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6.

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Acosta hatte es furchtbar eilig. Ihm brannte die Zeit unter den Nägeln, weil er nicht wußte, wann Prado aufbrechen würde, denn der steckte ebenfalls nicht auf und würde bei nächster Gelegenheit zuschlagen.

„Los, hoch mit euch“, sagte er zu seinen Kerlen. „Wir müssen so früh wie möglich da sein, sonst haben wir die verdammten anderen Kerle vor uns. Beeilt euch gefälligst, gleich haben wir goldene Nasen.“

Das Gold trieb die dösenden Kerle augenblicklich hoch. Sie schoben das Floß ins Wasser, setzten das Segel und fuhren los.

„Wir haben Ostwind“, sagte Acosta, der wieder das Ruder übernommen hatte. „Dann sind wir auch schneller da. Möglicherweise ist von den Kerlen jetzt keiner mehr am Leben oder nur noch einer oder zwei.“

„Wenn die nicht mehr am Leben sind“, sagte Dino bedächtig, „dann sieht es für uns beschissen aus.“

„Wieso das denn?“ fragte Acosta leise lachend. „Dann haben wir doch alles, was wir brauchen.“

„Eben nicht – das Gold haben wir nicht, und niemand wird uns verraten können, wo es steckt.“

Ein paar Augenblicke lang herrschte absolutes Schweigen auf dem Floß. Jeder dachte intensiv nach. Sogar Acosta war für kurze Zeit betroffen, doch dann fing er sich wieder.

„Quatsch! Wenn die Kerle abgenippelt sind, haben wir keine Gegner mehr, aber ein wehrhaftes Schiff, das gut bestückt ist. Damit können wir Prado und die anderen Bastarde erledigen. Das Gold suchen wir dann in aller Ruhe. Es muß ja auf der Insel sein. Zeit und Ruhe haben wir ebenfalls. Von mir aus können alle abgenippelt sein.“

Das beruhigte die anderen Kerle wieder.

Die Nacht war nicht schwarz, wie sie es sich gewünscht hatten, doch es gab Wolkenbänke am Himmel, und der Mond ließ sich auch nicht blicken.

Etwas später sahen sie die Umrisse der Karavelle. Acosta nahm das Segel weg und ließ das Floß langsam weitertreiben.

„Keine Unterhaltung mehr“, raunte er den anderen zu. „Sieht so aus, als hätten die Kerle nicht mal eine Wache aufgestellt. Oder sie sind doch alle erledigt.“

Er sah sich lauernd nach allen Seiten um, aber von dem anderen Floß war keine Spur zu sehen. Demnach war Prado also noch unterwegs, oder er wollte noch länger warten.

Immer wieder beobachtete Acosta die Karavelle, auf der sich nichts rührte, kein Licht brannte und sich niemand zeigte.

Bei dem Gedanken, daß sie alle an dem vergifteten Proviant zugrunde gegangen waren, grinste er höhnisch. Jetzt würde es nicht mehr schwer sein, sich der Karavelle zu bemächtigen.

Seine Kerle grinsten ebenfalls bei der Vorstellung, bald im Besitz des Goldes und der Karavelle zu sein.

Die Waffen hatten sie griffbereit zur Hand.

Nach dem Einbruch der Dunkelheit waren Old O’Flynn und seine Crew auf alles gefaßt. Sie wußten, daß etwas passieren würde, nur den Zeitpunkt kannten sie nicht.

Die Drehbassen waren feuerbereit, ebenso die anderen Waffen, die griffbereit dalagen.

Eine Stunde nach der anderen war vergangen. Die Zwillinge schauten abwechselnd durch das Spektiv.

„Die lassen sich aber verdammt viel Zeit“, meinte der Kutscher. „Die werden doch nicht etwa geläutert und gereinigt verschwunden sein? Das kann ich mir absolut nicht vorstellen.“

„Die Flöße sind ja auch keine Schnellsegler“, sagte Martin Correa. „Die brauchen selbst bei dem guten Ostwind eine Weile, bis sie herangetörnt sind.“

Nach abermals einer Stunde meldete sich Philip junior.

