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Über die Franzosen I

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Fontanes Notizen enthalten – neben den Beschreibungen der Kriegsgebiete – auch Eindrücke von Land und Leuten, die er, wie bei früheren Unternehmungen, für Reisefeuilletons in verschiedenen Zeitungen verwenden wollte. So hielt er nach seinem Aufenthalt in Wörth am 29. oder 30. September fest, die Gegend sei sehr hübsch und sehr wohlhabend, aber man bemerke keine Modernität im guten Sinne; in allem spricht sich der Stillstand eines alten Culturvolkes aus, das es bis zu einer gewissen Höhe gebracht hat, aber darüber auch nicht hinaus will. […] Sehr lehrreich sei ein Vergleich. Ursprünglich wären die Franzosen uns ja unendlich überlegen gewesen, nun aber würden die deutschen Dörfer – zumindest dort, wo Neues eingezogen ist –, in der Art des Häuserbaus, im Ackerbetrieb (so weit ich das beurtheilen kann) in Tracht, überhaupt in Entfaltung einer gewissen bäuerlichen Wohlhabenheit ihnen überlegen. Es würden jene Leute fehlen, wie wir deren zahllose haben, die die Ackerkultur als Wissenschaft treiben und immer Neues ersinnend oder alles Neue erprobend, für stete Fortentwicklung sorgen. In Frankreich sei es muthmaßlich geblieben wie es vor 100 Jahren war.[46] Offenbar griff Fontane auf Erfahrungen während seiner Exkursionen in die Mark Brandenburg zurück. So beschreibt er im Wanderungen-Band Oderland, der 1863 erschienen war, die Agrar-Innovationen der Frau von Friedland in Kunersdorf.[47]

Etwas verkürzt, aber um so pointierter fiel Fontanes Fazit einige Tage später in seinem Brief an Emilie aus: Wo immer man in Deutschland reist, hat man den Eindruck des Fortschritts, der ascendence [des Aufstiegs], hier überall den Einruck des Rückschritts, des Verfalls. Um dem Vorwurf der Voreingenommenheit zu begegnen, fügte er hinzu, er könne sich in seinen Beobachtungen kaum irren, denn er trage aufgrund seiner vielen Reise-Erfahrungen keine Vorurtheils-Brille. Selbst Österreich, das er zur Recherche seines Buches über den Deutschen Krieg von 1866 bereist hatte, mache nicht sehr den Eindruck der Stagnation wie dieses moderne Frankreich. Außerdem sollte Emilie an seinen Erfahrungen in französischen Unterkünften teilhaben. In den Hotels sei von Luxus, Comfort, Elegance, keine Spur. Natürlich existirt das alles, aber wenn man fast 8 Tage in einem Lande sei, will man doch auch etwas davon gesehn haben. Das Essen ist gut, das Frühstück erbärmlich; der »Tischwein« das Schreckniß aller Deutschen.[48] Fontane wird sich nach solch einem Luxus noch zurücksehnen.

Zunächst nahm die Reise aber ihren geplanten Verlauf. Am 30. September verließ er Sulz, von wo aus er Wörth besucht hatte, verbrachte die Nacht in Saarbourg im Coupé und kam am 1. Oktober in Blainville an. Dort stieg er in den Postzug nach Nancy um.[49] In Nancy schrieb Fontane einen Tag später an Emilie, er beabsichtige, nach Toul zu fahren. Die Festung war seit dem 12. September belagert und am 23. September – nach einem zehnstündigen Artilleriebeschuss – gerade erst von den Preußen erobert worden. In Toul wollte Fontane einerseits die Gartenmauer sehen, hinter der George mit seinem Bataillon gelegen hat, und andererseits einen Ausflug nach Vaucouleurs und Dom Remy [Domrémy] unternehmen.[50] Einen Ausflug, von dem er nicht wieder nach Toul zurückkehren sollte.

Fontanes Kriegsgefangenschaft

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