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Kapitel 4

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»Ganz ruhig, Baby – es ist alles in Ordnung. Aber du musst ganz langsam rauskommen. Und dann stellst du dich hier an die Wand.«

»An Wand?«, frage ich in meinem schlechten Englisch. Beim Anblick der Waffe – einer 9mm Glock – habe ich meine Hände gehoben und mein Bestes getan, erschrocken und verwirrt auszusehen.

»Richtig, Baby, an die Wand. Ich muss dich abtasten, um sicherzugehen, dass du nichts dabei hast.«

»Dabei hast?«

Mit erhobenen Händen gehe ich langsam auf die Wand zu und drücke mich dagegen. Der Mann ist nicht allein, zwei seiner Kumpel sehen zu und grinsen, als er auf mich zugeht und anfängt, mich abzutasten. Ich bin fast überrascht, dass er am Anfang einen einigermaßen professionellen Job macht, doch am Ende muss er natürlich doch noch meine Brüste zusammendrücken und mir in den Hintern kneifen.

Dann tritt er einen Schritt zurück und sagt: »Okay, gut, du bist sauber. Sorry, Süße, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen.«

»Okay«, sage ich und dehne das Wort in zwei getrennte Silben.

Er lacht grunzend, schüttelt den Kopf und winkt dann einen der Männer hinter ihm heran. »Phil, bring sie rein.«

Phil kommt nach vorn, packt mich am Arm und zieht mich unsanft den Flur hinunter, in Richtung von Delanos Suite. Er hat ein wirklich starkes Aftershave, von dem mir fast die Augen tränen. Er fragt: »Was hast du denn unter deinem Mantel, Kleine?«

Ich lächle, sage aber nichts, weil ich weiß, dass er die Sache nicht wert ist. Dann stehen wir vor einer Tür. Er klopft zweimal, einer der Türflügel öffnet sich, und wieder steht da ein Kerl, der eine Glock auf uns richtet. Er winkt mich heran, und der Typ, der meinen Arm festhält, schubst mich in seine Richtung.

Damit stolpere ich in eine dichte Wolke aus Haschisch-Dämpfen. Die Jungs sind so stark am Rauchen, dass man den Qualm als Wolke an der Decke sehen kann.

Ein Mann steht von einem der Sofas auf und hebt die Arme. Er trägt einen plüschigen, braunen Bademantel und lächelt mich an. »Willkommen, willkommen!«, sagt er und ich weiß sofort, dass es Robert Delano ist, meine Zielperson. Um den Hals glitzert die goldene Kette seines USB-Sticks.

Es sind noch sechs andere Mädels da, die sich auf den Sofas rekeln oder an den Fenstern stehen. Zwei von ihnen sind weiß, eine ist schwarz, die anderen sind Lateinamerikanerinnen. Sie tragen enge, schwarze Kleidchen, die kaum ihre Scham bedecken, und alle haben Stilettos an den Füßen.

Delanos Leibwächter, der kräftige, schwarze Mann mit dem Fetisch für asiatische Frauen sitzt ebenfalls auf einer Couch. Im Gegensatz zu seinem Boss trägt er einen Anzug. Seine Augen treffen die meinen und er nickt mir übertrieben langsam zu, als würde er mir sein Wohlwollen ausdrücken.

Roland Delano kommt auf mich zu, die Arme immer noch in der Luft. An der Art, wie er sich bewegt, sehe ich schon, dass er betrunken ist. Als er mich umarmt, sagt er mir, wie froh er ist, dass ich gekommen bin, um ihm Gesellschaft zu leisten. Seine haarigen Nasenlöcher sind voller Kokainreste.

»Bitte, bitte«, sagt er, »lass mich deinen Mantel nehmen.«

Bevor ich weiß, wie mir geschieht, ist der Mantel auch schon von meinem Körper gerissen und ich stehe in meinem Schulmädchen-Outfit da. Erneut erwidere ich den Blick des Bodyguards, der mir noch einmal zunickt – diesmal fängt er sogar langsam an zu grinsen, wobei er einen Goldzahn entblößt.

Ich schaue mich um und stelle fest, dass die anderen Frauen mich böse anstarren. Wahrscheinlich ist keine von ihnen älter als fünfundzwanzig, doch sie sind von ihrer Arbeit gezeichnet. Ihre Träume sind inzwischen wahrscheinlich längst zerplatzt, ihr Lebensmut vernichtet. Viele von ihnen könnte man dennoch als attraktiv bezeichnen – jedenfalls würden Nova und Scooter das bestimmt tun – doch auch sie haben sichtbare, raue Kanten, die ich immer noch erfolgreich von mir fernhalte.

Roland nimmt meinen Arm und führt mich an die Bar. »Einen Drink, bitte sehr, nimm doch einen Drink. Und natürlich kannst du dich auch an allen anderen Spaßmachern bedienen. Darauf bestehe ich. Ich habe alles da: Gras, Coca, sogar ein paar Pillen. Bitte, bitte, ich möchte, dass du Spaß hast!«

Einer seiner Männer steht gelangweilt hinter der Bar. Ich lächle ihn an, sage »Bier?« und er holt eine Flasche Budweiser hervor.

Als ich mich umdrehe, ist Roland schon verschwunden – er steht vor der Couch, wo zwei der Mädels auf ihn gewartet haben. Er setzt sich und legt seine Arme um sie, dann erzählt er lächelnd eine Geschichte weiter, die ich wahrscheinlich mit meinem Auftritt unterbrochen habe.

