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Kapitel 7

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Zurück im Hauptraum bleibe ich an der Bar stehen und schnappe mir die MPX-K von dem Toten. Ich wühle durch seine Taschen und finde zum Glück ein zusätzliches Magazin. Ich stopfe mir die Glock hinter den schmalen Gürtel meines Rocks und lade die Maschinenpistole nach.

Die Nutte, die vergessen hat, wie man aufsteht, schluchzt immer noch in den Teppich. Ich richte die Waffe auf die Eingangstür, während ich in die Knie gehe und sie an ihrem Kleid packe. Ich versuche sie hochzuziehen, aber sie macht sich schwer und schluchzt, dass sie nicht sterben will.

»Steh auf, dann überlebst du vielleicht.«

Sie hört auf zu schluchzen und schaut mich an. Dann wischt sie sich über die Augen und kämpft sich in den Stand. Ihre Beine zittern, sie beißt sich auf die Lippen und sieht sich ratlos um. Ich deute auf die Tür zum Foyer und sage: »Lauf!«, woraufhin sie stolpernd losrennt, weil sie einen ihrer Schuhe verloren hat, was sie allerdings nicht zu bemerken scheint.

Jetzt ist sie aus meinem Blickfeld verschwunden und ich will ihr gerade hinterhergehen, als mir klar wird, dass ich etwas vergessen habe. Ich eile in das andere Schlafzimmer, steige über Jerolds Leiche und klopfe an die Badezimmertür. Ich sage auf Spanisch, dass alles okay ist und dass ich jetzt reinkomme. Ich drücke dir Tür auf, doch das Bad ist leer. Ich mache verwundert einen weiteren Schritt, bis mir auffällt, dass der Duschvorhang zugezogen ist. Ich ziehe ihn beiseite und finde die Südamerikanerin wie einen Fötus zusammengerollt in der Badewanne vor.

»Hey«, rufe ich, und als sie mich anschaut: »Wir müssen los!«

Sie murmelt auf Spanisch: »Lass mich hier zurück. Sie werden mich sowieso töten.«

Dann höre ich Scooter: »Äh, Holly, w-w-was machst du denn? D-Diese Männer kommen jetzt im Fahrstuhl hoch!«

Ich ignoriere Scooter und sage dem Mädchen, dass niemand sie töten wird, dafür werde ich sorgen.

»Du hast mein Leben gerettet«, sage ich, »und jetzt rette ich deines.«

Sie sieht immer noch nicht überzeugt aus. Ich strecke ihr meine Hand entgegen und warte, wobei ich meinem eigenen, hämmernden Herzschlag lausche, sowie Scooters Stimme, die mir sagt, dass ich mich verdammt nochmal beeilen soll.

Endlich nimmt sie meine Hand und ich ziehe sie aus der Wanne. Sekunden später sind wir im Hauptraum, auf dem Weg zum Foyer, und sie lässt meine Hand gar nicht mehr los. Als wir in den Gang kommen, höre ich ein Ding! vom Ende des Flures und die Fahrstuhltür öffnet sich.

Ich schubse das Mädel zurück, dann gehe ich in die Hocke und ziele auf den Fahrstuhl. Doch heraus kommen zwei Unbeteiligte, ein Mann und eine Frau, die sich für den Club zurechtgemacht haben. Sie lachen über irgendetwas, bis sie sich in meine Richtung drehen und die Maschinenpistole sehen. Ihr Lachen verstummt.

Bevor ich auch nur eine Chance habe, die Waffe sinken zu lassen und ihnen zu sagen, dass sie zurück auf ihr Zimmer gehen sollen, klingelt es an einem anderen Fahrstuhl und eine Gruppe Männer taucht auf. Diese sind allerdings wütende Männer in Anzügen und mit Waffen, die sie sofort anheben und abfeuern, als sie mich sehen.

