Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 30

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Als Jim Burlington den letzten langen Hügel hinunterritt, dessen Ausläufer sich weit in die Ebene erstreckten, die sich vor Jim ausbreitete, sah er zugleich dieses im spanisch-mexikanischen Stil erbaute Gebäude am Rande der Büsche. Soweit Jim sehen konnte, sah er nichts als Büsche hinter diesem Anwesen. Auch Bäume gab es, aber keine offene Prärie.

Ahnungslos, was das zu bedeuten hatte, ritt Jim weiter auf dieses merkwürdige Gebäude zu, das aussah wie eine kleine Festung. Es hatte ein flaches Dach mit Schießscharten, und unten waren die Fenster winzig. Jim fragte sich, ob es hier Indianer gebe, dass die Leute solche Häuser bauten.

Neben dem Lehmhaus stand ein großer Strohschober. Jedenfalls sah es für Jim, der diese Gegend und ihre Gepflogenheiten nicht kannte, wie ein Strohschober aus. Er machte sich auch keine Gedanken darüber, dass es etwas merkwürdiges Stroh war, das er da sah. Er achtete nur auf das Kind. Es war ein kleines Mädchen, das zwischen dem Schober und dem aus Adobelehm gebauten Haus spielte. Es sah auch gar nicht auf, sondern schaufelte mit einer kleinen Schippe in einem Sandhaufen. Als Jim weiter auf das Haus zukam, entdeckte er auch die Frau, die ein Stück hinter dem Kind zwischen zwei niedrigen Obstbäumen stand und in einem großen Trog Wäsche wusch. Die Frau sang. Der Wind trug die Melodie bis an Jims Ohr.

Der Gedanke, auf eine Frau zu stoßen, regte in Jim eine wilde Begierde. Er musste an Betty denken und die Zeit, da sie seine Geliebte gewesen war.

Er ritt jetzt schneller. Aber die Frau war so sehr mit ihrer Wäsche beschäftigt, dass sie ihn gar nicht bemerkte. Und das ins Spiel vertiefte Kind sah ihn jedenfalls erst, als sein und des Pferdes Schatten auf den Sandhaufen fiel. Und da hielt auch die Frau mit Waschen inne und blickte zu ihm herüber.

Es war eine junge Frau mit dunklem Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte. Sie hatte es zwar zusammengebunden, aber eine lange Locke davon war wieder aus dem roten Band geglitten, das sie sich ums Haar geschlungen hatte, und hing über ihre Schläfe herab. Jetzt streifte sie es zurück und blickte mit abwartendem Lächeln auf Jim.

„Hallo“, sagte Jim, und sie antwortete ebenfalls.

Das Kind blickte zu ihm empor, neugierig und ebenfalls nicht feindselig.

Jim betrachtete die Frau im roten Kleid, das sie geschürzt hatte. Jetzt allerdings ließ sie es wieder bis zu den Füßen herab und sah ein wenig verschämt drein. Sie war noch jung, viel jünger als Betty. Und sie gefiel Jim. Und die Begierde in ihm wurde bei ihrem Anblick gesteigert.

„Ist Ihr Mann nicht da?“, fragte er.

„Sie sind im Busch. Mein Vater auch“, erwiderte die Frau. „Ich nehme an, sie kommen bald zurück. Wer sind Sie denn?“

Jim nannte seinen Namen, als hätte er nichts zu befürchten. Dann saß er ab und fragte: „Man kann sicher bei Ihnen etwas zu trinken bekommen.“

„Natürlich, setzen Sie sich da drüben hin. Ich bin gleich soweit.“

Aber das tat er nicht, sondern tränkte seine Pferde, nahm ihnen die Gebissstücke aus dem Maul und ließ sie unter den Obstbäumen grasen. Dann lehnte er sich unweit der jungen Frau an die Wand, als wollte er ihr beim Waschen zusehen.

Das kleine Mädchen kam zu ihm, zupfte ihn an der Jacke und fragte: „Wo kommst du her, Onkel?“

Er gab ihr keine Antwort. Sein Blick tastete die Gestalt der jungen Frau ab, als wollte er Maß nehmen für das, was er vorhatte.

Die junge Frau bemerkte es und sah ihn nun nicht mehr so freundlich und so interessiert an wie vorhin, sondern machte ein etwas banges Gesicht. Jim lächelte erwartungsvoll, hakte die Daumen in den Gürtel und ging lässig auf sie zu. Vor ihr blieb er stehen. Sie hielt im Waschen inne und sah zu ihm auf. Sie war wesentlich kleiner als er und zierlich.

„Was ist denn?“, fragte sie beklommen.

Er sah sich um, als erwartete er, dass sich irgendjemand nähern könnte. Aber das war offensichtlich nicht der Fall. Er warf noch einen Blick zur Sonne. Nein, Mittag war es noch nicht. Und sicherlich, sagte er sich, kommen die Männer jetzt noch nicht zurück.

