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Chancen und Gefahren

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Mit »Zittern und Zagen«, erinnerte sich Familienfreundin Henriette von Merckel, habe Emilie »ihren geliebten Gatten nach Frankreich reisen« sehen.[36] Als Fontane sich am 27. September von seiner Frau verabschiedete, war beiden bewusst, dass die Fahrt ein Risiko war. Dass Fontane mit Legitimationspapieren des preußischen Kriegsministeriums im Gepäck und einer Rot-Kreuz-Armbinde ausgestattet war, konnte Emilie nur ein schwacher Trost sein. »Du weißt«, wird sie ihn später erinnern, »dass es mein Wunsch war, Deine Abreise um einige Monate zu verschieben«.[37] Ihr Mann setzte sich bewusst darüber hinweg. Später wird er in seinem Buch Kriegsgefangen reflektieren, dass er bei aller Friedfertigkeit seines Berufs mit dem Bewusstsein in Frankreich eingerückt sei, dass eben Krieg sei und er die Chancen und Gefahren des Krieges bis zu einem gewissen Grade zu teilen haben werde.[38]



Kriegsschauplatz 1870: Fontanes Notizbuch D6 für die Recherche zum Deutsch-Französischen Krieg


Zwar galt Ende September der endgültige Sieg der Deutschen als sicher, aber es gab noch keinen Waffenstillstand. Und die Kämpfe dauerten ungeachtet der französischen Niederlage von Sedan noch immer an. Das Risiko erhöhte sich, weil Fontane allein nach Frankreich aufbrach. Bei seinen früheren Reisen zu Kriegsschauplätzen war er 1864 in Dänemark von Ernst Waldemar Heffter, dem stellvertretenden Chefredakteur der Kreuzzeitung, und 1866 in Böhmen von seinem Jugendfreund Hermann Scherz begleitet worden.

Um Emilie zu beruhigen, schrieb Fontane regelmäßig Briefe, in denen er ihr versicherte: Es geht mir gut. Er unterhielt sie mit Berichten über seine Eisenbahnfahrten, erste Bekanntschaften und sein mangelhaftes Französisch. Und er scherzte sogar: Wanzen würden ihn viel mehr ängstigen als die franctireurs [französische Freischärler].[39] Die Reise, so resümierte er bereits nach fünf Tagen, sei, wenn es so fortgeht, im höchsten Maße lehrreich, interessant und geradezu erhebend.[40]

Fontane war bereits am 28. September auf dem ersten Kriegsschauplatz, der elsässischen Grenzstadt Weißenburg [frz.: Wissembourg], angekommen.[41] Im Notizbuch beschrieb er die Stadt und die Stimmung – französisch, aber antikaiserlich – und hielt nüchtern fest: Das Land wird nun wieder deutsch werden.[42] Außerdem notierte Fontane für sein Kriegsbuch erste Beobachtungen und Befragungen über die Gefechte[43] und reiste – etwas fiebrig vom windigen Wetter – einen Tag später auf das nächste Schlachtfeld nach Wörth[44], wo er auf der Kuppe Station machte, auf der Kronprinz [Friedrich Wilhelm] gestanden und die Bataille geleitet hatte.[45]

Fontanes Kriegsgefangenschaft

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