Das Pärchen stirbt zuerst. Die Frau kreischt und der Mann schreit, sie versuchen sich aus dem Weg zu ducken, doch Kugeln schlagen überall in ihre Körper ein, und ich bemerke, dass auch ich schreie, als ich die MPX-K hebe und zurückschieße.

Es gelingt mir, einen der Männer zu treffen. Die anderen drei suchen Deckung im Fahrstuhl. Ich schaue hinter mich, sehe den Notausgang und rufe nach dem Mädchen. Ihr Gesicht taucht im Türrahmen auf, aber sie sieht verängstigt aus, und ich weiß, dass ich sie am besten zurücklassen sollte, weil sie mich sonst langsamer macht. Vielleicht werden diese Männer sie ihn Ruhe lassen, aber dieses vielleicht scheint mir nicht sehr aussichtsreich. Dieses Mädchen hat aus völlig freien Stücken mein Leben gerettet und ich schulde ihr etwas, also brülle ich sie an, dass sie sich bewegen soll. Sie macht einen zögerlichen Schritt nach vorn, dann noch einen, und ich packe ihre Hand und ziehe sie zum Notausgang.

In diesem Moment tauchen die Männer wieder aus dem Fahrstuhl auf. Ich gehe rückwärts und schieße sparsam in ihre Richtung, da ich nicht mehr viel Munition habe. Sie gehen wieder in Deckung, also drehe ich mich um und sprinte auf die Tür zu, in welche die Südamerikanerin gerade verschwunden ist. Als ich das Türblatt hinter mir zuziehe, schlagen auch schon die ersten Kugeln ein.

Das Mädchen rennt bereits die Treppen hinunter. Ich folge ihr und sage Scooter, dass wir im Treppenhaus auf dem Weg nach unten sind.

»Ich weiß«, sagt er.

»Wie das?«

»Ein Alarmsensor ist angesprungen. Leider ist auch die Polizei verständigt worden. D-d-die sind schon in der Lobby.«

Das Mädchen ist eine Etage unter mir. Ich muss sie einholen.

»Nova, bist du da?«

»Ja, schieß los.«

»Ich habe eine Lieferung für dich.«

»Die Beute?«

»Das, und noch etwas anderes.«

Nova fragt mich, was das bedeuten soll, doch ich ignoriere ihn und beeile mich. Meine Schuhe und die rutschigen Strümpfe habe ich längst entsorgt. Wir erreichen den fünfundzwanzigsten Stock, den vierundzwanzigsten, und ich höre die ganze Zeit schwere Schritte hinter uns. Weil ich jeden Tag fünf Meilen laufe, bin ich immer noch topfit, aber das Mädchen wird deutlich langsamer. Sie hält sich die Seite und keucht – es ist klar, dass sie keine weiteren zwanzig Etagen in dem Tempo schafft.

Ich zwinge mich, noch schneller zu werden, und hole sie endlich ein. Dann nehme ich sie an der Hand, und die nächste Tür, die wir erreichen – es ist die vom einundzwanzigsten Stock – reiße ich auf und schiebe das Mädchen in den Flur.

Wir eilen zu den Aufzügen. Zum Glück ist sonst niemand zu sehen. Ich weiß, dass Sicherheitskameras uns beobachten – das haben sie die ganze Zeit getan – und dass die Polizei vermutlich jeden Ausgang abriegelt.

Ich drücke den Rufknopf für den Fahrstuhl und zähle im Kopf mit: Eins, zwei, drei, vier, fünf – dann macht es endlich Ding! und die Fahrstuhltür öffnet sich. Im selben Moment öffnet sich die Tür zum Treppenhaus und die Männer tauchen auf. Ich sehe, wie einer von ihnen seine Waffe hebt, doch in diesem Moment treten wir in den Aufzug und er macht sich nicht einmal mehr die Mühe, zu schießen.