Sein Verlangen, diese Frau in die Arme zu nehmen, sie dort in dieses eigenartige Stroh zu werfen, steigerte sich immer mehr. Und plötzlich packte er zu, fasste sie an den Oberarmen, riss sie an sich. Sie schrie, versuchte sich zu wehren, wollte sich losreißen, aber er entwickelte eine unheimliche Kraft, der sie nicht gewachsen war. Als sie mit dem Knie nach ihm stoßen wollte, behinderte sie der Rock. Und die Arme hielt er ihr eisern fest.

Das Schreien der Frau versetzte auch das Kind in Panik. Es schrie ebenfalls, lief aber nicht weg, sondern im Gegenteil auf die beiden zu und trommelte mit seinen beiden Fäusten gegen Jims Oberschenkel.

Zunächst reagierte Jim überhaupt nicht darauf. Doch dann packte ihn die Wut, und er trat wie ein Pferd nach hinten aus, traf das Kind an der Brust und schleuderte es ein paar Meter zur Seite.

Verzweifelt in ihrer Empörung konnte sich die Frau eine Hand losreißen. Sie fuhr mit ihren Nägeln, wie mit den Krallen eines Adlers, durch das Gesicht von Jim, riss es ihm auf - vermochte es aber nicht, auch die Linke freizubekommen.

Völlig zornig geworden durch ihre Gegenwehr, schlug ihr Jim rechts und links ins Gesicht, dass die Frau halb betäubt zu Boden stürzte. Er packte sie, riss sie wieder hoch, schlug noch einmal zu, und sie war fast besinnungslos, als er sie wie eine Puppe unter den Arm klemmte und auf diesen Schober zuging, von dem er glaubte, dass es Stroh war.

Ein Teil dieses Schobers war schon abgetragen und die untere Schicht ziemlich niedrig. Er packte die junge Frau und stieß die fast Bewusstlose hinauf auf diese Ebene jenes graubraunen strohähnlichen Gezweigs. Dann stieg er selbst hinauf, kniete neben der jungen Frau, die jetzt ein wenig zur Besinnung zu kommen schien, schwache Abwehrversuche machte und sich aufrichten wollte.

Jim ließ es dazu nicht kommen. Er schlug ihr abermals ins Gesicht, dass sie aufschrie, packte ihr Kleid und riss es ihr mit einem Ruck auf.

Die Furcht vor dem, was kommen würde, gab der Frau eine fast übermenschliche Kraft. Sie zog die Beine an und trat urplötzlich zu. Viel zu spät bemerkte es Jim. Er wurde von beiden Füßen der Frau an die Brust getroffen und zurückgeschleudert. Die Frau nutzte die Gelegenheit, kam hoch und versuchte vom Schober hinunter auf den festen Boden zu klettern.

Aber da hatte sich Jim wieder gefasst, konnte sie an der Schulter packen und riss sie zurück.

Ein verzweifelter, ungleicher Kampf entspann sich. Wiederum schlug Jim zu, aber diesmal blieb die Frau bei Bewusstsein. Sie biss, sie kratzte und stieß mit dem Knie nach Jim. Und sie zeigte eine Beweglichkeit, die er nicht zu bändigen vermochte. Schließlich holte er abermals aus, um sie zu schlagen, aber sie entging diesem Hieb, der sie bestimmt besinnungslos gemacht hätte. Und dann gelang es ihr sogar, wieder hochzukommen und mit einem Satz über den Rand dieser Schoberabstufung zu springen, hinunter auf den festen Boden.

Das Kind kniete da unten und schrie. Die Frau rannte darauf zu, riss es an sich und stürzte auf das Haus zu. Aber da war auch Jim vom Schober herunter und hetzte ihr nach.

Er war nicht schnell genug. Der Frau gelang es, ins Haus zu kommen, die Tür hinter sich zuzuschlagen und den Riegel vorzuschieben. Als Jim dagegen rannte, war die Tür zu.

Jetzt versuchte er es an den Fenstern. Aber die waren vergittert wie bei einem Gefängnis. Ein Schutz, der noch aus der Zeit stammte, da dies eine Poststation war und über Nacht die Fracht und Wertgegenstände aufbewahrt wurden.

Im Haus war die Frau sicher. Aber Jim gebärdete sich wie ein blutrünstiges Tier, das die Beute gewittert hat. Er ließ nicht mehr locker. Er versuchte die Tür einzurammen, aber die war so stabil gebaut, dass es ihm nicht gelang. Der Eisenbeschlag trotzte sogar den Rammstößen einer Wagendeichsel.

Die Frau drinnen saß im hintersten Winkel des größeren Raumes, wo man sie auch nicht vom Fenster her sehen konnte. Sie hielt ihr Kind an sich gepresst und zitterte vor Angst und Schmerzen.

Sie wusste, dass zu Mittag keiner der beiden Männer zurückkommen würde. Erst am Abend kamen sie zurück, denn sie hatten einen weiten Weg bis hierher. Ihre Hoffnung, dass dieser Fremde glauben mochte, die Männer kämen bald, zerschlug sich. Denn die Mittagsstunde verging, und er war noch immer da.

