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Kapitel IV
Der Menhir
ОглавлениеEs gibt ein alles vorherrschendes Gefühl im Leben einer Liebe, welches niemals wiederkommt, wenn jemandens heiliger Überfluß vorüber ist, wenn die Wellen des Lebens am höchsten sind und sich weich brechen, gibt es eine göttliche Sinneswahrnehmung und sie schlagen, bei Tag oder bei Nacht, nie wieder so hoch. Es gibt eine erste Berührung der sich treffenden Seelen und die erste Berührung ist göttlich, was auch immer danach folgen möge. Diesen Augenblick, diese Gefühl, diese Berührung erfuhren Rohan und Marcelle. Plötzlich wuchs die Leidenschaft allumfassend und vollkommen. Der Schleier zwischen beiden Seelen war genommen und sie wissen die Erregung und das Verlangen voneinander.
Viele Tage sind Cousin und Cousine gemeinsam allein gewandert, Stunden um Stunden, von der Kindheit an sind sie Freunde und ihre Blutsverwandtschaft ist so eng, dass mancher sie, im Scherz eben nur, als Liebende sieht.
Nun, seit Rohan drei- oder vierundzwanzig und Marcelle achtzehn Jahre alt sind, verbindet sie eine feste, für immer geschmiedete Freundschaft. Niemand beaufsichtigt sie bei ihren Treffen. Ein Spaziergang mit Rohan ist lediglich ein Spaziergang wie mit Hoel oder Gildas oder Alain, ihre großen Brüder. Beiden war die süße Symphatie, die sie aneinander band, nicht ganz unbewusst. Liebe fühlt man, bevor sie spricht, Erregung spürt man, bevor man sie sieht, ein Wunder geschieht, bevor man es weiß. Sie gefielen sich in den Augen des Anderen schon sehr lange, aber niemand weiß warum. So behielten sie ihr Geheimnis für sich.
Aber die Unordnung mit der Haube, die die jungfräulichen Haare auflöste, enthüllte alles. Es brach die Barriere zwischen ihnen, es stellte sie einander bloß in aller Nacktheit der Leidenschaft. Sie gingen in einem einzigen Augenblick von der kalten Luft zu dem wahren Feuer der Liebe im Herzen und sie gingen goldenen Zeiten entgegen. Dann begaben sie sich wieder nach draußen, trotz des Feuers, in die gemeinsamen Tage.
Die ganze Zeit über hält er sie in seinen Armen und will sie nicht gehen lassen. Ihr Haar flattert in sein Gesicht wie lieblicher Regen. Sie kann jetzt weder sprechen, noch sich wehren. Zuletzt spricht er wieder:
„Ich liebe Dich, Marcelle, und Du?“
Nur einen Moment ist Pause, in der ihre Augen an seinen hängen, mit einem Übermaß an leidenschaftlichem Leuchten. Dann, ohne sich in seinen Armen zu bewegen, schließt sie ihre Augen und senkte als Antwort ihre Lippen sanft auf die seinen. Dies ist besser, als alle Worte, süßer, als alle Blicke, es ist das allergöttlichste der Antworten, es ist die Sprache der Liebe, welche auf der ganzen Erde gleich ist. Ihre Lippen hängen zusammen in einem langen Kuß und alles Lebensblut jedes Herzens fließt durch diesen warmen Kanal zu dem Anderen.
Dann setzt Rohan sie ab und sie steht auf ihren Füßen, verwirrt und zitternd. Und, als wäre dieser erste Kuß nicht genug, küßt er über und über ihre Hände, nimmt sie in seine Arme und küßt ihre Lippen und Wangen erneut. Jetzt gewinnt sie sich selbst zurück und vorsichtig befreit sie sich aus seiner Umarmung:
„Aufhören, Rohan!“ sagt sie sanft, „man kann uns vom Kliff aus sehen.“
Nun von Rohan befreit, zieht sie sich Strümpfe und Holzschuhe an, die zusammen mit Rohans Sachen und dem Buch in den trockenen Sand gefallen waren. Dann setzt sie sich mit dem Rücken an Rohan und zieht ihre Strümpfe an und hätte er jetzt ihr Gesicht sehen können, er hätte ein Leuchten mit einer unbekannten behaglichen Freude gesehen. Nun bindet sie ihr Haar wieder unter die Haube. Als sie aufsteht und sich ihm zuwendet ist sie ganz blaß und gefaßt und ihr schönes Haar ist wieder verborgen. Rohan zittert noch immer am ganzen Körper und nimmt seine Strümpfe.
