Читать книгу Seewölfe Paket 12 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 13
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ОглавлениеAuch die übrigen Bewohner des Indianerdorfes, die Frauen, die Kinder und die Alten, schienen inzwischen begriffen zu haben, daß man im Interesse des allgemeinen Friedens bestrebt war, eine Einigung zu erzielen.
Neugierig rückten sie näher, um die weißen Männer mit den feuerspeienden Waffen zu bestaunen. Eine gewisse Furcht und Zurückhaltung war jedoch unverkennbar. Die Seewölfe mußten den Eingeborenen auf alle Fälle einen gehörigen Schrecken eingejagt haben.
Wenig später wurde Hasard, den man als Anführer der Weißen betrachtete, verarztet und zu der großen Feuerstelle vor der Malóca, dem großen Gemeinschaftshaus, geleitet.
Während einige Frauen sofort an die Arbeit gingen, um ein Essen zuzubereiten, begann das Palaver, an dem die Dorfältesten und der, Dolmetscher teilnahmen. Von der „Isabella“-Crew waren es Hasard und Ed Carberry, die sich mit verschränkten Beinen niedergelassen hatten, um einen Kompromiß mit den Indianern auszuhandeln.
Die übrigen Seewölfe waren ein Stück abseits mit Händen und Füßen ins Gespräch mit den Eingeborenen vertieft, jedoch nicht, ohne dabei die Augen offenzuhalten, denn ein gewisses Mißtrauen existierte nach wie vor auf beiden Seiten. Besonders Batuti, dessen Hautfarbe sich von jener der weißen Männer so sehr unterschied, schien ihr Interesse zu gelten.
„Ihr habt gestern Pulver von uns verlangt“, eröffnete Hasard die Unterredung. „Weil wir nicht verantworten konnten, euch diesen Wunsch zu erfüllen, habt ihr uns die roten Feuerameisen geschickt. Ihr habt Köder ausgelegt, damit sie auf unser Schiff gelangen konnten, um alle Vorräte zu fressen. Kennt ihr ein Mittel, um diese Ameisen zu vertreiben oder zu vernichten?“
Die braunen Männer nickten eifrig, und nach einem kurzen Wortaustausch in der kehligen Eingeborenensprache sagte der Dolmetscher mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit: „Pulver!“
Hasard stieß hörbar die Luft durch die Nase.
„Mein Gott, diesen Burschen muß aber wirklich viel an dem Zeug liegen“, sagte er auf Englisch zu Ed Carberry. Dann nickte er den Indianern zu. „Gut“, fuhr er auf Spanisch fort. „Ich werde euch ein Faß Pulver geben, wenn ihr dafür sorgt, daß die Ameisen von unserem Schiff verschwinden.“
Diese Worte mußten für die Indianer wohl eine gute Botschaft bedeuten, denn sofort begannen sie mit einem lebhaften Geschnatter, das sie mit freundlichem Kopfnicken unterstrichen. Trotz allem behagte die Sache Hasard gar nicht. Wenn die Kerle wirklich Schußwaffen hatten, dann würden sie damit nur Unheil anrichten.
Fast bereute Hasard schon dieses Versprechen, da schaltete sich Dan O’Flynn ein, der hinzugetreten war und die letzten Sätze der Unterredung gehört hatte.
„Du kannst den Burschen ruhig auch zwei Fässer Pulver versprechen, Sir“, sagte er und grinste. „Ich habe gerade die Musketen und Pistolen gesehen, die im Gemeinschaftshaus aufbewahrt werden. Damit kann niemand mehr einen Krieg gewinnen. Die Dinger funktionieren ganz gewiß nicht mehr, denn die Schlösser und Hähne sind total eingerostet und durch die feuchte Dschungelluft völlig verdorben.“
„Gut, Dan“, sagte Hasard und atmete innerlich auf, ohne das jedoch die Eingeborenen merken zu lassen.
Jetzt meldete sich der Dolmetscher, der offensichtlich recht stolz auf seine spanischen Sprachkenntnisse war, zu Wort.
„Wir sind einverstanden“, erklärte er. „Ein Faß Pulver, und wir sagen, wie Ameisen tot.“
Hasard vollführte eine erfreute Geste. Dann erwiderte er: „Noch ein Faß Pulver, wenn ihr uns helft, die Vorräte zu ersetzen, die durch die Ameisen zerstört worden sind.“
Die Mitteilung Dan O’Flynns hatte ihn großzügig werden lassen, obwohl er sich bewußt war, daß dieses Angebot im Hinblick auf die unbrauchbar gewordenen Waffen der Indianer nicht unbedingt seriösen kaufmännischen Gepflogenheiten entsprach. Gleichzeitig sagte er sich jedoch, daß die Burschen mit funktionsfähigen Waffen und dem dazugehörigen Pulver doch nur Probleme heraufbeschworen hätten. Er bereitete sich deshalb auch keine Gewissensbisse über sein Angebot und versprach gleichzeitig noch einige Werkzeuge sowie ein paar Beile und Messer.
