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Die alemannische ‚Landnahme‘

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Die ‚Landnahme‘ der Alemannen gestaltete sich weiterhin als wenig spektakulärer Prozess. Das Einsickern von Gruppen setzte sich bis ins 7. Jahrhundert fort, wobei die Ortsnamen auf -ingen und -heim (soweit sie echt sind) und die Reihengräberbestattungen die Leitlinien aufzeigen: Von den alten Schwerpunkten des Ries und der nördlichen Donauterrassen sowie des unteren Lech, der Wertach und der Iller gingen sie talaufwärts voran, erschlossen dann auch das obere Illertal. Im Mindeltal lässt sich der Besiedlungsvorgang genauer verfolgen: Er begann in Salgen um 500 und rückte bis Mitte des 7. Jahrhunderts über Mindelheim bis zum Ausbauort Dirlewang am Südende des Tales voran, getragen von einer „nur durchschnittlich wohlhabenden“ Schicht (Volker Babucke). Im 7. Jahrhundert treten als Träger zunehmend Adelige mit Herrenhöfen und qualitätvollen Grabbeigaben hervor wie in Schlingen oder Jengen. Pforzen (Forzheim) an einer Wertachfurt oder Spötting am Lech (heute ein Ortsteil von Landsberg) markieren die bevorzugte Lage an Flussübergängen bzw. Straßen; interessanterweise überschritten wohl alemannische Gruppen den Lech, ohne dass damit eine dauerhafte Entwicklung ausgelöst worden wäre.

In der fränkischen Zeit nach der Mitte des 8. Jahrhunderts folgte dann eine erste Phase der Binnenkolonisation mit den jüngeren Ortsnamen auf -dorf, -hofen, -hausen, -heim, -stetten, -beuren. Im Zuge einer ‚fränkischen Staatskolonisation‘ entstanden zudem wohl eine Reihe von heim-Orten mit charakteristischen Himmelsrichtungen (Sontheim, Westheim etc.) oder mit dem Bestimmungswort Franken-, aber auch Friesen-, Sachsen- oder Wenden-.

Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts war die Situation bereits durch Verfestigungen bestimmt, die sich in den Benennungen und Lokalisierungen niederschlugen. So schrieb der ostgotische Geschichtsschreiber Jordanes um 551/52: Das Land der Schwaben (regio illa Suavorum) hat im Osten die Bayern (Baibaros) zu Nachbarn, im Westen die Franken, im Süden die Burgunder, im Norden die Thüringer; und wenig später, um 565, berichtete Venantius Fortunatus auf der Rückreise von einer Pilgerfahrt zum Grab des hl. Martin von Tours: Von Augsburg aus, wo du die Gebeine der heiligen Märtyrerin Afra verehren wirst, ziehe weiter gegen die Alpen, dort, wo die Sitze der Breonen liegen, wenn der Weg frei ist und der Bayer dir nicht entgegentritt. Feste Grenzen zu ziehen, wäre freilich voreilig, denn der Prozess der Ethnogenese war noch keineswegs abgeschlossen.

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