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7.

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Die Wasserfässer die Hügel hinaufzuschaffen, war nicht gerade eine leichte Arbeit. Es waren insgesamt sechs, zwei kleinere aus Edelkastanie und vier große aus Eiche, und die großen Fässer konnte man nur rollen, nicht tragen. Jetzt, in der größten Mittagshitze, war es für die acht Männer, die der Seewolf für das Wasserholen eingeteilt hatte, eine unangenehme, schweißtreibende Aufgabe, und sie fluchten dementsprechend.

Big Old Shane und Batuti wuchteten die zwei kleinen Kastanienholzfässer auf den Schultern den Hang hoch. Luke Morgan, Bob Grey, Stenmark, Will Thorne, Matt Davies und Sam Roskill hatten alle Hände voll damit zu tun, die vier anderen Fässer voranzubringen.

Als die Sonne auf ihren höchsten Punkt gestiegen war, erreichten die Männer die Quelle am Saum des Urwalds und begannen, das frische Naß mit den mitgebrachten Kellen in die Fässer zu schöpfen.

„Verdammt noch mal“, sagte Luke Morgan. „Ich will ja nicht meutern, aber für diese Scheißarbeit hätte sich Hasard auch eine bessere Zeit aussuchen können.“

„Wann denn wohl?“ fragte Will Thorne. „Mir stinkt die Sache genauso wie dir, aber vergiß nicht, daß wir heute nachmittag auslaufen wollen. Je schneller und je weiter wir nach Norden kommen, desto besser ist es doch, oder?“

„Ja, das stimmt“, meinte Luke einlenkend. „Also los, sehen wir zu, daß wir es so rasch wie möglich hinter uns bringen.“

„Mir stinkt die ganze Insel“, sagte Bob Grey. „Hölle, ich fühl mich hier nicht wohl.“

„Das hast du heute schon mal gesagt. Jedenfalls hat Jeff das behauptet“, meinte Sam Roskill. „Hör lieber ganz auf mit dem Reden, es strengt ja doch viel zu sehr an.“

Matt Davies blickte sich immer wieder mißtrauisch um. „Es liegt was in der Luft. Wir kriegen hier noch ganz dicken Ärger, das schwöre ich euch.“

Shane, der den Trupp anführte, lachte. „Hört, hört! Wir haben schon einen Nachfolger für den alten Donegal, falls der mal abdankt. Matt, Kopf hoch, wir sind ja gleich fertig, und diesmal geht es mit den Fässern bergab.“

„Gott sei Dank“, brummte der Mann mit der Eisenhakenprothese. Er bückte sich mit seiner Kelle, ließ sie mit Wasser vollaufen, richtete sich wieder auf und entleerte sie in die obere Öffnung des einen Fasses.

„He“, sagte er plötzlich. „Was ist eigentlich aus den Indios geworden? Sie waren verschwunden wie der Blitz. Die führen doch wohl nichts gegen uns im Schilde?“

„Sie sind ins Dorf zurückgekehrt“, entgegnete Shane. „Sie wollen sich auf jeden Fall auf einen Angriff dieses verrückten Surkut vorbereiten. Hast du nicht gehört, was Tubuago, Ilana und dieser Kewridi Hasard erklärt haben, ehe wir das Dorf verließen?“

„Wie konnte ich?“ sagte Matt. „Ich war doch nicht mit dabei.“

„Oh, verflixt“, sagte der graubärtige Riese. „Jetzt gerate ich langsam auch schon ins Schleudern. Muß an der Hitze liegen. Also: Surkut ist der Häuptling der Nordinsel – ein fanatischer Kriegshetzer, der die Maracá-Indios allesamt unterwerfen und dann auch noch einen Zug zum Festland unternehmen will.“

„Das alles haben die Leute aus dem Dorf Hasard erzählt?“ fragte Stenmark verblüfft. „Ja, wie denn bloß?“

„Durch Gesten und Zeichnungen“, erwiderte Big Old Shane. „Tubuago, der Häuptling, der uns den ganzen Proviant geschenkt hat, scheint aber nicht ganz von der Angriffswut dieses Surkut überzeugt zu sein. In seinen Augen ist der Kerl wohl eher ein aufgeblasener Sack, den man bloß anzustechen braucht, damit er in sich zusammenfällt.“

„Achtung“, sagte Matt Davies plötzlich. „Da ist was – da, im Gebüsch!“

Sie fuhren herum und blickten in die Richtung, in die Matt mit dem Finger wies. Doch im nächsten Moment atmeten sie erleichtert auf, denn es war nur ein großer, fasanenähnlicher Vogel, der schwerfällig aus dem Dickicht aufstieg und sich zu einer der ausladenden Baumkronen emporarbeitete.

