des dunklen Zimmers – die Läden waren noch zu – öffnete, hörte sie nur ein Knacken.

„Mary-Rose?“fragte sie.

Wieder knackte es, wenn auch etwas anders.

„Mum!“sagte Mary-Rose schläfrig.„Klopf das nächste Mal bitte an.“

Jetzt, wo ihre Augen sich an die Dunkelheit des Zimmers gewöhnt hatten, sah Marge, wie ihre Tochter den Colt wieder weglegte, und entschied, daß es einen zweiten Zettel mit dem Wort „Anklopfen!“ in Clearwater geben würde.

Der Rest des Morgens verlief ohne Probleme und früher als sonst machte sich Mary-Rose auf den Weg zur Schule.

Der Reverend ritt in die Stadt. Nichts, was er besorgen sollte, erforderte den Wagen, und Reiten tat ihm gut. Außerdem hatte sein Pferd einen so ruhigen Tritt, daß er sich auch so Notizen für die Predigt machen konnte. Er wollte heute vormittag nicht zuhause sein. Marge hatte ihm eine Riesenszene gemacht. Nun gut: Geladene Colts unter dem Kopfkissen waren eine Sache, ein gespannter Hahn eine andere! Die Idee mit dem Zettel war auf jeden Fall richtig gewesen. Heute Abend mußte er ein ernstes Wort mit Mary-Rose reden.

Über diesen Gedanken war er vor dem Gemischtwarenladen angekommen. Er stieg ab und ging hinein.

Später schaute er noch beim Metzger vorbei und bestellte das Fleisch für später. Es mußte nicht den halben Tag in der Satteltasche schmoren.

Der nächste Besuch war schon schwieriger.

Nachdem Robinson etwa eine Viertelstunde gewartet und geklopft hatte, machte Ethel schließlich die Tür auf. Sie hatte sich trotz des späten Vormittages weder frisiert noch richtig angezogen, stand jetzt im Morgenrock da. Offensichtlich war ihr das egal. Sehr untypisch für Ethel Merman.

„Ach, Du bist das,“bemerkte Ethel, und ließ den Pastor herein.

„Guten Morgen, Ethel.“Robinson hielt die Satteltasche hoch.„Frühstück?“

Ethel schloß die Tür.„Wozu sollte ich noch frühstücken?“

„Dein Körper braucht Nahrung,“meinte der Pastor nur,„ganz besonders jetzt.“

Er ging in die Küche, machte Feuer im Herd, der offensichtlich seit Tagen kalt geblieben war. Dann briet er ein paar Streifen Speck und rührte den Teig für die Pfannkuchen an. Auch den Kaffee bekam er noch hin, und so saßen sie nach längerem Schweigen gemeinsam am Tisch, und Ethel probierte einen Happen.

„Nicht tödlich,“befand sie und griff zu. Pfannkuchen um Pfannkuchen verschwand in ihrem Mund.

„Warum?“fragte Ethel nach einer Weile.

„Warum was?“

„Warum gerade jetzt?“

Robinson begriff:„Weil ich Deine Hilfe brauche.“

„Meine Hilfe?“Ethel brauchte ihre Überraschung nicht zu spielen.

„Myrna. Vielleicht gibt es weitere Folgen,“deutete der Pastor an.

„Du bist der Pastor,“antwortete Ethel abweisend.

„Und Du bist die höchste moralische Autorität,“konterte der Abgewiesene,„und man braucht dazu keine brillianten Ohren.“

Ethel verzog das Gesicht, lächelte dann aber doch.

„Pumpst Du mir das Wasser in den Badeofen?“

„Ich hole Dir sogar das Holz.“

„Heute Nachmittag besuche ich Myrna.“

Robinson lächelte.

Als die Schule aus war, kam Mary-Rose nach Hause und brachte Marjorie mit. Die Mädchen machten ihre Hausaufgaben, und spielten dann hinter dem Haus mit ihren Puppen. Mary-Rose hatte ihren Patronengurt dazu über einen Ast gehangen, der hinter Marjorie lag. Als sie eine Weile gespielt hatten, räumten sie auf. Mary-Rose erklärte, sie wolle Marjorie nachhause bringen und auf dem Rückweg bei Myrna vorbeischauen. Marge erlaubte es.

Als die Mädchen um die Ecke der Kirche gebogen waren, schreckte Marge durch zwei Schüsse hoch, beruhigte sich aber wieder. Anscheinend hatten die Äpfel wieder zu hoch gehangen.

