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Der große Unterschied: Wechseljahre

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Fangen wir an mit den Geschlechtshormonen. Die sind ja bei Männern und Frauen durchaus unterschiedlich, was nicht zuletzt zur Folge hat, dass eine ganze Reihe von populärwissenschaftlichen Ratgebern geschlechtsspezifisches Verhalten auf hormonelle Besonderheiten zurückführt. Jungs spielen mit Legosteinen, Mädchen mit Barbiepuppen. Die einen tragen Blau, die anderen Pink. Frauen kommen von der Venus und können nicht einparken. Männer stammen vom Mars und hören nicht zu. So weit, so platt.

Abgesehen davon, dass es sich bei vielen dieser Stereotypen eher um gesellschaftliche Konstrukte handelt als um handfeste biologische Unterschiede, ist das mit der Zuordnung der Geschlechtshormone auch gar nicht so eindeutig, wie es auf den ersten Blick erscheint. Frauen produzieren nämlich nicht nur Östrogene und Progesteron. Sie bilden auch männliche Geschlechtshormone. Umgekehrt sind Männer nicht nur testosterongesteuert. In ihrem Blut finden sich nicht unerhebliche Mengen an Östrogen. Hormonell gesehen sind wir also alle Mischwesen, auch wenn es bezüglich der Konzentration der jeweiligen Hormone natürlich Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.

Unabhängig von der jeweiligen Konzentration der Geschlechtshormone gibt es noch etwas anderes, das Frauen und Männer unterscheidet. Frauen kommen in die Wechseljahre. Die werden zwar Männern auch immer mal wieder nachgesagt. Der Vergleich ist allerdings nicht schlüssig. Die Wechseljahre, die Frauen zumeist ab Beginn des 5. Lebensjahrzehnts erleben, bedeuten in erster Linie, dass die Eierstöcke ihre Funktion aufgeben. Eierstöcke haben vor allem zwei Aufgaben. Die eine ist die Bereitstellung befruchtungsfähiger Eizellen. Die andere ist die Produktion von Geschlechtshormonen.

Werden keine Eizellen mehr gebildet, so bedeutet dies das Ende der Fruchtbarkeit. Für die meisten Frauen ab 50 ist das kein allzu großes Problem. Das Kinderkriegen überlassen sie in diesem Alter gern der nächsten Generation. Der plötzlich einsetzende Hormonmangel macht dagegen doch recht vielen Frauen zu schaffen. Hitzewallungen, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen sind die typischen Folgen. Männer verzeichnen zwar in diesem Alter auch ein Nachlassen ihrer Hormonproduktion. Im Gegensatz zu den Eierstöcken geben die Hoden ihre Tätigkeit aber nie ganz auf. Theoretisch bleiben Männer somit bis ins hohe Alter hinein zeugungsfähig. Die Klatschpresse berichtet dann gerne begeistert, wenn Mick Jagger mit 73 oder Anthony Quinn mit über 80 Jahren noch einmal Vater geworden sind. Böse Zungen weisen zwar immer wieder darauf hin, dass man sich bezüglich der Vaterschaft ja nie so ganz sicher sein kann. Aber halten wir an dieser Stelle einfach einmal fest: Biologisch ist das grundsätzlich möglich.

Die Wechseljahre sind also tatsächlich etwas, das Frauen grundsätzlich von Männern unterscheidet. Und noch eine Besonderheit zeichnet die Wechseljahre aus. Andere Säugetiere, zu denen wir ja biologisch gehören, kennen keine Wechseljahre. Weibliche Tiere bleiben im Allgemeinen bis ins hohe Alter hinein fortpflanzungsfähig. Nur Orca-Wale machen da eine Ausnahme. So »natürlich« die Wechseljahre der Frau auch sind – in der Natur kommt dieses Phänomen sonst so gut wie nicht vor. Wieso dann beim Menschen? Das hat vor allem damit zu tun, dass Menschenjunge sehr unreif zur Welt kommen und dann extrem lange für ihre Aufzucht brauchen. Während die meisten Tierjungen nur einige Wochen oder Monate benötigen, um einigermaßen selbstständig durchs Leben zu kommen, braucht ein Menschenjunges dafür 15 bis 18 Jahre. Die vielen Fälle, die nie richtig erwachsen werden, wollen wir hier gar nicht erwähnen.

Insofern ist es also durchaus sinnvoll, dass die Fruchtbarkeit bei Menschenfrauen begrenzt ist, denn nur so ist sichergestellt, dass die zuletzt Geborenen auch noch von der eigenen Mutter großgezogen werden können. Der eigentliche biologische Sinn der Wechseljahre ist also die Beendigung der Fruchtbarkeit. Auch aus diesem Grunde verabschieden sich die Eierstöcke mit Anfang 50 aus dem Arbeitsleben. Dass damit auch die Produktion der Geschlechtshormone versiegt, ist eher ein Nebeneffekt. Allerdings einer, der den meisten Frauen nicht unbedingt gut tut.

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