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Gott ist gerecht

Ein weiterer grundlegender, aber ebenfalls häufig missverstandener Begriff, der

das Wesen Gottes treffend beschreibt, ist das Wort „Gerechtigkeit“. Damit meint die

Bibel nicht – wie im abendländischen Rechtsverständnis – den verdienten Ausgleich

und die neutrale Haltung strikter Unparteilichkeit, wie dies in den zwei Waagschalen

sowie den verbundenen Augen der römischen Göttin Justitia zum Ausdruck kommt.

Im Gegenteil: Der gerechte Gott ergreift stets eindeutig Partei! Er tritt entschieden für

die Entrechteten und Unterdrückten, die Armen und Elenden sowie für alle ein, die

seinen Namen anrufen (Jes 11,4; 41,10).

Gottes Gerechtigkeit steht deshalb auch nicht im Gegensatz zu seiner Liebe, Gnade

und Barmherzigkeit. Vielmehr ist sie ein Ausdruck seiner Treue zu dem Bund, den er

mit seinem Volk geschlossen hat. Dass die Gerechtigkeit, die uns im Evangelium

angeboten wird, nicht die strafende Vergeltung, sondern die rettende Liebe Gottes

meint (Röm 1,16f.), war die geradezu umwerfende Entdeckung Luthers, die ihn zum

Reformator der Christenheit machte. Echte geistliche Erneuerung hat immer auch

mit unserem Gottesbild zu tun. Sie nimmt uns die Angst vor dem vernichtenden

Urteil des strafenden Weltenrichters und weckt stattdessen tiefe Dankbarkeit, Liebe

und Zuneigung zu dem großen „Vater unser im Himmel“ (Mt 6,9).

Ein väterlicher Gott

Handelt es sich bei dem hier skizzierten biblischen Gottesbild – wie bei den zahl-

reichen anderen religiösen, philosophischen und theologischen Gottesvorstellun-

gen gleichermaßen – um ein Produkt menschlicher Weisheit und religiöser

Sehnsucht oder bietet uns die Heilige Schrift tatsächlich eine zutreffende Beschrei-

bung der jenseitigen göttlichen Wirklichkeit an?

Letztlich ist dies eine Frage des Glaubens, die nicht allein auf der Grundlage ratio-

naler Argumente und konkreter Erfahrungen entschieden werden kann. „Wir glau-

ben immer das, was wir wollen“, wusste schon der griechische Denker Demosthe-

nes. Deshalb werden wir uns stets für das Bild von Gott entscheiden, das unsern

tiefsten Sehnsüchten (bzw. Ängsten) entspricht. Worauf es am Ende allerdings

wirklich ankommt, sind nicht unsere subjektiven Vorstellungen und religiösen

Spekulationen über Gott. Entscheidend ist vielmehr, ob bzw. dass der Ewige und

Unfassbare sich in Jesus Christus persönlich vorgestellt und durch den Heiligen

Geist sein wahres Wesen offenbart hat.

In einem Kinderlied, das sich mir in frühen Lebensjahren eingeprägt hat, heißt

es einfach und lapidar: „Gott ist gut, wir sind seine Kinder.“ Ist damit nicht bereits

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Hoffnung, die uns trägt

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