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7.

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Roi Lodovisi, Corrado Prevost, Mario Zorzo und die fünf anderen Meuterer der „Novara“ hatten auf einem aus dem Wasser ragenden Teil der Korallenbänke eine kurze Verschnaufpause eingelegt, dann waren sie weitergeschwommen. Sie befanden sich jetzt auf der Landzunge und blickten zurück zu der Untergangsstelle der Galeone.

„Zur Hölle!“ stieß Lodovisi aus. „Sie sind nicht alle ersoffen. Seht doch das Boot! Sie sitzen darin und klammern sich daran fest, und gleich pullen sie zu uns herüber.“

„Wir bereiten ihnen einen gebührenden Empfang“, sagte Zorzo. „Unsere Schußwaffen sind zwar durch das Wasser unbrauchbar geworden, aber wir haben noch unsere Messer und Schiffshauer, mit denen wir sie erledigen können. He, täusche ich mich, oder sind da wirklich auch die Weiber mit in der Jolle?“

„Du irrst dich nicht“, entgegnete Prevost grinsend. „Die Frauenzimmer lassen wir natürlich am Leben, und dann bereiten wir uns den Spaß mit ihnen, den wir uns schon lange gönnen wollten.“

„Sie sind in der Überzahl“, sagte der Profos der „Novara“. „Und auch sie haben noch Degen, Säbel und Messer. Ich kann von hier aus den Capitano – diesen scheinheiligen Hundesohn –, Venturi und Gori erkennen. Insgesamt sind sie mehr als ein Dutzend Männer.“

Zorzos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Verdammt, soll das heißen, daß du vor denen kneifen willst?“

Lodovisi drehte sich langsam zu ihm um. Er war ein über sechs Fuß großer Mann mit schwarzem Vollbart, dunklen Augen und einer grobknochigen, kräftigen Statur, der Zorzo, den Kleineren, Schlankeren, um eine halbe Kopfeslänge überragte.

Lodovisi sah sein Gegenüber drohend an und sagte: „Diese Frage nimmst du am besten zurück, Mario. Ich kneife nicht, wenn gekämpft wird, ich habe nur etwas gegen Dinge, die von vornherein aussichtslos sind. Also?“

„Gut, gut, es war nicht so gemeint“, erwiderte Zorzo. Es hatte keinen Zweck, sich jetzt mit dem Profos herumzustreiten. Es war ratsam, sich einlenkend und diplomatisch zu verhalten. Gewisse „Kleinigkeiten“ konnten später immer noch geklärt werden – zum Beispiel, ob Lodovisi allein der Anführer der Bande bleiben sollte.

„Wir ziehen uns in den Busch zurück und versuchen, ihnen einen Hinterhalt zu legen“, sagte Roi Lodovisi. „Es ist gleich dunkel, und gerade dann dürfte es uns nicht schwerfallen. Vorwärts, wir wollen hier abhauen, ehe sie näher heran sind und uns hier sichten.“

Er wandte sich ab, schritt voran und führte seine nunmehr siebenköpfige Meute über ein schmales Stück Strand zu den zerklüfteten Felsen, die dem an der ganzen östlichen Küste entlang verlaufenden dichten Grüngürtel vorgelagert waren.

Die Männer verschwanden in einem schmalen Einschnitt, der als Hohlweg allmählich aufwärts in das Gebiet der schwarzen, morastigen Erde führte, auf der Baumfarne, Schlinggewächse, blütenbildende Büsche und Bromeliazeen wucherten.

Sie schlugen sich mit ihren Entermessern einen Weg und suchten nach einem höher gelegenen Punkt, von dem aus sie die Ankunft der Schiffbrüchigen der „Novara“ beobachten konnten.

Die Schleier der Abenddämmerung fielen rasch. Als das Beiboot der Galeone die Landzunge erreichte, herrschte fast kein Büchsenlicht mehr. Die Felsen und der Dschungel wurden für Sampiero und seine Begleiter zu einem grauen, unwirklichen Gebilde, das sich einer Mauer gleich vor ihnen erhob.

Sampiero und Venturi waren im Wasser geblieben, als die anderen Männer an Bord der Jolle geklettert waren. Sie hatten das Boot, das jetzt erheblichen Tiefgang hatte, mit größter Behutsamkeit an den Riffbarrieren vorbeigeführt. Erst dann, im Wasser zwischen den Korallenfelsen und dem Ufer, waren auch sie an Bord geklettert.

Sechzehn Männer und drei Frauen waren schon fast zu viele Leute für ein Boot dieser Größe. Es lag beinah bis zum Dollbord im Wasser und bewegte sich nur noch träge wie eine dicke Schildkröte voran. Doch gelang es den Männern, ihr Fahrzeug sicher bis ans Land zu bringen.

