Читать книгу Heilsam kochen mit Ayurveda - Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer - Страница 17

Ayurveda gilt allgemein als ältestes ganzheitliches Medizinsystem der Welt, auch wenn wir heute nicht mehr wissen, wann genau es in die Welt kam. Was sich sagen lässt, ist, dass man bei archäologischen Ausgrabungen im heutigen Nordindien Steinfriese gefunden hat, auf denen Menschen in Yogastellungen zu sehen sind. Da Yoga ebenfalls ein Teil der altindischen vedischen Kultur ist, kann man daher davon ausgehen, dass auch das Wissen des Ayurveda zu dieser Zeit schon verbreitet war.

Verschiedene andere historische Funde deuten ebenfalls darauf hin, dass das medizinische Wissen damals schon sehr umfangreich war. Genauso vermutet man, dass es schon sehr früh medizinische Schulen und Universitäten gab, an denen dieses umfangreiche Wissen gelehrt wurde. Ein bekanntes Beispiel ist die Universität von Nalanda aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Das Campusgelände war etwa einen Quadratkilometer groß und man schätzt, dass dort mehrere Tausend Studenten und Hunderte Lehrer studiert und gelehrt haben – und das mehr als 1000 Jahre bevor in Mitteleuropa die ersten Universitäten entstanden.

Im Lauf der Geschichte hat sich das Wissen des Ayurveda nach und nach immer weiter in der Welt verbreitet. Ayurvedaärzte praktizierten an den verschiedensten Herrscherhäusern und Königshöfen. Im Osten gelangte die Lehre bis nach Indonesien, im Westen bis ins antike Griechenland. So wurde Ayurveda nicht nur eine wesentliche Grundlage für traditionelle Heilsysteme in Tibet, Sri Lanka (heute das einzige Land der Erde, in dem Ayurveda wesentlicher Bestandteil der staatlichen Gesundheitsversorgung ist) und anderen buddhistischen Ländern. Es beeinflusste auch die chinesische Medizin und bildete die Basis für unsere westliche Medizin. Vollkommene Gesundheit, falls es diese denn geben sollte, ergibt sich nur im Einklang von Körper, Sinnen, Verstand und Seele – ein Ansatz, den auch der griechische Philosoph Platon (er starb ca. 350 Jahre vor Christus) aufgegriffen hat. Auch in der hippokratischen Sammlung deuten mehrere Referenzen darauf hin, dass sowohl indische Arzneien als auch medizinische Rezepte im antiken Griechenland übernommen wurden. Hiermit zeigt sich schon recht früh der Einfluss des Ayurveda auf die antike westliche Medizin.

Natürlich haben sich Menschen zu allen Zeiten mit elementaren Fragen des Seins, zu Gesundheit und Krankheit beschäftigt. Sie tun das nicht erst seit einem bestimmten Tag X. Menschen benutzen ihren Geist ja auch nicht erst seit den Tagen von Thales von Milet, Buddha oder Konfuzius. Was Ayurveda allerdings so besonders macht, ist seine ganzheitliche und allumfassende Betrachtung auf die Welt in all ihren Facetten – und zwar auf eine im Prinzip sehr logische, einfache und verständliche Art und Weise.