Ich nippe an meinem Bier und schaue mich um. Ein Hip-Hop-Beat schallt aus unsichtbaren Lautsprechern und auf dem riesigen Fernseher läuft ein Softporno mit etwas Lesben-Action. Der Kamin ist an und die Flammen scheinen zur Musik zu tanzen.

Dann fällt mein Blick auf den Leibwächter. Er bedeutet mir mit einer Geste, zu ihm zu kommen. Als ich ankomme, sagt er einem der Mädchen an seiner Seite, dass sie sich verziehen soll, und schon sitze ich zu seiner rechten, mit seiner riesigen Pranke um meine Schulter. Er sagt mir, sein Name sei Jerold und fragt, wie ich heißen würde.

»Cho«, sage ich. Er lächelt, wobei sein goldbesetzter Zahn im Licht funkelt, und sagt, dass der Name schön sei, und ob er etwas bedeuten würde. »Bedeutet Schmetterling«, antworte ich.

»Schmetterling, soso? Na dann hoffe ich, dass ich dich nachher nicht zerschmettere, kleine Ling!«

Ich tue mein Bestes, um nicht mit den Augen zu rollen. Über Funk sagt Scooter: »Ich glaube, ich muss k-k-kotzen.«

Die Latina zu Jerolds linker Seite schaut mich strafend an. Sie ist sauer, dass ich nun alle Aufmerksamkeit genieße. Das wundert mich, denn sie wird ja so oder so bezahlt, aber ehrlich gesagt, habe ich Prostituierte noch nie verstanden.

Jerold nimmt seinen Arm von meiner Schulter und legt seine warme Hand auf meinen Oberschenkel. »Das Outfit ist echt klasse. Sehr schick. Ich wusste gar nicht, dass man so was auch bestellen kann. Muss ich mir fürs nächste Mal merken!«

Ich lächle Jerold schweigend an, während ich Scooter und Nova im Hintergrund kichern höre. Diese verfickten Arschlöcher, wenn ich sie das nächste Mal sehe, breche ich ihnen die kleinen Finger.

Jerold hebt seine Flasche Perrier und stößt mit mir an. »Prost«, sagt er und lehnt sich nach vorn, wobei er seine Lippen auf die meinen drückt. Es ist ein kurzer Kuss, ein Bussi, aber es reicht mir, um sicher zu sein, dass er nach absolut nichts schmeckt. Kein Alkohol, kein Schnaps, nicht einmal Gras. Der Kerl ist stocknüchtern, was eine weitere Komplikation darstellt.

Es vergehen fünf Minuten, dann zehn, und ich versuche möglichst wenig von meinem Bier zu trinken und nicht viel von den Joints zu inhalieren, die mir immer wieder gereicht werden. Ich lächle die Männer an und lausche ihren Geschichten, doch meine Augen schauen die ganze Zeit nur nach möglichen Ausgängen, Waffen, Bedrohungen.

Anscheinend sind alle von Delanos Männer bewaffnet, Jerold möglicherweise auch.

Schließlich erscheinen die restlichen beiden Damen. Roland Delano wiederholt seine Begrüßungsformel, nimmt ihnen die Mäntel ab und führt sie zur Bar. Jerolds Hand liegt immer noch auf meinem Oberschenkel. Immer wieder drückt er mich, reibt vorsichtig und nähert seine Hand meinem Schritt an, bevor er sie dann schnell wieder zurückzieht, als sei das ein Spiel.

Inzwischen habe ich Maß von ihm genommen und bin mir sicher, dass ich ihm nicht das Genick brechen kann. Er ist ein regelrechter Hüne und seine Wirbelsäule ist von jeder Menge Muskelmasse geschützt.

Roland dreht die Musik runter, dafür schaltet er den Sound des Pornos an, wo gerade zwei Mädels mit einem Dildo spielen. Er schaut einen Moment zu und hat dabei ein schiefes Grinsen auf den Lippen. Dann macht er auch den Fernseher aus, räuspert sich und klopft sich auf die Brust. »Noch einmal herzlich willkommen, meine Damen. Es ist mir eine Ehre, dass ihr heute Abend hier zu Gast seid, und jetzt wird es Zeit für den spannenden Teil des Abends. Einige von euch werden mich begleiten, andere von euch gehen mit meinem Mitarbeiter. Ein paar von euch müssen vielleicht noch ein bisschen auf ihren Einsatz warten. Aber macht euch keine Sorgen, Ladys«, sagt er und unterbricht sich, um ein breites Grinsen einzuschieben. »Ihr werdet heute Nacht auf jeden Fall alle zum Einsatz kommen.«

Dann entgleitet das Lächeln seinem Gesicht und er deutet auf drei der Damen. Sie stehen auf und folgen ihm in eines der Schlafzimmer.

Jetzt verlässt Jerolds Hand zum ersten Mal wieder meinen Oberschenkel. Er steht auf, dreht sich zu mir und gibt mir seine Hand, um mir aufzuhelfen. Ich stelle mir bereits das Schlafzimmer vor, die möglichen Gegenstände, die ich vielleicht als Waffen zweckentfremden kann, und überlege, wie ich Jerold erledigen kann. Dann gehe ich los.

Als ich Jerolds tiefe Stimme hinter mir höre, bleibe ich kurz stehen: »Du auch, meine Süße.«

Er hilft der Latina ebenfalls hoch und lächelt sie an, als er ihr seinen Arm anbietet und sie in meine Richtung führt.

OHNE AUSWEG (Holly Lin)

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