„Marcelle, liebst Du mich? Oh, gib mir eine positive Antwort – es ist beinahe zu schön um wahr zu sein!“
Er nimmt ihre beiden Hände in die seinen und zieht sie an sich und diesmal küsst er ihre Augenbrauen.
„Du weißt es nicht?“ sagt sie zart.
„Ich kann nicht sagen ‚ja’, ich denke so: Nun scheint alles so neu. Ich war so froh, daß ich Dein Cousin bin, aber Du sollst mich nicht als ihn lieben. Ich habe es die ganzen Jahre gewußt und doch scheint nun alles so fremd.“
„Es ist fremd, auch für mich.“
Während sie spricht entzieht sie ihm ihre Hände und geht am Strand entlang.
„Aber Du liebst mich doch, Marcelle?“ fragt er erneut.
„Ich habe Dich immer geliebt.“
„Aber nicht wie heute“, und sie errötet wieder.
„Und Du wirst das niemals ändern?“
„Es sind die Männer, die sich ändern, nicht wir Frauen.“
„Aber Du wirst es nicht tun?“
„Ich werde es nicht.“
„Und Du wirst mich heiraten, Marcelle?“
„Das ist Gottes Wille.“
„So!“
„Und der gute Bischof Gottes.“
„Wir werden seinen Segen bekommen.“
„Und den meiner Brüder auch und den meines Onkels, dem Korporal.“
„Ihren auch.“
Danach tritt eine kurze Stille ein. Um Aufrichtig zu sein, war sich Rohan bei seinem Onkel nicht sicher, der ein Mann seltsamer Ideen ist, ganz anders als er selbst. Der Korporal würde versuchen Einwände zu haben, um sich durchzusetzen, denn er ist ein Mann mit strengen Maßstäben.Doch still, der Gedanke an ihn ist nur eine vorüberziehende Wolke und Rohans Gesicht erhellt sich bald wieder.
Es ist ein klarer, heller Tag und jeder Winkel und jede Spalte des großen Kliffs ist deutlich im Sonnenlicht zu sehen. Die See ist wie Glas und so weit das Auge reicht, mit einer dunstigen Hitze wie Atem an einem Spiegel bedeckt. Etwas weiter entfernt, über ihren Köpfen, steigen zwei Raben in herrlichen Kreisen auf und hinter diesen dunklen Flecken ein glockenblumenblauer Himmel mit weißen Federwolken. Rohan und Marcelle suchen und finden bald die schwindelerregende Treppe, welche im Herz des Kliffs beginnt, sich windet und windet, bis sie die Spitze des Kliffs erreicht. Teilweise ist es eine natürliche Treppe, teilweise von Menschenhand gehauen, hier und da ist es gefährlich, weil abgebrochene, lose Steine vorhanden sind und es etwas glitschig ist. Das ist die ‚Leiter von St. Triffin’. Es bedeutet große Mühe die Spitze zu erreichen und für einen großen Teil des Weges, ist Rohans Arm um Marcelles Taille. Wieder und wieder müssen sie zum Atemholen anhalten und sehen weit unten durch die kleinen ösenartigen Löcher im Felsen die tosende See, wie die Wellen sich an der cremeweißen Grenze zu dem gerippten Sandstrand brechen. Die großen Felsblöcke glitzern in der Sonne und die weißen Möwen schweben über der Wasseroberfläche.