Kurz vor Sonnenuntergang kehrte Mary-Rose zurück, setzte sich ans Klavier und übte. Als sie wieder ihren Colt zum Taktschlagen ziehen wollte, legte ihre Mutter ihr die Hand auf die Schulter. Mary-Rose blickte auf.

„Wir haben dafür etwas Anderes,“sagte Marge und zeigte Mary-Rose das Taktel.„Dein Vater hat es heute in der Stadt gekauft.“

„Genial,“antwortete ihre Tochter.„Wie funktioniert das?“

Marge zeigte ihrer Tochter, wie man das Taktel benutzte, und Mary-Rose übte mit beiden Händen im Takt.

Bei Tisch fragte Mary-Rose ihren Vater:„Dad? Wo ist das Waffenöl?“

„Komm nach dem Essen in mein Büro,“antwortete ihr Vater.„Dann gebe ich es Dir.“

„Gut!“

Nach dem Essen folgte Mary-Rose ihrem Vater ins Büro. Dort nahm der sie auf seinen Schoß und blickte sie ernst an.

„Mary-Rose,“begann er,„wir müssen über Deine Colts reden.“

„Heute Morgen?“fragte Mary-Rose vorsichtig. Ihr Vater nickte.„Tut mir leid, ehrlich.“

„Das glaube ich Dir,“sagte ihr Vater ernst,„aber es war gefährlich und bestimmt nicht angenehm für Deine Mutter.“

„Ich weiß, aber ich hatte solche Angst.“

„Eben! Aus Angst hat schon so mancher geschossen, ohne es wirklich zu wollen.“

Mary-Rose blickte zu Boden.

Ihr Vater wurde milder:„Deine Mutter macht Dir keine Vorwürfe. Wir wissen, daß Du Angst hast. Das ist ganz normal, aber ich möchte, daß Du die Colts in Zukunft mit dem Gurt über Deinen Kleiderständer hängst.“

„Der ist zu weit weg,“protestierte Mary-Rose.

„Was hast Du denn gemacht, bevor Du die Colts bekommen hast?“

„Ich hab‘ mich unter die Bettdecke verkrochen oder bin zu Euch gekommen.“Irgendwie schien es Mary-Rose peinlich zu sein, sich an diese fernen Zeiten von vor drei Tagen zu erinnern.

„Habe ich einen geladenen Colt unter meinem Kopfkissen?“

„Ich habe nie nachgesehen,“antwortete Mary-Rose ausweichend.

„Mary-Rose,“lächelte ihr Vater,„da war nie einer. Geladene Waffen gehören nicht ins Bett.“

„Ja, Dad,“gab Mary-Rose sich geschlagen.

Ihr Vater gab ihr das Fläschchen mit dem Waffenöl:„Hier. Und Morgen …“

„Ja?“Mary-Roses Blick hellte sich wieder auf.

„ … suchen wir uns ein paar alte Dosen zum Üben,“lächelte ihr Vater.„Ich bin sehr stolz auf Dich und wie Du mit Deinen Waffen umgehst.“

„Juchuuu!“Mary-Rose umarmte ihren Vater und rannte aus dem Zimmer.

Als der Pastor kurze Zeit später nachsah, saß das Mädchen am Küchentisch und reinigte sorgfältig seine Waffen, während seine Frau ihm einen gleichzeitig dankbaren und verzweifelten Blick sandte. Er setzte sich zu seiner Tochter und fing ebenfalls an, seinen Colt zu reinigen. Allerdings war er in solchen Dingen nicht sonderlich geschickt, so daß Mary-Rose ihm am Ende die Waffe aus der Hand nahm und ebenfalls reinigte. Dann ging sie ins Bett.

Am nächsten Morgen mußte Marge ihre Tochter nicht wecken. Sie kam – komplett gewaschen und angezogen – aus ihrem Zimmer.

„Heute will Myrna wieder mit zur Schule,“verkündete sie.„Ich hole sie ab.“

„Sehr gut,“kommentierte Marge.

Kurz bevor Mary-Rose das Haus verließ, kontrollierte sie, ob ihre Colts geladen waren. Ihrer Mutter fiel das nur am Rande auf.

Marge Robinson schreckte aus dem Schlaf. Mary-Rose schrie. Ohne groß nachzudenken rannte sie ins Zimmer ihrer Tochter. Mary-Rose saß in ihrem Bett mit weit geöffneten Augen und starr vor Angst. Marge nahm ihre Tochter in den Arm, da erwachte Mary-Rose vollständig und klammerte sich an ihre Mutter.

„Nur ein Alptraum, mein Schatz,“beruhigte die sie. Allerdings schon die fünfte Nacht hintereinander, wie Marge sich eingestand, und zwar mehrmals.

