Читать книгу Seewölfe Paket 14 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 49
7.
ОглавлениеAuf dem Basar war Sam Roskill nicht mehr zu entdecken, also setzte Old O’Flynn nach einigem Umherforschen seine Suche in den Gassen des Hafenviertels fort. Dabei murmelte er Sätze wie „Wo steckt der Hund bloß“ und „Na warte, Sam, du Satansbraten, wenn ich dich erwische“, und er geriet ahnungslos immer mehr in die Nähe von Uluch Alis Prunkresidenz.
Wer konnte auch wissen, daß sich ein alter Feind der Seewölfe ausgerechnet hier, in Benghasi, häuslich niedergelassen hatte? Überhaupt, wer wußte schon, daß der Kerl nach dem erbitterten Gefecht von damals noch am Leben war? Die Bewohner der Stadt und des Küstenstriches bis nach Tunis hinauf nahmen es als eine unabwendbare Tatsache hin – Uluch Ali, der alte Piratenknochen, war nun mal zäh wie Leder und schien überdies unsterblich zu sein.
Die Seewölfe aber und mit ihnen alle englischen Seefahrer, ja, selbst die Spanier und Portugiesen hielten Uluch Ali für tot, und in den europäischen Hafenstädten des Mittelmeergebietes kursierte allenfalls die Legende, daß der Kerl immer noch irgendwo in Nordafrika säße und böse Pläne aushecke. Dies aber wurde vom Großteil der Seeleute selbstverständlich für dickstes Seemannsgarn gehalten.
Aus diesem Grund war Old O’Flynn auch völlig verblüfft, als er Uluch Ali plötzlich vor sich sah – und seine Überraschung wiederum wurde ihm zum Verhängnis.
Gerade hatte der Alte den Palast erreicht, war stehengeblieben und ließ seinen Blick über die weiße Fassade, die Zwiebeltürmchen und die Balkone wandern, da öffnete sich auch schon das Tor, und es erschienen acht bewaffnete Araber, von denen vier eine Sänfte trugen und die vier anderen die Aufgabe hatten, den Insassen dieser Sänfte nach bestem Vermögen zu beschützen. Wenn nicht, würden alsbald ihre Köpfe über die Pflaster von Benghasi rollen, ein Anblick, der lustig und schaurig zugleich war.
Der große Beylerbey hatte jetzt, da Muley Salah mit den drei Feluken ausgelaufen war, beschlossen, einen Abstecher zum Basar zu unternehmen. Dieser Ausflug sollte ihn von seiner schwelenden Wut auf die Engländer ablenken. Außerdem hegte er schon seit einiger Zeit den Wunsch, mal wieder eines jener hübschen kleinen Berbermädchen zu erstehen, die dort als Sklavinnen feilgeboten wurden.
Die Sänfte wurde von den Dienern genau an Old Donegal Daniel O’Flynn vorbeigetragen, und wie das Verhängnis es wollte, steckte Uluch Ali auch ausgerechnet in diesem Moment seinen knochigen Kopf mit der großen Nase zum Fenster heraus. Sofort erblickte er den alten Mann mit dem verwitterten Gesicht und dem Holzbein, und auch Old O’Flynn musterte ihn entgeistert.
So erkannte der eine den anderen wieder, und beiden Männern sackte sogleich der Unterkiefer herunter.
„Heiliger Patrick“, sagte Old O’Flynn irritiert. „Das ist ja Uluch Ali, der alte Oberschnapphahn und Galgenstrick.“
„Einer der Engländer!“ stieß Uluch Ali keuchend hervor. „Ein räudiger Bastard, der es wagt, in mein Reich einzudringen! Packt ihn!“
Die Wachen glaubten, nicht richtig gehört zu haben. Was sollte denn dieser arme Teufel mit dem Holzbein und den Krücken schon angerichtet haben? Sollte man ihm nicht lieber ein Almosen geben, statt ihn festzunehmen?
Aber da brüllte Uluch Ali auch schon, daß es bis zum Markt hin zu vernehmen war: „Ergreift diesen Christenhund, oder ich lasse euch eure Köpfe abhacken, noch bevor die Sonne im Meer versinkt!“
Das wirkte. Die Wächter, auf ihr Leben und ihre Gesundheit bedacht, sprangen auf Old O’Flynn zu und packten ihn, ehe er sich richtig zur Wehr setzen konnte. Er war ja auch viel zu betroffen über das plötzliche Auftauchen des alten Feindes, und genau das besiegelte sein Schicksal.