„Mann“, sagte Batuti. „Matt, du machst mir ganz verrückt mit dein komisches Gerede.“

Matt seufzte. „Es heißt ‚mich‘, und auch der Rest war nicht ganz richtig, aber du lernst es wohl nie, was?“

„Mister Davies“, sagte Shane betont scharf. „Ich muß feststellen, daß du heute ausgesprochen schlechte Laune hast. Halt mal ein bißchen die Luft an und mach die Schotten dicht, klar?“

„Aye, Sir“, gab Matt mit griesgrämiger Miene zurück.

Schweigend setzten sie ihr Werk fort. Erst Luke Morgan begann wieder zu sprechen, und zwar, als ein paar Minuten später wieder ein knackender Laut hinter ihnen im Unterholz des Urwald zu vernehmen war.

„Du brauchst dich nicht aufzuregen, Matt“, sagte er. „Das ist wieder so ein merkwürdiger Vogel – oder eine Riesenschlange, weiter nichts.“

„Ihr Himmelhunde wollt euch wohl alle mit mir anlegen, wie?“ Matt grinste verkniffen. „Na, wartet, an mir beißt ihr euch die Zähne aus. Ich bin nicht so hitzig und jähzornig wie andere Leute.“

Luke wollte sofort etwas darauf erwidern, weil die Bemerkung natürlich ihn betraf, aber jetzt geschah etwas Unerwartetes, Ungeheuerliches, so schnell, daß er nicht einmal ansatzweise zu einer Raktion gelangte.

Hinter seinem Rücken war plötzlich ein verdächtiges Surren, etwa so, als steure ein großes Insekt auf ihn zu. Ein Schlag traf Luke zwischen die Schulterblätter, und ein heißer Dorn schien sich durch seine Haut in sein Fleisch zu bohren.

Der Schmerz war eine tosende Woge, die in rasender Schnelligkeit durch seinen Körper raste und sein Bewußtsein ausschaltete.

„Luke, verdammt!“ schrie Matt Davies. Er sah den Mann neben sich zusammenbrechen, ließ die Schöpfkelle los, griff nach seiner Muskete, die im Gras lag, und wirbelte gleichzeitig herum.

Auch die sechs anderen Männer der „Isabella“ fuhren zum Busch herum und sahen die braunhäutigen Gestalten, die sich aus dem Dickicht aufrichteten und ihre Lanzen und Pfeile auf sie richteten.

Boragos kompletter Trupp war am Nordufer gelandet, und auf dem Marsch zum Dorf des Häuptlings Tubuago hatten sie die Stimmen der Weißen vernommen. Daraufhin hatte Borago beschlossen, zuerst an den verhaßten „Viracocha“ Rache zu üben. Diesmal hatte er mehr Männer hinter sich, diesmal würde er nicht zurückweichen. Er hatte sich vorgenommen, lieber zu sterben, als noch einmal eine Niederlage hinzunehmen.

„In Deckung!“ brüllte Big Old Shane, als jetzt ein ganzer Hagel von Pfeilen heranschwirrte.

Die Männer duckten sich hinter die Wasserfässer. Stenmark entging um Haaresbreite einem der Pfeile, der auf seine Brust gezielt gewesen war. Wütend hob auch er seine Muskete – und er hätte wie Matt Davies und die anderen mitten in die Horde der Indios hineingehalten, wenn Shane nicht geschrien hätte: „Über ihre Köpfe zielen – gebt Warnschüsse ab!“

Die Musketen krachten, aber die Eingeborenen zogen sich nicht zurück. Mit schrillen Rufen stürmten sie aus dem Dickicht. Ein paar Lanzen bohrten sich mit pochenden Lauten in die Wasserfässer, aus den entstandenen Löchern spritzte zischend das Naß.

„Feuer frei auf die Kerle!“ rief Big Old Shane.

Nur Sam Roskill und Will Thorne hatten ihre Flinten noch nicht benutzt. Jetzt drückten sie mit grimmigen Mienen ab – Sam mit einer Muskete, Will mit einem Tromblon, das auf diese kurze Entfernung die ideale Waffe gegen eine Übermacht von Feinden darstellte.

Sams Kugel traf nur einen Indio, der auch sofort mit einem gurgelnden Laut zusammenbrach. Wills Ladung aus dem Tromblon mit der trichterförmig erweiterten Mündung jedoch – sie bestand aus gehacktem Eisen, Blei und Glas – brachte vier oder fünf der braunen, grell bemalten Kerle zu Fall. Blutüberströmt blieben sie liegen.

„Pistolen ’raus!“ schrie Shane.

Sehr schnell hatten die Seewölfe ihre Steinschloß-, Radschloß- und Schnapphahnschloßpistolen gezückt und die Hähne gespannt, und genauso flink drückten sie wieder auf die Krieger Surkuts ab, die sich offensichtlich in keiner Weise einschüchtern ließen.