„Da sind sie, noch ziemlich unten im Süden. Aber es ist nur ein einziges Floß zu sehen.“

„Dann spielen wir ihnen zum Tanz auf“, sagte Old Donegal entschieden. „Wir feuern, sobald sie auf Musketenschußweite heran sind. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob die Kerle nicht ein paar Waffen auf die Flöße geschmuggelt haben.“

„Pardon gibt’s jedenfalls nicht mehr“, sagte Carberry, „die Kerle wollen uns an den Kragen, und ich sehe nicht ein, daß wir sie immer wieder schonen sollen.“

Nils, Sven, Stenmark und Carberry hatten die Drehbassen der Steuerbordseite besetzt und warteten. Sie hielten sich so, daß sie von dem Floß aus nicht gesehen werden konnten. Für die Angreifer mußte das aussehen, als sei nicht einmal eine Wache an Bord.

Kurz darauf war zu erkennen, daß auf dem Floß das Segel weggenommen wurde.

„Jetzt wollen sie sich anpirschen“, sagte Carberry, „die müssen uns für ziemlich bescheuert halten.“

Das Floß trieb nur noch langsam näher, seit das Segel weggenommen worden war. Aber es behielt die Richtung bei.

Old Donegal und die Zwillinge stierten sich die Augen nach dem anderen Floß aus. Es mußte den gleichen Kurs segeln, wenn es die „Empress“ erreichen wollte, aber es war nicht zu sehen.

Sie wunderten sich darüber und fragten sich, was die Kerle wohl vorhaben mochten, denn es war ungewöhnlich, daß nur sechs Mann die „Empress“ entern wollten.

Eine Gestalt auf dem Floß richtete sich auf und schien scharf zur Karavelle zu starren. Eine zweite richtete sich ebenfalls langsam und vorsichtig auf.

„Sieht aus, als hielten sie Musketen in den Händen“, sagte Hasard junior leise, „aber so genau kann ich das leider nicht erkennen.“

Der Abstand verringerte sich langsam. Haargenau trieb das Floß auf die Steuerbordseite der „Empress“ zu.

Eine Wolkenwand zog vorüber. Für Augenblicke wurde die Sicht so schlecht, daß sie nicht einmal mehr das Floß sahen. Dann konnten sie es wieder erkennen und auch die sechs Gestalten, die jetzt alle zusammengekauert auf den Planken hockten.

„Feuer“, sagte Old O’Flynn, als das Floß auf Musketenschußweite heran war.

Die Schwärze der Nacht wurde jäh von vier überaus grellen Blitzen zerrissen. Vier lange Feuerzungen leckten aus den Drehbassen. Dann rollte der Donner über die See.

Ein Blei- und Eisenhagel fegte mit vernichtender Gewalt über das Wasser und schlug auf dem Floß ein.

Der Hilfsmast zersplitterte und flog in hohem Bogen davon.

Ein Kerl schrie laut und brüllend auf. Das Floß schwankte, und ein weiterer Mann stürzte ins Wasser. Innerhalb von Sekunden befanden sich vier der Angreifer im Wasser. Sie gingen unter und tauchten auch nicht mehr auf.

Zwei andere, Dino und Acosta, hatte es ebenfalls erwischt. Ihr letzter Eindruck war der eines endlos langen Blitzes gewesen. Mehr hatten sie nicht gesehen, und auch die Einschläge der Blei- und Eisenkugeln nicht mehr gespürt.

Jetzt saßen die beiden letzten Gestalten in sich zusammengesunken und tot auf dem Floß.

Die Drehbassenladung hatte ausgereicht, alle sechs Angreifer außer Gefecht zu setzen.

Carberry blickte an der Drehbasse vorbei. Die beiden Dänen und der Schwede Stenmark sahen ebenfalls zu dem Floß.

„Aus und vorbei“, sagte Old O’Flynn mit harter Stimme. „Die Kerle waren nicht zimperlich, und wir sind es auch nicht. Wir hatten keine Veranlassung, die Schnapphähne zu schonen. Sie haben es selbst nicht anders gewollt.“

Die beiden zusammengesunkenen Gestalten rührten sich nicht mehr. Das Floß trieb jetzt langsam und teilweise zersplittert in Richtung Westen davon.

Sie blickten ihm nach, bis es die Dunkelheit nach einer Weile verschluckte.

„Wo, bei allen Nachtgeistern, bleibt nur das andere Floß?“ fragte Old O’Flynn verwundert. „Warum war es bei dem Angriff nicht dabei? Da geht doch etwas nicht mit rechten Dingen zu.“

Der Kutscher hatte bereits darüber nachgedacht und glaubte, auch ein Ergebnis zu haben.