Sie zerrten ihn fort und traten ihm in die Seite, als er jetzt doch versuchte, sich loszureißen. Sie nahmen ihm seine Krücken weg und entledigten ihn seiner Waffen, und als er einem seiner Bezwinger den Ellenbogen in den Leib rammte, fielen die anderen über ihn her und schlugen ihn nieder.
Uluch Ali war aufgestanden und lehnte sich weit aus dem Fenster seiner Sänfte, so weit, daß es schon aussah, als müsse er jeden Moment auf die Straße fallen.
„Genug!“ schrie er. „Tötet ihn nicht. Ich will ihn lebend, verstanden?“
„Ja, o Herr“, brummten die Wächter, dann schleppten sie Old O’Flynn durch das Tor in den Palast. Uluch Ali gab seinen Trägern ein Handzeichen, und so kehrten sie um und beförderten ihn zurück in sein Allerheiligstes, wo er sich eingehend mit seinem Fang beschäftigen würde. Vergessen waren die niedlichen Berbermädchen, Uluch Ali dachte nur noch an Philip Hasard Killigrew und dessen Bande von Ungläubigen, denen er jetzt endlich, nach so vielen Jahren, wieder ans Leder konnte.
Sam zeigte dem Kerl mit dem Schnauzbart und dem Glatzkopf sein Messer von allen Seiten, doch auch das schien sie keineswegs zu beeindrucken. Vielmehr griffen sie ebenfalls an die Gürtel und förderten zwei blitzende Dolche zutage.
„So, so“, sagte Sam, und plötzlich grinste er hart. „Na, dann weiß ich ja wenigstens, von wo der Wind weht.“
Das häßliche Mädchen sagte etwas, das wie ein Fluch klang, dann versuchte sie, sich von hinten an ihn heranzupirschen und ihn zu packen. Hier täuschte sie sich aber gründlich in Sam Roskill, denn der war auf der Hut und schien auch in seinem Hinterkopf Augen zu haben. Plötzlich fuhr er zu ihr herum, stieß sie von sich fort und wandte sich wieder ihren Beschützern zu.
Sie stürzte und begann zu jammern, und das wirkte auf den Schnauzbärtigen und den Glatzkopf wie ein auslösendes Signal. Gemeinsam stürzten sie sich auf Sam und hackten mit ihren Messern auf ihn ein. Es wäre sein Untergang gewesen, wenn er nicht sehr schnell reagiert hätte.
Er ließ sich zu Boden sinken und rollte sich ab, brachte einem seiner Gegner rasch noch eine Wunde am Bein bei und sprang wieder auf. Sie prallten mit den Schultern gegeneinander, und der eine, vom Messer getroffene Kerl stieß einen Wehlaut aus. Es war der Glatzkopf.
Sam warf sich auf den Schnauzbärtigen und rammte ihm das Heft des Messers gegen das Kinn. Er hätte ihn niederstechen können, doch so wild war er noch nicht.
Der Kerl ging in die Knie, wollte aber noch nicht ohnmächtig werden. Sam schlug deshalb noch einmal zu, und dieses Mal brach der Gegner wirklich zusammen. Rasch fuhr Sam wieder zu dem Glatzkopf herum, der sich gerade anschickte, den Dolch nach ihm zu schleudern.
Sam duckte sich, der Dolch flog über seinen Rücken und bohrte sich in die schmutzige Wand des Hinterzimmers. Sam stürzte sich auf den Kerl, unterlief dessen zupackende Hände und knallte ihm die Faust so hart unters Kinn, daß auch er vorläufig außer Gefecht gesetzt war.
Das häßliche Mädchen hatte sich wieder erhoben und griff nach einem Gegenstand, der wie ein Krug oder eine Vase aussah. Sam lachte, sprang mit einem Satz zur Tür und verschwand in dem Moment, in dem sie das Ding nach ihm schleuderte. Es zersprang klirrend am Türpfosten, dann sank die schaurige Lady in die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. Sam hörte ihr Schluchzen noch, als er die Toreinfahrt schon erreicht hatte.
