Читать книгу Heilsam kochen mit Ayurveda - Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer - Страница 8
WELTMEDIZIN IST EIN KULTURGUT
ОглавлениеMedizin wie die ayurvedische Heilkunst ist ein Kulturgut, das so alt ist wie das Essen und Trinken. Überall auf der Welt! Sie erst hat ermöglicht, dass die Kulturen bis heute existieren. Die Medizin der Vergangenheit in allen Regionen der Welt hat uns Wesentliches mitgegeben und hält noch vieles für die Zukunft bereit: von heilsamer Nahrung über Heilkräuter bis zu lokalen Therapieverfahren und individueller und sozialer wohlbefindlicher Lebensführung. Kochen, Essen, Wohnen, Musik, Tanz, Meditation, Yoga, Sport und Entspannung sowie Traumdeutung und Achtsamkeit sich selbst sowie der Um- und Mitwelt gegenüber seien hier als Beispiele genannt. Deshalb mein Credo: Die Weltmedizin ist die integrative Medizin von morgen – von der Naturheilkunde bis zur Hightechmedizin und Psychosomatik. Wenn wir dieses Wissen nicht pflegen und weiterentwickeln, bleiben wir als Menschen auf der Strecke.
Die Schulmedizin stellt bis heute (noch) kein in sich geschlossenes Medizinsystem mit integrativem Denken und Miteinander und umfassender ganzheitlicher Medizintheorie dar. Die Aufsplitterung in viele Fachgebiete und Unterdisziplinen für einzelne Organe oder ihre Bestandteile sowie die Trennung von Körper, Psyche und Seelsorge, die Nichtintegration von Ernährung oder Sport, Entspannung oder Musiktherapie und so weiter schaffen jedoch beste Voraussetzungen für eine Synthese – und damit für die integrative kulturübergreifende Weltmedizin mit neuer Qualität.
Die beste Methode? Dafür gibt es keine Anleitung, keine App, die man sich nur herunterladen müsste. Das von verschiedenen Magazinen gelegentlich veröffentlichte Ranking der Mediziner verschiedener Fachrichtungen mag etwas über die fachärztliche Qualifikation aussagen. Welche Vorsorge- und/oder Behandlungsmethode aber im Einzelfall die beste ist, die schulmedizinische oder die der Naturheilkunde, lässt sich so nicht herausfinden. Hier kommt man nicht umhin, sich eine Ärztin oder einen Arzt »anzulachen«, die einem persönlich vertrauensvoll – Mensch zu Mensch – begegnen und ihre Grenzen kennen. Die am besten mit erfahrenen Naturheilkundlern, Psychologen und vor allem auch mit Ernährungsexperten zusammenarbeiten, wenn sie es nicht selbst sind – und genauso umgekehrt.
Höchste Zeit also, dass wir über alle medizinischen Grenzen hinweg zusammenrücken. Wovon können wir profitieren? Was lässt sich wirkungsvoll in Kombination von alt und modern nachweislich nutzen? Das Unerklärliche darf nicht sofort im Mülleimer der Geschichte verschwinden. Der beste Beweis dafür ist die getrocknete Rinde der Weide, etwa der Silberweide (Salix alba), als schmerz- und fiebersenkendes sowie entzündungshemmendes Heilmittel. Sie wurde schon im alten Ägypten angewandt und von Hippokrates, dem Urvater von uns Ärzten, verschrieben. Erst Jahrtausende später ist aus ihr das erfolgreichste Arzneimittel aller Zeiten entstanden: Aspirin.
Beide – Weidenrinde und Aspirin – werden heute im medizinischen Alltag mit unterschiedlichen Indikationen und Dosierungen genutzt. Denn es gibt keine verbindliche Empfehlung, keinen Katalog, in dem man nachschlagen könnte, welche Therapieform, welche Ernährung, welche Art von Nahrung, Heilpflanzen, Naturheilverfahren oder Schulmedizin bezogen auf unsere Konstitution, unser Geschlecht und Alter oder bei speziellem Unwohlsein oder einer bestimmen Erkrankung angezeigt ist. Generell sollte bei jedem Heilansatz gelten: Von leicht nach schwer behandeln. Weniger ist mehr! So lautet mein medizinisches Prinzip. Nicht bei jedem Bauchgrummeln oder Halskratzen, Durchfall, Schlafproblem, Leistungsabfall oder Rückenschmerz muss man gleich zum Arzt gehen. Oft ist es schon mit der Umstellung der Ernährung oder mit einem Tee, mit Massagen oder einem Wickel getan, kurz: den alten Hausmitteln. Nicht selten hilft sogar das Kochen einer wohlschmeckenden gesunden Speise. Naturheilpraktiker und sogar viele junge naturorientierte Menschen kennen sich da mitunter besser aus als wir Schulmediziner. Das lässt in Bezug auf neue und integrative Heilweisen, wie dem Ayurveda, hoffen.