Sie ahnte nicht, was er tat. Seine Wut darüber, dass er nicht ins Haus konnte und dass die Frau ihm nicht willig gewesen war, nahm immer mehr zu. Er stand jetzt neben diesem Schober und betrachtete sich zum ersten Mal dieses vermeintliche Stroh genauer. Und da sah er, dass es sich nicht um Stroh handelte, sondern um Zweige. Weiße, eigenartige Zweige. Er wusste nicht, dass sie aus der Brasada stammten, dass dies ein Strauch war, der dort überwiegend wuchs. Und der von den Leuten hier als Brennmaterial verwendet wurde. Die Zweige wurden zusammengepresst zu kleinen handlichen Ballen, und die verheizte man mangels anderen Holzes. Und die Bäume, die er in der Ferne sah, waren als Brennholz unverwertbar. Ihr Holz blieb jahrelang nass. Und zudem war es so hart, dass es kaum brannte.

Entschlossen riss Jim einige Armvoll von diesem Gesträuch vom Schober herunter und schleppte es zum Haus. Immer wieder lief er hin und her und türmte vor der Tür und den Fenstern ganze Berge davon auf. Schließlich warf er auch einen großen Teil aufs Dach, bis er schließlich meinte, dass es ausreichen würde. Und nun brannte er dieses Gestrüpp an. Er tat es vorn an der Tür, sah wie die Flamme rasch um sich griff, hörte das Prasseln und lächelte, zufrieden über seine Tat, vor sich hin.

Im Handumdrehen konnte sich die Flamme durch das prasseldürre Gesträuch fressen. Sie verursachte binnen Sekunden eine riesige Lohe. Die Flamme schlug so hoch, dass sie oben auf dem Dach das dort liegende Gestrüpp erfasste und in Brand setzte.

Während das Feuer vorn an der Tür schon prasselte, nahm Jim einen brennenden Zweig und ging damit zu dem Stoß, der unter dem vorderen Fenster lag. Aber dann geschah etwas, das er nicht eingeplant hatte. Die Flamme vor der Tür wurde vom Wind auf den Schober zugetrieben. Der fing plötzlich Feuer. In kürzester Zeit stand der ganze Schober in Brand. Es war eine Fackel, die mindestens hundert Meter hochschlug. Der schwarze Rauch musste über Dutzende von Meilen zu sehen sein.

Diese Tatsache veranlasste Jim, seinen Plan zu ändern. Er wollte nicht darauf warten, dass die Frau, vom Rauch herausgetrieben, das Haus verließ. Dieses riesige Feuer des Schobers lockte ganz sicher Leute herbei. Auf die zu warten, war er nicht scharf. Nun nahm er seine Pferde, die bereits scheuten und auf der Stelle stampften, band sie los, saß auf und ritt im Galopp davon.

Er ritt weiter nach Norden, genau auf die Büsche zu. Und er folgte einem Pfad, den er deutlich erkennen konnte, der nahezu in gerader Linie in das Buschgestrüpp hineinführte. Dort, so meinte Jim, sei er zunächst sicher.

In dem Haus aber begriff die junge Frau, dass sie von einer Feuerhölle umgeben war. Eine wahnsinnige Hitze drang jetzt auch durch die Fenster herein. Die Luft war zum Zerschneiden. Sie konnte kaum noch atmen und überlegte, was sie tun konnte.

Da sie meinte, dieser Teufel von einem Fremden sei noch draußen, wagte sie auch nicht, über die Dachluke nach oben zu kommen. Und das wäre auch gar nicht gut gewesen. Denn das Feuer des Schobers wurde, da der Wind ein wenig gedreht hatte, zum Haus hingeweht. Diese gewaltige Fackel loderte über das Dach des Hauses hinweg. Und sie begann schon die Balken, die an der Seite aus dem Adobelehm herausragten, anzukohlen.

Es war eine Frage der Zeit, wann sie brennen würden.

Vielleicht war das Feuer selbst die Ursache dafür, dass der Wind zunahm. Ganze Bündel Redprickle Gestrüpps flogen prasselnd auf das Dach und vor die Wände des Hauses. Immer mehr von diesen lodernden Bündeln aus Redprickle Gezweig wurden vom Aufwind emporgeschleudert und landeten rund um das Haus. Mittlerweile brannte auch das Gras, brannte der angebaute Bretterschuppen und fraß sich das Feuer in die Balken der Decke, die nach außen ragten und dort schon längst abgebrannt waren, ins Haus hinein. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann das Haus auch innen brennen würde. Die unheimliche Hitze, die der lodernde Schober verursachte, konnte jeden Augenblick, auch hier im Haus, etwas entzünden. Zum Beispiel das Fass mit Kerosin in der Kammer hinten. Und an dieses Fass dachte die junge Frau überhaupt nicht, als sie ein feuchtes Tuch ihrem Kind vors Gesicht hielt und sie sich beide in eine Ecke knieten, weil dort noch ein wenig mehr Sauerstoff war als im übrigen Raum.

Die Hölle war über sie hereingebrochen. Nicht genug, dass sie noch Schmerzen empfand von den brutalen Hieben des Mannes und dass ihr Kind von dem Tritt, den es von Jim bekommen hatte, Bauchkrämpfe hatte. Jetzt drohte ihnen auch noch der Feuertod.


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