Irgendwie konnte er sie verstehen, aber Mitleid hatte er trotzdem nicht mit ihr. Schließlich mußte sich jeder Mensch mit seinem Los abfinden, und es war einfach keine Art, Männer auf diese Weise hereinzulegen und ihnen dann auch noch mit Messern zu drohen.
Sam war vorerst von seinem Verlangen nach Frauen kuriert. Er kehrte zum Basar zurück und hielt nach Old O’Flynn Ausschau. Doch der zeigte sich nicht und war auch durch Rufen nicht herbeizulocken. War er etwa zur Sambuke zurückgegangen, um Ben zu benachrichtigen? Sicherlich bereitete auch er sich Sorgen, was aus ihm, Sam, geworden war.
Sam wollte schon seine Schritte in Richtung Hafen lenken, da bemerkte er, daß ihm ein etwa zwölf Jahre alter Junge folgte. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? War das noch eine Falle? Hatte die Häßliche den Bengel hinter ihm hergeschickt?
Sich darüber Gewißheit zu verschaffen, war kein Problem. Sam bog in eine Seitengasse ab, versteckte sich in einem Hauseingang – und kurze Zeit darauf schnappte er sich den kleinen Kerl, der ihn aus weit aufgerissenen Augen anblickte.
Richtige Angst schien der Junge aber doch nicht zu haben, das ließ sich aus seinem ganzen Verhalten schließen.
„Was willst du von mir?“ fragte Sam, zuerst auf englisch, dann auf spanisch. Er wollte es schon mit ein paar arabischen Brocken versuchen, da hellte sich die Miene des Jungen plötzlich auf, und er antwortete:
„Nichts Böses, Senor – Hassan nur helfen will.“
Spanisch war das, kein besonders gutes zwar, aber immerhin doch zu verstehen.
„Helfen? Warum denn?“ fragte er ihn.
„Hassan ist guter Junge, Senor.“
„Ja, in Ordnung, das glaube ich dir ja. Sag mal, wo hast du denn Spanisch gelernt?“
„In Geschäft von meine Brotherr.“
„Wer ist das?“
„O, ist ein Kaufmann hier von Benghasi. Gutes Mann.“
„Er hat Handelsbeziehungen zu Spanien?“
„Ja. Viele Spanier kommen, gehen, sprechen viel. Hassan schnappt auf vieles Wörter.“
„Als was arbeitest du denn?“ fragte Sam.
„Laufbursche.“
Sam hatte ihn längst losgelassen und hockte sich jetzt mit ihm auf die Steinstufe des Hauseinganges.
„Aber in Spanien bist du noch nicht gewesen, was?“ fragte er. Zum Teufel, was ging ihn das überhaupt an?
Hassan gab einen Seufzer von sich. „Bin selbst halbes Spanier, Senor. Doch Pech hat verfolgt Hassan von Anbeginn an. Du verstehst?“
„Nein. Und ich habe auch keine Ahnung, was du eigentlich von mir willst, Hassan.“
„Mein Padre ist verschollenes spanisches Seemensch.“
„Seemann“, korrigierte Sam.
„Ja, Seemann. Meine Mutter aus Benghasi. Bin ein Bastard, Senor.“
„Das solltest du dir nicht zu Herzen nehmen, Junge. Außerdem kannst du mich Sam nennen, so heiße ich nämlich.“ Merkwürdig, er fand dieses Bürschchen richtig sympathisch, obwohl immer noch nicht feststand, wer es war und was er bezweckte.
„Gracias, Ssämm“, sagte Hassan, wobei er den Namen übertrieben akzentuierte. Seine Miene wurde plötzlich traurig. „Meine Madre nach meine Geburt gleich tot, Amigo Ssämm.“
„Sie war krank?“
„Nein, nicht. Ganz gesund. Aber wurde sie von Leute totgeschlagen, mit Steine.“
„Du meinst – sie wurde gesteinigt? Ist das dein Ernst?“
„Volle, volle Ernst“, erwiderte Hassan leise. „Frau ist böse, wenn Bastard zur Welt bringt, darum muß sterben.“
„Wer bestimmt das?“
„Uluch Ali. Hat meine Madre totgemacht.“
„Uluch Ali? Das gibt’s doch nicht.“
„Ist alles wirklich wahr“, erklärte Hassan jedoch. „Uluch Ali ist böse wie Scheitan. Kaufmann hat mich aufgenommen zu sich, weil Mitleid gehabt. Du verstehst?“
„Ja, mein Junge. Irgendwann hast du alles über deine Herkunft erfahren, nicht wahr?“
„Ja.“
Sam Roskill dachte: Und seitdem haßt du Uluch Ali.
