Читать книгу Überleben im Überfluss - Rob Kenius - Страница 2
1. Weniger isst mehr 1.01 Schlaraffenland
ОглавлениеÜberfluss an Konsumgütern, an Nahrungsmitteln, Nachrichten, Büchern, Ratschlägen, Verkehrsteilnehmern. Überfluss an Reklame, E-Mails und Spam, Überfluss an Papier, Plastik und Abfall, Überfluss an Musikdateien, Fitnesscentern, Netzanbietern, Schlankheitsdiäten, Börsentips, Überfluss an allem, was Geld bringt, zu Lande zu Wasser, in der Luft und im Internet.
Ist Überfluss nicht etwas ganz Natürliches?
Ja. Der Überfluss in der Natur ist natürlich. Überfluss an Leben, Pflanzen, Tieren, Parasiten, Insekten, Samen und Blüten, Wasser und Wolken, Fischen im Meer...
Halt! Das ist doch eine kitschige Idylle. Die Fische im Meer sind knapp geworden. Insekten in den Gärten werden jedes Jahr weniger. Menschen in der Sahelzone haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Aber wir fühlen den Durst nicht und wir können es kaum nachempfinden; wir hier leben im Überfluss und die Meldung von Hunger und Durst ist nur eine Nachricht von vielen, die uns täglich, beinahe stündlich, in diesem Überfluss erreichen. Und für die schlechte Verteilung der Güter können wir nichts.
Wir stehen vor Regalen und Stapeln von Mineralwasser in Plastikflaschen und in Glas, in Kisten und im Sechserpack, mit und ohne Kohlensäure oder medium-soft in drei Flaschenfarben; auch mit Zitrus-Geschmack, entweder klar wie Wasser oder zitronengelb. Doch welches Kind trinkt heute noch Wasser und Limo?
Saft ist angesagt. Und Saftschorle, Weinschorle, Radler, Fassbrause, Mehrfruchtmix aus tropischen Extrakten und Whisky mit echtem Gletscher-Eis aus Grönland.
Halt, stop, aufgepasst! Die Gletscher in Grönland und das Eis am Nordpol schmelzen uns unter der Baggerschaufel weg. Wer leugnet da noch den Klimawandel?
Leben im Überfluss ist nicht gleich Leben im Schlaraffenland. Das Schlaraffenland ist nur ein Märchen, da werden all die Schattenseiten, welche die Bequemlichkeit und die Fülle mit sich bringen, verschwiegen. Der Überfluss in unserer unmittelbaren Nähe, das ist unsere Realität mit all ihren Folgen und mit all ihren unsichtbaren Bedingungen und Voraussetzungen.