Читать книгу Jung bleiben ist Kopfsache - Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk - Страница 11

Hormonersatztherapie – Schrecken oder Segen?

Оглавление

Die sogenannte Hormonersatztherapie wird seit mehr als 50 Jahren praktiziert. Allerdings ist ihre Geschichte so wechselhaft wie die Wechseljahre selber. Galt der Ersatz der fehlenden Hormone in den 1980er- und 1990er-Jahren noch als eine Art »endokriner Jungbrunnen«, so geriet die Therapie Anfang des neuen Jahrtausends in Verruf. Eine große amerikanische Untersuchung, die sogenannte WHI-Studie (Womens Health Initiative), hatte gezeigt, dass der Hormonersatz mit nicht unerheblichen Risiken verbunden ist. Vor allem Brustkrebs und Thrombosen traten gehäuft auf.7 Die Studie war für viele Frauen ein Schock. Und für die Frauenärzte nicht minder. Die Konsequenz lautete fortan: Lieber schwitzen als an Brustkrebs erkranken. Die Verordnung der Hormonersatzpräparate brach weltweit ein.

Seitdem sind jedoch mehr als 20 Jahre vergangen. Und das Schöne an wissenschaftlicher Medizin ist ja: Sie entwickelt sich weiter. Das gilt auch für das Konzept der Hormonersatztherapie. Die wird inzwischen ganz anders durchgeführt als noch vor 20 Jahren. Statt künstlicher, also chemisch veränderter Hormone kommen nun bioidentische Hormone zum Einsatz. Dadurch sinkt das Brustkrebsrisiko. Statt die Östrogene in Tablettenform zu geben, werden sie als Spray beziehungsweise als Gel auf die Haut aufgetragen. Das minimiert das Thromboserisiko. Und insgesamt verwendet man heute deutlich geringere Dosierungen als noch vor 30 Jahren. Gleichwohl gilt: Die Angst sitzt weiterhin tief. Viele Frauen stehen einer Hormonersatztherapie auch weiterhin kritisch gegenüber. Die »Blockade im Kopf« ist nach wie vor vorhanden.

Deshalb hier noch einmal die Kernbotschaften, die in diesem Zusammenhang wichtig sind. Wechseljahrsbeschwerden sind eben nicht nur die allseits bekannten psychovegetativen Symptome wie Hitzewallungen und Co. Zu den Folgen der Wechseljahre gehören langfristig auch organische Veränderungen – bis hin zu einem deutlich erhöhten Demenzrisiko.

Psychovegetative Beschwerden lassen sich mit den unterschiedlichsten Therapien behandeln. Sie sind vor allem Ausdruck der hormonellen Umstellung, was bedeutet: In vielen Fällen bessern sie sich auch von selbst. Hormonmangelbedingte Organerkrankungen sind dagegen nicht Folge der hormonellen Umstellung, sondern Konsequenz des dauerhaften hormonellen Mangels. Von daher werden sie auch nicht mit der Zeit besser. Im Gegenteil. Sie verschlechtern sich weiter, je länger der Mangel besteht. Akupunktur und Hormonyoga helfen da so gut wie gar nicht. Hormonmangelbedingten Organerkrankungen beugt man am besten durch den Ersatz der fehlenden Hormone vor.

Das lässt sich inzwischen durch eine Vielzahl von Studien belegen. Diese einzeln aufzuführen würde den Umfang dieses Buches sprengen. Interessierte Leserinnen seien hier auf den Ratgeber »Entspannt durch die Wechseljahre« verwiesen. Eine Studie sei allerdings dennoch erwähnt. Sie zeigt, wie sehr auch die Entscheidung bezüglich einer solchen Therapieform letztendlich Kopfsache ist. In der Allgemeinbevölkerung nutzen nur knapp 30 Prozent aller Frauen in und nach den Wechseljahren die Möglichkeit einer Hormonersatztherapie. Unter den Gynäkologinnen, also in einer weiblichen Bevölkerungsgruppe, die sich hauptberuflich mit diesem Thema auseinandersetzt, liegt dieser Prozentsatz bei sage und schreibe 96 Prozent.8 Wer sich also fundiert mit einem Thema beschäftigt, kommt dann häufig doch zu anderen Schlüssen, als diejenigen, die ihr Wissen hauptsächlich aus der Laienpresse oder von Instagram-Influencerinnen beziehen.

Damit wäre das Wichtigste zu den weiblichen Hormonen beziehungsweise zu dem, was sie mit dem gesunden Älterwerden zu tun haben, gesagt. Schauen wir uns nun die Männer an.

Jung bleiben ist Kopfsache

Подняться наверх