„Aber – dieser Uluch Ali ist doch der berüchtigte Pirat, nicht wahr?“ sagte er dann laut.
Hassan nickte.
Merkwürdig, dachte Sam, Hasard hat diesen Hurensohn doch damals getötet, als wir den armen Godefroy von Manteuffel von der Galeere befreiten. Oder hat der Kerl seinerzeit etwa überlebt? Herrgott, das kann nicht sein, er war doch von Cutlasshieben zersäbelt, und wir alle haben ihn blutend in der See davontreiben sehen.
Hassan redete erregt weiter: „Ich dich gesehen habe mit altes Mann, das Holzbein hat, vorhin auf Basar. Dann du plötzlich weg sein, und ich aber altes Mann wieder neu gesehen.“
„Ach so“, sagte Sam überrascht. „Jetzt begreife ich. Hassan, du Teufelskerl, du willst mir also helfen, meinen Kameraden Old Donegal Daniel O’Flynn wiederzufinden? Das ist nett von dir. Ich hätte wirklich nicht erwartet, daß es hier so freundliche Leute wie dich gibt. Wo in aller Welt steckt das alte Rauhbein denn?“
„Bei Uluch Ali.“
„Was? Ist das dein Ernst?“
„Immer noch volle Ernst. Uluch Ali raus aus sein Palast, altes Donnerwetter gesehen und dann …“
„Donegal“, berichtigte Sam.
„Ja, Donnägäll. Wächter ihn gefaßt haben und dann gleich wieder ab, rein in Uluch Ali sein Haus und Tür zu.“
Es war ein fürchterliches Kauderwelsch, aber Sam verstand genug und wußte jetzt Bescheid. Er zwang sich zur Ruhe, obwohl ihn diese Nachricht in Alarmstimmung versetzte. Old O’Flynn in Uluch Alis Gewalt! Was das bedeutete, lag auf der Hand, wie auch klar war, daß der Pirat den Alten gleich erkannt haben mußte.
„Beschreibe mir den Palast von Uluch Ali, so gut du kannst“, sagte er zu Hassan. „Uluch Ali ist dein Feind, und meine Freunde und ich haben auch noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen. Deshalb tust du ein gutes Werk. Bist ein kluger Junge, Hassan, das werde ich dir nicht vergessen.“
Hassan lief vor lauter Stolz unter seiner hellbraunen Gesichtsfarbe rot an. Dann legte er sich ins Zeug und schilderte Sam so gut wie möglich, wo der Palast des allmächtigen Beylerbeys Ali stand und wie er aussah.
Sam blickte sich nach allen Seiten um, bis er davon überzeugt war, daß sie auch wirklich nicht belauscht wurden. Es wurde Zeit, daß er zur Sambuke zurückkehrte, darum wartete er nur noch ab, bis der Junge mit seinem Bericht am Ende angelangt war, griff dann in die Tasche, stand auf und drückte seinem Informanten zwei Perlen in die Hand.
„Nein“, sagte Hassan entgeistert. „Kann das nicht annehmen.“
„Du mußt es tun“, brummte Sam. „Stell dich nicht so an. Du hast uns einen unschätzbaren Dienst erwiesen, dafür sind zwei Perlen sogar noch ein geringes Entgelt. Nimm schon hin, steck die Dinger weg und laß sie dir nicht wieder abnehmen.“
„Gracias, danke“, stammelte Hassan.
„Vielleicht sehen wir uns noch wieder“, raunte Sam ihm zu. „Aber vorläufig ist es das beste, wenn du verschwindest, damit uns keiner zusammen sieht und Uluch Ali später etwas über unsere Unterredung erzählen kann, kapiert?“
„Ja.“
Sam strich ihm mit der Hand über das Kraushaar, dann ging er fort und drehte sich nicht mehr nach ihm um. Er rannte fast zum Hafen, suchte die Pier auf, an der die Sambuke vertäut lag, und unterrichtete Ben Brighton und die anderen über das, was er soeben vernommen hatte.