Zuletzt erreichen sie das grasbewachsene Plateau auf den Klippen, Marcelle ist erschöpft und so setzen sie sich dort, um auszuruhen. So könnten sie für immer verweilen, denn sie ist sehr glücklich. Es ist schon genug nur zu atmen, so nahe beieinander zu sein und jeder des Anderen Hand zu halten. Das Gewöhnliche an ihren Lippen wird göttlich, selbst die Szenerie um sie herum, wird in ihren Augen göttlich. Liebe ist leicht zu befriedigen. Ein Blick, ein Laut, ein Parfüm wird für Stunden da sein. Wie die Sprache, die man nicht braucht, wenn man die Sprache der Blumen, der Sterne und die geheimen Töne aller Vögel kennt. Die Liebenden gehen los und laufen, entlang der Wiesen, heimwärts.
„Ich werde es meinem Onkel noch nicht sagen“, sagt Marcelle, „noch einen meiner Brüder, nicht Gildas. Es will wohlbedacht sein und dann werde ich es ihnen allen sagen. Aber es eilt ja nicht.“
„Nein“, sagt Rohan, „vielleicht vermuten sie es schon?“
„Wie sollten sie, wenn wir vorsichtig sind? Wir sind Cousin und Cousine und wir werden uns nicht öfter treffen, als bisher.“
„Das ist wahr.“
„Und wenn wir jemanden treffen besteht nicht die Notwendigkeit sein Herz der ganzen Welt zu zeigen.“
„Das ist auch wahr. Und meine Mutter soll es auch noch nicht wissen.“
„Warum sollte sie? Sie wird es zur rechten Zeit erfahren. Wir tun nichts Unrechtes und ein Geheimnis ohne Sünde sollte eingehalten werden.“
„Sicher.“
„Das ganze Dorf würde reden, wenn sie es wüßten und Deine Mutter vielleicht am meisten von allen. Ein Mädchen wirft ihren guten Namen nicht weg, wegen so etwas, außer es ist eine sichere Sache.“
„Marcelle! Ist es nicht sicher?“
„Vielleicht – ja, ich denke – aber nichtsdestotrotz, wer kann das sagen?“
„Aber Du liebst mich, Marcelle!“
„Oh ja, ich liebe Dich, Rohan!“
„Dann kann niemand anderes, als der Liebe Gott uns trennen, denn ER ist gerecht!“
So redend wandern sie dem grünen Plateau entlang, bis sie in Sichtweite eines großen Steins kommen, welcher wie eine gigantische lebende Gestalt aussieht, der die ganze Umgebung für etliche Meilen dominiert. Es ist ein Menhir(4), so riesig, daß vergebens Vermutungen über den Sinn, den er einst hatte, als er aufgerichtet wurde, angestellt werden können. Er überragt die Seeküste wie ein dunkler Leuchtturm, von dem niemals ein Lichtstrahl von seiner ehrwürdigen Erscheinung ausgesendet wurde und wird. Auf seiner Spitze ist ein eisernes Kreuz, weiß wie Schnee von den Seevögeln, ebenso darunter, weiß wie Schnee, getröpfelt und hart geworden, es macht ihn alt und ehrwürdig wie ein bärtiger Druide der uralten Wälder. Das Kreuz ist modern – ein Zeichen der Eroberung durch den neuen Glauben. Aber der Menhir bleibt unverändert und starrt auf die See wie manch andere unveränderliche Sache. Er steht hier seit Jahrhunderten – wie lange, kann niemand sagen. Aber mancher bezweifelt, daß er erst in der grauen legendären Zeit errichtet wurde, als noch dunkle Eichenwälder und Pinien auf diesem baumlosen Hochland wuchsen. Vielleicht war einst hier wirklich das Meer. Oder ein Felsausläufer, der weit in den benachbarten Wald von Cornwall reichte und die See so weit entfernt, dass kein Geräusch ihrer Brandung die Waldfinsternis erschauerte. Vielleicht wanderten die dunklen Gestalten einer Druidenprozession in seinem Schatten und weihten ihren Stein mit menschlichem Blut. Alles hat sich verändert, auf See und an Land, unzählige Generationen hatten die Vergangenheit übertstanden wie Krähen im roten Sonnenschein in der Todesstunde und kehrten niemals zurück, Gebirge waren zu Sand zerbröckelt, die Hinterlassenschaft der Wirbelwinde hatten es zerklüftet und die mächtigen Wälder wurden vernichtet. Wurzeln und Zweige verrotteten, und die See, unerbittlich und unermüdlich, kroch weiter und weiter, über und unter, veränderte, entstellte, vernichtete – spülte die Monumente von Jahrhunderten fort, so leicht, als ob ein Kind seinen Fußabdruck im Sand auslöscht. Aber der Menhir war geblieben, wartend auf diese ferne Stunde, wenn die See noch näher herankriecht und ihn verschlingt, als ein Tautropfen der Ewigkeit.
