Читать книгу Jung bleiben ist Kopfsache - Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk - Страница 13

Was »Testosteronmangel« genau bedeutet …

Оглавление

Dass Männer nicht wie Frauen in die Wechseljahre kommen, habe ich bereits erwähnt. Begriffe wie Andropause (das männliche Pendant zur Menopause) oder Klimakterium virile (als Entsprechung zum weiblichen Klimakterium) sollte man daher aus dem Vokabular streichen. Sie sind einfach unrichtig. Die Hoden bleiben – im Gegensatz zu den Eierstöcken – ein Leben lang aktiv. Allerdings lässt ihre Aktivität mit dem Alter doch nach. Ab dem 40. Lebensjahr sinkt die Produktion von Testosteron um 0,5 bis 1 Prozent pro Jahr. Das kann – da haben wir dann doch eine gewisse Parallele zu den weiblichen Wechseljahren – ebenfalls zu Beschwerden führen. Libidoverlust, Antriebsarmut, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen gehören zu den klassischen Symptomen. Auch Hitzewallungen, die typischen Beschwerden der Wechseljahre bei Frauen, können auftreten.

Wie man das Ganze korrekt benennt, darüber herrscht noch keine Einigkeit im medizinischen Bereich. Urologen sprechen gerne vom Altershypogonadismus beziehungsweise vom »Late onset Hypogonadismus«, um damit eine Parallele zum eindeutig definierten Krankheitsbild einer Unterfunktion der Hoden (Hypogonadismus) bei jüngeren Männern zu ziehen. Eine recht treffende und auch lautmalerisch ansprechende Bezeichnung ist das Kürzel PADAM für das »Partielle Androgendefizit des alternden Mannes«. Das lässt sich sogar relativ exakt messen. Bei Testosteronwerten unter zwölf Nanomol pro Liter kann man von einem Mangel ausgehen. Spätestens bei Werten unter acht Nanomol pro Liter ist eine kritische Grenze unterschritten. Wobei tatsächlicher Handlungsbedarf immer nur dann besteht, wenn folgende zwei Dinge zusammenkommen:

 >> die klinischen Symptome, die ich oben aufgeführt habe, sowie

 >> ein laborchemisch nachgewiesener Testosteronmangel.

So klar definiert wie die Grenzen der Testosteronspiegel inzwischen sind – Experten hätten es gerne noch etwas präziser. Die Testosteronspiegel von Männern im Jugendalter weichen nämlich deutlich voneinander ab. Und an denen sollte sich eigentlich der »individuelle Normwert« orientieren. Allerdings – wer weiß schon, wie seine Testosteronwerte im jungen Erwachsenenalter waren? Da freute man sich einfach, dass alles so gut funktionierte, und kam gar nicht auf die Idee, die Hormone irgendwann messen zu lassen. Für künftige Generationen ist dies aber doch eine ganz gute Anregung. Wenn die Grenzwerte nicht mehr vom Gemeinschaftslabor, sondern von der individuellen Vorgeschichte der Einzelnen bestimmt werden, ist das sicher ein wichtiger Schritt in Richtung einer personalisierten Medizin. Also einer Medizin, die bei der Behandlung von Krankheiten die individuellen Gegebenheiten der Patienten stark berücksichtigt und so zu passgenaueren Behandlungen kommt.

Jung bleiben ist Kopfsache

Подняться наверх