Читать книгу Big Ideas. Das Management-Buch - Philippa Anderson - Страница 19
ОглавлениеLEGEN SIE ALLE EIER IN EINEN KORB UND PASSEN SIE GUT AUF DEN KORB AUF
RISIKOMANAGEMENT
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Risikomanagement
WICHTIGE DATEN
1932 Gründung der American Risk and Insurance Association.
1963 Robert Mehr und Bob Hedges schreiben in dem Buch Risk Management in the Business Enterprise, das Ziel des Risikomanagements sei die Maximierung der Produktionseffizienz einer Firma.
1970er-Jahre Inflation und Änderungen am internationalen Währungssystem (Ende von »Bretton Woods«) erhöhen das Risiko im Welthandel.
1987 Merrill Lynch eröffnet als erste Bank eine Abteilung für Risikomanagement.
2011 Der US-Untersuchungsausschuss zur Finanzkrise erklärt, dass Finanzunternehmen, die ein viel zu hohes Risiko in Kauf genommen hatten, eine Teilschuld an der Krise von 2008 tragen.
Unternehmer sind per definitionem bereit zum Risiko – sie sind sich bewusst, dass ihr Unternehmen scheitern kann. Das gilt vor allem für Gründer neuer Unternehmen, denn über die Hälfte der Start-ups müssen innerhalb der ersten fünf Jahre aufgeben. Auch in etablierten Unternehmen können neue Produkte erfolglos bleiben, sodass die Marke oder der Ruf eines Managers Schaden nimmt. Alle Unternehmen müssen sich ihrer Risiken bewusst sein und sie sorgfältig managen. Genau darum ging es wohl dem US-Unternehmer Andrew Carnegie, als er sagte, es sei womöglich am besten, alle Eier in einen Korb zu legen und gut darauf aufzupassen.
Die Ereignisse im frühen 21. Jh. – vom Zusammenbruch von Lehman Brothers (2008) bis zur Explosion von Deepwater Horizon (2010) – veränderten die Art und Weise, wie Firmen Risiken wahrnehmen. Heute geht es vor allem um zwei Faktoren: Überwachung und Management. Risikoüberwachung bedeutet, dass es laufend kontrollierte Prozesse geben muss, die wichtige Gefahren identifizieren, priorisieren und unter Kontrolle halten. Zum Risikomanagement gehören die detaillierten Abläufe und Richtlinien zur Risikovermeidung und Risikoreduzierung.
Risiken sind unvermeidlich
Alle geschäftlichen Aktivitäten sind mit Risiken behaftet. Wenn Startups zum Beispiel zu wenige Kunden anziehen, decken die Einnahmen die Kosten nicht. Konkurrenten können die Geschäftsidee kopieren und bessere Alternativen anbieten. Hat der Unternehmer einen Kredit aufgenommen, steigen womöglich die Zinsen und die Rückzahlungsraten werden zu hoch. Oder die Wechselkurse ändern sich, sodass Exporte teurer werden.
Neugründungen sind oft auch mit Risiko behaftet, weil sie nur auf einem Markt tätig sind. Große Unternehmen verteilen ihr Risiko meist auf verschiedene Aktivitäten, während kleine Firmen vom Erfolg einer einzigen Idee oder einer geografischen Region abhängen. Sinkt dann der Absatz in diesem Markt oder der Region, bedeutet es das Aus für die Firma. Neue Unternehmen müssen daher Veränderungen auf dem Markt genau beobachten und sich schnell anpassen.
Der Sharingdienst für Fotos und Videos Instagram begann mit einem örtlich begrenzten Angebot unter dem Namen Burbn. Aufgrund des Wettbewerbs wandte er sich dem Foto-Sharing zu. Hätte Instagram nicht auf die Risiken reagiert und sein Angebot diversifiziert (durch immer wieder neue Leistungsmerkmale), hätte es wohl nicht überlebt.
Im Grunde ist Risiko ein strategisches Problem. Unternehmer müssen das Betriebsrisiko einer Neugründung oder die Risiken eines neuen Produkts oder Projekts sorgfältig mit der Aussicht auf Gewinne oder Verluste abgleichen. Welche strategischen Konsequenzen haben alle Handlungen oder Unterlassungen? Risiken müssen beziffert und gemanagt werden. Zwar ist das Glück mit den Mutigen, aber wenn Menschenleben und der Erfolg eines Unternehmens auf dem Spiel stehen, darf man die nötige Sorgfalt nicht vernachlässigen.
»Es ist unmöglich, dass das Unwahrscheinliche nie geschieht.«
Emil Gumbel Professor für Statistik (1891–1966)
Zu hoch gepokert
Der Unfall auf der Deepwater Horizon führte zu hohen Strafzahlungen und die US-Regierung überwachte die Praktiken von BP vier Jahre lang.
Selbst großen Organisationen mit vielfältigem Angebot fällt es manchmal schwer, Risiken und mögliche Gewinne abzuwägen. Am 20. April 2010 explodierte die von British Petroleum (BP) gecharterte Ölplattform Deepwater Horizon. Dabei starben elf Arbeiter und Zehntausende Barrel Rohöl strömten in den Golf von Mexiko.
Als Grund für den Vorfall wurden Managementfehler angegeben: Das Risiko war nicht korrekt beziffert und eingegrenzt worden. In der offiziellen Anhörung war von einer Kultur die Rede, in der »jeder Dollar zählte«. Analysten erklärten, BP habe finanzielle Gewinne über das Betriebsrisiko gestellt. CEO Tony Hayward, der seit 2007 im Amt war, hatte gemeint, die Organisation sei übervorsichtig und erbringe deshalb zu wenig Leistung. Da auch die Aktionäre immer mehr Rendite forderten, führte der neue aggressive Ansatz zu wesentlichen Kostenkürzungen und schießlich zum Versagen des Risikomanagements.