Читать книгу Heilsam kochen mit Ayurveda - Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer - Страница 16
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Оглавление»Aber was ist denn jetzt genau Ayurveda und was isst man denn da so?« Wir wissen nicht, wie viele Hundert Male wir als Arzt und Ayurvedaexperte diese Fragen in den letzten Jahren gehört haben. Sie ist ja auch völlig in Ordnung, woher sollen es die Leute auch wissen? Trotzdem liegt unserer Meinung nach genau in dieser Frage der elementare Knackpunkt zum Verständnis von Ayurveda.
Die Menschheit ist eine aufgeklärte Wissensgesellschaft – so bezeichnet sie sich zumindest häufig selbst. Ihr Wissen füllt unzählige Bibliotheken und noch mehr Serverfarmen sind nötig, um es digital zu verarbeiten. Diese Entwicklung ist aber relativ neu, denn über Hunderttausende von Jahren waren wir Menschen eine Glaubens- und Naturgesellschaft und höhere Mächte waren ein ganz normaler Bestandteil des Alltags. Es gab nicht die Möglichkeit, schnell mal irgendwas nachzuschlagen. Es gab Erfahrungswissen aus der Familie, es gab die Dorfweisen, Medizinmänner oder Heilerinnen. Ansonsten musste man selbst anfangen zu überlegen. Daher wurden manche Dinge intuitiv ausprobiert und ab und zu gab man sich auch einfach mal höheren Mächten hin. Das klingt heute für viele esoterisch. Aber früher wurden eben viele Erscheinungen in anderen Zusammenhängen gedeutet oder göttlichen Kräften zugeschrieben.
Historisch gesehen hat sich dieses Weltbild erst vor Kurzem massiv verändert. Mit Beginn der Renaissance, der Aufklärung und verschiedenen neuen philosophischen Weltbildern hat man sich geistig emanzipiert, hat begonnen, die Welt zu vermessen und unbekannte Phänomene physikalisch zu erklären. Und man hat damit angefangen, den Menschen als eine Art Maschine zu sehen, bei der im Falle einer Krankheit Teile sozusagen repariert und ausgetauscht werden können.
Auf einmal war der Mensch die Krone der Schöpfung – und der Glaube an höhere Mächte und größere Zusammenhänge etwas für unaufgeklärte Bauern, weltfremde Spinner oder Realitätsverweigerer. Schließlich hatte man bei Obduktionen und Versuchen weder eine Seele noch Gott finden können – und was nicht messbar und beweisbar war, konnte es dementsprechend nicht geben. Kleine Frage am Rande: Was ist denn dann mit der Liebe? Ist die vielleicht messbar?
Besonders bedauerlich ist vor allem, dass sich dieser Ansatz in der modernen Medizin und der Arbeit mit kranken Menschen bis heute hartnäckig hält. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Wir sind beide große Fans von den Möglichkeiten der Akut- und Notfallmedizin und zum Glück gibt es Antibiotika und Operationen, um Leben zu retten. Doch für eine ganzheitliche Heilung fehlt so manches trotz wissenschaftlicher Hochkompetenz.
Um noch mal zurück zur eingangs gestellten Frage zu kommen: Es geht im Ayurveda nicht primär darum, ob Hirse, Couscous oder Amarant gesünder sind, welcher Konstitutionstyp – im Ayurveda Dosha genannt – was darf und wie warmes Wasser hilft. Es geht vielmehr darum, dass wir uns fragen sollten, welche Haltung wir zum Leben haben. Wie viele positive Gedankenmuster, wie viel Magie und wie viel Seele beziehungsweise »Göttlichkeit« wir bereit sind, wieder in unserem Leben und unserem Sein zuzulassen.
Kleine Übung
Stellen Sie sich selbst folgende Fragen: Welche Haltung habe ich zum Leben? Wie starte ich morgens in meinen Tag? Positiv und mit freudvollen Gedanken oder eher sorgenvoll?
Die vedische Wissenschaft
Die Veden, eine Sammlung von Schriften, die zunächst nur mündlich überliefert waren, zählen zu den heiligen Schriften des Hinduismus sowie den ältesten der gesamten Welt. »Veda« kommt aus dem Sanskrit und bedeutet »Wissen«. Ein Bestandteil dieser Schriften ist der »Ayurveda«.
In den Veden finden wir an verschiedenen Stellen unter anderem Hinweise und Texte zu:
Ayurveda: das älteste überlieferte Gesundheitssystem der indischen Heilkunst. Man kann Ayurveda auch als Lebenswissenschaft oder -weisheit benennen, die sich einem gesunden und erfüllten Leben widmet. In den vedischen Schriften finden sich immer wieder Hinweise auf Yogis, die im Leben durch und mit Ayurveda mehrere Hundert Jahre alt geworden sind.
Vastu: das indische Pendant zum chinesischen Feng-Shui oder japanischen Zen. Wie diese widmet sich Vastu der optimalen Gestaltung von Wohnhäusern, Gebäuden oder Landschaften – immer im Einklang mit den fünf Elementen.
Yoga: eine indische und philosophische Lehre, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt und dem Menschen zur Unterstützung der spirituellen Weiterentwicklung dient. Dazu werden sowohl geistige als auch körperliche Übungen (die sogenannten Asanas) oder Meditationen eingesetzt, die die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit fördern sollen.
Jyotisch: abgeleitet vom Sanskritwort »Jyoti«, das sinngemäß als »die Wissenschaft des Lichts« übersetzt werden kann. Sie wird von traditionellen ayurvedischen Heilern, den »Vaidyas«, als Art Horoskop genutzt, um Verläufe oder günstige Zeitpunkte zu ermitteln.