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GANZHEITLICH UND INDIVIDUELL

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Wie jubilierte meine Seele, als ich erstmals mit indischen Ayurvedaärzten und -therapeuten in Berührung kam, die mich lehrten, dass meine Art und Weise, zu denken und zu behandeln, auch ein wesentlicher Bestandteil des Ayurveda ist. Ayurveda ist ein traditionelles Medizinsystem, das bereits vor Jahrtausenden vermutlich in der Region des Himalajas entstanden ist und auf milliardenfacher Beobachtung und Heilerfahrung aufbaut. Die Theorien und die daraus erfolgten therapeutischen Konzepte sind jahrtausendelang immer wieder in der Praxis geprüft und erprobt worden und haben bis heute ihre Gültigkeit bewiesen. Dies ist in der Tat eine andere Art der Statistik, als ich sie heutzutage als Wissenschaftler anwende. Als Arzt jedoch hat sie mir trotzdem wesentliche Ergebnisse und vor allem Erkenntnisse geliefert und neue »alte« Behandlungsansätze in Vorsorge und Therapie vermittelt. Mit Begeisterung habe ich seitdem das ein oder andere in meinen praktischen Alltag integriert. Für das Erfahrungswissen, auf dem diese Therapien aufbauen, sprechen die Erfolge, die seit jeher mit ihnen erzielt wurden.

Ayurveda wird an vielen indischen und zunehmend auch an anderen Universitäten weltweit gelehrt und wissenschaftlich überprüft. Jahrtausendelang hat diese Lehre ihre Gültigkeit bewahrt. Heute werden ihre Geheimnisse immer häufiger wissenschaftlich aufgeschlüsselt. Dennoch sind bisher nur wenige Methoden und Medikamente mit heutigen Methoden wissenschaftlich begründbar, wie zum Beispiel die antientzündliche, antioxidative und kortisonartige Wirkung von Kurkuma. Sie findet sich in jedem Curry als wichtiger Bestandteil neben anderen Gewürzen zur Verdauung wie Ingwer, Koriander, Chili, Kardamom. Das zeigt, so viel nebenbei, wie sehr die indische Küche vom Ayurveda beeinflusst ist.

In Indien und auch Sri Lanka ist die ayurvedische Medizin bis heute fester Bestandteil des Gesundheitswesens. Sri Lanka ist sogar das einzige Land der Welt, in dem Ayurveda wesentlicher Bestandteil der staatlichen Gesundheitsversorgung ist. Abermillionen Menschen werden von Hunderttausenden Heilerinnen und Heilern damit versorgt. Chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Gelenke und auch neurologische Störungen wie das Parkinsonsyndrom oder Multiple Sklerose werden mit Ayurveda erfolgreich behandelt. Zunehmend sind auch westliche Institutionen wie das Evangelische Krankenhaus in Hattingen davon überzeugt, die Neurologie mit einer Ayurvedaabteilung wie die dortige unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Horst Przuntek der Universität Bochum zu ergänzen.

Die Erfolge sprechen für sich. Die Schulmedizin versucht nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip, Erkrankungen beispielsweise mit Schmerz- oder Blutdruckmedikamenten »punktgenau« direkt am betroffenen Organ zu behandeln. Ayurvedische Therapeuten sehen in aktuellen Beschwerden ein gesamtes Body-Mind-Problem und wollen daher umfassend das Milieu des Körpers verändern. Dazu kombinieren sie verschiedene innere und äußere Behandlungsverfahren. Sie behandeln internistisch und ernährungstherapeutisch mit individuellen Pflanzenkompositionen ohne »Leitsubstanz« wie in der Schulmedizin. Die Ernährung spielt überhaupt eine riesige Rolle im Heilprozess des ganzen Körpers.

Wir wissen heute, dass eine solche umfassende Theorie nicht abwegig ist. Erkennen wir doch auch bei uns im Westen zunehmend, dass eine Übersäuerung des Körpers durch Zucker, Fleisch oder Alkohol zu ernsthaften Veränderungen in den Gefäßen, den Gelenken und im Bindegewebe führen kann – bis hin zum Diabetes mellitus. Möglicherweise liegt die Chance des Ayurveda in seinen Komplexbehandlungen als synergistisches System, das auch bereits erfolgte degenerative Veränderungen regenerieren lassen könnte. Vermutlich liegt die Wahrheit in beiden Methoden und damit der Kombination von zielgenauem Behandeln und einer Milieuveränderung unseres gesamten Körper-Geist-Systems.

Heilsam kochen mit Ayurveda

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