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Kapitel 6

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Für einen Moment hört die Welt auf, sich zu drehen. Selbst der Teppich hört kurz auf, Jerolds Blut aufzusaugen. Auch der Jazz ist verstummt, und erst als eine weitere Sekunde vergangen ist und das nächste Lied anfängt, wird mir klar, dass ich mir das nicht einbilde: Ein weiteres Klopfen ertönt. »Treib es da drin nicht zu wild, Mann! Du willst doch nicht, dass Mister Delano für die Schäden aufkommen muss!«

Es klingt so, als würde der Mann mit seinen Freunden lachen.

Ich werfe dem Mädchen einen Seitenblick zu und stelle fest, dass sie sich wieder die Hände vors Gesicht hält.

»Jerold?« Der Mann klingt jetzt ein wenig verwundert. »Jerold, hörst du mich?«

Meine Blicke schnellen durchs Zimmer, auf der Suche nach etwas – irgendwas – das ich als Waffe benutzen kann. Jerold hatte keine Pistole am Körper, was aber nicht heißt, dass nicht in irgendeiner Schublade eine liegt. Oder im Badezimmer.

Bei diesem Gedanken flüstere ich dem Mädchen zu, sich im Bad einzuschließen. Sie bewegt sich keinen Millimeter. Ich mache einen Schritt auf sie zu und wiederhole mich. Immer noch nichts. Jetzt stehe ich direkt vor ihr und klatsche ihr vorsichtig ins Gesicht. Sie zwinkert, nickt, und eilt dann zum Bad.

Als sie die Tür zumacht, höre ich, wie der Mann im Flur sich räuspert. »Jerold, Mann, ich komme jetzt rein!«

Ich wirble herum und drücke mich neben der Tür an die Wand. Ich betätige den Lichtschalter genau in dem Moment, als sich der Türgriff dreht und sich die Tür öffnet. Mir wird klar, dass meine Absätze mich behindern werden, also streife ich die Schuhe ab und lasse einen auf dem Boden liegen, den anderen nehme ich in die Hand und halte ihn wie eine Waffe.

Die Tür öffnet sich jetzt weiter und gelbes Licht strömt über den plüschigen Teppich. Die dunkle Silhouette des Mannes hält deutlich erkennbar eine Schusswaffe in der Hand.

»Jerold?«, fragt er, inzwischen mit deutlicher Anspannung in der Stimme.

Ich warte noch, bis er einen weiteren Schritt in den Raum gemacht hat, dann springe ich aus meiner Deckung und lasse meinen Stiletto durch die Luft wirbeln. Eigentlich ziele ich auf sein Gesicht, doch ich habe Glück und erwische seinen Kehlkopf. Sein Mund öffnet sich und die Augen werden ganz groß. Mit der freien Hand greift er sich an den Hals, als ob das jetzt noch irgendwas nützt.

Er versucht die Waffe zu heben, doch ich schnappe sie mir, drehe sie um und feure eine Kugel in seine Brust. Dann schiebe ich ihn nach hinten in den Hauptraum, wo immer noch zwei Männer in Anzügen mit vier Mädchen auf den Sofas herumlungern.

Die Männer springen sofort auf und greifen nach ihren Waffen. Ich versenke zwei Kugeln im Kopf des ersten und nochmal zwei Kugeln im Kopf des anderen. Dann verfalle ich in einen Sprint nach vorn und richte meine Pistole auf den Kerl hinter der Bar.

Er duckt sich hinter dem Tresen und taucht mit einer Maschinenpistole vom Typ SIG MPX-K wieder auf, dann lässt er es krachen.

Ich hechte hinter eines der Sofas und kümmere mich gar nicht um die kreischenden Girls, die laute Rap-Musik und die ohrenbetäubenden Feuersalven. Stattdessen nehme ich mein Magazin heraus und schaue nach, wie viele Kugeln ich noch habe. Dann stecke ich es wieder rein, lade durch und warte kurz, etwa eine halbe Sekunde, bevor ich in Aktion trete.

Der Typ an der Bar ist ein Idiot – er hat sein gesamtes Magazin von dreißig Schuss leer geballert, was mir die Gelegenheit gibt, hinter der Couch hervorzulugen und auf ihn zu schießen. Er sieht mich und duckt sich, doch das habe ich bereits eingeplant und extra tief gezielt, sodass er die Kugel genau in die Brust bekommt.

Zwei der Mädels sind von seinen Querschlägern erwischt worden, ihre Leichen liegen wie umgekippte Schaufensterpuppen auf dem Boden. Die beiden anderen Mädchen knien zusammengekauert an der Wand, halten sich die Ohren zu und schreien.

Dann öffnen sich die Türflügel zum Foyer und das Ballern geht weiter. Der Typ, der mich abgetastet hat, kommt als Erster hereingestürzt und bearbeitet den Abzug seiner Glock. Das würde ich als typischen Anfängerfehler bezeichnen – man stürzt sich nicht mit dem Kopf voran in eine Schießerei, wenn man noch nicht mal weiß, was überhaupt los ist. Ich schieße ihm zweimal ins linke Bein, der Kerl schreit auf und fällt, wobei er seine Waffe verliert.