Gegen alle Elemente, gegen Wind, Regen, Schnee, sogar Erdbeben hatte er standgehalten. Nur die See wird sein Meister sein, ihm und dem Kreuz auf seinem höchsten Punkt.
Als die Liebenden herantreten, breitet ein schwarzer Falke, der auf dem eisernen Kreuz sitzt, seine Flügel aus und segelt im Sturzflug davon, über die Klippen hinunter in den Abgrund.
„Ich habe Meister Arfoll sagen hören“, bemerkt Rohan, als sie an den Menhir herantreten, „daß der große Stein aussieht wie ein Riese, der für das Vergießen von menschlichem Blut in einen Stein verwandelt wurde. Mich erinnert er an Lots Weib.“
„Wer war sie?“ fragt Marcelle, „der Name ist nicht in unserem Kirchspiel gefallen.“
Es muß zugegeben werden, daß Marcelle äußerst unwissend in der Literatur ihrer eigenen Religion ist. Wie die meisten Bauern hier, nimmt sie ihr Wissen von den Lippen der Priester auf und von den Bildern der Heiligen Jungfrau, dem Kinde Jesus und den anderen Heiligen. In vielen katholischen Bezirken ist wenigen bekannt, dass das Buch aller Bücher die Bibel ist. Rohan lächelt nicht, denn auch sein eigenes Wissen über das Buch ist nur ganz oberflächlich.
„Sie floh von einer Stadt der sündhaften Menschen und Gott sagte ihr nicht zurückzuschauen, aber Frauen sind überall neugierig und sie brach Gottes Bitte und dafür verwandelte er sie in einen Stein wie diesen, nur daß er aus Salz bestand. Das ist die Geschichte, Marcelle!“
„Sie war eine sündhafte Frau aber die Strafe war hart.“
„Ich selbst denke mir manchmal, so müßte das Leben sein. Schau, Marcelle! Ist es nicht wie ein Ungeheuer mit einem weißen Bart?“
Marcelle bekreuzigt sich schnell.
„Der liebe Gott verbietet es“, sagt sie.
„Hast Du noch nicht meine Mutter über die großen Steine in der Ebene erzählen hören, daß sie versteinerte Geister von Männern sind und daß sie in der Heiligen Nacht wieder ins Leben zurückkehren, im Fluß baden und ihren Durst stillen?“
„Oh, das ist töricht!“ Rohan lächelt.
„Ist es auch töricht, daß die Steingesichter an der Kirchenwand die Teufel sind, die versuchen zu bersten, als sie gebaut wurden und in der ersten Messe wurde gesagt: ‚aber die Heiligen Gottes stoppten sie und verwandelte sie in die Gesichter’, die man nun sieht? Das hat alles der Priester gesagt.“
„Das mag wahr sein“, bemerkt Marcelle einfach, „aber das sind Dinge, die wir nicht verstehen können.“
„Das glaubst Du? Meister Arfoll ist ein merkwürdiger Mann. Manche sagen, daß er nicht an Gott glaubt.“
„Höre nicht auf sie. Er ist gut.“
„Ich habe ihn selbst sündhafte Dinge sagen hören. Der Onkel sagt, sie sind lästerlich. Es war schändlich! Er wünschte, der Kaiser möge verlieren, daß er umgebracht werden möge!“
Das Gesicht des Mädchens leuchtet im Zorn auf, sie selbst und ihre Stimme bebt vor Entrüstung.
