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Kapitel 3

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Nova fährt mich in der Limousine zum Bellagio. Die ganze Fahrt über sagt er kein Wort. Er fährt einfach nur und ich sitze hinten und beobachte die Neonlichter und die Menschen, die um zwei Uhr nachts noch wach sind. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass ich vor gerade einmal fünf Stunden noch bei meiner Mutter zu einem Familienessen war. Das ist ihr monatlicher Grund, mich und meine Schwester mit ihrem Mann und den beiden Kindern an einen Tisch zu holen, damit sie erfahren kann, was es neues in deren Leben gibt – und ganz subtil zum Ausdruck bringen kann, wie enttäuscht sie ist, dass ich mit meinen beinahe dreißig Jahren noch keinen Freund oder vernünftigen Job gefunden habe.

Mein Gott, ich hasse diese Familienessen.

Als Nova in die Einfahrt des Casinos einbiegt, schließe ich die Augen und atme tief durch. Dann sind wir am Haupteingang und einer der Pagen eilt herbei, um mir die Tür zu öffnen. Ich trete hinaus in die kühle Wüstenluft von Las Vegas. Ich lächle, nicke dem Pagen zu und sage in schlechtem Englisch: »Tänk Jou.«

Ich trage einen dünnen Mantel aus Kaschmir, der mir bis zu den Knien reicht, und während ich das Hotel betrete und zu den Fahrstühlen gehe, verwandele ich mich in die Figur, die ich heute Nacht zu spielen habe: Eine japanische Prostituierte mit einfacher Schulbildung, die wenig Englisch spricht. Die Art Frau, die weiß, was Männer gern hören und fühlen, und die bereit ist, ihnen für den richtigen Preis genau das zu besorgen.

Am Fahrstuhl kommt ein Mann auf mich zu. Ich weiß sofort, dass er nicht zu den Sicherheitskräften des Hotels gehört. Er trägt einen Anzug von Armani, viel zu edel, und mustert mich mit einem intensiven Blick.

»Wollen Sie zur Party?«, fragt er, und ich nicke mit einem Schmollmund, als würde ich nur die Hälfte von dem verstehen, was er sagt.

»Okay, dann folgen Sie mir.«

Er führt mich zu einem anderen Fahrstuhl am Ende des Ganges. Er wischt mit einer Codekarte an einem Sensor entlang und sofort öffnen sich die glänzenden, makellos polierten Türen.

»Dann mal rauf mit dir, Süße«, sagt er. »Viel Spaß!«

Als ich an ihm vorbeigehe, gibt er mir einen Klaps auf den Po. Mein erster Impuls ist, herumzuwirbeln und ihm ins Gesicht zu schlagen, ihm die Nase zu brechen und ihn mit tränenden Augen zu Boden zu schicken. Doch dann erinnere ich mich daran, dass ich Profi bin, also drehe ich mich einfach nur um, lächle, und winke ihm milde zu, bis die Türen geschlossen sind. Als es so weit ist, verschwindet mein Lächeln, ich drehe die Hand um und ziehe alle Finger zusammen, bis auf den in der Mitte.

Während der Fahrstuhl nach oben fährt, mustere ich meine Reflexion in der glänzenden Tür. Ich öffne den Kaschmirmantel und betrachte das Outfit, das vom Kunden bestellt wurde: Schwarze Damenschuhe mit Stilettoabsätzen, weiße Kniestrümpfe, ein blau-grün karierter Minirock und eine weiße Bluse, die weit aufgeknöpft ist, um meinen Ausschnitt zur Schau zu stellen. Nicht gerade das, was ich normalerweise anziehen würde, aber wenn der Kunde ein japanisches Schulmädchen bestellt, wird er das auch bekommen.

Scooter fragt: »Bist du allein?«

Ich trage ein drahtloses Funkgerät im Ohr, ein winziges Ding, das kleiner als ein Kieselstein ist. »Ja, ich bin im Fahrstuhl. Was ist los?«

»Hör dir mal an, w-w-was für ein Comic in dem Bazooka Joe war, das ich gerade geöffnet habe!«

»Scooter, ich habe keine Zeit für so einen Quatsch!«

»Aber ich g-g-glaube, dass es ein gutes Zeichen ist! Es ist mein Lieblingscomic, die Nummer zwanzig. Joe grillt mit seinem Kumpel und sagt: Hey, w-w-was ist mit den Hotdogs? Wo sind die Hotdogs? Und auf dem nächsten Bild lehnt Joe an einem Baum und benutzt einen Zahnstocher. Dazu sagt er: Jeder ist sich selbst der Nächste, da muss man sich dran gewöhnen.«

Scooter macht eine Pause. »W-w-was sagst du dazu?«

Jetzt ertönt Novas Stimme: »Ich sage dazu, hör auf, Holly zu belästigen, sie muss sich konzentrieren!«

»Ja, ich weiß, aber merkt ihr nicht, was da für eine Botschaft in dem Comic steckt? Es ist brillant und sagt sogar unsere Zukunft voraus: Am Ende nehmen wir den anderen die Wurst vom Brot!«

Bevor ich antworten kann, wird der Fahrstuhl langsamer, und ein Blick auf die Anzeige verrät mir, dass ich die dreißigste Etage erreicht habe. Die Kabine bleibt stehen. Ich schließe den Kaschmirmantel und atme tief durch. Dann öffnen sich die Türen und ich mach einen Schritt nach vorn – bleibe aber sofort stehen, als ich feststelle, dass eine Pistole direkt auf mein Gesicht gerichtet ist.

OHNE AUSWEG (Holly Lin)

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