Die Indianer brachen in ein wildes Freudengeheul aus. Wie der Dolmetscher sogleich übersetzte, war man mit diesem Angebot auch vollauf zufrieden. Die gute Stimmung war augenblicklich wiederhergestellt. Einer der Dorfältesten rief sofort den Frauen an der Feuerstelle einige Worte im Befehlston zu. Wahrscheinlich hatte er sie aufgefordert, sich mit dem Braten des Wasserschweins zu beeilen.
Trotz der erfreulichen Entwicklung der Verhandlungen vergaß der Profos der „Isabella“ nicht, ab und zu einen schrägen Blick zu den Frauen hinüberzuwerfen, die am Feuer hantierten.
„Und wenn ich auf einem wilden Wasserschwein zur ‚Isabella‘ zurückreiten muß“, bemerkte er entschlossen, „ich werde auf jeden Fall keinen Bananenbrei anrühren. Lieber lasse ich mich von des Teufels Großmutter zum Abendessen einladen.“
Derselbe Mann, der die Frauen zu größerer Eile aufgefordert hatte, wandte sich an einige seiner Stammesgenossen, die sich vorsichtig genähert hatten.
Offensichtlich erteilte er irgendwelche Befehle, denn unmittelbar danach sagte der Dolmetscher: „Wir werden euer Boot beladen. Es gibt viele Früchte und auch viel Fleisch. Wir haben getrockneten Fisch, Wasserschweine, entgiftete Maniokwurzeln und Bananen.“
Der Seewolf nickte zufrieden, und die Eingeborenen, die soeben ihre Anweisungen erhalten hatten, stoben in Windeseile auseinander, um die Nahrungsmittel herbeizuschaffen.
Hasard wies auf sein Hauptanliegen. „Wann werdet ihr uns zeigen, wie wir die Ameisen vernichten können?“
Der Wortführer wandte sich sofort an den Häuptling, einen alten Mann mit faltigem Körper und langem, ergrautem Haar.
Einige Sätze wurden ausgetauscht, dann sagte er: „Die Nacht ist nicht mehr weit. Wenn sie vorbei ist und die Sonne über dem Fluß steht, bringen wir Pflanzen, und Ameisen sind bald tot. Diese Worte sind Wahrheit. Wenn ihr wollt, werden zwei Männer von uns euch zum Schiff begleiten.“
Hasard begriff sofort. Man wollte zwei Männer als Pfand mitschicken, um zu zeigen, daß man seine Versprechungen auch einhalten würde.
Der Seewolf schüttelte den Kopf.
„Nicht nötig“, sagte er. „Ich glaube euch. Ich halte euch für Männer, die ihr Wort halten – wie auch ich mein Versprechen halten werde. Wenn ihr morgen in der Frühe erscheint und uns helft, die Ameisen zu vertreiben, dann werden wir euch das Pulver und die anderen Sachen übergeben.“
Diese Worte lösten abermals ein erregtes, aber sichtlich zufriedenes Gespräch unter den Eingeborenen aus. Sie nickten immer wieder eifrig, um ihr Einverständnis zu zeigen. Ein wenig schienen sie auch über das ungewohnte Vertrauen erstaunt zu sein, daß die fremden weißen Männer ihren Versprechungen entgegenbrachten.
Gleich darauf begann das Mahl. Große Stücke des gebratenen Wasserschweins wurden auf Pflanzenblätter gelegt und den Seewölfen gereicht. Bananenbrei war zur allergrößten Zufriedenheit des Profos’ nicht dabei. Somit hielten sich die Männer auch nicht zurück, ordentlich zuzugreifen.
Die Atmosphäre wirkte entspannt, und beide Seiten – die Indianer wie auch die Seewölfe – sammelten erneut die Erfahrung, daß Mißverständnisse nicht unbedingt mit Waffengewalt bereinigt werden müssen, sondern sich auch durch Gespräche beseitigen lassen – auch wenn es Gespräche mit „Händen und Füßen“ sind.
Noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit verließen die Seewölfe die Indianer, die zum Stamm der Tupinambá gehörten. Das Dorf, das die Eingeborenen „Icoraci“ nannten, lag nicht sehr weit vom Fluß entfernt, und die Männer stiegen schon bald in ihr vollbeladenes Boot.
Als sie die „Isabella“ erreicht hatten, vertäuten sie es so, daß die gefräßigen Insekten, die sich noch immer an Bord ihres Schiffes aufhielten, nicht an den neuen Proviant herankonnten.