„Dies sagte er?“ fragt Rohan in einer tiefen Stimme.
„Ja, ich hörte ihn, ach Gott, der große gute Kaiser, daß jemand im Leben so etwas über ihn sagen kann. Hätte mein Onkel ihn das sagen hören, es wäre blutig geworden. Es war furchtbar! Es machte mein Herz kalt.“
Rohan antwortet nich direkt. Er weiß, es ist ein heißes Eisen. Als er dann spricht, heftet er seinen Blick auf den Rasen.
„Marcelle, es gibt noch viele Andere, die so denken wie Meister Arfoll.“
Marcelle schaut in das Gesicht des Sprechers. Es ist nun ganz blaß.
„Denken – Was, Rohan?“
„Daß der Kaiser zu weit gegangen ist, daß es besser für Frankreich wäre, er wäre tot.“
„Ach!“
„Mehr als das, besser er wäre nie geboren.“
Im Gesicht des Mädchens wächst immer mehr Zorn und Schmerz. Es ist schrecklich, diese Gotteslästerung zu hören, die gegen die Religion, an die wir aus ganzen Herzen und mit ganzer Seele glauben, gerichtet ist. Es ist am schrecklichsten, wenn der Glaube all die Tollheit der Vergötterung in sich trägt. Sie zittert und ihre Hände sind krampfartig zusammengepresst.
„Und Du glaubst das auch?“ fragt sie in einem kärglichen Flüsterton, sich beinahe fürchtend an seiner Seite zu gehen. Rohan sieht die Gefahr und sucht Ausflüchte.
„Du bist zu schnell, Marcelle – ich sagte nicht, daß Meister Arfoll recht hat.“
„Er ist ein Teufel!“ sagt das Mädchen mit einer Wut, welche die Soldatenherkunft zeigt, aus der sie kommt.
„Es sind Feiglinge. Teufel wie er sind es, die dem guten Kaiser fast das Herz gebrochen haben. Sie lieben weder Frankreich noch den Kaiser. Sie sind haßerfüllt, Gott wird sie für ihren Unglauben in der anderen Welt verstoßen.“
„Vielleicht sind sie schon im Diesseits bestraft“, entgegnet Rohan, mit etwas Sarkasmus, der das entrüstete Mädchen aber nicht trifft.
„Der große gute Kaiser“, fährt sie fort, seine Unterbrechung ignorierend, „der alle seine Menschen liebt wie seine eigenen Kinder, wer ist da nicht stolz auf ihn. Er schüttelte meinem Onkel die Hand und nannte ihn ‚Kamerad’. Wer würde da nicht für Frankreich sterben, wer hat denn Frankreich in aller Welt ruhmvoll gemacht, wer ist bei allen verehrt, ausgenommen seine sündhaften Feinde – Gott bestrafe sie bald! Er ist am dichtesten an Gott, der Jungfrau und Gottes Sohn. Er ist ein Heiliger, er ist vollendet. Ich bete jeden Abend bevor ich einschlafe für ihn zuerst, danach für meinen Onkel. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich für ihn kämpfen. Mein Onkel gab ihm sein armes Bein – ich würde ihm mein Herz und meine Seele geben.“
Es kommt sprudelnd und melodisch aus ihrem Mund und läßt ihren Zorn noch größer werden. Ihr Gesicht leuchtet wie in einer religiösen Verzückung, sie faltet die Hände, als wolle sie beten.
Rohan bleibt still.
Plötzlich wendet sie sich ihm zu, in ihren Augen ist mehr Zorn als Liebe und sagt:
„Sag, Rohan! Bist Du gegen ihn. Haßt Du ihn in Deinem Herzen?“
Rohan zittert, er verflucht den Augenblick, als er den unglücklichen Gegenstand ansprach.
„Gott verbietet es! Ich hasse keinen Menschen. Aber warum?“
Ihre Wangen werden weißer als der Tod, als sie wiederholt:
„Weil ich Dich dann auch hassen würde wie ich alle Feinde Gottes hasse und wie ich alle Feinde des großen Kaisers hasse.“