Nach einer Viertelstunde ließ Mary-Rose endlich los. Marge ging zum Kleiderständer, nahm die Colts und steckte sie ihrer Tochter unters Kopfkissen. Dann gab sie ihr Rufus in den Arm.

„Mum?“

„Ja, mein Schatz.“

„Wenn ich einen eigenen Wecker hätte …“

„Gute Idee,“lobte Marge.

„Aber nur einen ganz billigen.“

„Warum?“

„Wenn ich aus Versehen drauf schieße …“

Marge umarmte ihre Tochter noch einmal.

„Das regeln wir morgen.“

Der Rest der Nacht verlief ohne Störungen.

„Ma?“

„Ja, mein Schatz?“Elvira Jenkins drehte sich zu ihrer Tochter um. Myrnas Gesicht war ein einziges verängstigtes Fragezeichen.

„Ich blute nicht.“Myrna sprach unsicher, wie eigentlich immer seit … seit jenem Tag.„Eigentlich hätte ich vor einer Woche anfangen müssen.“

„Manchmal verspätet es sich,“versuchte Elvira sich und sie zu beruhigen,„gerade bei sehr jungen Frauen wie Dir.“

„Das habe ich zuerst auch gedacht,“meinte Myrna,„aber eben habe ich mich übergeben.“

Elviras Gesicht entgleiste total. Für mehr als einen Augenblick brachte sie kein Wort hervor, und das Gesicht ihrer Tochter zeigte mit jeder Sekunde mehr von dem Terror der vergangenen Wochen.

„Ich bringe Dich nach der Schule zum Arzt,“meinte Elvira, die ihre Fassung wiedergewann.„Das kann alles Mögliche sein.“

Da ihre Mutter Krankenschwester war, glaubte Myrna ihr das.

Da klopfte es an der Tür. Myrna öffnete. Draußen stand Mary-Rose, um sie abzuholen. Als sie das Haus verlassen hatten, setzte Elvira sich und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

Doktor Rivers untersuchte seine Patientin genau, hatte dabei aber ein ungutes Gefühl im Rücken, denn dort saß Mary-Rose. Die Colts steckten zwar in den Holstern, und der alte Arzt war hier in den Bergen Colorados auch Patienten mit Schießeisen gewohnt, aber das hier war doch besonders, auch weil ihm das Ergebnis seiner Untersuchung nicht gefallen wollte.

„Was ist mit mir?“fragte Myrna ängstlich, als sie das Gesicht des Arztes sah.

„Hm,“machte Rivers,„normalerweise nichts Schlimmes, aber hier …“

Elvira war wie gelähmt, konnte die entscheidende Frage nicht aussprechen. Myrna bemerkte zwar, daß Rivers herumdruckste, wollte die Antwort aber eigentlich sowieso nicht haben. Glücklicher- oder unglücklicherweise war Mary-Rose viel zu dickfellig, um das zu bemerken, und fragte:„Ist sie schwanger?“

„Einmal ganz abgesehen von der Tatsache,“fing Rivers indigniert an,„daß eine Zwölfjährige noch nichts von diesen Dingen wissen sollte, wüßte ich nicht, was Dich das anginge.“

„Wenn es mich nichts anginge, säße ich nicht hier,“antwortete Mary-Rose selbstbewußt.

„Bitte, Doktor,“bat jetzt auch Myrna,„es geht hier um mich.“

Der Arzt warf Elvira einen Blick zu, die nur leicht nickte, atmete tief durch und sagte:„Leider, Myrna, bist Du schwanger, und es hat mir nie weniger Freude gemacht, das einer Frau mitteilen zu müssen.“

Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Myrnas Gesicht war sowieso für jeden unlesbar, fand Rivers. Elvira ging zu ihrer Tochter und nahm ihre Hand. Mary-Rose nahm ebenfalls Myrnas Hand und sagte:„Wir schaffen das.“ Dabei klopfte sie mit der anderen Hand auf einen ihrer Colts. Rivers fand das aberwitzig, Myrna dagegen beruhigte sich und stand auf.

„Die Schwangerschaft scheint allerdings normal zu verlaufen,“führte Rivers weiter aus, nur um irgendetwas zu sagen,„und da Du soweit gesund bist, Myrna, erwarte ich keine Komplikationen.“

Der Abschied war kurz und schmerzlos. Rivers bemerkte, daß Mary-Rose erst die Straße kontrollierte, bevor Myrna aus der Praxis trat. Er fühlte sich auf einmal sehr alt.

Clearwater

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