Erschöpft stiegen sie jetzt aus, halfen auch den Frauen an Land und befestigten die Jolle so zwischen ein paar flachen Uferfelsen, daß sie nicht abtreiben konnte.

Fosco Sampiero blickte sich aufmerksam nach allen Seiten um.

„Lodovisi und seine Kumpane dürften sich ins Innere der Insel zurückgezogen haben“, sagte er. „Gori, Sie haben doch noch gesehen, wie sie vom Riff zu dieser Landzunge geschwommen sind, nicht wahr?“

„Si, Signor Capitano, ja, das stimmt“, beeilte sich Gori zu versichern. „Wahrscheinlich verstecken sie sich jetzt irgendwo.“ Er wies zu der düsteren Masse aus Stein und Busch hinauf, in deren oberem Bereich sich die achtköpfige Bande derzeit tatsächlich vorankämpfte.

„Erst bei Morgengrauen können wir daran denken, sie zu verfolgen und zu stellen“, sagte der Kapitän. „Während der Nacht wäre es heller Wahnsinn, sich in das Dickicht zu wagen. Wir stellen Wachen auf und schlagen zwischen den Felsen ein Notlager auf, aber wir werden kein Feuer anzünden, denn wir wissen ja noch nicht, ob die Insel Martinique vielleicht bewohnt ist.“

Plötzlich peitschten im Nordwesten ein paar Pistolenschüsse, die trotz des aus Nordosten wehenden Passats deutlich zu vernehmen waren. Sampiero blickte zu seinen Männern.

Emilio Venturi, der Erste Offizier, der sich gerade um den Bootsmann Medola gekümmert hatte, schaute auf und sagte: „Diese letzte Frage dürfte hiermit wohl beantwortet sein, Signor Capitano.“

Lodovisi, Zorzo, Prevost und die fünf anderen Meuterer blieben zum selben Zeitpunkt mitten im Dschungel stehen, sahen sich untereinander an und überlegten, was die drei Pistolenschüsse wohl zu bedeuten hatten und wie sie sich verhalten sollten.

Der ehemalige Profos der „Novara“ grinste plötzlich.

„Hört zu“, sagte er leise. „Wo geschossen wird, sind Menschen, und diese Menschen haben wahrscheinlich nicht nur eine Handvoll Pistolen und Munition – vielleicht verfügen sie über ein ganzes Arsenal. Wir brauchen nur ein paar Schießeisen an uns zu bringen, dann können wir Sampiero und dem übrigen Gesindel einen Tanz liefern, der es in sich hat. Mit ein paar Pistolen und Musketen sind wir ihnen klar überlegen. Wir knallen sie ab wie die Hasen und schnappen uns ihre Weiber. Ha, das wird ein Spaß!“

„Roi“, sagte Corrado Prevost. „Wir müssen aber erst mal an die Waffen heran, und das ist gar nicht so einfach. Vielleicht sind es Spanier, die da geschossen haben. Ich könnte mir vorstellen, daß sie hier eine Festung oder so was Ähnliches haben. Angenommen, sie haben auf ein paar nackte Wilde gefeuert, die ihnen an den Hals wollten, dann werden sie auch uns einen heißen Empfang bereiten, sobald wir auftauchen.“

Lodovisi schüttelte den Kopf. „Die lieben Spanier und Portugiesen haben sich hier nie niedergelassen. Das weiß ich von Venturi, und der hat’s von Sampiero gehört. Keiner hat an dieser Insel Interesse, weil es hier zu viele Vulkane gibt.“

„Aber offenbar gibt’s doch Leute, die die Vulkane nicht fürchten“, erklärte Prevost. „Wer denn wohl?“

„Piraten“, sagte Zorzo.

„Und mit denen sollen wir uns ’rumschlagen?“ sagte ein anderer.

Lodovisi grinste immer noch. „Wer Angst hat, kann im Dschungel bleiben. Ich pirsche mich jedenfalls dorthin, wo die Schüsse gefallen sind, und sehe nach, was sich tun läßt. Die Waffen sind verdammt wichtig für uns, und ich bin bereit, dafür einiges zu riskieren. Kapiert?“

Er wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich um und stapfte weiter, wobei er mit seinem Entermesser nach links und rechts hieb, um Farne und Lianen zu beseitigen.

Zorzo, Prevost und die anderen schlossen sich ihm wieder ohne großes Zögern an. Sie sahen ein, daß er recht hatte. Musketen und Pistolen waren für sie so wichtig wie Trinkwasser und Nahrung. Da es bald stockfinster sein würde, hatten sie auch einige Aussichten, mit ihrem Unternehmen Erfolg zu haben. Die Nacht war ihr Verbündeter.

Seewölfe Paket 12

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