„So ein Mist“, sagte Ben. „Es war wohl doch eine blöde Idee von mir, euch an Land zu schicken. Jetzt können wir sehen, wie wir Donegal da wieder heraushauen.“
„Ich schlage vor, wir verschwinden hier erst einmal“, sagte Smoky. „Donegal wird seinen Mund zwar halten, wenn Uluch Ali, dieser alte Hurensohn, ihn vernimmt. Aber Uluch kann sich ja selbst genug zusammenreimen.“
„Natürlich“, pflichtete Ben ihm bei. „Der weiß jetzt schon, daß sich Donegal nicht allein in Benghasi aufhält, und kann sich denken, daß er zu einer Schiffsbesatzung gehört.“
„Folglich wird Ali nach dem Schiff suchen lassen, nach einem Pott, auf dem sich Engländer befinden“, sagte Pete Ballie.
„Wir liegen hier wie auf dem Präsentierteller“, meinte nun auch Will Thorne.
„Löst die Festmacher“, sagte Ben. „Wir laufen gleich aus und suchen uns nach Möglichkeit eine abgelegene Bucht, in der uns kein Mensch entdecken kann.“
Gesagt, getan – sie legten ab und glitten an Bord ihres Zweimasters aus dem Hafen von Benghasi. Immer wieder warfen sie besorgte Blicke zu den Piers, doch da tauchten vorläufig keine Soldaten des Uluch Ali auf, und auch aus den Reihen der dicht an dicht liegenden Segler löste sich kein Fahrzeug, um sie zu verfolgen. Vorläufig blieb alles ruhig.
Etwa zwei Meilen nördlich von Benghasi fanden sie die für ihre Zwecke geeignete Bucht und zögerten nicht, sie anzusteuern und dort vor Anker zu gehen. Inzwischen wehte es auch nicht mehr ganz so ruppig – jedenfalls nicht hier, im Schutz der Leeküste.
„Die Frage ist jetzt nur, wie wir Donegal befreien können“, sagte Sam Roskill, der neben Ben auf dem Achterdeck stand.
Al Conroy gesellte sich zu ihnen und sagte: „Hör mal, Sam, du und ich, wir sind doch dunkelhaarig und dunkeläugig.“
„Da erzählst du mir ganz was Neues“, brummte Sam.
„Wir sollten uns als Araber verkleiden. Dann können wir zum Palast von Uluch Ali schleichen, ohne daß uns jemand vorzeitig entlarvt.“
„Keine schlechte Idee“, meinte Ben. „Aber woher kriegen wir so schnell die passende Kleidung?“
„Ja, das möchte ich auch mal wissen“, sagte Sam.
Al lachte grimmig. „Die besorgen wir uns schon, und zwar im Hafen von Benghasi. Wenn wir jetzt mit unserem kleinen Beiboot dorthin zurückkehren, fällt das nicht weiter auf.“
Sie hielten noch eine Weile Kriegsrat, und auch Pete, Smoky, Bob und Will meldeten sich zu dem Unternehmen, schließlich aber überließ es Ben Brighton doch Sam und Al, die Sache in die Hand zu nehmen.
Kurze Zeit darauf trafen sie erneut im Hafen ein und sahen sich nach einer Möglichkeit um, sich passende Kleidung zu beschaffen. Sie stießen auf einen ambulanten Händler, der, voll bepackt mit Tüchern und Gürteln, schweren Schrittes am Kai entlangmarschierte und nach Kundschaft Ausschau hielt, und plötzlich grinste Al und stieß Sam mit dem Ellbogen an.
„Das ist unser Mann“, zischte er. „Los, nichts wie hin.“
Für nur eine Münze erstanden sie zwei Kaftans, die sie sich schleunigst überstülpten, und auch Kopftücher erhielten sie, die sie nach Art der Beduinen um ihre Köpfe wickelten. Einigermaßen gut getarnt verabschiedeten sie sich von dem Händler, der nicht aufhörte, sich tief vor ihnen zu verneigen, und begaben sich zu dem Palast von Uluch Ali, über dessen Lage Sam ja durch Hassan genau unterrichtet war.