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Als der neue Tag anbrach, atmeten die Seewölfe auf, denn eine lange, qualvolle Nacht lag hinter ihnen. Sie würden das unaufhörliche Knistern und Knakken an Bord der „Isabella“ wohl bis zum Ende ihrer Tage nicht mehr vergessen.

Wie ihnen eine kurze Inspektion bewies, hatten sich die Feuerameisen in den Nachtstunden bemüht, auch noch die allerletzten Lebensmittelreste zu fressen. Nichts, was die Männer an Bord bisher versucht hatten, war geeignet gewesen, diese gefräßigen Biester zu vertreiben.

Hasard ertappte sich immer wieder dabei, daß er den Flußlauf hinaufblickte. Noch nie hatte er Indianer so sehnlich erwartet wie an diesem Tag. Obwohl sich von Zeit zu Zeit geringe Zweifel einstellten, war er dennoch davon überzeugt, daß die Eingeborenen, mit denen sie sich nach einer wilden Prügelei am gestrigen Spätnachmittag geeinigt hatten, ihr Wort halten würden.

Er hatte bisher nie den Fehler begangen, fremde Völker mit anderen Sitten und Gebräuchen als unzivilisierte Wilde anzusehen. Er behandelte sie, wo es ging, als Partner, und die Resultate gaben ihm immer wieder recht.

Die Seewölfe wurden auch diesmal nicht enttäuscht.

Die Sonne stand noch keine Stunde am Himmel, da tauchten zwei der langen, schmalen Boote der Indianer an der Flußbiegung auf und hielten auf die „Isabella“ zu.

„Na endlich“, sagte Ben Brighton, der neben Hasard auf dem Achterdeck stand, und seine Stimme klang erleichtert.

Der Profos, der gerade mit dem längst von seinem Landausflug zurückgekehrten Sir John auf der linken Schulter von der Kuhl zum Achterdeck aufenterte, blickte ebenfalls erwartungsvoll den Booten entgegen.

„Hoffentlich hilft das versprochene Zeug auch“, sagte er, „sonst fallen die Biester noch über uns her oder fressen gar noch unsere Lady.“

„Ich bin zuversichtlich“, erwiderte Hasard. „Wenn die Indianer es verstehen, diese Insekten auf eine so raffinierte Art und Weise auf unser Schiff zu locken, dann sollte es mich sehr wundern, wenn sie nicht auch ein wirksames Gegenmittel kennen. Lassen wir uns überraschen, Ed. Gleich werden sie hier sein.“

Wenig später hatten die beiden Boote, die mit je drei Indios besetzt waren, die „Isabella“ erreicht.

Nachdem die Eingeborenen an Bord geklettert waren, zeigte ihnen Hasard die beiden versprochenen Pulverfässer sowie einige Beile, Messer und andere Werkzeuge, die sie bereits auf der Kuhl bereitgelegt hatten.

Die braunen Männer nickten sehr zufrieden.

„Gut!“ sagte der Dolmetscher. Er umrundete neugierig die Fässer und wiederholte dabei immer wieder das spanische Wort für „gut“.

„Nun zu den Ameisen“, sagte Hasard und sah die Indianer erwartungsvoll an.

Der Wortführer nickte und winkte einen seiner Begleiter heran. Sofort begann dieser, aus zwei kleinen Körben, die sie mitgebracht hatten, halbgetrocknete Lianen auszupacken.

„Feuer“, sagte der Dolmetscher. „Viel Rauch, und Ameisen sind schnell tot.“ Die Seewölfe staunten über diese simple Methode. Ein ganz klein wenig Skepsis ließ sich aber nicht von der Hand weisen.

Ferris Tucker und der Kutscher holten sofort einige Messingbecken mit glühender Holzkohle, die sie bereits vorbereitet hatten, und augenblicklich begann man mit der Ausräucherung der gefährlichen Insekten.

Ed Carberry, der die ganze Zeremonie mit zweifelndem Gesichtsausdruck verfolgte, rümpfte bald die Nase.

„Jetzt ist unsere Lady nur noch ein verräucherter und stinkender Kasten“, stellte er fest. „Nicht einmal in der Hölle kann es so fürchterlich stinken und qualmen.“

Die übrigen Männer waren ganz seiner Meinung, aber gleichzeitig registrierten sie, daß wohl auch die lästigen und gefräßigen Ameisen nicht sonderlich von den dicken, schwarzen Rauchschwaden erbaut waren. Schon bald begannen sie nämlich, ihren Geist aufzugeben. Das Knistern wurde immer leiser, und es dauerte nicht lange, und auch die letzte Ameise rührte sich nicht mehr. Sie waren ausgerottet, und zwar absolut gründlich, wie die Crew mit Erstaunen und Erleichterung feststellte.

Als die Prozedur zu Ende war und Hasard sich davon überzeugt hatte, daß sie nur noch die toten Ameisen wegzufegen brauchten, erhielten die Indianer das versprochene Schießpulver sowie die Werkzeuge samt Beilen und Messern. Weil sie Wort gehalten hatten, brachte der Kutscher auf Geheiß Hasards noch einige Blöcke Steinsalz herbei, über das die kleinen Kerle mit den langen, blauschwarzen Haaren sofort gierig herfielen. Es schien ihnen noch wertvoller als das Pulver zu sein.

Die Männer konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie die Gesichter von Philip und Hasard, den Zwillingssöhnen des Seewolfs, sahen, die mit essigsaurer Miene und Augen, rund wie Ankerklüsen, den Heißhunger der Indianer auf Salz miterlebten.

Als dann noch Sir John über die Kuhl flatterte und etwas von „hinkenden Kanalratten“ und „triefäugigen Heringen“ krächzte, fühlten sie, daß „ihre“ Welt wieder in Ordnung war.

Wie es schien, hatten die Seewölfe neue Freunde gefunden.

Als die beiden Boote mit den winkenden Indianern hinter der Flußbiegung verschwunden waren, gab Philip Hasard Killigrew Befehl, den Anker zu hieven und die Segel zu setzen.

Dann nahm die „Isabella VIII.“ Fahrt auf, damit „der stinkende Kahn“, wie der Profos sich ausdrückte, „endlich mal wieder frische Luft holen“ konnte.

Bald lag der Urwaldfluß weit hinter ihnen. Nachdem der schlanke Rahsegler die Baja de Marajo verlassen und das offene Meer erreicht hatte, fiel er nach Backbord ab und ging, wie ursprünglich geplant, auf Nordwestkurs – dem nahen Äquator entgegen …

Seewölfe Paket 12

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