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Amerika ist da, ...

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Amerika ist da, wo die Sonne unter geht“, hatten die auf der Bank hinter dem Kutschhaus zu einem geflügelten Spruch gemacht. Überglücklich fühlte sich Ole jetzt am Ziel seiner Träume und war fasziniert von dem weiten Land, in dem alles so amerikanisch war. Doch dann kam die erste Ernüchterung als sein amerikanischer Freund ihn zu Hause mit seiner Frau bekannt machen wollte, die auch aus Deutschland kam und ihre Eltern dort verloren hatte. Sie bekam die einen Schreikrampf: Ein Nazi käme ihr nicht ins Haus und erst recht schliefe sie nicht mit so einem unter einem Dach. Ole musste draußen vor der Tür des schmucken Bungalows auf dem kurz geschorenen Rasen mit seinen wenigen Habseligkeiten warten bis sein Major den Haussegen wieder einigermaßen zurecht gerückt hatte. Er hatte jetzt den Nazi wegzuschaffen.

So sah Ole seinen Major vorerst ein letztes Mal, als dieser mit ihm, eine Stunde später etwa, zu einem angeblichen Bekannten, einem älteren schmuddeliger Typen fuhr, der eine Garage hatte, eine kleine Kfz-Werkstatt mit Tankstelle. Dort hat der Major ihn nach einem längeren Gespräch mit dem Griesgram abgeliefert und sich dann für immer verabschiedet. Oben in der Werkstatt war eine winzige Bude voller Gerümpel, mit einer gammligen Liege, einem dreckigen Waschbecken und vergittertem Fenster, mit Eingang durch die Werkstatt und dann eine steile Eisentreppe hinauf. Da könne er erst einmal unter kommen und gegen Kost und Logis im Betrieb helfen. Zur Toilette musste er aus der Werkstatt, dann wieder mit einem Schlüssel in eine Seitentür und duschen konnte er sich mit einem Schlauch in der KFZ-Waschhalle.

Gut ein Jahr hauste Ole noch in dem Loch, machte es pikobello sauber und so gut es ging mit Farbe und Bildern einigermaßen wohnlich. Zuerst bekam Ole zehn Dollar Taschengeld die Woche. Wegen seiner Bescheidenheit, seinem Fleiß und seiner Lernbereitschaft war sein Boss sehr mit ihm zufrieden, wurde auch freundlicher und Ole wurde schließlich auch einigermaßen für seine sieben Tage Arbeitswoche entlohnt. Die mittelalterliche mexikanische Haushälterin seines unbeweibten Chefs hatte ihn auch bald in ihr Herz geschlossen, was sie in den heimlichen Extrazuwendungen aus der Küche zum Ausdruck brachte. Aber Heimweh hatte der Neuamerikaner, besonders weil die vielen Briefe an seine Lieben in Deutschland unbeantwortet blieben. Ole saß in seiner kleinen Bude nach Feierabend und schrieb. Er schrieb und schrieb alles auf, was ihn bewegte. Er las, und das ging immer besser, alles was seine neuen Landsleute interessierte, was er eben an Lektüre greifen konnte. Obwohl es schon etliche Leute wussten, dass er ein Deutscher, ein Kraut war, so vermied er es weiterhin über seine Herkunft zu sprechen, denn er merkte bald, auch nach so vielen Jahren seit Kriegsende standen die Deutschen bei vielen Amerikanern nicht auf der Freundschaftshitliste.

Das schillernde Leben des O.K.

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