Wieder blieben einige Eingeborene auf der Strecke, aber die anderen stürmten weiter, schrien wie wahnsinnig und warfen sich auf die Männer der „Isabella“.

Unter normalen Bedingungen hätten die Indios jetzt doch die „Feuerrohre“ der weißen Männer respektiert. Aber Koka und Ebena taten ihre Wirkung und ließen nicht einmal einen Anflug von Furcht in ihnen entstehen.

Shane schätzte die Zahl derer, die jetzt noch auf seinen kleinen Trupp zusprangen, auf mindestens fünfzig. Dem ersten, der ihm zu Leibe rücken wollte, hieb er mit aller Kraft den Kolben seiner Radschloßpistole über den Kopf, den nächsten schickte er mit einem Fausthieb zu Boden. Aber die anderen drängten nach und schwangen ihre Speere und Messer gegen ihn, immer mehr, die Flut der Leiber schien nicht mehr abreißen zu wollen.

Da blieb keine Zeit, die Feuerwaffen nachzuladen und wieder damit auf die Angreifer abzudrücken. Im Nu tobte ein Handgemenge, das von den Indios derart wild und verwegen geführt wurde, daß die kleine Schar der Seewölfe unterzugehen drohte.

Matt Davies schützte den verletzten Luke Morgan mit seinem Körper. Er stand breitbeinig und leicht geduckt da und schwang sein Entermesser mit der gesunden Linken, während er mit seinem Eisenhaken, einer ebenfalls gefährliche Waffe, immer wieder nach den heulenden Kerlen schlug.

Batuti hatte zunächst seinen Bogen von der Schulter nehmen wollen, aber im Nahkampf konnte er damit doch nicht mehr viel ausrichten. Also zückte er seinen Morgenstern, sprang ein Stück zur Seite und schwang ihn hin und her, so, daß er der Meute der Gegner damit in die Flanke fiel, seine eigenen Kameraden jedoch nicht gefährden konnte.

Bob Grey, Stenmark, Will Thorne und Sam Roskill hatten jetzt auch ihre schweren Schiffshauer aus den Gurten gezogen und kämpften erbittert. Sie zogen alle Register, die ihnen zur Verfügung standen, doch sie mußten schnell erkennen, daß sie gegen die wie wahnsinnig um sich stechenden und schlagenden Indios auf verlorenem Posten standen.

Big Old Shane brachte sich mit ein paar heftigen Säbelhieben neben Matt Davies und schrie: „Rückzug zum Schiff! Matt, du läufst vor und alarmierst Hasard! Ich nehme Luke mit! Los, räumen wir das Feld, bevor es zu spät ist!“

Matt brachte sich mit einem Satz nach rechts.

„Arwenack!“ brüllte er, dann versuchte er, eine Bresche in die Traube der Leiber zu treiben, die sie niederzuwalzen drohte. Er sah dicht vor sich das verzerrte Gesicht eines bulligen Indios auftauchen, riß den Eisenhaken hoch und setzte sich zur Wehr, aber obwohl er den Kerl traf, konnte er dessen vorschnellendem Hartholzmesser doch nicht mehr ganz ausweichen. Siedendheiß lief es ihm über den linken Arm. Er fluchte, spürte, wie die Kraft aus seinem Arm wich, ließ das Entermesser aber doch noch auf seine Widersacher niedersausen. Dann hielt er sich zwei Krieger vom Leib, die von rechts auf ihn zurückten, indem er mit dem spitzgeschliffenen Haken nach ihnen hackte. Er hörte sie aufschreien, sah sie zurückprallen und hatte den Weg frei.

Er stürmte in Richtung Ankerbucht. Shane hatte unterdessen Luke Morgan vom Boden aufgehoben und ihn sich über die Schulter gelegt. Batuti hielt ihm den Rücken frei. Bob und der Schwede waren links und rechts neben ihm, um ihn ebenfalls zu schützen, während er Matt nacheilte. Will Thorne und Sam Roskill bildeten die Nachhut. Sie ließen die Wasserfässer und ihre leergeschossenen Musketen, die am Boden lagen, im Stich und trachteten, Abstand zwischen sich und die Indios zu bringen, doch diese gaben immer noch um keinen Deut nach – im Gegenteil, sie schienen jetzt noch mehr Energie darauf zu verwenden, die weißen Männer zu stoppen und niederzuschlagen.

Sam Roskill fühlte sich plötzlich zurückgerissen: Ein Indio klammerte sich an seinem Arm fest und versuchte, ihm den Schiffshauer zu entwinden. Ein anderer sprang vor, hob seinen Speer und schickte sich an, die Spitze in Sams Brust zu jagen.

Seewölfe Paket 12

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