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13. Kapitel Köln-Sülz

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Verrat ist immer eine Frage der Definition (Talleyrand)

Wills blickte Thyburn triumphierend an.

„Wir kriegen die Liste.“

„Sanders?“

„Ja!“

„Kriegen sie?“

„Na ja, zumindest darf ich einen Blick drauf werfen. Und wahrscheinlich kriegen wir noch jemanden zur Unterstützung.“

„Aha! Kann nicht schaden.“

„Ich werde mir alle Namen in mein phänomenales Gedächtnis einprägen.“

„Und dann?“

„Dann werden wir Namen für Namen durchgehen und hinter jedem Namen ein Motiv notieren, wenn uns eins einfällt. Wir sortieren die aus, die wir ausschließen können und irgendwann werden wir bei einem hängen bleiben. Und den schnappen wir uns und Gott sei ihm gnädig!“

„Wenn ein Maulwurf in der Firma diese Liste hat, dann weiß er auch, dass ich jetzt hier bin, oder?“

„Natürlich, aber worauf willst du hinaus.“

„Ich werde der Lockvogel sein.“

„Lockvogel?“

„Dich hat der Killer schon versucht umzubringen, ohne Erfolg. Dann wird er es jetzt bei mir versuchen. Aber …“

„Pscht!“

Wills legte seine Finger plötzlich auf den Mund. Er deutete zum Fenster.

„Jemand im Garten! Leg dich auf den Boden, vom Garten aus kann man dich nicht sehen“, flüsterte er. Thyburn glitt augenblicklich auf den Boden.

Er stand auf, ging in die Hocke und schlich sich zum Fenster. Draußen war es fast stockdunkel, ein blasser Mond erhellte den Garten schemenhaft.

Eine Gestalt war mehr zu ahnen als zu sehen, ganz in schwarz, den Kopf mit einer Sturmhaube verhüllt. Sie stand auf dem Container und hielt etwas Längliches, Glänzendes in der Hand.

Und dann ging alles ganz schnell.

„Deckung“, schrie Wills und warf sich hin.

Thyburn nahm Deckung hinter dem Sessel und griff nach ihrem Pistolenhalfter. Keinen Moment zu früh! Sekunden später peitschte eine Serie von Schüssen durch die Luft und durchschlug das Fenster. Die Projektile gruben sich in Wand und Möbel oder prallten ab. Ihre Querschläger sausten unheilvoll durch die Luft.

„Kalaschnikow!“, schrie Wills.

Er robbte über den Boden und griff nach seiner SIG Sauer Scorpion. Obwohl der Kugelhagel andauerte, hob er die Hand über den Fensterrand und gab in schneller Folge vier Schüsse ins Dunkle ab. Ein Schmerzensschrei verriet, dass zumindest eine der Kugeln ihr Ziel gefunden hatte. Der Kugelhagel endete abrupt. Ein Geräusch, als sei jemand von dem Container gesprungen, dann wurden auch schon Fenster geöffnet und Schreie tönten durch die Nacht.

„Was war das?“

„Welches Arschloch ballert hier rum? Silvester ist doch vorbei!“

„Idiot, das waren Schüsse!“

„Ruft die Polizei!“

„Bist du verletzt?“ Wills robbte hinter den Sessel, wo Thyburn kauerte. Sie war blass und zitterte leicht.

„Nein, alles gut!“ Sie deutete auf den Sessel, der zahlreiche Kugeln abgefangen hatte.

„Aber du blutest!“, aus Wills Stimme klang echte Besorgnis.

„Querschläger, nichts Besonderes“, murmelte die Agentin und wickelte sich ein Tuch um den Arm.

„Wir müssen abhauen. Sofort! In fünf Minuten sind die Cops da und ich möchte ihnen nicht erklären müssen, warum wir offensichtlich das Ziel des Anschlags waren.“

Thyburn hatte ihre Tasche noch gar nicht ausgepackt, Wills aktivierte sein GPS, raffte in aller Eile die wichtigsten Sachen zusammen und Minuten später hasteten sie die Treppe hinab und drängten sich durch die Mitbewohner, die im Treppenhaus standen und das Geschehen aufgeregt diskutierten. Zwischen Hysterie und Neugier waren hier alle Reaktionen zu finden.

In dem Durcheinander fiel es gar nicht auf, dass es zwei Mitbewohner besonders eilig zu haben schienen, den Tatort zu verlassen.

Und keine Sekunde zu früh!

Die Polizeiwache Rhöndorfer Straße war vom Ort des Geschehens nur fünf Minuten entfernt, und länger dauerte es auch nicht, bis zwei Streifenwagen mit Blaulicht und durchdringender Sirene vor dem Haus hielten. Da standen die beiden Agenten schon auf der anderen Straßenseite und beobachteten aus sicherer Entfernung das Geschehen.

Fünf Beamte, darunter zwei Frauen mit langen blonden Zöpfen sprangen heraus und trafen auf eine Schar aufgeregter Hausbewohner, die ihnen in wildem Durcheinander einen verworrenen Ablauf schilderten. Und während zwei Beamten sich anschickten, den Garten mit Taschenlampen zu durchsuchen, begannen die anderen, die verworrenen Zeugenaussagen aufzunehmen.

„Wir haben genug gesehen“, sagte Wills lakonisch, „wir hauen ab!“

„Das war knapp“, flüsterte Thyburn. „Gut, dass deine Ohren in Ordnung sind.“

„Nicht nur meine Ohren“, grinste er etwas anzüglich.

„Aber das beweist meine Theorie. Der Unbekannte kennt nicht nur unseren Aufenthaltsort, sondern er weiß auch, dass du hier bist. Er wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, aber der Bursche wird langsam unvorsichtig. Das war jetzt schon der zweite Anschlag, der ihm misslungen ist. Und ich schwöre, den dritten wird er nicht überleben!“

Aber darin sollte sich der gute Agent irren!

Die Köln-Affäre

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