Ich drücke den Knopf fürs Erdgeschoss und die Tür schließt sich. »Nova, wir sind im Fahrstuhl nach unten und fahren direkt in die Lobby.«

»Wen zur Hölle meinst du mit wir

Die Südamerikanerin hat Mühe, Luft zu kriegen. Sie fragt, mit wem ich rede. Wir passieren die fünfzehnte Etage. »Nova, bist du da?«

»Fast.«

Das Mädchen fragt wieder: »Mit wem redest du?«

Wir lassen die zehnte Etage hinter uns.

»Nova?«

»Wenn du noch eine Waffe bei dir hast, Holly, dann entsorge sie lieber schnell. Wenn sich die Türen öffnen, stehst du der Polizei gegenüber.«

»Wie viele Beamte sind es?«

»Verdammt viele.«

»Was passiert jetzt mit mir?«, fragt das Mädchen. »Keine Polizei! Ich kann nicht zurück! Bitte!«

Drei Etagen noch, dann noch zwei, dann noch eine. Ich sichere die MPX-K, lasse sie auf den Boden fallen und schiebe sie mit dem Fuß in eine Ecke. Die Glock drückt immer noch in meinen unteren Rücken und ich ziehe mein Hemd hinunter, um sicherzustellen, dass sie verdeckt ist. Die Türen öffnen sich und ich halte mich am Arm des Mädchens fest, fange an zu weinen und zu schreien und brülle den Dutzenden von Uniformierten entgegen, dass da Männer mit Waffen waren, die uns töten wollten.

Die Polizisten haben ihre Waffen gezogen und sind zu allem bereit. Doch dann sehen sie uns – zwei hilflose, zu Tode verängstigte junge Frauen – und ihr Misstrauen wird durch Mitleid ersetzt. Zwei von ihnen treten vor, stützen uns und helfen uns, schnell von den Fahrstühlen wegzukommen. Ich lasse das Mädchen nicht los und sie mich ebenso wenig. Ich schaffe es ohne Mühe, meine Tränen weiter fließen zu lassen, und sie macht es mir nach. Wir spielen ein Duo jammernder Nichtswisser. Um uns bildet sich eine Traube gaffender Menschen und ich entdecke Nova unter ihnen. Die Cops führen uns von ihm weg, doch dann kommt ein weiterer Fahrstuhl an und es gibt Geschrei und Schüsse und die Hölle scheint loszubrechen.

Die Polizisten lassen uns los und eilen zurück, um ihren Kollegen zu helfen. Ich halte die Südamerikanerin fest und leite sie in Novas Richtung. Er setzt an, etwas zu sagen, aber ich schüttle den Kopf und schiebe sie in seine Richtung. »Bring sie in die Garage«, sage ich bestimmt, und er weiß genau, dass er nicht zu diskutieren braucht. Er nimmt sie am Arm und dann verschwinden sie in der Menge aus Menschen, die vor der Schießerei flüchten.

Ich drehe mich wieder um und betrachte das Chaos. Herausfordernd halte ich die Kette hoch, an der die Goldmünze mit dem USB-Stick darin hin- und herschwingt. Wenn Rolands Leute das Ding erkennen, werden sie sofort wissen, was los ist, und mich verfolgen. Was vollkommen in Ordnung ist. Denn mein Ziel ist, zu verhindern, dass irgendjemand Nova und dem Mädchen folgt.

Bei den Fahrstühlen geht das Geballer weiter, insgesamt sind es nun schon dreißig Sekunden. Einige Polizisten werden getroffen, ebenso einige von Rolands Männern. Die drei, die uns verfolgt haben, scheinen kein Problem mehr zu sein.

Aber dann sehe ich ein paar Nachzügler. Es sind nur zwei, und sie tragen keine Anzüge, sondern Freizeitklamotten. Sie sehen aus wie übernächtigte Spielsüchtige und starren mich wütend an.

Ich erwidere den Blick. Ich winke. Ich lächle. Zeige ihnen den Mittelfinger. Dann fangen sie an zu rennen. Und das mache ich auch.

OHNE AUSWEG (Holly Lin)

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