Eine Sekunde später bin ich auch schon bei ihm. Er versucht aufzustehen und an seine Waffe zu kommen. Doch ich schnappe sie mir zuerst, in dem Wissen, dass da mehr Kugeln drin sind, als in meiner eigenen.

Sein Gesicht ist knallrot. Er scheint zu hyperventilieren. Wahrscheinlich sollte ich ihm sagen, es alles locker zu nehmen und tief durchzuatmen. Stattdessen richte ich seine eigene Waffe auf sein Gesicht.

»Ganz ruhig, Baby, alles wird gut.«

Ich habe es aufgegeben, das dumme Schulmädchen zu spielen, und spreche in meiner normalen Stimmlage. »Du bist jetzt ein braver Junge und hilfst mir, okay? Ansonsten töte ich dich.«

Er hyperventiliert immer noch. Seine Augen sind weit aufgerissen. Immerhin schafft er es, zwei Worte zu sagen: »Fick … dich!«

Dann versucht er auch noch, mich anzuspucken, also jage ich ihm eine dritte Kugel ins Bein. Jetzt schreit er, dass ich aufhören soll.

»Dann steh auf, du Weichei!«, entgegne ich.

Er stützt sich auf seinen Ellbogen, aber weiter kommt er nicht. Ich muss ihm helfen. Natürlich richte ich weiter die Glock auf ihn, als ich ihn hochziehe. Dann drücke ich ihn in Richtung des Hauptraumes, den Lauf in seinen Rücken gebohrt.

»Ob du's glaubst oder nicht«, erkläre ich ihm, »ich habe wirklich nicht vor, dich zu töten. Also hör mir genau zu und tu, was ich sage – dann brauche ich dir nicht deine Wirbelsäule entzweizuschießen.«

Er versucht den harten Mann zu spielen, doch das ist etwas schwierig, wenn man drei Kugeln im Bein hat. Er humpelt voran und ich dirigiere ihn in Richtung des Schlafzimmers, in das Roland mit seinen drei Mädels verschwunden ist.

Die Luft in dem Raum ist inzwischen mit dem bitteren Geruch von Kordit geschwängert, das aus den Treibladungen der Patronen stammt. Mir wird klar, dass die Rap-Musik immer noch läuft, und leider habe ich keine Fernbedienung. Also nehme ich mir die Zeit, die Stereoanlage zu zerschießen. Damit ist der Rap aus, aber der Porno läuft immer noch. Die Scheiße ekelt mich an, also verpasse ich auch dem Fernseher eine Kugel.

Das sieht der Kerl als seine Chance, den Helden zu spielen, er dreht sich um und versucht mich anzugreifen. Ich blocke seinen ersten Schlag, schiebe seine Faust zur Seite und ramme ihm dann mein Knie in die Eier.

Er geht stöhnend zu Boden.

»Steh sofort wieder auf, du Wichser«, herrsche ich ihn an und ziehe ihn am Kragen seiner Jacke auf die Beine.

Die beiden Mädchen heulen immer noch. Eine von ihnen begreift, dass das Schießen aufgehört hat, und eilt auf das Foyer zu. Die andere folgt ihr, hat es aber so eilig, dass sie stolpert und fällt. Und anscheinend hat sie vergessen, wie man aufsteht. Sie bleibt einfach liegen und schluchzt in den Teppich.

Ich schiebe meine Geisel weiter voran. Das Schlafzimmer ist nur noch drei Meter entfernt, die Tür immer noch geschlossen.

Als wir sie erreichen, drücke ich den Lauf der Glock in seinen Nacken.

»Aufmachen!«

»Aber …«

»Jetzt«, sage ich, und er tut es, und in diesem Moment wird drinnen geschossen. Ich ziehe den Kopf ein und benutze den Männerkörper als Schutzschild, als ich den Kerl nach vorn in das Zimmer schiebe, wo drei nackte Mädchen hinter dem Bett kauern, während Roland – ebenfalls nackt – einfach nur so dasteht und brüllend seine 45er abfeuert.

Doch dann begreift er, dass er auf einen seiner eigenen Männer schießt. Er hält inne, zieht die Mundwinkel nach unten und ich lasse mein menschliches Schild fallen, ziele, und jage eine Kugel direkt zwischen Rolands Augen.

Die nackten Frauen fangen an zu schreien. Zwei von ihnen springen auf und rennen an mir vorbei. Sollen sie doch. Die Letzte bleibt, wo sie ist, hinter dem Bett, und heult einfach weiter.

Ich gehe zu Rolands Leiche. Ein Seitenblick verrät mir, wie kümmerlich er untenherum ausgestattet ist, und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich beuge mich hinunter, schnappe mir den goldenen USB-Stick und nehme ihn an mich, wobei die Kette reißt.

»Scooter, hörst du mich?«

»Ja.«

»Das Ziel ist erledigt und ich habe die Beute.«

»Gut. Dann nichts wie r-r-raus da. Es ist V-V-Verstärkung unterwegs!«

Ich werfe einen Blick auf das Mädel, das hinter dem Bett weint. Sie schaut mich mit Tränen in den Augen und zitternden Lippen an.

»Wie viele?«

»Mindestens vier.«

»Rolands Männer?«

»Die sind definitiv nicht vom Hotel.«

»Wie lange habe ich?«

»Nur noch ein paar Sekunden.«

OHNE AUSWEG (Holly Lin)

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