„Wir wissen ja nicht, welche Kerle auf diesem Floß waren. Wir wissen nur, daß es sechs waren, die uns überfallen wollten. Aber die sechs Kerle auf dem anderen Floß hatten dem früheren Steuermann von der ‚Viento Este‘ schon den Gehorsam aufgekündigt. Ansätze zur Aufmüpfigkeit haben wir ja beobachten können. Die Kerle haben sich ganz einfach zerstritten, und so geht jeder seiner eigenen Wege. Das ist die plausibelste Erklärung, die ich habe. Deshalb sind die anderen nicht dabei und kochen jetzt ihr eigenes Süppchen.“

„Ja, so könnte es sein“, sagte Stenmark, „das würde erklären, warum die sechs Halunken allein angreifen wollten. Der eine hatte Stunk mit diesem Acosta und hat fünf Kerle um sich geschart. Die fünf anderen sind bei dem anderen Kerl geblieben.“

Old O’Flynn seufzte leise und starrte zu den Zwillingen, die immer noch abwechselnd durch das Spektiv spähten.

„Nichts zu sehen?“

„Nein gar nichts. Auch das Floß ist jetzt im Westen verschwunden.“

„Behaltet die westliche Richtung trotzdem hin und wieder im Auge“, empfahl er.

„Die kehren sicher nicht mehr zurück“, sagte Carberry. „Die letzten beiden sind tot, die hat es erwischt.“

Old O’Flynn aber war ein mißtrauischer Mann. „Vielleicht hat er sie doch nicht erwischt und sie spielen jetzt den toten Mann, und kommen dann zurück.“

„Tote kehren nicht mehr zurück“, sagte Martin. „Ich habe deutlich gesehen, wie der kleine Mast zersplitterte, neben dem die beiden saßen. Sie sind schlagartig zusammengesunken, als hätte der Blitz sie gefällt.“

„Das habe ich auch gesehen“, sagte Nils. „Die Befürchtung brauchen wir nicht zu haben.“

Schließlich war Old O’Flynn selbst davon überzeugt, jedenfalls sagte er das, konnte sich aber den Blick in westliche Richtung doch nicht verkneifen.

Der Kutscher nahm den Faden wieder auf und sagte: „Diese anderen sechs Kerle sind vermutlich nicht gerade zu Lämmern geworden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie jetzt auf das Gold verzichten werden.“

„Das kann ich mir auch nicht vorstellen“, sagte Sven. „Solche Buschklepper geben doch nicht auf, und wenn sie sich zehnmal blutige Nasen holen. Der Kutscher hat recht – wir müssen mit weiterem Besuch rechnen.“

„Damit rechne ich sowieso“, brummte Old Donegal. „Sechs großmäulige Helden werden noch mal einen Versuch wagen. Deshalb bleiben wir auch gefechtsbereit. Am besten, wir stellen zwei Posten auf, die pausenlos beobachten.“

Carberry reckte seinen mächtigen Brustkasten. „Vielleicht hält die anderen Schnapphähne das Drehbassenfeuer ab. Sie müssen es auf jeden Fall gehört haben, wenn sie nicht gerade auf den Ohren sitzen. Kann sein, daß diese Nacht kein Überfall mehr erfolgt und die Kerle fürs erste die Hosen voll haben.“

„Darauf verlasse ich mich lieber nicht.“

„Sollst du auch nicht“, sagte Carberry, „wir stellen zwei Wachen auf und beobachten. War ja nur eine Vermutung von mir.“

Die Drehbassen waren inzwischen wieder feuerbereit. Auch die nächste Gruppe Schnapphähne würde eine herbe Enttäuschung erleben. Sie wußten zumindest, daß sie sich nicht ungesehen heranpirschen konnten, und sie durften auch mit Sicherheit annehmen, daß ihre Kumpane das Zeitliche gesegnet hatten, wenn sie logisch denken konnten. Vielleicht waren diese Kerle etwas schlauer als die anderen.

Jene, die keine Wache hatten, legten sich neben den Drehbassen auf die Planken, um ein paar Stunden zu schlafen.

Edwin Carberry behielt mit seiner Vermutung recht. In dieser Nacht blieb alles still und ruhig.

Das abgetriebene Floß kehrte nicht mehr zurück, und auch die anderen Kerle ließen sich nicht blicken.

Seewölfe Paket 26

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