Читать книгу Heureka! - Rainer Nickel - Страница 16

DER PHILOSOPH – EIN BESONDERER TYP

Оглавление

Die Rückführung des Begriffs Philosoph auf Pythagoras mit der Kernaussage, er verstehe keine bestimmte Kunst (oder Fachwissenschaft), sondern sei ein Philosoph (Cicero, Tuskulanische Gespräche 5, 8), mag der Legende angehören, ist aber nicht erst seit Cicero bekannt, sondern begegnet schon bei Platon (Theaitetos 172d–177c). Werner Jaeger (Paideia III ³1959, 356 ff.) hat daraufhin das platonische Bild des Philosophen treffend charakterisiert: „Das abgeschlossene und weltferne Dasein der Philosophen in der Akademie... brachte jenen absonderlichen Menschentypus hervor, den Plato in dem Exkurs des Theaitetos mit liebevoller Ironie schildert. Es sind Leute, die weder den Marktplatz noch das Gerichtshaus und die Volksversammlung kennen und über die Stammbäume der vornehmen Geschlechter ebenso mangelhaft unterrichtet sind wie über die Neuigkeiten des städtischen Klatsches. Sie sind so vertieft in mathematische und astronomische Probleme, und ihr Blick ist so ganz auf höhere Regionen gerichtet, dass sie sich in dieser Welt schwer zurechtfinden und selbst über Dinge stolpern, die für Menschen mit offenen Augen und gesundem Verstand kein Hindernis sind...“ Platons Bild des Philosophen und der philosophischen Tugend, die im Gegensatz zur bürgerlichen Tugend der Mehrheit steht, ist aber keine voraussetzungslose Erfindung. Die Entstehung des Typus Philosoph ist auf das Bewusstsein eines tiefen gesellschaftlichen Konflikts zurückzuführen. Die Absonderung des Philosophen von der Gesamtheit, die damit auch keine Gesamtheit mehr ist, entspringt dem Willen, dem Leben einen anderen, höheren Sinn zu geben und andere Werte als die Mehrheit anzuerkennen. „Der Philosoph macht aus der Not der Minorität eine Tugend. Die realpolitische Gemeinschaft sinkt für ihn zur bloßen Masse herab“ (Jaeger, Paideia III 355). Die Folge ist, dass die Abgesonderten sich zurückziehen und Schulen bilden.

Heureka!

Подняться наверх